Warenkorb

Autoteile in Burkina Faso
2004 Westafrika

Ouagadougou

Kurz vor der Stadt Ouagadougou haben wir endlich noch mal Teer unter den Rädern. Überall gibt es Interessantes zu sehen. Am entgegenkommenden Bus sind bestimmt 30 lebende Hühner am Dachgepäckträger festgebunden. Aus der Seitenstraße kommt ein Mofa mit drei Ziegen auf dem Gepäckträger. Frauen tragen große Tabletts mit allerlei tropischen Früchten auf dem Kopf. Aus den Garküchen weht Essensduft zu uns ins Auto. Links ein Autoteilehändler, der auf einer Pappe in einem Wust aus Getriebeteilen und Radlagern sein Mittagsschlaf hält. Am liebsten würde ich alles fotografieren, mir wird in Deutschland niemand glauben, was hier ab geht.
Zwei Tage müssen wir auf unser Visa für Ghana warten.
Unser Auto steht auf einem Campingplatz in der Nähe des Flughafens, bzw. dem, was von einem Camping übrig geblieben ist. Weil keine Touristen mehr kommen ist der Camping inzwischen ein Puff. Die Räume sind an Mädchen vermietet, die hier leben und arbeiten. Unser Auto steht im Innenhof und wir können zwei Tage campen zu einem guten Preis. Allerdings gibt es kein Wasser und keine sanitären Einrichtungen, aber das alles brauchen wir sowieso nicht. Hauptsache der Karren steht bewacht.
Wir unterhalten uns mit einem der Mädchen. Sie kommt aus Nigeria, hat schon auf dem Straßenstrich in Italien und in einem Bordell in Amsterdam gearbeitet. Sie kennt auch die Bordelle in Libyen und Niger. Nur nach Marokko möchte sie nicht mehr, da nehmen ihr die Polizisten ihr ganzes Geld ab und wollen Sex ohne zu zahlen.
Hier in Burkina ist alles familiär. Der Puff und Campingplatzbetreiber ist nett und wenn sie nichts zu essen hat, weil kein Kunde kam, gibt er ihr auch Brot und Spaghetti ohne Geld zu verlangen. Dafür ist es hier sehr schwer Geld zu verdienen, denn für viele Männer sind die umgerechnet 1,20 Euro, die sie verlangt, schon zu viel, entspricht es doch dem Tageslohn eines Bauarbeiters.
Nachmittags sitzen wir im benachbarten Hotel Okinn mit zwei Engländern zusammen, die wir zuvor im Internetcafe kennen lernten. Das Hotel gehört zur gehobenen Klasse hat einen sauberen Swimmingpool in einem schön angelegtem Garten. Herrlich, ein sauberer, ruhiger und schattiger Platz, eiskalte Cola, nette Gespräche und die Zeit vergeht wie im Flug. Gegen Abend wird ein Grill-Büffet aufgebaut, Lautsprecher werden herbei geschleppt und ein französischer DJ spielt die neuesten Hits aus Europa. Wir bleiben. Die Preise sind zwar fünfmal so teuer wie landesüblich, aber ein Menü ist mit 8 Euro immer noch bezahlbar.
Das Hotel füllt sich. Immer mehr Franzosen kommen. Später erfahren wir, es sind ca. 50 französische Soldaten, die zum Vorauskommando des französischen Präsidenten gehören. Dieser war für zwei Tage in Ouaga auf dem Kongress der Francophonie und die Soldaten sorgten schon seit drei Wochen für Sicherheit.
Das Abendessen ist erstklassig. Die Musik ebenfalls und die Engländer ziehen das Bier weg, das der Kellner von der Lauferei ins Schwitzen kommt.

Feiern bis zu Umfallen. Die Franzosen zahlen

Feiern bis zu Umfallen.
Die Franzosen zahlen

Gegen Mitternacht steht einer der Engländer auf, zieht sich die Badehose an und geht in den Pool schwimmen. Alle gucken.
Zwei ebenfalls betrunkene Franzosen machen es ihm nach. Ein Franzose im Anzug steht am Beckenrand und lacht, er bekommt von einem seiner Kollegen einen Stoß und fliegt mit Anzug und Sektglas in den Pool.
Jeder stößt oder wirft jeden in den Pool. Wer es schafft, seinen Anzug auszuziehen hat Glück, sonst fliegt er mit Klamotten ins Wasser. Eine Verwechslung: Zwei Mann packen mich und tragen mich zum Pool. Ich rufe noch :“Ich bin Deutscher, Je suis allemagne, I am from germany“ und kann in letzter Sekunde noch den Reisverschluss meiner Hosentasche mit dem Kleingeld schließen, und schon schlägt das Wasser über mir zusammen. Als ich auftauche sehe ich, dass auch Sabine im Pool liegt.
Jetzt ist die Party im Gange.
Freigetränke für alle, gezahlt wird von der französischen Regierung.
Trotz nasser Klamotten und einiger Blessuren war es ein schöner Abend.

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert