Ersatzreifen auf 4×4-Expeditionen
Ich habe mal eine Frage zu Ersatzreifen
Habt ihr Erfahrungen damit, den Ersatzreifen auf dem Dach zu transportieren, ich lese da Unterschiedliches in den Foren drüber und weiß nicht, was vertrauenswürdig ist, daher die Frage an die Profis. Ich bin kurz davor mir einen Dachträger bauen zu lassen, da ich hinten nur ein Rad rauf bekomme, weil ich noch ein Moped dabei habe.
Die weitere Frage wäre, MUSS/SOLLTE man zwei Räder dabei haben? In den Foren wird immer geschrieben, man müsste zwei komplette Ersatzräder dabei haben.
Die Antwort zu Ersatzreifen
Da kann man jetzt lange philosophieren und eigentlich ein ganzes Buchkapitel damit füllen. Wie du schon festgestellt hast, gibt es viele unterschiedliche Meinungen und jede Meinung beinhaltet etwas Wahrheit.
Erstmal zu den Ersatzreifen:
Ich habe eigentlich immer nur einen Reifen dabei, also noch nicht einmal ein komplettes Rad, sondern nur den Reifen ohne Felge. Allerdings habe ich Sprengringfelgen montiert, diese erleichtern das Demontieren des Reifens von der Felge erheblich. Zudem bin ich im Reifenwechseln relativ geübt und genauso schnell wie andere beim Radwechsel. Einen Zeitvorteil eines Radwechsels gegenüber einem Reifenwechsel sehe ich bei mir nicht.
Ein oder zwei Ersatzreifen?
Für Reisen in Gebiete, in denen erhöhte Gefahr für den Reifen besteht, z.B. in Mauretanien wegen der scharfkantigen Felsen im Gebiet des Guelb er Richat oder in Mali wegen der vielen spitz abgeschlagenen Baumstämme, die unerkennbar im hohen Gras stehen, nehme ich einen zweiten Reifen mit. In der Mongolei, nach Island und nach Russland hatten wir nur einen Ersatzreifen dabei. Nächstes Jahr nach Saudi-Arabien, VAE und Oman werde ich auch nur EINEN Reifen dabei haben.
Also, ob ein oder zwei Reifen, mache ich abhängig von der geplanten Reise. In der Regel reisen wir nur mit einem Reifen, haben also kein Ersatzrad dabei.
Allerdings bin ich relativ geübt im Reifenflicken und habe auch entsprechendes Werkzeug bzw. Flicken dabei. (Pilze und Karkassenpflaster)
Zwei komplette Ersatzräder?
Zwei komplette Ersatzräder würde ich nicht mitnehmen. Dass man sich auf einer Expedition zweimal die Felge zerstört halte ich für unwahrscheinlich.
Optimal ausgerüstet
Die optimale Ersatzradausrüstung für Fernreisen ist ein komplettes Ersatzrad. Fertig.
Wer extrem schwieriges Terrain unter die Räder nehmen will, nimmt zusätzlich einen Reifen mit.
Reifen auf dem Dach
Generell gilt: Ein hoher Schwerpunkt beeinträchtigt das Offroad Fahren sehr. Der Dachgepäckträger ist daher eigentlich nicht der richtige Ort für den Transport.
Zudem ist die Dachlast oft nicht für Lasten über 100 kg ausgelegt. Diese Angabe gilt wohl auch nur unter Straßenbedingungen. Wenn du einen Ersatzreifen (ein 14.00R20 wiegt schon 116 kg) permanent auf dem Dach transportierst, mag es auf Asphalt vielleicht gut gehen, aber im Offroad-Betrieb wird das Fahrerhaus langfristig Schaden nehmen. Stundenlanges Wellblech fahren, Sprünge über Gräben und Bächlein, Verwindungen etc. belasten die Fahrerhauslagerung enorm, diese wird irgendwann Schaden nehmen. Oft sieht man auch Risse in der Karosserie, besonders die Holme der Frontscheibe reißen gerne ein.
Möchte man ständig oder über weite Strecken einen Reifen auf dem Dachgepäckträger transportieren, würde ich evtl. den Dachträger so konstruieren bzw. die Teile verstärken, dass diese Mängel nicht auftreten können.
Transportiert man nur gelegentlich mal einen Reifen auf dem Dachgepäckträger oder fährt überwiegend Asphalt, kann man sich diesen Aufwand sparen.
Also meine Meinung, ohne Anspruch auf Richtigkeit:
Wenn du keine andere Wahl hast, als den Reifen auf den Dachgepäckträger zu nehmen, dann funktioniert das auch, ist aber nicht die beste Lösung.
Fährst du viel Offroad oder hast den zweiten Reifen ständig auf dem Dach, denke über die Schwachstellen der Fahrerhauslagerung nach und ob man im Vorfeld etwas verbessern kann. Optimal wäre, wenn der Dachgepäckträger sich nicht am Fahrerhaus abstützt, sondern wie ein Überrollkäfig am Fahrzeugrahmen verschraubt ist. Zumindest konstruiere ihn so, dass er die Säulen der Windschutzscheibe entlastet.
