Offroad in Sibirien – Am (im) Zilim
Offroad in Sibirien ist das Synonym für Matsch, Schlamm und tiefe Furten.
Wir probieren eine Strecke im südlichen Uralgebirge aus, eine Mischung aus atemberaubend schöner Fluss-Landschaft und hartem Offroad durch bodenlosen Morast. Hier die Highlights in dokumentierten Bildern.
Wer in abgelegenen Gebieten der Erde unterwegs ist und dann auch noch die Hauptstrecken verlassen möchte, kennt das Problem: Es gibt keine Informationen. Die Recherche zu schönen Landschaften und wie man sie mit einem Allrad-Fahrzeug erkunden kann, nimmt einen großen Teil der Vorbereitungszeit in Anspruch. Hat man eine Strecke entdeckt, die Durchführung der „Expedition“ geplant, stellt man vor Ort oft fest, es ist alles ganz anders.
4×4-Action am Zilim
Unser Ziel ist der Zilim-Fluss im Uralgebirge, aufmerksam geworden sind wir durch Bilder, die den Mambet-Rock zeigen, eine majestätische Felswand in endloser Waldlandschaft.
Wir verlassen den Asphalt und fahren eine gut planierte Schotterstraße bergauf und bergab durch Birkenwälder.
Am Zilim angekommen die Enttäuschung, die Regenfälle der beiden letzten Tage machen ein Befahren unmöglich. Zumindest nicht flussaufwärts. Eigentlich sollte man es jetzt auch lassen. Ich weiß nicht, was uns immer reitet, Klugheit aus Erfahrung jedenfalls nicht.
Die Idee: Wir suchen eine Zufahrt am Oberlauf und folgen dem Fluss abwärts. Klingt blöd, ist es auch.
Auf der Militärkarte ist ein Weg durch den Wald eingezeichnet, 20 Kilometer zurück auf der Schotterpiste.
Oh Gott, der Weg ist total aufgeweicht und schon steckt der Steyr im Morast fest. Halb so wild, ich reduziere erstmal den Reifendruck. Der Reifen muss weicher als der Boden sein, dann klappt das und so ist es auch.
Grob geschätzt müssen wir etwa 30 Kilometer auf diesem „Weg“ zurücklegen. Die Furchen werden tiefer, der Morast bodenloser, aber noch ist die Stimmung an Bord gut.
Der Weg führt ins Tal. Leider kommt auf dem folgenden Bild die Steilheit des Abhangs nicht zur Geltung, es sieht aus wie ein Waldweg, ist es aber nicht: In der Untersetzung, dem Crawler-Gang, will ich den matschigen Hang nach unten fahren. Doch ich habe sowohl das Gefälle als auch die Haftung völlig unterschätzt. Die Räder blockieren, der Steyr rutscht, egal ob ich bremse, den Crawler oder den 1. Gang nehme, er rutscht. Zum Glück wird er nicht schneller. Wir rutschen in Schritttempo in den Furchen, geführt wie auf Schienen ins Tal. Mir ist heiß.
Sabine fragt: „Kommen wir hier auch wieder hoch?“ „Wahrscheinlich nicht.“ „Hauptsache wir sind nicht umgekippt.“
Unten im Tal wird es schlimmer, alle Sperren sind eingelegt und wir haben nur dann eine Chance, wenn der Karren in Bewegung bleibt.
Hinter einer Kurve ist Schluss. Ein steckengebliebener UAZ blockiert die Piste.
Vom Fahrer keine Spur, der Wagen steckt schon länger. Beim Versuch ihn zu umfahren, rutschen wir seitlich in den bodenlosen Morast. Ich schaufle, leite Wasser ab, hole Steine und zerre Baumstämme herbei. Moskitos nerven und vor allem Zecken saugen sich an mir fest.
Ich könnte heulen.
