Einfach mal reintreten
Es gibt Tage, da könnte man gerade mal reintreten. Man kann es sich denken, dass man damit keine Probleme löst, sondern die Situation nach dem Tritt noch blöder ist als zu vor.
Vor einigen Wochen befuhren wir eine enge, für den Steyr vielleicht zu enge, Schlucht. Es war schon Quälerei für die Pistenkuh, aber der Punkt der Umkehr war schon lange überschritten. Also quälten wir den Steyr, setzten mit dem hinteren Differential auf, so dass beide Räder in der Luft durchdrehten. Fuhren eine Delle in den Tank und schrotteten zwei Reifen durch lange, tiefe Schlitze in der Seitenwand.
Felsbrocken kratzten an den Felgen und einer bog mir das Ventil am linken Vorderrad krumm.
Das war alles vor der Reise nach Mauretanien, geschehen in der Westsahara.
Wochen später, genau heute, steige ich aus, sehe das nach hinten gebogene Ventil und denke, das trete ich jetzt mal ganz cool gerade. „Peng“ das ging aber schnell und Luft zischt, als sei ein Hochdruckschlauch geplatzt. Das abgebrochene Ventil liegt in der Felge. Also hole ich schnell den Wagenheber, bevor die Luft komplett entwichen ist und demontiere den Reifen. Geht schnell, ich habe ja Übung.
Ersatzventile habe ich auch dabei, also alles kein Problem außer einer Stunde Arbeit.
Aus Unkonzentriertheit, Dämlichkeit oder einer Kombination aus beidem, drehe ich die Mutter vom Ventil zu fest und das Gewinde dreht durch. Der Meister würde dem Lehrling jetzt mit dem Montiereisen eines überbraten, zumindest in Afrika.
Die Ersatzventile fahre ich jetzt seit 17 Jahren unbenutzt spazieren. Die Muttern hatte ich damals aufgeschraubt, um sie nicht zu verlieren. Blöd nur, dass sie wahrscheinlich durch die Feuchtigkeit der Tropen, so fest korrodiert sind, dass ich sie nicht mehr gelöst bekomme. WD40 wirkt Wunder.
Geht immer noch nicht, etwas mehr Kraft, geht immer noch nicht, zack, abgebrochen. Ich setze mich jetzt erst mal hin. Von meinen drei Ersatzventilen ist jetzt noch eines übrig, bei dem aber ebenso die Mutter festkorrodiert ist.
Michael und Tine von Atlas 4×4 sind mit ihrem Unimog nicht weit weg, wir haben uns vor ein paar Tagen erst getrennt. Vielleicht hat Michael passende Ventile dabei. Die beiden sind in Zagora, knapp 150 Kilometer entfernt. „Ich komme vorbei, wir sind in zwei Stunden da.“
Leider passen seine Ventile nicht, aber Michael hat den entscheidenden Tipp. „Wir machen das Ventil mit dem Brenner oder auf dem Herd heiß, dann spritzen wir Wasser zur Abkühlung auf den inneren Teil und versuchen die Mutter zu lösen.“ Michael spricht immer von „wir“ aber in Wirklichkeit macht er die Arbeit alleine. Es klappt, die Mutter löst sich und ich kann das Ventil, jetzt ganz vorsichtig und konzentriert, einschrauben. Sabine bestellt für den Abend im nahegelegenen Restaurant eine Tajine für uns vier. Während ich das Werkzeug weg räume, sehe ich, das Ventil am rechten Hinterrad ist ebenso verbogen. Das könnte ich mit einem kleinen Fußtritt mal eben richten.
Nein, ich lasse es bleiben.
Hi Burkhardt,
ja es gibt so Tage…. Die Ventile an den Gabo Felgen stehen ziemlich raus. Ich hatte bis jetzt Glück und nur eins ist etwas verbogen. Ersatz habe ich nur einen dabei….
Beim drehen der Reifen werde ich kürzere Ventile montieren oder ev. einen Schutz für diese.
Weiter gute Fahrt.
Gruß
Peter
Hallo Burkhardt,
ich habe mich mal von einem „Profi“ überedenlassen und meine Plastik-Ventilverlängerungen meines MAN‘s auf Messingverl. umgewechselt. Ich habe dann auf einer Reise gemerkt, daß das unsin war. 2 gebrochene Ventile war das Resultat. Die Plastikteile währen auf meinen kurzen Ventilen nur wehgebrochen, aber nichts kaputt! Etwaige Reserveverlängerungen kosten nicht viel – verschleißen halt etwas schneller beim Luftdruckwechsel.
Gute Fahrt!
Marc vom tanit-mobil