Expeditionsziel: Foggaras in Marokko (Qanat)
Reiseziel: Foggaras in Marokko
Erreichbarkeit: Leicht
Preis: fair, 1-2 Euro für die Besichtigung
Ich nenne es mal „Expeditionsziel“ auch wenn die Foggaras inzwischen eine touristische Attraktion sind und die Besichtigung relativ problemlos gegen einen kleinen Obolus möglich ist.
Diese Meisterwerke der antiken Bewässerungskunst sind auf der ganzen Welt verbreitet, aber nur selten sind sie so gut zu besichtigen wie in Marokko.
Voraussetzung für die Fahrt zu den Foggaras
Dieses Expeditionsziel im Süden von Marokko lässt sich auch mit einem gewöhnlichen Wohnmobil über Asphaltstraßen erreichen, Allradantrieb ist nicht erforderlich. Besondere Vorbereitungen bedarf es nicht, die Versorgung mit Treibstoff, Lebensmittel und Trinkwasser ist problemlos. Festes Schuhwerk und Taschenlampe sind nützlich.
Anfahrt zu den Foggaras in Marokko
Die touristisch erschlossenen Zugänge befinden sich entlang der Asphaltstraße von Erfoud nach Tinejdad etwa zwei Kilometer außerhalb von Jorf. Von Rissani lassen sich die Foggaras auch über eine Offroad-Strecke anfahren, die wir als kostenlosen Download zur Verfügung stellen, zum GPS-Track und Routenbeschreibung.
Auf dem Satellitenbild erkennt man Ketten von weißen Punkten.
Foggaras sind eine besondere Form der Oasenbewässerung, man findet sie in der Sahara, auf der arabischen Halbinsel sowie in den asiatischen Wüsten, insbesondere in Iran, wo sie erstmals vor rund 2500 Jahren gebaut wurden (dort Kanat oder Qanat genannt).
Foggara kann man mit „unterirdischer Stollen“ übersetzen. In Marokko werden die Bewässerungsstollen auch Rhetara, Khettara, Hattaras oder Käris genannt.
Die Funktion der Foggaras:
Üblicherweise musste für die Bewässerung einer Oase ein Brunnen zur wasserführenden Schicht gegraben und das Wasser mühevoll nach oben gezogen werden.
Nur ein kleiner Teil des Wassers wurde als Trinkwasser gebraucht, der große Teil wurde für die Bewässerung der Felder eingesetzt.
Obwohl man für diese Arbeiten teilweise Ochsen und Esel nutzte, waren doch auch viele Sklaven damit beschäftigt und viel Arbeitszeit gebunden.
Die Erfindung der Bewässerung mittels Foggaras war daher eine enorme Arbeitszeiteinsparung und der Schlüssel für Reichtum in den Oasen.
Dort, wo das Gelände und die wasserführende Schicht eine leichte Neigung hatten, grub man oberhalb einen Schacht, im Abstand von 10-15 Metern einen weiteren Schacht und verband diese mit einem Stollen. So entstand ein unterirdischer Kanal, der das Wasser in die Oase leitete. Die Kanäle sind bis zu 70 Metern tief und haben durchaus eine Länge von 30 bis 40 Kilometern, in Einzelfällen auch darüber hinaus.
Geschichte der Foggaras
Das Know-How der Bewässerungstechnik breitete sich von Iran über die Handelsrouten, allen voran die Seidenstraße, aus. Mit den Handelskarawanen gelang das Wissen über Ägypten bis nach Marokko, wo man im Tafilalt auf die gleiche Weise Oasen bewässerte. Hier kann man auch durch die Stollen gehen und einen Eindruck der Dimension bekommen.
Die Foggaras in Marokko wurden vor etwa 300 Jahren von Sklaven angelegt, sie sind also im Vergleich zu den über 2000 Jahre alten in Iran relativ neu.
Ein Bautrupp bestand in der Regel aus vier Sklaven, die im Schnitt vier Meter pro Tag den Stollen vorantrieben. Hunderte von Sklaven waren für den Foggarabau über Jahre eingesetzt.
Der Erdaushub wurde mit Ledersäcken zu den Schächten transportiert, dort nach oben gezogen und rund um den Schachtausgang angehäuft. Dies gab den Foggaras ihre markante Form, die besonders aus der Luft zur Geltung kommt und den Vergleich mit überdimensionalen Maulwurfshügeln erklärt.
Die Baukunst
Die Baukunst lag darin, den Stollen mit einem gleichmäßigen hangabwärts gerichteten Gefälle zu bauen, um das Abfließen des Wasser zu gewährleisten. Das Gefälle durfte aber nicht zu groß sein, damit das Wasser keine zu hohe Geschwindigkeit erreicht und die unbefestigten Stollenwände erodiert. In kürzeren Foggaras schwankt das Gefälle zwischen 1:1000 und 1:1500; in längeren Foggaras ist es nahezu horizontal.
Damit sauberes Trinkwasser die Oase erreichte, mussten die Stollen regelmäßig gereinigt werden. Insbesondere mussten sie von Schlamm und Sand befreit werden. Auch dies war Arbeit der Sklaven. Um den Schmutzeintrag gering zu halten, waren die Schächte in Gebieten mit starken Sandverwehungen und im Siedlungsbereich mit Brettern und heute mit Eisenplatten abgedeckt.
In vielen Gebieten der Erde haben mittlerweile Motorpumpen den Grundwasserspiegel soweit abgesenkt, dass die Foggaras kein Wasser mehr führen und nicht mehr genutzt werden können.
Einen interessanten Bericht zu Foggaras bzw. Qanats liest du hier: http://www.uni-kiel.de/unizeit
Buchtipp:
In dem Reiseführer zu Marokko von Erika Därr finden sich weitere nützliche Tipps und Reiseanregungen für eine Wohnmobiltour in das Land des Maghreb. Mehr Infos zum Buch: Marokko-Reiseführer
Wir haben einige Foggaras in den Iranischen Wüstengegenden gesehen und uns gewundert, was das ist. Danke für die schlüssige Aufklärung und beste Grüße aus dem Iran!