Kosten eines Expeditionsmobils
Wie hoch sind die Kosten eines Expeditionsmobils? Eine Frage, die man fast so oft gestellt bekommt wie die Frage nach dem Verbrauch oder ob man geerbt hat. „Was kostet der denn?“, oft schwingt im Tonfall die Verachtung mit, die wohl daher rührt, das der Fragesteller weiß, dass die Kosten außerhalb seines Budgets liegen und er mich für blöd hält, soviel Geld für soviel Unsinn auszugeben. Auf Höflichkeit wie eine Begrüßung wird gleich ganz verzichtet, sondern gleich: „Was kostet der?“
Meine Antwort ist dann: „Der kostet Zeit, Geld und Nerven, im Moment kostet er Nerven.“
Manchmal bin ich freundlicher und sage: „Das weiß ich nicht genau, das zahlen alles die Erben, ich sage nur, was ich haben will.“
Ist der Unwissende nett, hat das Gespräch mit einer Begrüßung begonnen, erkläre ich ihm kurz das Problem, dass der Preis keine Aussage hat, wenn man nicht weiß, welche technischen Komponenten im Fahrzeug verbaut sind und wie edel der Möbelbau ausgeführt wurde. Die Einsicht, dass seine Frage nicht die cleverste war, folgt meist, wenn ich nach dem Preis von seinem Haus frage, mit Möbel und allem was dazu gehört.
Und dann gibt es auch jene, die sich mit der Materie beschäftigt haben, die Caravan-Messen besuchten, die schon Vorstellungen von ihrem „Traummobil“ haben und wissen, dass der Betrag sechsstellig wird. In dieser Gruppe der Interessenten habe ich noch nie erlebt, dass die erste Frage dem Preis gilt. Es beginnt eher mit Reiseziele, Vor- und Nachteile verschiedener Komponenten, vertrauenswürdige Lieferanten und dann vielleicht auch mal die Frage nach dem Preis. Und in dieser Gesprächsatmosphäre, frei von Neid und Protz, ist es kein Problem über Budgets und Kosten zu sprechen.
Bevor ich mit der Kostenaufstellung beginne, noch zwei Anmerkungen vorweg:
Die eingebauten Produkte und Lieferanten sind für UNSER Projekt passend, das heißt nicht, dass sie die Besten oder die mit dem günstigsten Preis-Leistungs-Verhältnis sind. Für DEIN Projekt wirst du sicher andere Entscheidungen treffen (müssen). Heißt, ich möchte ungern Diskussionen führen wie: „Warum habt ihr Produkt A gewählt, Produkt B ist doch viel besser.“
Die angebenen Preise sind Bruttopreise, also inkl. Mehrwertsteuer. Es sind die Preise, die ich gezahlt habe, bzw. die Preise, die normalerweise gezahlt werden. In unseren Offroad-Tourenbüchern arbeiten wir mit Firmen zusammen, die uns seit Jahren mit Anzeigen unterstützen. Natürlich kaufe ich jetzt auch bei den Partnern ein, auch wenn es die Produkte eventuell bei anderen Lieferanten etwas günstiger gibt. Heißt, ich möchte keine Diskussionen wie: „Das hättet ihr aber bei Firma A billiger bekommen.“
Kurz: Ich möchte nicht über jede Schraube diskutieren und mich nicht für jeden Euro rechtfertigen.
Die Tabelle der Kosten eines Expeditionsmobils wird kontinuierlich ergänzt. Ich hoffe, dass der Zähler des Gesamtbetrages irgendwann zwischen 150.000,- und 200.000,- € stehen bleibt.
Aktueller Stand: 04.12.2024
Die Kosten eines Expeditionsfahrzeuges im Einzelnen, alle Preise sind Bruttopreise inklusive 19% Umsatzsteuer.
