Australien – Das Abenteuer beginnt
Anreise
Mit dem Inter City geht es Mittwochabend von Köln nach Frankfurt. Unser Gepäck ist leicht, von den 23 Kilo Freigepäck pro Person nutzen wir nur 10 Kilo und davon ist ein guter Teil noch Kameraausrüstung wie Stativ, Akkus, Festplatten etc.
22 Uhr 20, die Boing 747-400 von Quantas hebt ab und das Lichtermeer der Stadt Frankfurt bzw. des Ballungsraums tut sich unter uns auf. Gigantisch.
Nachtflug Richtung Osten mit knapp 1.000 km/h.
Über Prag, nördlich am schwarzen Meer entlang, Baku, hinweg über das kaspische Meer.
Der Flug wird unruhiger, das Hindukusch-Gebirge verursacht ein paar Luftlöcher. Die Sonne geht auf. Wahnsinn. Der Steward reicht mir eine Cola und unter mir tun sich tiefe Schluchten auf. Dann wieder Geröllflächen, man erkennt abenteuerliche Pisten, Schafsställe, einfache Lehmbauten. Eine verrückte Welt: Auf einen Fingerschnipp hin wird hier oben Wein, Cola und Whisky gereicht. Unter uns hat nicht mal jeder ein wärmendes Feuer. Drei Sitzreihen weiter vorn flackert auf dem Sitzmonitor irgendein neuer Kinofilm amerikanischer Produktion. Autos fliegen in Feuerwolken durch die Luft und der Held ballert mit starrem Blick aus zwei Maschinengewehren gleichzeitig. Unter uns könnten die Meisten auf einen amerikanischen Actionfilm verzichten. Aber überall auf der Welt gibt es Idioten, die sich an Zerstörung ergötzen. Nördlich an Kabul vorbei mit Kurs auf Islamabad. Erinnerungen werden wach, da unten sind wir lang gefahren, am Ufer des gewaltigen Indus. Die karge Landschaft ändert sich, Terrassenfelder, kleine Parzellen mühevoll mit Ochs und Hacke bewirtschaftet, tun sich auf. Die Sonne beleuchtet das Himalaya Gebirge, unter uns der heilige Ganges mit dem spirituellen Ort Varanasi. Eine gute halbe Stunde später verlassen wir bei Kalkutta Indien und das Festland.
Nur noch über den Golf von Bengalen mit Blick auf die Küste und den Traumstränden Thailands, eine kleine Mahlzeit über Kuala Lumpur und dann setzt die Boing zur Zwischenlandung in Singapur an. Zwei Stunden Warten bis der Flieger wieder voll getankt abhebt. Einsame Inseln im türkis blauen Meer – palmenbewachsen – auf manchen erkenne ich zwei, drei Hütten am Strand. Booh was ist das da unten schön. Die Inseln gehören zu Indonesien. Die Sonne geht unter, Nachtflug über den Indischen Ozean und Australien. Als endlich die Sonne wieder aufgeht, landen wir auch schon in Sydney. Knappe vier Stunden müssen wir auf unseren Anschlussflug nach Brisbane warten. Wir haben jetzt Freitagmorgen, sind seit 33 Stunden wach und dennoch nicht müde. Eineinhalb Stunden fliegen wir entlang der australischen Goldküste von Sydney nach Brisbane.
Das Taxi vom Flughafen zum Campingplatz, auf dem wir relativ günstig einen Wohnwagen gemietet haben, kostet nur unwesentlich mehr als die Busfahrt, also gönnen wir uns den Luxus der entspannten Taxifahrt.
Caravanpark Ashgrove
Unser vorläufiges Zuhause, wir müssen sechs Tage warten, bis wir den Land Cruiser übernehmen können, ist ein voll eingerichteter Caravan in dem wir uns selbst versorgen können. Der Wagen ist alt, aber sauber, sauberer als wir erwartet haben.
Bevor es endlich ins Bett geht noch ein kleiner Gang zum Supermarkt, nur zwei Straßenkreuzungen weiter. Irgendwie verlassen uns die Rechenkünste, es liegt wohl am Schlafmangel. Eigentlich muss man die angeschriebenen Preise nur mit drei multiplizieren und anschließend durch 4 dividieren um auf den Euro-Betrag zu kommen. Aber mein errechnetes Ergebnis ist so hoch, das es einfach nicht sein kann. Okay, mache ich es anders. Ich multipliziere mit 7, dividiere durch 10 und addiere 10%. Das Ergebnis ist immer noch viel zu hoch. Egal wie ich auch rechne, es wird nicht billiger, aber das liegt, wie ich inzwischen herausgefunden habe, nicht am Schlafmangel, sondern Australien ist einfach teuer.
Halbwegs bezahlbar sind Hühner, Gehacktes, Karotten, Kartoffel und Nudeln. Damit können wir doch leben.
An der Kassenreihe ein noch nie gesehenes Bild. An zwölf Kassen stehen wartende Kunden, doch nur sechs Kassen sind besetzt, aber an jeder Kasse wird kassiert, wie von Geisterhand.
Die Geisterhand ist Kundenhand, der Kunde kassiert sich selbst. Es geht ganz einfach: Man nimmt ein Teil aus seinem Wagen, zieht es über den Scanner, packt es in eine Plastiktüte und legt es zurück in den Einkaufswagen. Am Ende drückt man den „PAY“ Button, zieht entweder die Kreditkarte durch einen Schlitz oder man steckt Scheine oder wirft Münzen in den Automaten. Funktioniert ähnlich wie das Fahrscheinziehen am Fahrkartenautomat. Genial.
So, jetzt aber in den Caravan und pennen.