Instrumente zur Motorüberwachung am Expeditionsmobil
Welche Instrumente zur Motorüberwachung sind sinnvoll, welche habt Ihr in der Pistenkuh, wie sind sie zu interpretieren unter extremen Bedingungen?
Amperemeter, Drehzahlmesser, Öltemperatur, Öldruck, Ladedruck, Kühlerwassertemperatur etc. …Ich selber hege und pflege unsern alten 109 Landy Serie 3, seit 1975 immer im Familienbesitz, und überlege mir, weitere Instrumente zur Motorüberwachung einzubauen.
Habt Ihr Tipps und Anregungen dazu?
In unserer Pistenkuh wird neue Sensorik und Visualisierungssysteme der Firma Promesstec GmbH auf Anwenderfreundlichkeit getestet, daher sind die verbauten Instrumente nicht alle nötig.
Auf Expeditionen werden an die Überwachung der Fahrzeugzustände andere Anforderungen gestellt als z.B. im Rennsport. Die Temperatur der Bremsen ist mir relativ egal, dafür möchte ich aber zum Beispiel sehr genau über die Menge meines Tankinhaltes informiert sein. Jeder wird sein Expeditionsmobil anders nutzen und jeder wird daher auch andere Schwerpunkte setzen. Ich liste mal auf, was für mich wichtig ist. Die Reihenfolge entspricht meiner Gewichtung.
Generell kann man sagen, dass die wichtigsten Instrumente zur Motorüberwachung etc. bereits in jedem Fahrzeug verbaut sind.
Tankanzeige
Die Tankanzeige sollte möglichst genau den Inhalt abbilden. Die einfachste und billigste Lösung bei Lastwagen ist ein Zollstock, den man in den Tank hält. Schöner ist natürlich eine möglichst präzise Tankuhr. Bei unserem Pistenkuh-Steyr wiegen wir den Tankinhalt mittels eines Drucksensors im Tank. Die Anzeige ist auf 0,1 Liter genau. Das heißt, wenn das Zählwerk der Zapfsäule an der Tankstelle 153,4 Liter anzeigt, sehe ich an meiner Tankuhr, dass auch wirklich 153,4 Liter in den Tank geflossen sind.
In der Praxis muss es nicht ganz so genau sein, aber die Tankanzeige sollte verlässliche Werte anzeigen und so differenziert messen, dass man den Tankinhalt auf eine Reichweite von 30-50 Kilometern genau abschätzen kann.
Drehzahlmesser
Das Blödeste was einem unterwegs passieren kann ist ein Motor- oder Getriebeschaden. Eine Ursache für Motorschäden ist ein schlechter oder reißender Schmierfilm. Verantwortlich hierfür ist die Ölqualität, die Öltemperatur und die maximale Kolbengeschwindigkeit. Damit diese bei steilen Fahrten bergab nicht über das kritische Maß steigt, ist ein Drehzahlmesser notwendig.
Auf Expeditionen kann es vorkommen, dass man den Ölwechselintervall hinauszögern muss, weil entweder kein Öl in der gewünschten Spezifikation zu bekommen ist oder weil keine Zeit und Möglichkeit vorhanden ist, den Wechsel durchzuführen.
Man kann diesen Umstand des erhöhten Risikos für den Motor abmildern, in dem man den Motor nicht mehr an der Leistungsgrenze bewegt, sprich den Fuß etwas vom Gas nimmt und die maximale Drehzahl reduziert. Aber dafür braucht man einen Drehzahlmesser.
Kühlwassertemperatur
Die Kühlwassertemperatur ist recht einfach und preiswert zu messen. Sie ist ein Frühwarnsystem für Defekte am Kühlsystem wie Wasserpumpe, Kühler und Schläuche. Die Anzeige dient dazu, den Motor zu schonen, in dem man seine Fahrweise der Temperatur anpasst. Also während der Warmfahrphase nicht die maximale Leistung des Motors abruft und an langen Autobahnsteigungen auch mal den Fuß vom Gas nimmt, um die Temperatur im optimalen Bereich zu halten.
Öldruck
Um alle Schmierstellen des Motors zu erreichen, wird mit einer Ölpumpe Öl durch teils kleine Leitungen zu den Schmierstellen geführt. Um den Verschleiß des Motors zu minimieren, ist ein optimaler Öldruck erforderlich. Der Öldruck ist abhängig von der Öltemperatur, der Motordrehzahl, des Ölfüllstandes und der Ölspezifikation.
