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Reise-Infos Algerien
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Reise-Info Algerien

Algerien mit dem eigenen Fahrzeug? Geht das wieder? Die wenigen Touristen, die heutzutage in die algerische Sahara kommen, fliegen bis Algier und mit einem Inlandsflug weiter nach Djanet, der Oasenstadt im Südosten des Landes. Ausgangspunkt für organisierte Touren mit Kamelen oder gemieteten Geländewagen. Als Selbstfahrer ist man die absolute Ausnahme. Wie läuft so eine Tour mit Guide ab? Ist man da nur auf Teerstraßen unterwegs oder erlaubt das Militär mittlerweile wieder, offroad durch die Wüste zu fahren?

Unsere Infos und Tipps für Selbstfahrer, die mit ihrem eigenen Geländefahrzeug eine Algerienreise planen.

Reiseagentur/einheimischer Führer

Seit den Entführungen von 32 Touristen im Jahr 2003 darf die Algerische Sahara nur noch mit einem autorisierten, einheimischen Führer bereist werden. Ohne die Vorlage einer Einladung durch eine Reiseagentur wird kein Visum erteilt. Der Führer muss die Reisegruppe an der Grenze abholen.

Wir haben die Reise von der Agentur Desert-Reisen (Sitz in Frankfurt) planen und organisieren lassen. Diese kümmert sich auch um die vorgeschriebenen Genehmigungen der Algerischen Behörden im Land für die geplante Reiseroute. Erst nach Eingang der Genehmigungen kann das Visum bei der Botschaft beantragt werden. Als Planungs-Zeitraum von der verbindlichen Reiseanmeldung bei der Agentur bis zum Reisebeginn sollten etwa drei Monate vorgesehen werden.

Der Inhaber, Herr Touhami, (selbst Targi, aus Tamanrasset stammend) hat für uns eine Route für 22 Tage ausgearbeitet, zieht man 8 Tage für die Eskorte nach Illizi hin und zurück ab, bleiben 15 Tage für die Wüstentour mit Guide. Für ihn waren wir die erste Gruppe mit Selbstfahrern, die er organisiert hat. Die Vorbereitung der Reise incl. Beschaffung der Visa lief sehr professionell ab, geduldig ist er am Telefon auf all unsere Fragen eingegangen.
Der Reisepreis betrug 4.190,- Euro für maximal vier Fahrzeuge. Wer Reisepartner findet, kann den Reisepreis unter diesen aufteilen. Kosten für evtl. Hotelübernachtungen während der Eskorte-Etappen sind vom Preis ausgenommen. Verpflegen muss man sich selbst.

Unser Guide hat uns mit seinem Fahrer an der Grenze abgeholt und war uns sogar bei den Grenzformalitäten behilflich, wenn es etwas zu klären gab, bzw. wir den Ablauf nicht verstanden haben. Fahrer und Guide sind beides Tuareg aus Tamanrasset. Saman, unser Guide kann (neben Tamaschek und Arabisch) gut Französisch, Englisch und sogar etwas Deutsch. Ihr Fahrzeug ist ein Toyota Pickup, die beiden haben sich selbst verpflegt und während der gesamten Tour im Freien bzw. im Zelt übernachtet. In Illizi ist noch eine Person zugestiegen, die sich im Tassili n’Ajjer Nationalpark gut auskennt. Im Tadrart Gebiet wurde der Nationalpark-Guide gewechselt. So waren unsere Begleiter immer zu dritt und haben abends Feuer gemacht und für sich selbst Essen zubereitet. Zur obligatorischen Teezeremonie waren wir immer willkommen, es war aber auch okay, wenn wir keine Lust auf den für uns gewöhnungsbedürftigen bittersüßen, geschäumten Tee hatten.

Zur durchgeführten Route, Tassili n’Ajjer bei Afara, Erg Admer, Gebiete um Djanet und Tadrart-Gebiet lese die Routenbeschreibung zur Algerienreise.

Inzwischen wurde auch die Hoggar-Region von der algerischen Regierung wieder für den Tourismus freigegeben, sodass zu erwarten ist, dass die Agentur auch für dieses Gebiet bald eine Tour im Programm haben wird.

