Offroad-Fahren am Strand bei Guelmim – Plage Blanche
Offroad-Fahren am Strand ist nicht ganz ungefährlich, aber bei guter Vorbereitung und Planung ist das Risiko für Natur und Fahrzeug gering.
Strände können empfindliche Öko- und Biosysteme sein. Sie können Rückzugs- und Brutgebiete für Wasservögel, Schildkröten oder gar Krokodile (Australien) sein. Diese Strände sind fast immer ausgewiesene Schutzgebiete und das Befahren wird mit hohen Bußgeldern geahndet. Oft sind diese Schutzgebiete nur temporär zur Brutzeit gesperrt. Es gibt Strände (Südafrika), die nur 5-6 Wochen im Jahr gesperrt sind. In anderen Ländern gehört das Befahren mit Geländewagen und LKW zum Küstenschutz. Durch das Verdichten der Spülsäume bleibt der Sand bei den Gezeiten länger an Ort und Stelle.
Der hier beschriebene und mit Offroad-Fahrzeugen befahrbare Strand bei Guelmim ist kein Schutzgebiet und kann legal das ganze Jahr befahren werden.
Planung für das Offroad Fahren am Strand
Der Strand bei Guelmim ist idealerweise bei Ebbe befahrbar. Der optimale Startpunkt der Befahrung ist etwa 2 bis 1,5 Stunden vor dem Niedrigwasserstand. Den genauen Zeitpunkt des Niedrigwassers entnimmst du einer Tidentabelle. Hier mal der Link zu der Tabelle von Guelmim: https://de.tideschart.com/Morocco/Guelmim–Oued-Noun/Tan–Tan/
Vorbereitung für das Fahren am Strand bei Guelmim
Du wirst für das Fahren am Strand den Reifenfülldruck reduzieren müssen. Daher benötigst du einen Reifenfülldruckmesser und einen Kompressor, um den Fülldruck auch wieder auf Straßendruck zu bringen, wenn deine Strandfahrt beendet ist. Worauf beim Kauf einer Reifenfülldruckuhr geachtet werden sollte, habe ich hier beschrieben: Manometer für Reifendruck.
Ich würde vor dem Befahren des Strandes den Fülldruck auf etwa 50-60% des üblichen Straßendrucks reduzieren, also grob den Reifendruck halbieren.
Bei Fahrzeugen mit zuschaltbarem Allrad, schalte den Allrad zu und vergiss nicht, die Freilaufnaben (falls vorhanden) zu sperren. Bei Fahrzeugen mit permanentem Allrad, sperre das Mittendifferential.
Fahren am Strand
Der Strand teilt sich in drei Bereiche. Im sandigen Bereich, der fast nie von Wasser erreicht wird (gelb markiert) ist der Sand weich und das Vorwärtskommen erfordert viel Kraft. Hier besteht die Gefahr des Steckenbleibens. Auch wenn Anfänger mit wenig Erfahrung geneigt sind, gerade hier „sicher“ zu fahren, sollte man dies unterlassen. Im Spülsaum befindet sich angeschwemmtes Gras, tote Meerestiere, Müll etc. Hier suchen Tiere (Mäuse, Flohkrebse etc.) nach Nahrung und es besteht das Risiko, diese zu töten.
Der ideale Bereich für die Befahrung liegt zwischen Wasserkante und Spülsaum (grün markiert).
Hier ist der Untergrund so fest wie Beton, man könnte sogar ohne Allrad fahren. Anhalten und wieder Anfahren ist problemlos möglich.
(Kleiner Tipp: Generell im Sand beim Anhalten nie die Bremse betätigen, immer ausrollen lassen. Sonst bildet sich vor den Rädern ein kleiner Wall, der das Anfahren erschwert.)
Den überfluteten Bereich (rot markiert) solltest du meiden. Salzwasserspritzer sind sehr korrosiv und schaden deinem Fahrzeug.
Angst überwinden
Wer wenig Erfahrung im Strandfahren hat, dem kostet es Überwindung, den gelben Bereich zu verlassen und in den grünen Bereich zu fahren. Denn zunächst wird der Untergrund etwas weicher bevor der Boden dann trägt wie Beton. Man kann zunächst zu Fuß die Festigkeit des Untergrund testen, indem man einfach mal zur Wasserkante läuft.
Gleiches gilt beim Verlassen des Strandes. Hier ist es sinnvoll, auf dem festen Grund zu beschleunigen und mit 40-50 km/h in den Spülsaumbereich zu fahren. Ich mache es so, dass ich vorher die Untersetzung einlege, um im Falle des Falles genügend Kraft zu haben, den weichen Sand zu durchpflügen.
Besonderheiten von Plage Blanche
An den Strand bei Guelmim (Plage Blanche) gibt es drei Zufahrten. Die nördliche führt über eine felsige, steile Abfahrt. Diese ist aber für alle Fahrzeuge (auch schwere Allrad-Lkw) geeignet. Zur mittleren Zufahrt, etwa nach einem Drittel der Strandstrecke von Norden aus gesehen, führt eine Asphaltstraße fast bis an den Strand. Hier, am Oued Boussafen, stehen auch oft Wohnmobile und Camper.
Die dritte Zufahrt erfolgt im Süden nach etwa 40 km durch das sandige Oued Aoreora.
Das Oued Aoreora erfordert beim Verlassen hinauf auf die Ebene etwas Erfahrung und ein kraftvolles Fahrzeug. Im weichen Sand geht es über etwa 50m relativ steil nach oben. Leichter wäre es, hier hinab an den Strand zu fahren und die Ausfahrt im Norden über den Felsen zu nehmen oder beim Camperparkplatz am Oued Boussafen (im oberen Drittel) den Strand zu verlassen. Offroad-Anfängern empfehle ich daher eine Befahrung von Süd nach Nord oder nur das obere Drittel, also von der felsigen Abfahrt bis zum Parkplatz (oder umgekehrt) zu wählen.
In unserem 4×4-Tourenbuch Marokko gibt es einen Download mit den GPX-Daten der Zufahrten
Marokko ist das ideale Land, um mit seinem 4×4-Mobil offroad zu reisen. Traumhafte Landschaften, abenteuerliche Pisten und eine gute Versorgungslage gepaart mit der Sicherheit eines Königreichs.
In unserem 4×4-Offroad-Tourenbuch Marokko findest du 43 Offroad-Strecken. Hier geht es zum Buch: 4×4-Marokko