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Marokkaner
2004 Westafrika

Marokko – No Problem

Wir fahren anlässlich Sabines Geburtstages auf unseren Lieblingscampingplatz in der Todrahschlucht (Camping-Atlas). Der Platz ist wie immer, extrem sauber, schön in den Palmen gelegen und mit 4 Euro auch bezahlbar. 
Wir parken den Deutz und schreiben Tagebuch. Der Campmanager kommt und bittet uns, den Wagen weiter oben abzustellen. Zur Begründung sagt er, der Bach, die Todrah steigt gleich an und überflutet den Platz, weiter oben habe es geregnet.
„ja, ja, ich fahre gleich weg“, warum kann man nicht einmal in Ruhe sitzen und seinen Kaffee trinken. Eine Minute später steht er schon wieder beim Tisch, und fragt, ob ich nicht doch jetzt schon wegfahren könnte. Langsam geht er mir gewaltig auf den Zeiger. Ich steige in den Deutz und fahre auf einen etwas höher gelegenen Platz.
Ich steige aus und höre ein gewaltiges Getose. Ich renne zur Mauer, wo die Todrah als knöcheltiefes Bächlein cirka 4 Meter tiefer entlang fließt.
Eine Flutwelle bahnt sich ihren Weg. Felsbrocken werden mitgerissen und inner halb zwei Minuten steht der Platz unter Wasser. Sabine und ich stehen sprachlos dar. Wie oft haben wir in solchen Wadis übernachtet. Wir hätte keine Chance gehabt.
Zwei Stunden später ist der Spuk vorbei, nur eine Schlammschicht und einige tote Fische liegen auf dem Campingplatz.
Jetzt haben wir ordentlich Respekt vor Schluchten in der Wüste, das war eine eindrucksvolle Lehrstunde.

Oasenstadt Tinerhir im Süden Marokkos

Oasenstadt Tinerhir im Süden Marokkos

No Problem Monsieur

Im Internetcafe:

Internetcafe in Marokko

Internetcafe in Marokko

An dem uns zugewiesenen Computer ist das Diskettenlaufwerk defekt, wir wechseln den Computer – No Problem Monsieur.
Der Computer fährt hoch, die rosa Farbe des Bildschirms stört uns nicht, und wir beginnen eine E-Mail zu schreiben. Die Tastatur geht schwer, man muss feste auf die Tasten hauen, aber wir kommen zurecht – no Problem. Ich suche verzweifelt das Fragezeichen auf der arabischen Tastatur und gebe auf. Fast geschafft. Ein Rechtschreibfehler schleicht sich ein und ich tippe die Löschtaste. Shit, die Taste klemmt und bleibt gedrückt, der Courser rast rückwärts über meinen Text und frisst ihn auf. Kommentar des Betreibers: “No Problem Monsieur – it´s Black Life”
In einem anderen Internetcafe hat das Zuleitungskabel einen Wackelkontakt. Ständig bootet der Rechner neu und kostet unsere Nerven. „No Problem Monsieur“.
Ein ca. 14-jaehriger Junge wird herbei gerufen und muss das Kabel so geknickt halten, das kein Wackelkontakt entsteht. Immer wenn ich von dem Monitor aufschaue, grinst er mich an und sagt, “No Problem, Monsieur“.

 

Die Reparatur

Wir sind fast 300 Kilometer entlang der marokkanisch – algerischen Grenze über staubige Pisten und größtenteils querfeldein gefahren. Entsprechend dreckig ist unser Deutz, als wir in der Oase Zagora ankommen. Wir werden von Mofafahrern umringt, die uns auf Deutsch zurufen: “Luftfilter ausblasen – abschmieren, no Problem Monsieur, mein Bruder ist großer Mechaniker“.
Wir fahren auf den einzigen Camping, der über einen Pool verfügt und beim Anlassen des Deutz klemmt der Anlasser, wie schon seit über zwei Jahren. Beim zweiten Versuch startet er problemlos, wie immer.
Dieses kleine Problem weckt natürlich den Geschäftsinn der Mechaniker und jeder will meinen Anlasser ausbauen. „No Problem“ antworte ich, was einige aber nicht davon abhält, uns bis zum Campingplatz auf ihren Mofas zu verfolgen.
Ein Mechaniker macht ein verlockendes Angebot: Für 30 Euro baut er den Anlasser auf dem Campingplatz aus, nimmt ihn mit, überholt ihn gründlich und baut ihn am nächsten Morgen wieder ein. Gezahlt wird nur bei Erfolg.
Der Anlasser ist schnell ausgebaut und mit dem Mechaniker und seinem Helfer verschwunden. Nach drei Stunden kommen sie zurück und im Schein der Taschenlampe wird das gute Stück montiert.
„Alles klar – starten“ Ich lege den Batteriehauptschalter um, schalte die Zündung an und ziehe am Starterknopf. Ein ohrenbetäubender Donnerschlag und ein gleißender Lichtbogen erschüttern die Nacht. Dann ist Ruhe. Selbst die Grillen zirpen nicht mehr und auch der Esel ist ruhig. Der Mechaniker, der sich auf seiner Visitenkarte „Chefmechaniker“ nennt, grinst nicht mehr, sondern guckt mich mit offenem Mund und großen Augen an. Nur sein Lehrling unter dem Auto ruft: “No Problem Monsieur“.
Ich ärgere mich über mich selbst: Nie wieder wird irgendein Chefmechaniker auch nur eine Schraube an meinem Deutz drehen.
Bis ich mich von dem Schock erholt habe und aus dem Führerhaus geklettert bin, ist der Anlasser schon wieder ausgebaut und wieder mit den Mechanikern im Dunkel der Nacht verschwunden.
Nach weiteren zwei Stunden kommen sie diesmal zu dritt zurück. Wahrscheinlich hatte sich bei dem Startversuch Benzin-Luftgemisch entzündet. Die Erklärung scheint mir plausibel, denn ich konnte nichts sehen, was auf einen Kurzschluss deuten lies. Warum man einen Anlasser jedoch mit Benzin statt mit Diesel reinigt, bleibt wohl das Geheimnis des Chefmechanikers.
Ein erneuter Startversuch, diesmal mit weichen Knien und zittrigen Fingern.
Der Anlasser klemmt. Beim Zweiten Versuch springt der Motor an, genau wie vor der Reparatur. Also ist die Reparatur kostenlos.
Falsch: Die Reparatur wäre kostenlos gewesen, wenn der Anlasser nach der Reparatur nicht mehr funktioniert, aber er funktioniert, halt nur nicht besser als vorher.

Verkehr auf den Pisten im Hohen Atlas

Verkehr auf den Pisten im Hohen Atlas

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

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