Polizeieskorte in Algerien

Die algerischen Behörden schreiben eine Eskorte durch die Polizei oder das Militär bis nach Illizi vor. Für die etwa 1.300 km sollten 4 Tage (inkl. Einreisetag) eingeplant werden. Die Übergaben an die nächsten Eskorten haben meistens zügig funktioniert, ohne lange Wartezeiten. Übernachtet haben wir bei Polizeistationen, die an wichtigen Kreuzungspunkten und den Ein- und Ausgängen der Städte fest installiert sind. Auf Wunsch hätten wir aber auch in einem Ort in ein Hotel gehen können, das muss mit der Eskorte abgesprochen werden. Empfiehlt sich, wenn man mit einem kleinen Geländewagen (ohne Toilette) unterwegs ist.

Restriktionen durch das Militär

Die Reiseroute ist genau geplant und von den Behörden vor Ort genehmigt worden, Abweichungen während der Reise von der vorgegebenen Tour sind kaum möglich. So sind beispielsweise die Anzahl der Übernachtungen im Tadrart Gebiet vorgeschrieben, am Eingang im Wadi Elbereg und Ausgang im Wadi In Djarene ist Militär stationiert, welches die Papiere (Genehmigungen der Reiseroute) unseres Guides kontrolliert. Auch im Afara-Gebiet wurden vom Militär die Papiere kontrolliert, es durfte nur im Umkreis von ca. 10 km Luftlinie des Postens übernachtet werden. Unser Guide hat jeden Abend mit dem Satellitentelefon unsere Position an einen Kontaktmann von Desert-Reisen in Djanet durchgegeben. Ebenso musste das Militär jeden Abend per Satellitentelefon kontaktiert werden.

Auf keinen Fall sollte man auf die Idee kommen, sich vom Guide abzuseilen. Das hat zur Folge, dass man sofort ausgewiesen und ein Einreiseverbot für mehrere Jahre verhängt wird. (In Touzeur haben wir im Nachhinein von einer italienischen Gruppe gehört, die unmittelbar vor unserer Reisezeit genau das versucht hat. Damit war auch begründet, dass die Polizei auf der Hinfahrt während der Eskorte unsere Pässe in Gewahrsam genommen hat, was uns eigentlich gar nicht recht war.)

Algerien Visum

Reisepässe, Zweifach ausgefülltes Formular (von Hand), zwei Passbilder, Auslandsreisekrankenversicherung (die normale 6-Wochen Reisekrankenversicherung ist ausreichend, eine Gesellschaft ist nicht vorgeschrieben).
Hinweise zum Ausfüllen:
Beim Feld „Frühere Aufenthalte in Algerien“ ungefähr angeben, wann man das letzte Mal in Algerien war. Den Beruf angeben, wenn kein Arbeitgeber angegeben werden kann, dann „freiberuflich tätig“ in die Zeile eintragen. Ein Nachweis über finanzielle Mittel ist nicht erforderlich.
Gebühr: 60 € für ein 30-Tage-Touristenvisum
Die Unterlagen müssen persönlich bei der Alg. Botschaft in Berlin oder dem Alg. Konsulat in Frankfurt abgegeben und nach Erteilung des Visum wieder abgeholt werden. Eine Beantragung auf dem Postweg wird nicht akzeptiert. Wir haben daher die Visumformalitäten über die Agentur erledigen lassen, zusätzliche Servicegebühr: 25 € pro Pers.

Anreise über Tunesien

Von Genua fährt mittwochs und samstags die Fähre der Fährgesellschaft GNV (Grandi Navi Veloci) nach Tunis. Onlinebuchung beispielsweise über seetour24.de. Die Hin- und Rückfahrt kostet mit einer Dreibett-Außenkabine für zwei Pers. und Wohnmobil (Länge 6,9m, Höhe 3,6m) ca. 950 €.
Bis zum Grenzübergang zu Algerien, Taleb Larbi (etwa 57 km westlich von Touzeur) sind es auf kürzester Strecke etwa 500 km durch Tunesien.
Auf der westlichen Route nahe der algerischen Grenze ist starke Militärpräsenz an wichtigen Straßenkreuzungen und den Ortsein- und Ausgängen. Streckenweise wurden wir sogar eskortiert.
Einen akzeptablen Campingplatz gibt es in Touzeur nicht mehr. Bei freier Übernachtung sollte ein Platz gewählt werden, weit abseits der Straße, der nicht einsehbar ist.

Einreise/Grenzformalitäten

Der Grenzübergang verlief problemlos, trotz wenig Grenzverkehrs hat er fünf Stunden gedauert (incl. Ausreise Tunesien). Das Ausfüllen eines Einreisezettels (fiche) bei der Polizei war für uns unkompliziert. Die Beamten waren emsig beschäftigt mit den Formalitäten, was zu längeren Wartezeiten führte.