Kosten des Fahrgestell:
Mercedes 1124AF, 240 PS, 3,40 m Radstand, Single-Kabine, 6-Gang-Getriebe, schnelle Achsen 43:10, Baujahr 1997, 22.430 km | 26.500,00 € |
4 x 10.00V-20 Sprengringfelge 8 Loch ET120 neu | 2.076,60 € |
5 x 365/85R20 Michelin XZL 164G gebraucht ~80% Profil, DOT 2018/2019 | 4.670,75 € |
4 x Tyranring, 32 x Zusammenbaumutter M20 SW30, Montage, Transport etc. | 738,00 € |
Gesamtkosten Fahrgestell | 33.051,20 € |
Kosten der Wohnkabine
Wohnbox
Kosten der Elektrik:
Victron Energy Orion-Tr Spannungswandler – 24/12-Volt 20 Ampere 240-Watt | 45,52 € |
Victron Energy 1200VA 24-Volt 230V AC Reiner Sinus Wechselrichter | 303,00 € |
Victron Energy Blue Smart IP22 24-Volt 16 Ampere 230V, Batterieladegerät | 183,10 € |
Victron Energy SmartSolar MPPT 100V 30 Amp 12/24-Volt Solar Laderegler | 94,35 € |
Gesamtkosten Elektrik | 625,97 € |
Wasser
Heizung
Warmwasser Dieselheizung 5KW: Autoterm Flow 5D 24V Diesel | 660,00 € |
Gesamtkosten Heizung | 660,00 € |
Möbel
Sonstiges
Kosten eines Expeditionsmobil
Fahrgestell | 33.051,20 € |
Elektrik | 625,97 € |
Heizung | 660,00 € |
Gesamtkosten | 34.271,32 € |
Hallo Burkhard,
Vielen Dank für diese Einsichten, um dir meiner Meinung nach viel zu oft ein Geheimnis gemacht wird.
Wie wohl viele Expeditionsmobilbauer habe auch ich die Kosten anfangs völlig unterschätzt.
Aber ist Deine Kalkulation nicht etwas stark verkürzt? Ich würde z.B. zur Elektrik auch die Kabel, Sicherungen, Verteiler, Solarkomponenten oder Akkus rechnen. Aber eventuell ordnest Du das ja unter einer anderen Überschrift ein, oder fügst es später hinzu.
Was den Kohl aber am Ende so überraschend fett macht sind die 1000 Kleinigkeiten die man gar nicht auf dem Schirm hat. Verbinder, Anschlüsse, Schalter, Relais, Befestigungen, Leuchten, Steuerungen, Sensoren, usw., usw.
Meine Fausformel:
Jede Baugruppe: Strom, Heizung/Wasser, Möbel, Fenster, kostet ca. 10.000€. Tanks ud Staukisten 5.000€
Und dazu kommt noch das Basisfahrzeug und die Wohnkabine.
Hallo Burkhard, schon die Einführung der Ankündigung deiner Aufstellung zu lesen ist ein Genuß.
Irgendwie kennt das ja jeder der ein Reisemobil oder Weltreisemobil sich anschafft. Die Kommentare im Freundeskreis und Familie sind fast immer gleich. (Alle Globetrotter mit einem Reisemobil müssen „Geldsäcke“ sein. Ein herablassender oder abfälliger Kommentar ist keine Seltenheit.
Ich hab mich ja auch vor geraumer Zeit bei dir erkundigt wie ihr das macht und wo ihr wohl ungefähr monetär rauskommt. War für mich total hilfreich. Und so verstehe ich auch deine Kostenaufstellung.
Weiterhin gutes gelingen!
Hallo Burkhard,
ich finde es richtig interessant, wenn du den aktuellen Stand der Kosten für dein persönliches Expeditionsmobil abbildest!
Wir haben unseren „Laster“ in 2013-2014 aufgebaut und langsam muss das eine oder andere ersetzt werden…Die Preise hatten da aber für manche Teilen noch ein ganz anderes Niveau.
Wenn ich mir dann den Kabinenaufbau im Explorer Magazin (https://www.youtube.com/watch?v=Pbl_fIoDkhc) anschaut, juckt es mich schon gewaltig noch mal was neues in meinem Alter zu wagen 😉
Zu deinen oben genannten „Fragestellern“ kann ich noch einen Beitrag leisten:
Die meisten Gesprächen bei uns beginnen mit: Was braucht der denn?
Ich frage dann immer zurück, was für ein Auto hast du denn? Ah, du fährst einen Golf, der wiegt 1,5 Tonnen und du brauchst 6Liter….Ok, dann brauchst du 4l/t. Ich brauche so im Schnitt 2,7l/t.
Dabei betone ich immer die 100km und am Schluss die Einheit „Tonne“. Meist schaue ich in etwas verdutze Augen…..weil sie die Rechnung nicht verstehen.
Es kommt halt immer auf den Blickwinkel an 🙂
In diesem Sinne, wünsche ich dir ein gutes Gelingen deines „Altersfahrzeuges“ und ein paar schöne und warme Tage im Süden….Bin auf die Fortsetzung gespannt.
Hallo Burkhard,
vielen Dank für das Teilen Deiner Gedanken und Fakten zum Projekt Pistenkuh 3.0!
