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Zufällig hinter die Fichte geführt worden

wir haben einen neuen Standort, stehen jetzt in einem großen Waldgebiet auf rund 2.000 m Höhe auf einer einsamen Lichtung. Ein paar Kilometer weiter gibt es eine Quelle mit frischem, klarem Wasser.
Die Temperaturen sind angenehm, morgens müssen wir einmal heizen, weil es nachts auf 5° runter geht. Tagsüber lässt es sich gut leben und spazieren gehen.

Der Ortswechsel nach etwas mehr als 7 Wochen in unserem Wüstental tut uns gut, neue Spazierwege, Vogelgezwitscher, nachts der Kautz und sogar ein Fuchs kam gleich am ersten Tag in der Dämmerung vorbei.

Der Ortswechsel ergab sich durch einen Zufall, den wir nur geringfügig optimieren mussten.

Wir hatten vor etwa 4 Wochen ein Fährticket für den 13. Mai bei der GNV gekauft. Der Preis war mit 480,- Euro für die Strecke Tanger – Genua mit LKW und 2 Bett-Außenkabine sehr günstig. Von der Dt. Botschaft hatten wir eine Art Empfehlungsschreiben auf Arabisch und Französisch, mit der Bitte an die Polizei, uns zum Hafen fahren zu lassen. Eigentlich ist zudem eine Genehmigung des Paschas und des Gouverneurs erforderlich. Diese Genehmigung gibt es aber erst 72 Stunden vor Ablegen der Fähre.
Unsere Strecke war klar: Raus aus der Wüste, an Er Rich vorbei nach Midelt, durch die Zedernwälder bei Azrou und in Meknes auf die Autobahn nach Rabat und weiter nach Tanger.

In Er Rich meinte der Polizist am Checkpoint, dass es uns nicht erlaubt sei, in die Stadt zu fahren und beim Pascha eine Genehmigung zu erbitten. Wir lassen uns nicht abwimmeln. Der Polizist telefoniert. Ergebnis: Keine Chance auf ein Gespräch mit dem Pascha. Die Diskussion wird, na sagen wir mal ernster, von beiden Seiten. Der Polizist telefoniert und zwei Minuten später bringt ein Mannschaftswagen 6 weitere Polizisten. Zwei Stunden ernste Diskussion, mit dem Ergebnis, dass der Polizist mit den meisten Streifen auf der Schulterklappe meint, wir sollen ohne Erlaubnis des Pascha fahren, es würde wahrscheinlich keine Kontrolle stattfinden. Er ziert sich noch kurz, als ich ihm einen Zettel und Stift reiche, auf dem er kurz seinen Dienstgrad, seine Telefonnummer und seinen Namen schreiben soll, falls Kollegen an einem Checkpoint Fragen haben, die ich nicht beantworten kann.
Freundliches Verabschieden, alle sind froh, dass die Situation vernünftig geklärt werden konnte.

Und er hatte recht. Wir passieren auf den 250 Kilometern 7 Kontrollen. Ich fahre jedes Mal im Schritttempo heran, halte in der Hand Pässe und vier Zettel und werde jedes Mal ohne einen Blick auf die Papiere einfach durchgewinkt. Kurz vor Azrou erfahren wir, dass die Fähre storniert worden ist.
Damit ist der Reisegrund hinfällig und es gilt das generelle Reiseverbot. Uns bleibt leider nichts anderes übrig, als die Reise an Ort und Stelle abzubrechen und uns wieder in Selbstisolation zu begeben. Zum Glück erfahren wir von der Stornierung an der Stelle, wo wir auch einen guten, einsamen Platz im Wald kennen.
Hier könnte man es auch den Sommer über aushalten.

Wann eine Fähre nach Europa gehen wird, ist ungewiss. Im Mai wahrscheinlich nicht mehr, obwohl die Deutsche Botschaft an einer Lösung für die rund 1.000 hier festsitzenden Deutschen Wohnmobilisten arbeitet.

Zu dem widerlichen Geschäftsgebaren der GNV schreibe ich auch noch etwas, sobald eine Lösung für die Wohnmobilisten gefunden ist, will da jetzt nicht reingrätschen.

