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Die Pistenkuh unterwegs auf anspruchsvollen Pisten in Marokko.
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Jetzt offiziell in der Wüste

Wir sind entdeckt.

Gestern sah ich einen Mopedfahrer auf der Piste, die etwa 1,5 km von unserem Platz entfernt verläuft. Das zweite Fahrzeug innerhalb von 10 Tagen.
3 Stunden später kamen zwei Herren im Anzug mit einem Pkw zielstrebig auf uns zu gefahren. Kurzer Small-Talk, ob bei uns alles okay sei, ob wir eine Panne hätten. Sehr freundlicher Umgangston. Mit dem Handy fotografiert er unser Auto und Nummernschild.
Noch keine zwei Minuten und die beiden Herren verabschiedeten sich.
2 Stunden später bekamen wir Besuch von einer Delegation bestehend aus Militärvertreter, Polizei und einem Herrn im Anzug. Passkontrolle, alles sehr freundlich und korrekt. Sprachführer war der Herr des Militärs in sehr gutem Englisch.
Zunächst wollte man uns nicht glauben, dass wir seit der Reisebeschränkung hier stehen (eigentlich sogar drei Tage länger, weil wir die Ausgangssperre befürchteten und uns im Vorfeld zu diesem Platz bewegten. Der Polizist telefoniert und meinte dann, wenn wir uns bewegt hätten, wären wir bei einem Checkpoint aufgefallen, aber wir seien nirgends registriert. Von daher sei es wohl so, dass wir seit 10 Tagen in diesem Talkessel stehen.
Man offerierte uns zwei Möglichkeiten: Entweder ins Hotel nach Errachidia oder ins Hotel nach Midelt.
Unser Vorschlag, uns einfach hier stehen zu lassen war nicht akzeptabel. Wir müssen ins Hotel und dort im Zimmer bleiben. Für uns nicht akzeptabel. Aber sie verstehen meine Argumente. Ich ihre auch. Wir brauchen eine andere Lösung.
Es wird telefoniert. Ergebnis von einer Stufe höher: Wir müssen ins Hotel.
Eine halbe Stunde später werden sie langsam weich. Der Corona-Verdacht ist ausgeräumt. Unser großer Vorteil ist, dass wir seit 6 Wochen in Marokko sind und nicht aus Europa sondern aus Mauretanien einreisten.

Plötzlich und unerwartet, nach knapp einer Stunde, die Wende: Wir können in unserem Talkessel bleiben.
Mehr noch, wir bekommen einen Passierschein, um in Er-Rich einzukaufen und an einer Tankstelle Wasser zu bunkern. Zum Schluss möchte der Herr des Militärs meine Telefonnummer, um per Whatsapp zu kommunizieren.
Am Abend bekommen wir eine Nachricht, dass, sollten wir irgendetwas brauchen, er einen Fahrer schickt, der uns das bringt.
Seitdem bekommen wir jeden Morgen eine SMS mit der Frage, ob es uns gut geht, ob wir etwas brauchen oder wünschen und eine Entschuldigung für die unangenehme Situation der Reisebeschränkung.

Wir lieben Marokko

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

This article has 15 comments

  1. Christian Wilhelm

    Hallo zusammen
    Spannende Wendung 🙂 Wir wünschen Euch alles Gute – passt auf Euch auf!
    Liebe Grüsse
    Christian

  2. Susanne

    Schön von Euch das Erlebnis zu lesen und schön, dass Ihr gesehen wurdet, wer Ihr seid.
    Dazu fällt mir das Sprichwort ein: wie man in den Wald hereinruft…so schallt es heraus.
    Alles ist in Resonanz.
    L.G. Susanne

  3. Andreas Berger

    Das ist ja wunderbar, besser kann es ja nicht laufen. Wir wünschen Euch eine schöne Zeit und bleibt gesund.

    Grüße aus den Elsass von Cathie und Andreas

  4. Chrissi und Manfred Gasteiger

    Hallo ihr 2, wir freuen uns total für euch, dass ihr auf eurem Plätzchen bleiben könnt. Wir sind beide große Marokko Fans und „verfolgen“ euch seit einiger Zeit. Wir machen momentan „Trockentaining“ in unserem MAN. Alles Gute und liebe Grüße aus Österreich senden euch Manfred und Chrissi

  5. René

    Ich schaue die Tage immer mal „virtuell“ nach euch. Facebook quasi …
    Eure Entscheidung hatte mir einigen Respekt abgewonnen.