Devisendeklaration: Einfuhr und Ausfuhr von Alg. Dinar ist verboten. Ausländische Währung wird pro Person angegeben. Weder bei der Einreise, noch bei der Ausreise wurden die Devisen kontrolliert. Wir haben ein Teil der Euro nicht angegeben und gut versteckt.
Des Weiteren haben wir unsere Laptops aufgeführt, Angaben von Kamera- und Fotoausrüstung war nicht notwendig. Die Geräte wurden ebenfalls nicht kontrolliert.
Funkgeräte sind verboten, ebenso Ferngläser. Satellitentelefone müssen offiziell angemeldet werden, damit die Behörden vor Ort informiert sind, wer sich mit einem Satellitentelefon im Land aufhält. In Südalgerien ist hohe Militärpräsenz, man kann davon ausgehen, dass Telefone, SMS und E-Mails abgehört bzw. mitgelesen werden.

Das Fahrzeug wird gründlich kontrolliert, im Wohnaufbau musste jede Schranktür geöffnet werden. Die Einfuhr von kleinen Mengen Alkohol ist offiziell zwar nicht verboten, kann aber trotzdem zu Problemen führen. Unser Tipp: Maximal eine Flasche pro Person mitnehmen und gut verstecken.

KFZ-Versicherung: Der Abschluss einer einheimischen KFZ-Versicherung ist vorgeschrieben, ein Versicherungsbüro ist an der Grenze. Man zahlt die Gebühr in Euro und bekommt restliches Wechselgeld in Dinar zurück. Wir haben etwa 20 Euro für unseren Steyr bezahlt. Vorsicht, bei uns hat der Versicherungsvertreter versucht, über einen äußerst schlechten Wechselkurs Geld in die eigene Tasche zu wirtschaften.

Geldumtausch

Offizieller Kurs: 1 Euro = 117 Alg. Dinar. Geld kann sehr umständlich und mit viel Zeitaufwand bei einer Bank getauscht werden. An der Grenze gibt es kein Wechselbüro. Der Schwarzmarktkurs soll angeblich erheblich über dem offiziellen liegen, bis zu 160 Dinar.

Unser Führer hat für uns Geld getauscht zu einem Kurs von 140 Dinar für einen Euro. Dafür haben wir unsere versteckte Reserve genommen, sodass wir bei der Ausreise die gleichen Beträge deklariert haben wie bei der Einreise. (Auf Nachfrage hätten wir erklärt, dass wir alle Kosten im Voraus bei unserer Reiseagentur bezahlt haben.)

Tanken

Ein Liter Diesel kostet 20,4 Dinar, bei einem Umrechnungskurs von 140 sind das etwa 0,15 €.
Manchmal ist eine Tankstelle „trocken“, mit dem Guide sollte rechtzeitig abgesprochen, wann und wo getankt wird. Auf der Rückfahrt haben wir bei El Oued, ca. 70 kurz vor der Grenze zu Tunesien noch mal vollgetankt. Direkt vor der Grenze sind noch mal zwei Tankstellen, dort kann nachgetankt werden. Den tunesischen Zoll interessiert die mitgebrachte Menge Diesel nicht.

Versorgung mit Lebensmitteln

In Djanet ist Obst und Gemüse verhältnismäßig teuer, teilweise deutlich über deutschen Preisen. Daher unbedingt vorher nach den Preisen fragen. Der Preis für Kartoffeln und Zwiebeln ist okay. Tomaten, Apfelsinen sind teuer (2,50 €/kg), Bananen extrem teuer (3,50 €/kg).
Es empfiehlt sich, vorher in Touzeur noch mal Vorräte zu bunkern (Carrefour-Supermarkt mit recht gut sortiertem Angebot). Die Mitnahme von haltbarem Vollkornbrot macht Sinn, da man während der 15 Tage in der Wüste nur zweimal in Djanet die Möglichkeit hat, Brot zu kaufen. Während der Eskorte gibt es so gut wie keine Gelegenheit, einzukaufen. Die algerischen „Buden“ an der Straße haben nur ein dürftiges Angebot an Softgetränken und Keksen.
Wasser konnten wir einmal in Illizi und einmal in Djanet privat durch Kontakte unseres Reiseführers auffüllen.

