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Landweg nach Indien

Iran: billiger Diesel

Das Land riecht nach Öl oder besser nach Diesel. Das kommt von den übervollen Tanks der Lastwagen, die sich auf der anderen Grenzseite für die Ausreise in die Türkei stauen. Kilometerlang ist die Schlange und aus fast jedem Tank tropft der billige Diesel auf die Straße.
Hier im Iran kostet der Liter umgerechnet 1,4 Eurocent und ist damit nirgends auf der Welt so billig. In der Türkei in Dogubayazit gibt es geschmuggelten iranischen Diesel für ca. 75 Eurocent, ein gutes Geschäft für die Lastwagenfahrer.

Aber der billige Diesel hat einen riesengroßen Nachteil: Es gibt ihn nur mit Mühe.
Das verstaatlichte Tankstellennetz ist viel zu gering für den anfallenden Transport. Für private Tankgesellschaften würde es sich auch nicht lohnen, denn ein 20.000 Liter Tanklastzug hat gerade mal einen Ladungswert von 300 Euro. Wie soll man da das Zeug transportieren und verkaufen?
An vielen der wenigen Tankstellen liegen die Zapfhähne auf den Zapfsäulen oder liegen mit einem Knoten auf dem Boden, als Zeichen das es hier nichts zu holen gibt.
An den Tankstellen die Diesel haben, stauen sich zig Busse und Lastwagen.
In Tabriz reihen wir uns in eine solche Reihe ein und warten.

Warten an der Tankstelle, stundenlang. Diesel ist billig, aber knapp

Warten an der Tankstelle, stundenlang.
Diesel ist billig, aber knapp

Die Lkw-Fahrer sagen, das in ein bis zwei Stunden ein Tankwagen mit Diesel kommt. Noch ist die Tankstelle trocken, aber bald geht es los. Tatsächlich, nach etwas mehr als einer Stunde kommt der Tankwagen. 30.000 Liter hat er dabei und sobald der Treibstoff aus dem Lkw in den unterirdischen Tank fließt wird auch mit dem Tanken begonnen. Der Tankwart und die anderen Lkw-Fahrer lassen uns vor. Vor mir steht ein Überlandbus und ich kann es kaum glauben, er tankt fast 1600 Liter.

Alle Lkw und Busse haben riesige Dieseltanks untergeschraubt, so wird der Diesel vielleicht für 30 Lastwagen reichen, dann muss wieder auf den nächsten Tanklastzug gewartet werden. Wir sind glücklich, endlich Diesel bekommen zu haben, auch wenn wir nicht voll machen dürften, nach 300 Liter nimmt der Tankwart mir die Pistole ab. Wir zahlen umgerechnet vier Euro und machen uns auf den Weg nach Teheran.
Am nächsten Tag ein weiterer Versuch. Wieder reihen wir uns in die Warteschlange. Nach knapp 2 Stunden sind wir dran. Auch diesmal nimmt mir der Tankwart nach 350 Litern die Pistole ab. Was soll das? Die Einheimischen dürfen 1000 und mehr Liter tanken, nur ich nicht. Aber wir bekommen unsere Tanks auch voll, nur dauert es halt jedes Mal fast zwei Stunden für läppische 300 Liter.

Rauchende Zapfsäulen

300 Kilometer vor Teheran stehen wir wieder in der Warteschlange. Üblicherweise gibt es zwei Dieselzapfsäulen, nur diesmal ist eine kaputt und die Verbleibende ist im Dauereinsatz. Der Lkw vor mir tankt. Plötzlich dringt hell-grauer Rauch aus der Verkleidung der Zapfsäule und es riecht nach verbranntem Gummi. Keiner stört sich daran. Der Qualm wird stärker, der Tankwart schraubt die Verkleidung ab und weiter geht der Tankvorgang. Jetzt sind wir an der Reihe. Lkw-Fahrer diskutieren mit dem Tankwart. Einige wollen warten und die verbleibende Zapfsäule schonen und abkühlen lassen, andere wollen weitertanken. Nichts geschieht, was Allah nicht will. Okay, weiter tanken. Ich halte die Pistole in den Tank, drücke den Hebel durch und Diesel rauscht in meinen Tank. Der Qualm wird immer dichter. Ich hoffe nur, das die Säule meine 300 Liter noch durchhält bevor irgendetwas endgültig durchgeschmort ist.
Es klappt. Schade das es davon keine Bilder gibt.

Die Straßen sind gut, wir kommen schnell voran. Ich habe den Eindruck, in der Türkei gibt es mehr Moscheen als in Iran. Auch haben wir in Marokko oder Algerien mehr Männer am Straßenrand gen Mekka beten sehen als hier. Dafür sehen wir Männer, die im Ramadan recht offen ihren Tee trinken und sogar essen. Alle Frauen tragen Kopftuch, nur wenige sind total verschleiert, das gehört hier zur Kleiderordnung. Auch Sabine muss Kopftuch tragen, selbst ihr Passbild für das Visum musste mit Kopftuch gemacht werden.

Die Männer sind überaus freundlich, sie winken uns zu und helfen jederzeit. Wenn ich die arabischen Verkehrsschilder nicht lesen kann um die richtige Richtung zu finden, bietet sich sofort jemand an, der mit seinem Auto voraus fährt und uns den Weg zeigt. Wenn die Richtung eindeutig ist, dreht er um und macht Zeichen, ab jetzt immer gerade aus. Ich habe noch nicht mal die Möglichkeit, mich zu bedanken.

 

 

 

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

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