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Taxi in Mauretanien
2004 Westafrika

Mauretanien – der teuerste Reifen meines Lebens

Wir sind in Mauretanien

Die knapp 1000 Kilometer entlang der Atlantikküste in der Westsahara waren schnell zu befahren, kein Verkehr, aber durchgehend zweispurig geteert. Hier stellten wir einen Dieselsparrekord auf: 18,4 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Bei konstant 70 km/h, 25 Grad Außentemperatur und Windstille. Ansonsten liegt der Verbrauch um die 23 Liter auf Teer.
Unser Auto war von oben bis unten mit Öl besaut, aber nicht unser eigenes, wie ich zunächst erschreckt glaubte, sondern von den Rädern aufgewirbeltes Öl, das gelegentlich in kleinen Rinnsalen über die Straße floss. Immer wieder finden sich kleine Ölseen am Straßenrand oder im Straßengraben, die Marokkaner machen hier ihren Ölwechsel, auch die Lastwagenfahrer lassen hier gerne mal ihre 30 Liter Motorenöl ab.

Rumpeldiepumpel, weg ist der Kumpel

In Dakhla fahren wir zur Polizei, um die Ausreiseformalitäten zu erledigen. Der Umweg von 60 Kilometer wäre nicht nötig gewesen, inzwischen kann man alle Formalitäten in einem Zelt an der Grenze erledigen.
Ich gehe ums Auto herum und am Heck trifft mich fast der Schlag – das Reserverad ist weg, einfach weg. Bei genauer Inspektion stelle ich fest, das es den 20 mm Bolzen, der das Rad gegen Umkippen und Verlieren sichert, durchgebrochen hat.
Ich ärgere mich wahnsinnig über mich selbst, schon längst wollte ich eine zweite Sicherung anbauen und habe dieses Vorhaben immer wieder verschoben und jetzt ist es weg.
Der letzte Stopp, wo es noch da war, liegt 350 Kilometer zurück. Also umdrehen und suchen. Wir fahren die kompletten 350 Kilometer zurück und finden es nicht. Wieder wenden und zurück nach Dakhla.
Ein Reserverad, wir brauchen nur die Decke, in dieser Größe (14:00 R20) ist nicht zubekommen. Der freundliche Reifenhändler telefoniert mit seinem Lieferanten in Laayoune, dann mit der Zentrale in Agadir. Diese meldet sich nach einiger Zeit, dass es möglich wäre einen Neureifen aus Casablanca zu schicken. Das Ding soll 600 Euro kosten plus Transport, Wartezeit ca. 5-6 Tage. Wir fahren erst mal ohne.

Mitten im Minenfeld

Ausreise aus Marokko an der mauretanischen Grenze

Ausreise aus Marokko an der mauretanischen Grenze

Die Teerstrasse endet an einer Baracke. In der Baracke befindet sich die Abfertigung der marokkanischen Polizei und des Zolls. Nach zwei Stunden sind alle erforderlichen Stempel im Pass. Unser Reiseführer warnt eindringlich vor Minen, man soll die Piste zwischen der marokkanischen und der mauretanischen Grenzabfertigung nicht verlassen und auch auf mauretanischem Gebiet bis zum Erreichen der Teerstrasse nicht mal zum Pinkeln neben die gut erkennbare Piste treten.
Den mauretanischen Posten finden wir zufällig in seinem Zelt, von gut zu erkennender Piste kann keine Rede sein. Wir folgen der alten spanischen Teerstrasse, bis diese von einer nicht zu bezwingenden Sanddüne blockiert wird. Wir wenden (neben der Piste) und folgen Fahrspuren Richtung Süd, bis diese vom Wind so zugeweht sind, dass sie nicht mehr zu erkennen sind. Wir wenden, finden neue Spuren und folgen diesen, immer Richtung Süd.
Zirka 1 Kilometer im Osten sehe ich plötzlich einen Lkw fahren, mit hoher Geschwindigkeit und ohne Staubwolke. Wir folgen den nächsten Spuren (wo schon jemand gefahren ist, liegen keine Minen) Richtung Ost und nach einem Kilometer trennt uns nur noch ein Graben von der neuen Teerstrasse nach Nouadhibou. Langsam senkt sich der Puls.

Der teuerste Reifen meines Lebens

Reifenhandel in Mauretanien

Reifenhandel in Mauretanien

Wir kommen nach Nouadhibou. Zunächst glauben wir, die 100.000 Einwohner zählende Stadt besteht aus 25.000 Blechhütten. Im eigentlichen Zentrum ändert sich wenig, nur die Hütten sind gemauert. Ziegen laufen in der Stadt umher und Müll wird durch die Luft gewirbelt. Autos und selbst die Busse und Taxen würden wir als schrottreif bezeichnen.
Wir gehen auf einen Campingplatz mitten in der Stadt, um zu Fuß die notwendigen Gänge zur Versicherung und Polizei zur Registrierung machen zu können.
Auf den Strassen sehe ich Mercedes Lkw, die raus in die Wüste fahren. Alle haben 14.00 Bereifung, genau die Größe, die wir brauchen. Am nächsten Tag nehmen wir uns einen Führer und fahren von Reifenhändler zu Reifenhändler. Neureifen sind nicht zu bekommen (wollen wir auch keine) nur gebrauchte Bundeswehrreifen aus Deutschland. Diese jedoch zum Preis eines Neureifens. Unser Führer, ein alter klappriger Mann, gibt sich Mühe, kreuz und quer geht es durch die Stadt. Die Preise fallen nur langsam. Letztendlich einigen wir uns auf 200,- Euro für einen abgefahrenen Schrottreifen. Aber die Karkasse scheint okay zu sein und so kaufe ich den teuersten und abgefahrensten Reifen meines bisherigen Lebens.
Unser Führer zeigt uns noch einen Schwarztauscher, der für einen Euro 380 Ouguiya statt der offiziellen 325 gibt. Zum Schluss möchte er für seinen Vormittag Arbeit umgerechnet 3 Euro haben. Für den bescheidenen Preis geben wir ein großzügiges Trinkgeld.

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

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