Omar
Name: Omar Amediaz
Alter: 37 Jahre, verheiratet
Geboren in: Marokko
Omar wuchs im Süden Marokkos als Nomade auf. Er besuchte nie eine Schule und arbeitet heute als Helfer auf einem Campingplatz.
Wenn Sie an Ihre Kindheit zurück denken, an welches Erlebnis erinnern Sie sich?
Wir lebten draußen im Zelt mit Ziegen und Schafen, südlich von Zagora. Ich weiß nicht, wie alt ich genau war. Ich kletterte in den Bergen, erkundete trockene Bachläufe und auf einmal wusste ich nicht mehr, wo ich war. Ich fand den Weg zurück nicht, ich hatte mich verirrt.
Als es dämmerte bekam ich Angst, Angst das mich der Fuchs frisst. Meine Mutter erzählte immer die Geschichte, das der Fuchs im Dunkeln die Kinder frisst, die nicht rechtzeitig zum Zelt zurück gekommen sind. Ein Mann fand mich, gab mir Datteln und Wasser und brachte mich zu unserem Zelt. Wenn der Mann nicht gewesen wäre… Gott sei es gedankt.
Über was haben Sie sich zuletzt gefreut?
Über den Trost von meiner Familie und Freunden. Seit sechs Jahren bin ich verheiratet und seitdem versuchen meine Frau und ich Kinder zu bekommen, aber es klappt nicht. Wir haben vieles versucht und viel geweint. Unsere Familien und Freunde trösten uns, sie sagen, das wird schon, wir müssen Geduld haben, das gibt mir Ruhe und Kraft. Wenn meine Mutter mich in den Arm nimmt, das freut mich.
Wenn Sie einmal Kinder haben, was wäre der wichtigste Rat, den Sie ihnen mit auf den Lebensweg geben?
Sie sollen lernen, in der Schule aufpassen, wer nichts gelernt hat, hat es im Leben immer schwer.
Wofür sind Sie dankbar?
Dafür, dass ich gesund bin, dass ich nicht blind bin, dass ich arbeiten kann.
Was ärgert Sie?
Es sind oft Kleinigkeiten, zum Beispiel dass an meinem Fahrrad immer die Kette abspringt.
Arrogante Menschen ärgern mich, wenn sich jemand für besser hält nur weil er mehr Geld besitzt oder gebildeter ist als ich.
Was war Ihre größte Enttäuschung, was macht Sie traurig?
Naja, das wir keine Kinder haben.
Und sonst?
Wen jemand eine Aufgabe zu tun hat, wenn jemand dafür verantwortlich ist und dann dieser Verantwortung nicht nach kommt, seine Aufgabe nicht richtig macht und die Schuld anderen in die Schuhe schiebt.
Was war Ihr größter Erfolg im Leben?
Ich habe keine Schulbildung und doch habe ich Arbeit gefunden und verdiene soviel, dass ich mit meiner Frau ein normales Leben führen kann.
Wonach haben Sie zuletzt gegoogelt?
Omar schmunzelt. Das ist geheim. Ich sehe mir im Internet Dinge an, die ich noch nie gesehen habe und von denen ich glaubte, dass es sie gar nicht gibt.
Wann haben Sie das letzte Mal gelogen?
Als ich vor ein paar Tagen spät nach Hause kam und meine Frau nach dem Grund fragte. Ich hatte auf dem Camping Bier getrunken und meiner Frau erzählt, es seien noch spät Gäste gekommen, die eine Tajine gekocht haben wollten.