Der erste Versuch scheitert, der zweite ebenso. Mehr Steine, mehr Holz. Noch mehr Luft aus den Reifen. Lass den Reifen jetzt bloß auf der Felge bleiben. Es klappt. Es sind noch drei Kilometer bis zum Fluss und auf dem Stück bleiben wir noch zweimal stecken.
Zum Glück kleinere Aktionen.
Im letzten Licht erreichen wir den Fluss. Keine Ahnung wie es morgen weiter geht, zurück jedenfalls nicht.
Am folgenden Tag fahren wir den Fluss abwärts und treffen nach etwa 3 Kilometern auf ein Holzfällercamp. Mit Händen, Füßen und Zeichenblock klappt die Verständigung ganz gut.
Er wundert sich, dass wir hier auftauchen, die Waldstrecke gilt nach den Regenfällen als nicht passierbar. Ihm gehört der UAZ, der im Loch feststeckt. In drei Tagen ist der Boden abgetrocknet und er meint, er könne ihn dann einfach so aus dem Loch heraus fahren. Wahrscheinlich hat er recht.
Um von hier weg zu kommen, gibt es zwei Möglichkeiten:
– Durch den Wald zurück
– Den Fluss etwa 30 km hinunter fahren
Eine dieser Kröten müssen wir schlucken, wobei die Kröte „durch den Wald zurück“ eine Nummer zu groß ist.
Also den Fluss hinunter.
Meine Frage nach den Wasserständen bei den Furten beantwortet er, indem er mit der flachen Hand an seinen Hals zeigt. Für dieses Jahr wären wir die ersten, die die Flussstrecke nach der Schneeschmelze befahren. Das ist kein Argument es nicht zu tun, einer muss ja den Anfang machen. Dann mal los.
Offroad in Sibirien
Da hat er sich aber gewaltig getäuscht, die Furten sind nur knietief. Der Untergrund besteht aus Steinen und relativ festem Kies. Traktion ist zumindest nicht das Problem.
Wir fahren in einer einmalig schönen Landschaft. In vielen Bögen windet sich der Zilim langsam das Tal hinab.
Traumhafte Übernachtungsplätze finden sich alle 500 Meter. Eigentlich müsste man sich für diese 30 Kilometer mit ihren 14 Furten mehrere Tage Zeit nehmen.
Aber am Horizont ziehen dunkle Wolken auf, wir befürchten weitere Regenfälle und damit ein Anschwellen des Wasserstandes. Wir gehören eher zu den ängstlichen Reisenden und möchten das Flussbett verlassen haben, bevor die Regenmassen nieder gehen.
Mit jedem Zufluss werden die Furten tiefer. Die vorletzte Furt hat es dann in sich. Durch die Trübung des Wassers kann ich den Grund nicht erkennen. Meine Sicht reicht etwa 50-60 Zentimeter. Zum Durchgehen, was ich immer rate und dringend empfehle, ist mir das Wasser zu kalt. Also hinein und durch.
Am Ende war es wohl die Furt, bei der das Wasser bis zum Hals reicht, zumindest bei mir, Sabine wäre abgesoffen.
Wir sind wieder raus aus dem Fluss, nutzen wieder Brücken. Jetzt werden wir uns einen schönen Platz am Wasser suchen und die mit Schlamm verkrusteten Klamotten waschen.
Das nächste Abenteuer wartet im Altai-Gebirge. Sabine hat eine schöne Strecke recherchiert. Mir zittern schon die Knie.
Auf unserer DVD Offroad Fahrtraining zeigen wir die Techniken mit denen man sein Expeditionsmobil sicher im Gelände bewegt.
Flüsse furten ist ein großes Kapitel auf der Know-How DVD.
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Hallo Sabine, Hallo Burkhard,
wirklich eine sagenhaft schöne „Flussstrecke“.
Für uns wäre das unmöglich gewesen: unser Landy wäre davongeschwommen …
Wir verfolgen sehr gespannt eure Russland-Mongolei-Reise, zumal diese Länder auf unserer Wunschliste stehen.
Viel Spaß und viel Glück weiterhin.