Hi,
danke für die Infos, sehe vieles gleich, je nach Basisfahrzeug und Ziel sowie Risikoeinstellung kann sich die Entscheidung für ein oder zwei Reifen / Kompletträder ändern.
Ein Hinweis:
wir haben für unseren Dodge 2 Kompletträder (37“ BFG) im Einsatz, in gut 230’000 Km nur einmal einen Nagel eingefahren, so Rad gewechselt.
2 Räder haben den Vorteil, dass man diese in einem bestimmten Rhythmus achsweise wechseln kann und so eine gleichmässigere Abnutzung zu Stande kommt. So umgeht man den Umstand, profilmässig neue -Reifen zu haben, die aber altersschwch und/oder UV-Abnützung aufweisen.
Aber eben: jeder nach seinem Gusto und Bedürfnissen.
Schönen tag,
Bruno
Die Frage zur Anzahl der
Ersatzreifen auf 4×4-Expeditionen
wird auf Globetrotter- und Fernreisetreffen so häufig und ausführlich diskutiert wie die Frage nach der Auslegung einer 3-Punkt- bzw. 4-Punkt-Lagerung des Kofferaufbaus.
Sammelt man die Ergebnisse, so erhält man als Lösungsvorschläge von
KEINE RESERVEREIFEN NÖTIG bis zu DREI KOMPLETTRÄDER (z.B. für 6×6-Fahrzeuge).
Damit ist die Sachlage klar, aber eine einfache Antwort auf eine einfache Frage nach der benötigten Anzahl noch nicht gegeben.
Jeder, der seine individuellen Erlebnisse weiter gibt, hat damit noch nicht allgemeine Aussagen gemacht.
Burkhard hat versucht, das Problem zu segmentieren. Seinen Aussagen stimme ich voll zu! Trotzdem, was hilft es einem Dritten, wenn der eine in Island nur einen Reifen dabei gehabt hat und damit gut ausgekommen ist und ich hier punktuell dagegen halten muss, dass ich in Island einen kompletten Reifensatz zu Schrott gefahren habe, dabei zwei Reifen bis zur Totalzerstörung (Grund: Lavagestein und Schlacke).
Also ist aus den Aussagen anderer nur ein Entscheidungskorridor ableitbar. In diesem Fall Island heißt es abzuwägen, wie fahre ich mit welchen Reifen wo und mit welchem Können oder Risiko? Eine Risikoabschätzung mit anschließender Entscheidung für die Anzahl der Reifen oder Räder ist am Schreibtisch kaum zu fällen.
Eher ist die Frage zu wälzen, fahre ich Reifen / Reifengröße, die ich im Zielland leicht erhalte oder akzeptiere ich die Situation, dass ich nach einem Reifen-Totalausfall z.B. in Marokko zum Reifen-Auftanken kurz nach Spanien zurückfahre oder bin ich so vernetzt, dass ich davon ausgehen kann, auch ein Reserverad in die Westsahara nachgeliefert zu bekommen.
Anders sieht es bei der Lösung des Transportproblems der Ersatzreifen auf 4×4-Expeditionen aus. Mercedes hat mir beim Kauf eines Unimogs mit Doppelkabine nach Darstellung meiner Reiseziele eine maximale Dachlast von 75 kg auch bei dem Fahrerhaus mit A-, B- und C-Säule empfohlen. Für andere Fahrzeuge würde ich ähnliche Lasten veranschlagen, wobei ich aus eigener Erfahrung bei Magirus die Last im Gelände wegen der leichten Bauweise der Fahrerhäuser schon als grenzwertig bezeichnen möchte. Ohne besondere Verstärkungen würde ich nur einen Reifen und kein Komplettrad auf dem Dach eines kurzen Fahrerhauses transportieren.
Dies sollten bei passender Dachgepäckträgerkonstruktion Unimogs, Steyr12M18 und auch MB 1019/1222/1932 oder andere Modelle der Mercedes NG/SK-Baureihe im schweren Gelände aushalten.
Beim Transport eines Reifens/Rades auf dem Dach eines Kofferaufbaus gibt es meist Limitierungen durch die Gesamthöhe und bei Aufbauten aus GfK oder Aluminium aus Stabilitätsgründen. Bei LAKI und LAKII-Aufbauten der ehemaligen NVA oder den genieteten Sheltern (Generation 1) der BW ist diese Frage nicht relevant.
Da hier nicht umfänglich alle Probleme der Halterung diskutiert werden können, möchte ich zum Schluß den Lösungsvorschlag einbringen, bei der Konzeption eines Kofferaufbaus zwischen Wohnbereich und Fahrerhaus eine ca. 50 cm breite Scheibe einzuplanen, die ich bei einem Unimog für den Transport von zwei Zarges-Kisten A10, 1x 600 Liter Dieseltank und darüber zwei Reserverädern mit speziell geformten 60 Liter-Wassertank zwischen den beiden Rädern realisierte und auf mehreren Sahara-Reisen erfolgreich verwendete.
Der Vorteil: Das Gesamtgewicht dieser „Servicescheibe“ von über 1 to liegt ungefähr über dem Schwerpunkt des Fahrzeugs und direkt auf dem Fahrgestell.
Rolf Schettler 3/2020