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Instandsetzung des Schaltzylinders im Verteilergetriebe
Allrad-Technik und Tipps

Instandsetzung des Schaltzylinders im Verteilergetriebe (VG 1200) im Steyr 12M18

Die Vorgeschichte zur Instandsetzung des Schaltzylinders im Verteilergetriebe:

Der Reifendruck ist reduziert, der Geländegang eingelegt und die Nadel des Drehzahlmessers pendelt seit Stunden zwischen 1400 und 1600 U/min, der Bereich, in dem der 6 Zylinder sein maximales Drehmoment entwickelt. Dünen im gleißenden Licht bis zum Horizont. Neben unserer Spur drückt der Unimog von Michael und Tine das Profil des XZL’s in den weichen Sand.

4x4 Expedition durch den Erg

4×4 Expedition durch unberührte Sandlandschaft.

Am frühen Nachmittag werden die Dünen flacher, der Sand härter und wir können die Geschwindigkeit steigern. 
Als sich vor uns eine schnell zu befahrende Ebene bis zum Horizont erstreckt, halte ich an und schalte vom Geländegang in den Straßengang. Dies geht beim Steyr 12M18 elektrisch/pneumatisch. Normalerweise hört man das Zischen der Druckluft mit einem anschließenden metallischen Klacken, das sichere Zeichen, dass der Gangwechsel im Verteilergetriebe vollzogen ist. Doch diesmal zischt es nur. Das Klacken bleibt aus. Ich lege den 1. Gang ein und lasse die Kupplung langsam zum Druckpunkt kommen. Keine Reaktion. Ich lasse die Kupplung komplett los, doch kein Vortrieb. Das hatte ich auch noch nie. Nochmal Kupplung treten, den Schalter zurück auf Geländegang und es zischt, klackt und der Steyr setzt sich im Geländegang in Bewegung. Okay. Nochmal in den Straßengang und wieder gibt es keinen Vortrieb. Der Straßengang lässt sich einfach nicht einlegen. Shit. 
Da der Steyr im Geländegang problemlos fährt, besteht kein Grund, hier draußen weit weg von jeglicher Hilfe, das Werkzeug auszupacken. Wir werden uns das Problem detaillierter ansehen, wenn wir in einem Terrain sind, in dem Michaels Unimog notfalls unseren Steyr schleppen könnte. 
Zwei Tage später kommt die Gelegenheit, sich dem Problem zu widmen.

Schaltzylinder im Verteilergetriebe VG1200 defekt

Der Fehler ist schnell lokalisiert. Es ist kein elektrisches und kein pneumatisches Problem, sondern der Schaltzylinder im Verteilergetriebe ist defekt, er schaltet nur vom Geländegang bis in die Mittelstellung und wieder zurück in die Reduktion.
Während ich mich schon mit 30km/h von Mauretanien nach Deutschland fahren sehe, holt Michael seine Schraubenkiste und Werkzeug aus dem Atlas4x4-Unimog. „Mit viel Glück habe ich was passendes dabei.“ „Was hast du vor?“ „Den Zylinder notdürftig reparieren.“

Verteilergetriebe von Hand schalten

Michael erklärt mir kurz den Sachverhalt: „Wahrscheinlich sind die Gummimanschetten und Dichtringe des Zylinderkolbens defekt, die Druckluft bläst am Kolben vorbei und baut deswegen nicht genügend Druck auf, der zum Schalten in den Straßengang ausreicht. Aber vom Aufbau ist es so, dass der Kolben die Schaltgabel auf einer Welle verschiebt. Vorne und Hinten gibt es eine Einstellschraube. Schraubt man diese Einstellschraube raus, kann man mit einem Schraubenzieher die Welle mit der Schaltgabel in die gewünschte Position drücken, je nach dem, ob du im Straßengang oder im Geländegang fahren willst. Dann ersetzt du die Einstellschraube, die ist ziemlich kurz, durch eine so lange Schraube, das sich die Welle nicht durch Vibrationen während der Fahrt bewegt. Ist relativ einfach und kann eigentlich jeder. Man muss nur die passende Schraube dabei haben“.
„Ich habe so etwas nicht“.

Die rettende Schraube

Die rettende Schraube

„Deswegen suche ich ja bei mir“, und mit einem Lächeln präsentiert er das gute Stück.
„Riesenglück gehabt, ich habe eine mit, keine Ahnung warum ich die mal eingepackt habe. Das ist eine M12 mit Feingewinde und das Gewinde muss bis zum Kopf gehen und die Länge ist mit 60mm genau passend.“
Michael zieht das Kabel vom pneumatischen Steuerblock, sodass der Schaltzylinder nicht mit Druck beaufschlagt wird, schiebt die Schaltwelle bis der Straßengang eingerastet ist, dazu bewegt er etwas die Kardanwelle (das Spiel im Antriebsstrang reicht aus, das die Zahnräder im Verteilergetriebe den Gang leicht einrasten lassen) und zum Schluss wird nur die Schraube mit der Hand eingeschraubt, bis sie an der Schaltwelle anliegt. Mit der Kontermutter wird sie gegen Verstellen gesichert, fertig.
Will man in den Geländegang schalten, schraubt man die Schraube wieder heraus, schraubt die Einstellschraube auf der anderen Seite des Getriebes heraus und drückt die Schaltwelle in die Position bis der Geländegang eingerastet ist. Schraube rein, kontern, fertig.
Hätte man zwei 60mm lange Schrauben dabei, könnte man auf jeder Seite eine dieser Schrauben einsetzen und dann jederzeit innerhalb von 2 Minuten am Verteilergetriebe den Gang wechseln.
Die Schraube hat Michael mir geschenkt, ich hätte sie mir sonst auf jeden Fall besorgt. 

Die Schraube zur Instandsetzung des Schaltzylinders im Verteilergetriebe habe ich in den Pistenkuh-Shop aufgenommen. Die Schraube zur Notreparatur des Schaltzylinders im Verteilergetriebe findest du hier: DIN 961 Schraube M12x1,5×60 Feingewinde.

Hier eine Anleitung als PDF zur „Notreparatur“ zum Download: Verteilergetriebe  VG1200 per Hand schalten das PDF kannst du ausdrucken und hast so die Anleitung auch offline abseits der Zivilisation verfügbar.

Sehr gute Erfahrungen zur Ersatzteilversorgung für den Steyr 12M18 habe ich mit der Firma Optimobil.at gemacht.

Die Instandsetzung des Schaltzylinders im Verteilergetriebe

Instandsetzung des Schaltzylinders am Verteilergetriebe des 12M18

Instandsetzung des Schaltzylinders am Verteilergetriebe des 12M18

Später in Deutschland hat Michael den Zylinder ausgebaut und repariert, bzw. neue Dichtmanschetten eingesetzt. Die alten Dichtmanschetten und Dichtringe sahen aber überraschender weise noch sehr gut aus, daran kann das Problem nicht gelegen haben. 
Was jedoch bei der Demontage auffiel war, das der Sicherungsring oder Nutenring, oft als Seeger-Ring bekannt, nicht in seiner Position saß und sich dadurch der Kolben auf der Welle bewegen konnte, ohne mit der Welle die Schaltgabel zu drücken. Keine Ahnung, warum der Sicherungsring aus der Nut gesprungen ist. Für jedes Argument, wie so etwas passieren könnte, gibt es ein Argument dagegen warum es nicht passieren kann. Egal, jetzt sind neue Dichtungen eingebaut, auch wenn nur ein neuer Seeger-Ring ausgereicht hätte.

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

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