Ich bin mir jetzt nicht mehr ganz sicher, Blackout wie bei Kohl und wie bei Fischer damals vor dem Untersuchungsausschuss, es kann sein, dass ich  von der Stornierung schon vorher wusste, es verdrängt habe und es mir erst bei der Fahrt durch den Zedernwald wieder eingefallen ist. Manchmal ist Vergesslichkeit auch ganz gut.

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

This article has 13 comments

  1. Markus Walter

    Hallo ihr Zwei,

    man kann ja mal was vergessen… 😉

    Würde jetzt auch lieber im Zedernwald stehen, anstatt das Getriebe unseres HZJ zu reparieren…

    LG Heike und Markus

  2. Thomas Korb

    Schöne Grüße nach Marokko,

    ich habe von Verwandten aus Marokko gehört das die Belgier dabei sind mehrere Fährüberfahrten (von Ceuta?!) aus zu organisieren.
    Vielleicht ist das eine Möglichkeit?
    Viele Grüße aus Hamburg
    Thomas Korb

    • Markus Meier

      Moin,
      meine Geschichte ist fast identisch..Fähre für den 9.5. Reisebewilligung habe ich in tagounite bekommen,,72 Std vorher,,also los,bis midelt zu einem marokkanischen Freund.Von dort GNV endlich über Umwege erreicht..umgebucht auf den 1.6…. na gut denke ich ,bleibe ich halt die drei Wochen dort,da kenne ich die Leute ,habe mir einen Platz außerhalb gesucht. nachts kamn dann die Gendarmerie Royal,, nächsten Tag der Dorfsheriff, nachmittags der Provinzgouverneur…also ich konnte mit ihm reden ;-))
      war aber nicht erfreulich…ich muss die Provinz verlassen,ihm egal wohin..als sie dann meinem Freund Gefängnis angedroht haben,bin ich los.
      nach boulemane,kleine Straße, halt Kontrolle..lange Diskussion,na gut , innerhalb der nächsten 30 km gut…da nach 2 Tagen der caid der nächsten Stadt..s.o. ich müsse in die Stadt..WG. Sicherheit..gut dahin ,1 Tag,caid..ich muss die Provinz verlassen..mit Polizei Eskorte da raus,ich hab mich entschlossen zurück zu fahren nach tagounite…ich denke ,weiter im Norden wird es nicht besser…
      alles gute!
      Gruß Markus

  3. Egmar

    paßt auf: momentan müssen in Europa alle allmählich aufmachen, um eine riesige Bankrottwelle zu verhindern (die eh schon läuft, das hat bloß noch kaum einer gemerkt).
    Das wird zwangsläufig zu einer zweiten Infektionswelle führen.
    Erst mit dem Ende der bayerischen Schulferien kommt da wieder gesichert ein Deckel drauf (wenn nicht schon vorher mit Gewalt).
    Daher würde ich davon abraten, Gedanken zu verschwenden an eine Ankunft in Europa vor Mitte September.

    Einziges Risiko:
    falls Euch der Virus in Afrika erwischen sollte, habt Ihr keinerlei ausreichende medizinische Versorgung, außer man kann den Patienten ausfliegen. Aber mit einer richtigen MedEvac (Herkules, Transall – mit Platz für Geräte), bei einer Challenger wie vom Bundeskanzleramt wäre mir unwohl. EuropAssistance könnte was haben, ADAC äußerst fraglich.
    Am Besten über ein deutsches Konsulat anleiern, dort gibt es meistens einen Militärattachee, wir haben uns seinerzeit für den Mount Kenya einen Hubschrauber mitsamt Transall geklaut… (ich rieche heute noch die Leberkässemmeln)

    Alles Gute

    Egmar

  4. Hans-Joachim Kamp

    Mal was anderes:
    Müssen Kommentare eigentlich immer mit Wort-Staccato und (für Dritte) rätselhaften Anmerkungen
    (Leberkässemmeln???) verfasst werden?
    Warum können diejenigen, die meinen, was sagen zu müssen, eigentlich nicht in verständlichem
    und lesbaren Deutsch schreiben. Soll das irgendwie cool und lässig sein?
    Burkhard kann es doch auch.