Wir sind auch mitten ‚im Bau‘ und ich erlaube mir Deinen Vergleich mit den Kosten für das Haus mit Möbeln und allem Drum & Dran zu vergleichen and an ‚Fragende‘ als Antwort zu geben.
Ja, jeder der baut hat eigene Bedürfnisse, Reisebegehren und finanzielle Möglichkeiten – die entsprechenden Diskussionen sind meist effektiv müssig.
Ich wünsche Sabine & Dir möglichste einen nervenschonenden Prozess (ok, das ist vielleicht Wunschdenken) und dass alles was Ihr verbauen wollt auch verfügbar ist.
Hey, die Kosten für Solarzellen, Halterungen usw fehlen glaub ich noch und auf ein vollwertiges Ersatzrad (=5 Felgen) würde ich ebenfalls nicht verzichten wollen. Falls ein Reifenschaden an einer blöden Stelle passiert, Nachts oder bei schlechtem Wetter will man ja vermutlich erst mal rasch weiter.
Den 5. Reifen werde ich noch besorgen, wenn der Reserveradhalter gebaut wird. Aber kein komplettes Rad, sondern nur die Karkasse. Inzwischen wechsele ich den Reifen schneller als andere das Rad.
Ich bin mal gespannt, ob du auch die ganzen Seitenweisen „Kleinmaterialien“ und „Nebenkosten“ aufführst. Darin findet sich nämlich meistens die Differenz von den geplanten zu den tatsächlichen Kosten. Hier mal ne Rolle Abklebeband, da mal 300km durch die Republik um irgendwas ab zu holen, dort n Sägeblatt, da n paar Schrauben und Muttern, n bisschen Dichtmasse hier, ein Pinsel dort…
Das hat bei mir damals beim Bau fast 50% ausgemacht, wobei ich die vorher eingeplant hatte und so sauber in der Kalkulation geblieben bin.
Viele kalkulieren aber nach dem Motto „ah, ne Standheizungs kostet komplett 600€“ und wenn sie die dann kaufen wollen, kostet sie schon 630€ weil sich der Preis geändert hat, dann kommen da 10€ Versand drauf, dann brauchen sie ne längere Spritleitung die mit Versand wieder 15€ kostet, dann fehlt n Topfbohrer der wieder 30€ kostet, dann fällt ihnen ein sie brauchen noch n Y Stück, 2 Luftausströmer und n paar Klammern und die nächsten 30€ sind weg, dann fehlt ihnen das Anschlusskabel mit Sicherung und zack, wieder 10€ weg… Dann ist der Tankentnehmer zu kurz, brauchen sie auch nen längeren. Dann fällt ihnen ein sie brauchen noch n Abdeckblech, das muss festgeschraubt werden, ggfls. abgeholt werden, dabei bricht beim Festschrauben der Bohrer ab, usw. usf. Und auf einmal kostet die Heizung dann nicht mehr 600€ wie gedacht sondern 900€ bis sie im Fahrzeug ist und heizt…
Da bin ich mal gespannt, wie detailliert ihr berichtet.
Ja die wahrscheinlich meist gestellte Frage was der kostet kenne ich auch…..
Wenn man die notwendige Zeit, das technische Verständnis hat und genügend Recherche für Bezugsquellen und Preise aufwendet muß solch ein Projekt nicht unbedingt exorbitant teuer sein. Mein Projekt wird im mittleren 5 stelligen Bereich bleiben wobei ich die Stunden nicht rechne. Nicht ausschließlich für den Bau gekaufte Werkzeuge rechne ich auch nicht.
Miete für die Halle, Transportkosten aber schon.
Ausserdem sehe ich es nicht als Urlaubsgefährt sondern kurz- und mittelfristig als Wohnort, Büro und mobiles Hotel bei der Arbeit.
Udo
Ich glaube du gehst da etwas zu hart ins Gericht mit den Fragestellern.
Ich stelle die Frage nur wenn mich der Ausbau anspricht, ich mich für ihn interessiere, ich davon ausgehe dass hier selbst einiges gemacht wurde und um so ein Gefühl dafür zu bekommen was den möglich ist.
Und die zweite Frage ist wie viel und was ist selbst gemacht.
Die dritte in wie vielen Sunden cirka.
Ein Fahrzeug das irgent wie völlig Geschleckt und Steril ausschaut und noch schön groß wo ein Logo drauf hat, da brauch ich nicht Fragen da kann ich auf die Hompage auch gehen. So ein Fahrzeug ist was für Leute die Cluburlaub machen würden wenn sie nicht (zu) viel Geld hätten.