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Expeditionsziele für 4x4-AbenteuerLost PlacesPolen - Baltikum - Karelien - Schweden

Expeditionsziel: Kola-Bohrung (Russland)

Die Kola-Bohrung in der russischen Arktis ist sicherlich ein etwas ungewöhnliches Expeditionsziel.

Hier wurde von 1970 bis 1989 die tiefste Bohrung der Welt in die Erde getrieben.
Heute ist nicht mehr viel davon zu sehen.

Abdeckung der Kola-Bohrung, dem tiefsten Loch der Erde

Abdeckung der Kola-Bohrung, dem tiefsten Loch der Erde

Ein unscheinbarer Kanaldeckel verschließt das mehr als 12 Kilometer tiefe Loch. Die einstigen Büros der Wissenschaftler, die Montagehallen der Bohrgestänge, eben alles was man für den Betrieb einer hochkomplexen Bohrung braucht, liegen heute verlassen und von Vandalen zerstört in der Arktis.

Verlassen und verfallen. Die Montagehallen der Bohrgestänge

Verlassen und verfallen. Die Montagehallen der Bohrgestänge

Durch zersprungene, eingeschlagene Fensterscheiben pfeift der Nordwind. Eingestürzte Treppen, durch Plünderung einfach herausgerissene Wasser- und Stromleitungen sowie umherfliegende wissenschaftliche Dokumente, so zeigt sich heute die Ruine des einstigen russischen Vorzeigeprojekts.

ehemaliges Büro der Wissenschaftler

ehemaliges Büro der Wissenschaftler

Hier gibt es nichts mehr zu holen und wenig zu sehen.
Dennoch ist es ein besonderer Platz auf unserer Erde und ein historischer zudem. Grund genug, die Kola-Bohrung bei Pistenkuh als Expeditionsziel aufzunehmen.

Die Zufahrt ist (scheinbar) nicht verboten, zumindest haben wir keine Verbotsschilder gesehen, aber auch nicht einfach zu finden, da die einstigen Zufahrtswege mit Erdwällen unpassierbar gemacht wurden. Mit etwas Geschick findet sich für Allradfahrzeuge dennoch eine Möglichkeit, die Anlage anzufahren.

Historie der Kola-Bohrung

Ob die milliardenteure Bohrung wirklich nur wissenschaftlichen Zwecken diente oder ob es darum ging, im Wettstreit mit den USA nach höher, schneller, weiter einen Erfolg vorweisen zu können, bleibt dahingestellt.
Jedenfalls bohrten die Sowjets von 1970 bis 1989 auf der russischen Kola-Halbinsel das tiefste Loch der Erde. 12.262 Meter trieb man den Bohrer in die Tiefe.

Drei Jahre zuvor, 1967 begannen die Vorbereitungen. Zunächst verwendete man die gleiche Bohr-Technik, mit der man auch Ölbohrungen durchführte. 1976 wurde der Bohrturm durch eine Weiterentwicklung ersetzt. Der neue Turm, etwa 60 Meter hoch, war für eine Bohrtiefe von 15.000 Meter konstruiert.

Rekorde

Am 6. Juni 1979 stellte man den bisherigen Tiefenrekord der USA von 9.584 Meter ein.
Am 27. Dezember 1983 war eine Tiefe von 12.000 Meter erreicht und die Arbeiten der Bohrung wurden für mehrere Monate unterbrochen. Sechs Jahre später, 1989, wurde die Unternehmung abgebrochen, weil in einer erreichten Tiefe von 12.262 Metern die Temperatur deutlich höher war als berechnet. Statt der erwarteten Temperatur von rund 100°Celcius, zeigte das Thermometer bereits 210° C.
Nach dem Einstellen der Bohrarbeiten wurde die Anlage für seismische Messungen genutzt.
2009 wurde der Bohrturm abgerissen und die Gebäude dem Vandalismus überlassen. Die russische Regierung ordnete zwar den Abriss der Anlage an, aber dafür war kein Geld vorhanden.

Anlage der Kola-Bohrung im Jahr 2017. Geplündert und zerstört.

Anlage der Kola-Bohrung im Jahr 2017. Geplündert und zerstört.

Ältere Semester erinnern sich vielleicht an die Schlagzeile des Spiegels im Jahr 2011 „Hoppla, wir haben die Hölle angebohrt!“ Und die Legende, dass man die Bohrung eingestellt habe, weil man Stimmen aus dem Bohrloch gehört habe. Die Story ist lesenswert. Hier der Link zum Artikel des Spiegels:
Wir haben die Hölle angebohrt

Die Kola Bohrung befindet sich in einer baumlosen Tundralandschaft zwischen Zapoljarnyj
und Nickel, nicht weit von der Grenze zu Norwegen.

 


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Hier wurde von 1970 bis 1989 die tiefste Bohrung der Welt in die Erde getrieben. Heute ist nicht mehr viel davon zu sehen.

Hier wurde von 1970 bis 1989 die tiefste Bohrung der Welt in die Erde getrieben.
Heute ist nicht mehr viel davon zu sehen.

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

This article has 3 comments

  1. Roger

    Hallo Ihr beiden:
    Danke, wieder ein wunderbarer Artikel und eine sehr schöne Idee mit gutem Hintergrund! Gerade der Spiegel-Link mit dem alten Bild inklusive Bohrturm freut mich: ich schaue schon immer gerne wegen dieser Expeditionsziele bei Euch vorbei. Und dieser hier ist ein ideales Nikolaus-Geschenk! Wann seid Ihr denn eigentlich dort noch vorbei gefahren?
    Weiterhin: viel Spaß wünschen wir Euch und allen, die auch so unterwegs sind!
    Viele Grüße aus München, Roger vom Team fernab

  2. Klaus

    Für so manchen der ‚Lost Places‘ muß man nicht einmal ins Ausland oder gar ins Gelände fahren. Man erreicht ihn sogar mit öffentlichen Verkehrsmitteln

    Dies ist ein sehr unscheinbarer und geheimer mitten in Leipzig gelegener Ort mit einer makaberen Historie: https://www.youtube.com/watch?v=o7lfWm-BNxA

    Übrigens, ist die Todesstrafe noch heute in der Verfassung des Bundeslandes Hessen vorgesehen.

  3. Dave

    Hallo Leute
    Ich war im Sommer 2019 da. Ein spannender Ort. Wir haben auch dort übernachtet.

    Die Zufahrt ist überall blockiert, sodass man noch ca. 1h wandern muss… was sich aber lohnt.

    Die ganze Gegend ist übrigens sehr beeindrucken.

    Beste Grüsse

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