    Um so mehr freut mich der aktuelle Beitrag für euch – so geht Gastfreundschaft. Auch in diesen Zeiten!
    Bleibt gesund! Liebe Grüße, René

  6. Gernot Neumeyer

    Nach gezählten sechsundzwanzig Aufenthalten in Marokko überrascht mich dieser Artikel nicht wirklich. Es gab immer noch einen zweiten ‚Weg‘, wenn es nicht sofort funktionierte. Auch ohne ‚Bakschisch‘. Bleibt gelassen, gesund und genießt die Sonne. Inschallah

  7. Petrec

    Hey, ihr zwei…und hier wird wieder sehr deutlich, AUTARK hat nur sehr bedingt etwa zu tun mit der technischen Highendausstattung des Geräts!…egal ob ein zwei oder …Ersatzräder Ihr seid nicht nur Autark, ihr seid Autonom…chapeau!
    Born free,
    Petrec

  8. René

    Wir sind auch in Marokko nähe Guelmin. Heute nach 2 Wochen kamen sie auch zu uns. Genau gleich wie bei euch, die ganze Truppe. Sie wollten uns weg schicken auf den Camping. Da sagte ich, dass die Polizei ja alle geschlossen hätte. Dann waren sie etwas verlegen und nun können wir auch bleiben.

  9. Markus Walter

    Hallo Ihr Zwei,

    schön zu hören, daß eure selbstgewählte Diaspora akzeptiert wird. Gute Zeit Euch.
    LG von Heike und Markus

  10. Rainer Lange

    Hallo, das war ja ein toller Bericht! Toll dass Ihr das durchgehalten habt und dann diese Wendung.
    Bleibt gesund!
    Rainer

  11. Peter Lenzen

    ….ihr habt wohl gerade den schönsten und besten Quarantäneort der Welt…

    Beste Grüße PIT & Natascha

  12. Stefan Britz

    Hallo Ihr beiden

    Wir haben gerade jetzt wo wir alle so viel Zeit haben ein bisschen auf eurer Webseite gelesen. Wir stehen nun seit 2 Wochen in Andalusien am Cabo Gata in einem schönen Tal zwischen „Bergen“ ca. 15km abseits vom nächsten Ort und harren dort der Dinge.
    Wir freuen uns für Euch dass Ihr in Marokko so fair behandelt werdet und dort hoffentlich so lange bleiben könnt wie Ihr wollt. Bisher haben wir hier auch nur gute Erfahrungen gemacht. Bleibt Gesund und alles Gute. Stefan und Juliane

  13. Kirstin

    Hallo,
    was für eine gute Erfahrung und ein schöner Bericht. Vielen Dank dafür!
    Stay safe!!!
    Kirstin

  14. Jürgen

    Hallo ihr beiden.
    Auch wir sind entdeckt. Stehen seit 4 Wochen am Lac Rose, ca. 20 km Nord von Dakar. Diskussion mit der Obrigkeit gab es bisher gar nicht, dafür auch hier Annehmlichkeiten wie Süßwasserbrunnen und
    jeden Morgen frisches Brot vom freundlichen Senegalesen. Klar, die Grenzen sind zu, sowohl nach Norden als auch nach Süden, aber eine entschleunigte Reise ist eine angenehme Erfahrung nach all den Jahren auf Achse.
    Wir lieben Senegal

  15. Chrsitoph

    Na das ist doch schön zu lesen.
    Anscheinend sind die Menschen im Ausland Kompromissbereiter als mancher bei uns.
    In Deutschland würden die einen hundert Pro irgendwohin schicken, sie es mit Militärkonvoi abholen… Autarkie, das geht ja garnicht…
    Und während man hierzulande schon von den Nachbarn bei der Polizei angeschwärzt wird, wenn man sich beim Gassigehen mit 2 anderen Hundebesitzern unterhält, solltet ihr euren Aufenthalt genießen.

    Ich bin mal gespannt ob ich den Tag noch erlebe an dem wieder Normalität einkehrt.

    Grüße,
    Christoph

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