    • Felix

      Hallo Hans-Joachim,
      das Wort Leberkässemmeln kommt aus dem Stammesgebiet der Bayern. Dieses Land liegt oberhalb von Italien und links neben Österreich.
      Leberkässemmeln ist die Mehrzahl von Leberkässemmel. Bis heute wird das Wort Leberkässemmel in der dort unter den Eingeborenen weit verbreiteten Landessprache, dem Bayerisch, noch genauso im täglichen Sprachgebrauch benutzt.

      Eine ausführliche Erklärung für Leberkäs findet sich unter
      https://de.wikipedia.org/wiki/Fleischk%C3%A4se
      Informationen zur Semmel findet man hier.
      https://de.wiktionary.org/wiki/Semmel

      Die Bayern sind ein lustiges Völkchen. Vom Norden und vom Westen ist die Einreise zur Zeit uneingeschränkt möglich. Bei der Einreise vom Osten und Süden sollte man sich tagesaktuell über die örtlichen Gegebenheiten informieren.

      Eine Visapflicht besteht nicht.

      Wem man es schon mal bis nach Bayern geschafft hat, dann sollte man unbedingt weiter in das nördlich angrenzende Franken fahren. Das ist auch ein lustiges Völkchen. Der Humor dort ist aber etwas subtiler.

      Gute Reise
      Felix

    • Andreas

      Lieber Hans -Joachim,
      Regionalität ist etwas Identitätsstiftendes und dazu gehört auch Mal ein „Fremdwort“ in sofern man das so nennen kann. Gut, ich komme aus einem Anreinerstaat des Verfassers und habe keine Probleme dies zu verstehen. Aber ehrlich: Ist das so schwer? Das ist Fremdwort light. Niemand erwartet, dass ein „Breschtling“ oder „a Grumbier“ (nein, kein Getränk) verstanden wird.
      Ich weiß aber auch, was Mett ist, eine Schrippe kenne ich und dass in Berlin ein „Berliner“ ein „Pfannkuchen“ ist, dass durfte ich auch schon kapieren. Das gehört zum Leben dazu und bereichert es. Wenn ich in meiner Heimatregion Hochdeutsch reden müsste, wurde ich mir vorkommen, wie ein Zugereister…
      Wenn alle gleich sind, macht das keinen Spaß, da kann ich auch daheim bleiben. Mich hat so etwas immer angespornt: Wow, cool, neues Wort! Und man sieht doch, dass man trotz eines gemeinsamen Kulturkanons durchaus verschieden ist! Herausforderungen bilden. Deshalb reist man. Oder sie kommen zu einem. So, wie das hier.

      In der Hoffnung, dass die Hürde der „Semmel“ gemeistert wird…

      Andreas

      PS: Und aus meiner Sicht: Ein „Fleischkäsebrötchen mit ein wenig Senf“ hört sich sowas von scheiße an, dass ich denjenigen, der es sagt, persönlich aus dem Laden werfen würde um dieses Wortgeschwür nicht ertragen zu müssen. Dann doch lieber einen LKW mit ABS, oder zumindest ein „Leberkäsweckle mit a bissle Senf“

      • Hans-Joachim Kamp

        Lieber Andreas,

        zunächst einmal herzlichen Dank für Deine freundliche Erläuterung regional- bzw. landestypischer Gerichte. Leider haben wir hier ein wenig aneinander vorbei argumentiert.
        Nicht die „Leberkässemmel“ als solche war der Stein des Anstoßes, sondern die ruckhafte und
        zusammenhanglose Aneinanderreihung von Satzbrocken. Beispiel gefällig?
        – Mount Kenya – Hubschrauber – Transall – Leberkässemmel – klauen. – Häh???
        Siehst Du da einen Zusammenhang?
        Ich meine halt nur, wenn jemand seine Reise- und/oder Survivalerfahrung in einem größeren
        Leserkreis zum Besten gibt, sollte er dies auch in verständlichem und lesbaren Deutsch tun.
        Dies ist letztendlich auch eine Sache der Höflichkeit gegenüber den Lesern.
        Wobei das nicht heißt, das man dies nicht auch in origineller oder pointierter Form tun kann.
        Wenn man es kann.

