Zauberer – Geister – Dämonen
Der Glaube an Geister und Zauberei ist hier in Mali, Burkina und Ghana weit verbreitet. Nichts geschieht hier zufällig. Jemand verunglückt mit seinem Auto tödlich. Warum hat ausgerechnet er einen Unfall erlitten. Die Europäer machen es sich leicht, untersuchen das Auto und stellen fest, das z.B. die Bremsen defekt waren. Aber an diesem Tag waren Tausende von Autos mit defekten Bremsen unterwegs. Nein, der Fahrer ist umgekommen, weil ein Zauber gegen ihn gesprochen war. Jetzt gilt es herauszufinden, wer den Zauber gesprochen hat, um sich zu rächen.
Um einen Zauber zu sprechen geht man zu einem Zauberer, den es in fast jedem Ort gibt. Wenn ich will, dass mein Feind ein Auge verliert, dann wird der Zauberer aus Lehm eine Figur – das Ebenbild meines Feindes – formen und mit einem Dorn, den er vorher in Hühnerblut tauchte in das Auge der Lehmfigur stechen und ab dem Zeitpunkt ist das Auge verwünscht. Eines Nachts wird unser Feind durch den Busch laufen und mit dem Auge gegen einen Zweig rennen und ein Dorn wird sich in sein Auge bohren.
Als wir die Geschichte im Dogondorf hörten glaubten wir zunächst an ein Relikt vergangener Zeiten. Aber den Zauberer gibt es wirklich und täglich kommen Dorfbewohner zu ihm. Der Preis für einen Zauber variiert. Soll sich der Betreffende nur in den Finger schneiden ist es mit einem Huhn getan. Soll hingegen seine Frau unfruchtbar sein, sind schon zwei Ziegen fällig.
Der Voodoo-Glaube ist inzwischen mit dem christlichen Glauben vermischt. Häufig sehen wir kleine Lederbeutel, die schon kleine Kinder an einem Lederriemen tragen, ähnlich einer Brusttasche für Geld.
In dem Lederbeutel waren früher von einem Zauberer besprochene Steine oder Kerne. Heute hat man darin einen Bibel- oder Koranvers, je nachdem welcher Missionar schneller war.
Aber auch diese Bibelverse müssen jedes Jahr von einem Zauberer neu besprochen werden, damit sie ihre schützende Kraft behalten.
Missionare gibt es inzwischen mehr als Zauberer. In Ghana gibt es mehr als 230 protestantische Glaubensrichtungen, hauptsächlich aus USA und daraus ergeben sich häufig Konflikte. Das ungeschriebene Gesetz, das derjenige der missioniert ist, nicht mehr missioniert wird, gilt für diese Sekten nicht. Sie gehen in die Islamgebiete und missionieren. Der daraus entstehende Konflikt ist dann ein Konflikt zwischen Christen und Moslems, weil die Moslems nicht unterscheiden zwischen jenen 230 Glaubensrichtungen der Christen.
In der täglichen Praxis sieht es meist so aus: In Ouagadougou sehen wir zwei Männer, die einen Weihnachtsbaum (Plastik-Tanne) über die Strasse tragen. Ich möchte sie fotografieren, doch das wird mit der Begründung verweigert, weil man Moslem sei. Ich bin verdutzt. „Weihnachten ist doch ein schönes Fest, die Christen feiern ja auch mit uns das Ende des Ramadans. Wenn es was zu feiern gibt, dann feiern wir alle miteinander“, war die Antwort.