V.A.E – Wir lernen Geduld
Die Fähre brachte uns nachts über den persischen Golf von der Hafenstadt Bandar Abbas in Iran nach Sharjah in die Vereinigten Arabischen Emirate.
Die See war ruhig und wir konnten die Nacht in unserem Auto verbringen, so verging die Zeit wie im Schlaf. Leider legte die Fähre mit zwei Stunden Verspätung abends um 23 Uhr in Iran ab und so erreichten wir die Emirate auch erst gegen 9 Uhr morgens.
„Now go quickly“
Unser Agent indischer Abstammung erwartete uns bereits am Anleger und verbreitete gleich Hektik. „Go quick to Police and come back quickly. Then go quickly to office for stamp on left, then pay quick in other office and go for other stamp in other office on right site. Then go for paper in other office in other building and for other stamp for car, but for this you need money. So go quickly to ATM. And don’t forget paper for gate. You get it in the building on right site. And now make quickly, you don’t have much time.“
Doch schnell geht hier gar nichts, der arabische Polizist lässt uns nicht zum Abfertigungsgebäude fahren. Unser Agent redet auf den Polizisten ein, doch dieser zuckt nur die Schultern.
„Wenn ihr nicht quickly eure Stempel bekommt, steht ihr hier vier Tage fest. Um zwölf Uhr ist Schicht, dann beginnt ein viertägiger Nationalfeiertag an dem nicht gearbeitet wird“, klärt uns der Agent auf.
„Only five minutes wait“
Ich spreche selbst noch einmal mit dem Polizisten, doch der antwortet: „Only five minutes wait.“ Daraus werden 25 Minuten bis wir dem Polizeiwagen und dem Bus, der die anderen Passagiere abholt, zur Abfertigung folgen können. Ich schaffe es, dass unsere Pässe als erstes gestempelt werden, doch wir dürfen den Raum nicht verlassen. Erst wenn alle ihren Einreisestempel im Pass haben, soll der ganze Trupp zum Zoll. Dass wir gegenüber den Anderen den Nachteil haben, ein Auto durch den Zoll zu bringen, interessiert niemanden. Auch unser Agent redet mit den Grenzbeamten, doch die Antwort ist die gleiche wie vorher beim Polizisten: „Only five minutes wait.“ Daraus werden fast zwei Stunden. Unser Agent bemüht sich redlich, besorgt schon alle Papiere, redet immer wieder auf den Grenzer ein, doch die Antwort ist immer gleich: „Only five minutes wait.“
„Your Problem“
Innerhalb von drei Stunden schaffen wir es nicht, einen Stempel in den Pass und einen ins Carnet zu bekommen. Viertel vor zwölf werden die Schalter geschlossen und die Tür verriegelt. „Und jetzt?“ „Your problem!“
„Es gibt zwei Möglichkeiten“, eröffnet uns der Agent, „entweder ihr lasst das Auto hier stehen und geht in der Stadt in ein Hotel oder ihr bleibt die vier Tage bei eurem Auto im Hafen.“
Wir entscheiden uns für die letztere Option und suchen einen schönen Platz an der Kaimauer.
30 Meter entfernt gibt es öffentliche Toiletten, die täglich von einem Inder gereinigt werden und absolut sauber sind. Auf der anderen Seite, keine 10 Meter entfernt betreibt ein Inder einen Duty-Free Shop, in dem die Flasche Johnny Walker nur 12 Dollar-US kostet.
Wir beobachten Containerschiffe beim Löschen ihrer Ladung, ich schmiere den Steyr ab und erledige kleine Reparaturen, Sabine backt Brot und wäscht Wäsche und so vergeht die Zeit.
Und abends genießen wir den Sundowner auf unserer Terrasse.
„How you find the Emirates?“
Nach vier Tagen geht der Abfertigungsprozess weiter. Eine halbe Stunde später ist alles erledigt und ein Polizist fragt mich allen Ernstes, wie mir die Emirate gefallen.
„Sorry, ihr lasst uns vier Tage im Hafen stehen, weil ihr es in drei Stunden nicht hinbekommt, zwei Stempel auf ein Blatt Papier zu hauen und du fragst mich jetzt, wie es mir gefällt. Die Antwort würde dir nicht gefallen, daher frag mich am besten gar nicht.“
„Kommt, setzt euch.“ Ein indischer Polizist mit wenig Abzeichen auf der Schulter muss Kaffee und Datteln bringen und der arabische Polizist meint: „Ihr müsst euch über die Polizei beschweren, ihr könnt das online machen, dazu gibt es eine eigene Seite im Internet.“
„Wir sind Reisende und wollen keinen Ärger veranstalten. Wenn es uns nicht passt, können wir ja ausreisen. Nur habe ich von den Emiraten mehr Professionalität erwartet, jede afrikanische Republik bekommt das besser hin.“ „Deswegen müsst ihr euch beschweren, wir können nur besser werden, wenn es Beschwerden, Vorschläge und Rückmeldungen gibt.“
Es hört sich an, als käme er gerade aus einer KVP* Schulung.
Der Kaffee ist ausgetrunken und der Schlagbaum in die Vereinigten Arabischen Emirate öffnet sich.
*) KVP = Kontinuierlicher Verbesserungsprozess im Zuge der Zertifizierung von Unternehmen nach ISO 9001.