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Buschpiste in Mali
2004 Westafrika

Mali – Unterwegs auf dem Eselskarrenweg

Doch 200 Kilometer hinter Bamako hat uns das Abenteuer zurück. Auf der Landkarte ist die 500 Kilometer lange Verbindung zwischen Bamako und Kayes als gute Erdstrasse eingezeichnet. In Wirklichkeit handelt es sich um einen Eselskarrenweg, der schon lange nicht mehr von einem motorisierten Fahrzeug befahren wurde.

Baumfällen

Gelegentlich muss auch mal ein Baum aus dem Weg

Äste ziehen tiefe Kratzer in den Lack, egal. Jeden Abend fehlt ein Teil am Fahrzeug, mal ist es ein Nebelscheinwerfer, mal die Antenne, mal eine Staubschutzkappe, alles hängt jetzt irgendwo in den Bäumen. Ein dicker Ast verkeilt sich zwischen Führerhaus und Wohnaufbau. Als ich ihn ,auf der Motorhaube stehend, absäge ist soviel Spannung auf dem Baum, dass er mich mit samt der Säge von der Haube haut und der Ast selbst auf die Haube stürzt. Eine dicke Beule bleibt als Erinnerung im Blech.

Am nächsten Tag kostet ein brandgerodetes Waldstück einen Reifen. Wie vor einigen Monaten in Burkina Faso übersehe ich den Überrest eines mit der Machete gefällten Baumes und fahre mir einen langen Riss in die Reifenflanke. Der vor einigen Wochen von der Baufirma in Ghana geschenkte Reifen wird unsere Retter. Jetzt wird es spannend, noch so ein grober Schnitzer darf uns nicht passieren – 300 Kilometer durch Wald und Busch liegen noch vor uns und wir haben kein Reserverad mehr.

Reifenpanne im Busch von Mali

Reifenpanne im Busch von Mali

Die Flüsse sind nur mit Mühe zu durchfahren. Nicht wegen des Wasserstandes, Wasser gibt es jetzt in der Trockenzeit nur wenig, sondern weil die Böschungen so steil sind, dass wir kaum Ab- und Auffahrten finden.
Wir brauchen für die 500 Kilometer fast eine Woche.

Man glaubt mir

Wir stehen auf der Piste und ich flicke gerade ein kleines Loch im Reifen. Drei Fahrradfahrer kommen, auf dem Gepäckträger sitzt ein Mann, der gerade mit dem Fahrrad gestürzt sei und nun Medikamente und Verbandszeug braucht. Ein Blick reicht und man erkennt deutlich das gebrochene Schlüsselbein unter der Haut.Wir können nichts machen, er muss unbedingt zu einem Arzt. Sie glauben mir nicht, dass ich nichts machen kann.Ich erzähle, dass ich vor 15 Jahren mal einen Schlüsselbeinbruch hatte, und dieser mit vielen dicken Pflasterstreifen von der Brust zum Rücken stabilisiert wurde. Aber wir haben keine so langen Pflasterstreifen dabei. Ich könnte den Bruch versuchen zu richten und mit Panzerband, das ich für Reparaturen am Auto dabei habe, verkleben.
Ich hole statt des Verbandkasten meinen Werkzeugkasten.
Jetzt glauben sie mir, das ich keine Ahnung habe und wollen sich – zu meinem Glück – nicht auf solch eine Reparatur einlassen. Wir schenken ihnen Verbandszeug und der Verletzte wird auf dem Gepäckträger abtransportiert.

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

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