Klima/Optimale Reisezeit

In Südalgerien herrscht Wüstenklima vor. Die Sommermonate sind von extremer Hitze und Trockenheit geprägt. Im Winter können, wenn auch sehr selten, heftige Niederschläge auftreten, welche die Wadis schnell mit Wasser volllaufen lassen.
Optimale Reisezeit ist von Oktober bis April. In der Gegend um Illizi, Djanet, Tadrart-Gebiet ist man meistens in einer Höhe um die tausend Meter unterwegs. Im Dezember und Januar sind die Nächte daher empfindlich kalt, oft um den Gefrierpunkt. Auch tagsüber wird selten die 20 Grad-Marke erreicht. Dafür wird man im Regelfall mit klarem Himmel und guter Sicht belohnt. Im Frühjahr, etwa ab März nehmen die Sandstürme zu.

Sicherheit

Zur Einschätzung der Sicherheitslage und des Risikos, Opfer eines Überfalls bzw. einer Entführung zu werden, gibt es unterschiedliche Meinungen. Hierzu empfehlen wir, neben unserem „Fazit zur Algerienreise“ die Reisehinweise bzw. Teilreisewarnung des Auswärtigen Amtes zu lesen.

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

This article has 4 comments

  1. Eugen

    Hallo, ein super bericht.
    Wie sieht es im Jahr 2020 aus? Ich möchte gerne das Land alleine mit Motorrad bereisen, besteht dazu eine Möglichkeit dies ohne einer Begleit Person zu tun?
    Viel Glück auf der Reise.

    • Burkhard Koch

      Hallo Eugen,

      soweit ich informiert bin hat sich an der Situation nichts geändert. Für (europäische und amerikanische) Touristen ist ein Führer zwingend vorgeschrieben.
      Ich werde aber im März/April versuchen, ein Visum in Mauretanien zu bekommen und von Mauretanien nach Algerien einreisen.

  2. Klaus

    Beim Besuch der für mich nahe gelegenen CMT in Stuttgart, die gestern eröffnet worden ist, wollte ich mir vor allem Fzg. anschauen, doch die CMT ist dann doch wohl auf ein anderes Zielpublikum eingestellt und auch die vereinzelt vertretenen Anbieter wie Bimobil & Co. zeigten lediglich Reisemobile.

    Dann stieß ich mehr zufällig auf Vertretungen/Agenturen aus Usbekistan, China und dem Iran.

    Usbekistan wurde als sehr sicheres Land mit einem moderaten, modernen, weltoffenen Islam beschrieben. Frauen müßten dort keine Kopftücher tragen. Einreise sei auch als Alleinreisender mit dem Wohnmobil einfach und unproblematisch. Für Europäer gebe es einen visumfreien Aufenthalt von 30 Tagen. In den Großstädten sei das Angebot mit ‚modernem, sauberem‘ Diesel gegeben, nicht aber in den ländlichen Regionen. Vielfach würden die Menschen dort deutsch oder englisch sprechen. Temperaturen liegen von Juni bis August durchweg zwischen 50 und 60 °C und morgens um 09:00 Uhr stehe das Thermometer in der Zeit bereits auf 40 °C. Auch auf politische und sozialkritische Themen ging man vorbehaltlos ein.

    Bei der chinesischen Vertretung bekam ich sofort allerlei Prospekte. Individualreisen seien kein Problem. Auf meine Frage nach einem Visum zur Einreise mit dem eigenen Fzg. entgegnete man dann, daß das nicht möglich sei. Möglich seien Flugreisen im Zusammenhang mit geführten Reisen auch in Kleingruppen oder zu zweit. Das Gespräch war danach zu Ende.

    Die MA der iranischen Agentur erzählte, daß man ob der jüngsten Vorkommnisse lange überlegt habe, den Messeauftritt abzusagen, sich dann aber dafür entschieden habe. Der Iran sei nachwievor ein sicheres (so einem nicht der Himmel auf den Kopf fällt), freundlich eingestelltes Reiseland. Auch wenn die Kopftuchpflicht für Frauen sicher immer mehr bröckele, gelte sie noch. Auch hier sprach man von einer problemlosen Einreise sowie offen über politische und sozialkritische Themen. Die hier bereits beschriebene Gastfreundschaft im Land sei sprichwörtlich.

  3. Corinna Götting

    Hallo,
    sehr gute und hilfreiche Informationen zur Sicherheit von Saharareisen. Die Region ist gefährlich. Reiseagenturen müssten mehr Auskünfte darüber geben. Mit freundlichen Grüßen

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