Liebe Grüße,
Ingrid und Christian
Hallo Sabine, Hallo Burkhard,
mit großem Interesse verfolge ich seit längerem Eure Info´s und Reisen. Bin selbst dabei,
ein Fernreisemobil zu planen. (… intensive stundenlange Recherche seit mehr als 2 Jahren, Messen, Anbieter, … jetzt geht´s langsam in die heiße Phase)
Auch hier wieder klasse Bilder und prägnanten Text!
Angsichts dieser aktuellen „Erfahrungen“:
Doch eine Winde einplanen, Beadlockfelgen (wie ich sie schon am Jeep habe) und trotz großem Aufwand (Sicherheit) Ketten aufziehen? … oder übertrieben. Euch weiterhin
viele interessante Eindrücke und immer genügend Luft unterm Differential 🙂
Freue mich auf eine Antwort!
Beste Grüße Michael
Leute, das ist ja wohl der Oberkracher. Man spürt ja fast die Anspannung. Hut ab.
Ich wünsche euch weiterhin alles Gute und gutes Gelingen.
Die Bilder sind traumhaft schön. Da sieht man erst wie schön die Welt doch eigentlich ist, oder?
Gruß
Christoph
Also wer Offroad durch Sibirien fährt, den würde ICH jetzt nicht unbedingt als „ängstlichen Reisenden“ bezeichnen! 😉
Toller, spannender Bericht, ganz vielen Dank!!
respect, I am your adventure for some time, you are really great explorer! we are on the road to Mongolia, maybe we’ll meet for an expedition together!
Ein spannender Bericht mit tollen Fotos- scheint herausfordernd gewesen zu sein. Da würde ich gerne mit unserem Iveco hin 😉
Lg aus Tirol
Chris
Mein Gott,es ist fabelhaft schön diese gegend. Ich komme leider mit meinem T4 California nicht dahin.
Bleibe wahrscheinlich ewig nur eure zuschauer. Ihr macht wirklich super spannende reisen und Ihr schreibt sehr schone Reiseberichte. Vielen dank und alles gute.
Ibrahim
Moin ihr 2,
mit Spannung verfolgen wir Eure Reise, die immer weiteres Fernweh produziert. Besonders diese Strecke am, im Fluss ist ein Traum, auch wenn nicht alles bequem war. Spannnder Bericht.
Wir sind momentan mit dem Landy unterwegs, planen aber auch mit einem Steyer unterwegs zu sein. Und Juchhe, eben kam der Postbote und brachte die bestellte CD, Eure Planungs CD für Expeditionsfahrzeuge.
Bin schon megagespannt auf die 70 Minuten.
Viele Grüße aus dem sonnigen Norddeutschland
Kirsten
Hallo Sabine und Burkhard,
Danke für die tollen Bilder und Berichte. Ja, Watttiefe ist durch nichts zu ersetzen. Wir haben damals im Ural diese Schlammpisten eher vermieden. Mit unserem Pickup wäre dies manchmal einfach nicht machbar gewesen. Und wenn man mal einen 6×6 Ural Truck dort gesehen, weiß man warum in Russland solche Fahrzeuge gebraucht werden. Schöne Zeit noch in der Mongolei. Diese weckt viele Erinnerungen in uns und bringt durch Euch sicherlich viele neue Eindrücke wo wir noch nicht waren.
Beste Grüße
Michael
Hallo Sabine, hallo Burkhard,….
Danke für die beeindruckenden Berichte, wow, eine tolle Gegend, Rubrik „Traumreise“
Hoffentlich bringt ihr eine DVD über diese Reise,… ist hiermit vorbestellt.
Ob wir uns das je trauen weiß ich noch nicht. Wir haben uns jedenfalls infizieren lassen, grins.
Ein 90-16 ist seit einigen Tagen in Wilgersdorf in Arbeit,,. Planzeit 2-3 Jahre Eigenbau.
Liebe Grüße Guido und Claudia
In 4 Jahren will ich da auch sein!