Keinen Öldruck zu haben, z.B. aufgrund eines geplatzten Ölfilters, bedeutet kurzfristig einen größeren Motorschaden.
Öltemperatur
Die Öltemperatur ist ein gutes Frühwarnsystem für Defekte am Motor oder ein zu lange andauerndes Fahren an der Leistungsgrenze.
Die Öltemperatur reagiert schneller als die Kühlwassertemperatur und sollte auch etwas genauer gemessen werden. Temperaturen von 90-105 Grad sind die Regel, 110-120 Grad sind nicht besorgniserregend und kurzfristig sind auch mal 130 Grad und sogar 150 Grad möglich.
Mit der Öltemperatur lässt sich der Öldruck interpretieren. Das bei einer langen Autobahnsteigung (das ist die Fahrsituation, bei der ein Expeditionsmobil heißer wird als bei Dünendurchquerungen) der Öldruck leicht sinkt, wenn das Öl eine Temperatur von 120 Grad erreicht und die Drehzahl auf unter 1400 U/Min (beim Steyr 12M18) fällt, ist nicht ungewöhnlich.
Defekte am Abgassystem, z.B. eine nicht ganz öffnende Stauklappe der Motorbremse, wird man an einer leicht erhöhten Öltemperatur feststellen können. Um solche Defekte an der Öltemperatur zu erkennen, bedarf es etwas Erfahrung mit dem Fahrzeug, so dass man die „normale“ Temperatur in Abhängigkeit der Außentemperatur und der Fahrsituation kennt.
Wer Expeditionen plant, bei denen der Ölwechselintervall hinausgeschoben werden muss, sollte von Beginn an seine Motortemperaturen beobachten und den Motor schonen. Die dem Motorenöl beigemischten Additive, die entscheidend die Qualität des Öles ausmachen, verfallen schneller bei hohen Öltemperaturen. Fährt man das Öl nicht extrem heiß, kann man den Zeitpunkt des Ölwechsels etwas hinaus schieben.
Spannung, Strom und Sonstiges
Wer eine Vorwarnzeit für Defekte an der Starterbatterie und der Lichtmaschine braucht, kann sich ein Volt- und Amperemeter einbauen. Für die Interpretation der Messwerte braucht es jedoch Erfahrung. In der Praxis wird man es nicht benötigen.
Wichtiger ist es jedoch, den Ruhestrom des Fahrzeuges zu messen. Also wieviel Strom fließt bei abgestelltem Fahrzeug, um sicher zu sein, dass die Batteriekapazität für den nächsten Start ausreicht.
Damit sind eigentlich die wichtigen Parameter an einem Expeditionsmobil gemessen und kontrolliert. Weitere Messungen kann man an den bekannten Schwachpunkten des Fahrzeuges vornehmen. Bei einem Unimog würde ich z.B. die Getriebeöltemperatur messen, da dieses konstruktionsbedingt heißer wird als ein Großserien-LKW-Getriebe.
Ist noch Geld vorhanden, lässt sich das Cockpit weiter mit Messuhren anfüllen, wirklich nötig sind sie nicht, eher ein „Nice to have“.
Dazu zählen z.B. Ladedruck, Reifendruck, Reifentemperatur, Außentemperatur, Betriebsstunden (wichtiger bei Fahrzeugen mit Winde), Uhrzeit.
Instrumente zur Motorüberwachung:
Tankanzeige
Drehzahlmesser
Kühlwassertemperatur
Öldruck
Öltemperatur
Getriebetemperatur (Unimog)
Reifendruck
Reifentemperatur
Außentemperatur
Spannung + Strom
Betriebsstunden
Uhrzeit
Hallo,
Wir sind neu mit unserem GINAF unterwegs und zahlen unser erstes Lehrgeld…
Ich bin auf Ihre interessante Webseite gestossen betreffend der Motorenüberwachung.
Ist das Bild im Blog ein Systembild oder gibt es Anbieter die man auch in einem
älteren GINAF verbauen könnte?
Wir wünschen eine schöne und sichere Rückreise!
Emanuel & Emiliana