        Also – nix für ungut …

        Jochen

        P.S. Der Begriff: Leberkässemmel war mir durchaus geläufig, auch wenn ich kein Bayer bin.
        So blöd sind die Rheinländer nun auch wieder nicht.

        • Andreas

          Lieber Jochen,

          danke für deine wirklich nette Antwort. Nein, für doof halte ich den Rheinländer keinesfalls, sondern eher für geseelig bis gut gelaunt.
          Ich bi tatsächlich ob der Schreibweise davon ausgegeangen, dass dich das Wort an sich irritiert…danke für die sachliche Aufklärung!

          Die durchaus eliptische Schreibweise des Beitragserstellers ist mir im Nachhinein aufgefallen – aber nicht während des Lesens. Ich habe einen Beruf, indem ich diese Zusammenhänge ncoh viel krasser herstellen muss.(Facepalm).
          Deine Kritik ist durchaus berechtigt…

          Viele Grüße
          Andreas

  5. Berthold

    Das macht ihr prima, Kompliment!

  6. Andreas

    Liebe Sabine, lieber Burkhardt,

    macht es euch doch dort in eurem kleinen Paradies gemütlich. In D wird langsam alles hochgefahren und es wird sicher nur eine Frage der Zeit sein, bis uns die zweite Infektionswelle zwingt zu Hause zu bleiben. Diese wird derzeit auf Herbst prognostiziert, aber das ändert sich stündlich. Gefühlt gibt es nichts, was ihr verpassen könntet.
    Auf den Artikel über die GNV freue ich mich: Bei unserer Buchung der Rückfahrt von Marokko (Tanger Med- Genua) riet man uns, erst vor Ort eine Kabine zu buchen. Wir hatten für die Option der Buchung etwas Aufgeld zahlen müssen – für „bevorzugte Behandlung“ . An Bord dann nur Chaos und das Ergebnis für die Buchung einer verfügbaren Kabine noch etwas extra löhnen zu müssen, sonst sei nur ab Barcelona bis Genua eine frei…für 2864 Euro. Also Pullmannsitz mit Klimaanlagenausströmer und drei entsetzliche Nächte mit Jacken, Deck, Schlafsack weil am Platz nur 8-10 Grad herrschten. Verschissene Toiletten und kein Papier, mies gelauntes Personal und ein alter Kutter. Wenn es Alternativen gäbe…aber der Markt scheint diese Bedingungen zu akzeptieren. Nächstes Mal fahre ich bis Spanien…

    Viele Grüße und haltet durch!

    Andreas

  7. uwe

    hallo burkhard,
    es wird keine zweite welle geben! alle viren-epidemien der vergangenheit sind nach heftigem auftritt in sich zusammengefallen. ich weiß nicht, was diese panikmache noch soll, bin froh, dass endlich lockerungen eintreten und jeder etwas mehr selbst das risiko für sich in die hand nehmen kann/soll/muss …
    wenns euch nicht zu heiss und langweilig wird, bleibt noch etwas im schönen marokko, wenn ihr das enkelchen mal wieder sehen wollt, dann kommt (in ein paar wochen) völlig problemlos nach deutschland zurück, ich hoffe – auch für euch – dass diese ganze plage dann vorüber und die neue vergangenheit eine lehre für die zukunft ist!
    alles gute wünsch‘ ich euch

  8. Norbert

    Liebe Sabine, lieber Burkhard
    Euer Platz sieht grossartig aus. Wenn die Quelle auch im heissen Sommer noch Wasser liefert ist das doch so etwas wie ein Lotto-Sechser – nur dass ihr wusstet, wie ihr diesen findet.
    Deborah (meine Partnerin) meinte, sie wolle dann dort ein paar Jahre bleiben … 😉

    Lasst es euch gut gehen, geniesst es in diesem Zedernwald so lange es für euch passt – und ggf. für die behördlichen Vertreter
    Liebe Grüsse, Norbert

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