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Magirus Deutz 170d12A Expeditionsmobil am Strand
Die PistenkuhExpeditionsmobile bis 7,5 Tonnen

Expeditionsmobil – Erfahrungsbericht 100.000 Km

Seit drei Jahren ist unsere Pistenkuh nun im Dauereinsatz und ist in dieser Zeit knapp 100.000 Kilometer über Stock und Stein, durch Gräben und Bäche getrieben worden. Meist jedoch auf Asphaltstraßen. Wirklich Off-Road waren es vielleicht 20.000 Kilometer.
Zeit um Bilanz zu ziehen. Was hat sich bewährt, was würden wir ändern.

Dusche im Eingang

Die wichtigen Dinge haben sich ausnahmslos alle bewährt (zum Glück). Würden wir das Auto nochmals bauen, würden wir den gleichen Grundriss wählen.
Insbesondere die Dusche im Eingangsbereich war eine gute Entscheidung. Viel Dreck und Sand bleibt hier zurück und der Innenraum bleibt sauber. Nach dem Duschen ist der Wasserdampf innerhalb weniger Minuten abgezogen und wir haben kein Feuchtigkeitsproblem oder gar Schimmel und Stockflecken im Auto.

Diesel Heizung

Sehr gut bewährt hat sich die Eberspächer Dieselwarmwasserheizung. Das Fahrzeug ist innerhalb 40 Minuten aufgeheizt und hält die Wärme dank 80 mm Isolation mehrere Stunden. Das Duschwasser ist in weniger als 5 Minuten heiß und die Heizleistung des Elgena-Boilers reicht aus, um beliebig lange warmes Wasser zu entnehmen.
Von Freunden hörten wir, das die Schweißnähte am Boiler Probleme machen. Wir haben diese Probleme bisher nicht, betreiben unseren Boiler aber mit einem Druckminderer, der den Wasserdruck auf 1,5 bar reduziert. (Zugelassen sind 3,5 bar).

Zusätzlich ist unser Boiler mit einer 24 Volt und einer 220 Volt Heizpatrone ausgerüstet. Die 24 Volt Heizung braucht etwas länger als 1 Stunde, um die 15 Liter Inhalt zu erwärmen. Wir nutzen sie gelegentlich bei gutem Wetter, um mit den Solarzellen das Wasser zu erwärmen. Funktioniert gut, auch während der Fahrt mit der Lichtmaschine. Die Möglichkeit mit Landstrom, also 220 Volt, das Brauchwasser zu erwärmen, haben wir noch NIE genutzt. Diese Zusatzkosten hätte man sich bei der Investition sparen können.

Dachklappe

Auf jeden Fall würden wir wieder das Bett ins Heck bauen und auf die vielen Fenster mit der tollen Rundumsicht wollten wir nicht verzichten.

geöffnete Dachklappe am Expeditionsmobil

geöffnete Dachklappe am Expeditionsmobil

Sehr gut bewährt hat sich die Dachklappe über dem Bett. Mit geöffneten Fenstern ergibt sich ein Feeling, als würde man draußen unter einem Moskitonetz schlafen. Besonders angenehm war das in Westafrika bei Temperaturen von fast 30 Grad in der Nacht.
Die Dachklappe ist wasserdicht und auch Staub kommt auf Pistenfahrten nicht hinein. Schwitzwasser bildet sich übrigens auch nicht, wie im ganzen Koffer nicht. Unsere anfänglichen Befürchtungen waren unbegründet.

Durch die Anordnung des Bettes im Heck ergibt sich darunter ein großer Stauraum, den wir nicht in seiner Fülle brauchen. Aber lieber mehr Stauraum als Gerümpel.

Staukästen

Unser Gerümpel ist in Staukästen sortiert. Diese haben sich sehr gut bewährt. Alles ist übersichtlich, platzsparend und pistenfest verstaut. Unsere Konstruktion, die Kisten einfach auf Alu-U-Profilen zu schieben hat sich ebenfalls gut bewährt. Die Konstruktion ist leicht, stabil, relativ preiswert und lässt sich mit einfachen Mitteln selbst bauen.

Fenster mit Schutzklappen

Die Anzahl der Fenster würden wir keinesfalls reduzieren. Im Fahrzeug ist es angenehm hell, auch bei schlechtem Wetter und die Rundumsicht ist einfach klasse.
Die Fensterschutzklappen haben sich bewährt. Die Fenster sind immer noch kratzerfrei. Die Seitz-Fenster dagegen zeigen erste Defekte. Alle Griffe funktionieren nicht mehr und ich musste sie reparieren. Ebenso funktionieren die Verdunklungs-Rollos und Moskitonetze nicht mehr so leichtgängig wie zu Beginn bzw. haben ihre Funktion ganz eingestellt. Berücksichtigt man den relativ hohen Preis der Fenster, ist das Preis-Leistungsverhältnis schlecht.
Seitz Fenster können wir nicht empfehlen.

Herd / Backofen

Unser mit Gas betriebener Herd mit Backofen funktioniert tadellos. Da wir nur zum Kochen und Backen Gas verwenden (Dieselheizung) reicht eine 11 Kg Flasche für ca. fünf bis sechs Monate. Mit unseren zwei Flaschen sind wir so fast ein Jahr unabhängig. Den Backofen wollen wir nicht mehr missen. Wir benutzen ihn hauptsächlich zum Brot backen, aber auch ein schöner Kuchen zum Wochenende oder mal eine Pizza bringen Abwechslung auf die Speisekarte.

Stromversorgung

Unsere Stromversorgung funktioniert gut. Die Solarzellen liefern auch bei schlechtem Wetter genug Strom für Kühltruhe, Beleuchtung, Wasserpumpe und Heizungspumpe. Lediglich meine Spielereien am Laptop muss ich dann auf maximal zwei Stunden täglich reduzieren. Bei gutem Wetter könnten wir Strom ins Netz einspeisen. Obwohl die Möglichkeit besteht, mit der Lichtmaschine während der Fahrt die Bordbatterie zu laden, haben wir diese Option noch nie gebraucht. Ebenso haben wir noch nie mit den Solarzellen die Starterbatterien laden müssen.
Theoretisch bräuchten wir keine sechs Solarpanelle auf dem Dach, aber lieber zuviel Strom als zuwenig.
Der Schiebemechanismus der Solarzellen funktioniert auch nach längerem Nichtgebrauch tadellos. Wir haben die Schiebeführung damals gebaut, um die Solarzellen vom Dach schieben zu können und so das komplette Dach als Sonnendeck zur Verfügung zu haben. In der Praxis nutzen wir diese Möglichkeit nicht. Den Aufwand hätte man sich sparen können.

Fahrgestell

Am Fahrgestell gibt es wenig zu beanstanden. Unser Deutz hat inzwischen die 300.000 Kilometermarke auf dem Tacho überschritten. Seit 150.000 km wird die Pistenkuh von uns geritten.

MIL-Profil

Sehr gut bewährt hat sich die Militärbereifung in der Größe 14.00 R 20 auf Sprengringfelgen. Ich kann relativ mühelos in knapp 1,5 Stunden ohne fremde Hilfe den Reifen flicken und die Größe gibt es weltweit, wenngleich 12.00 R 20 deutlich leichter und billiger auf der Welt zu finden ist.
In Deutschland gibt es die 14.00 jedoch preiswert als Gebrauchtreifen von der Bundeswehr für ca. 100 Euro das Stück, z.B. bei Karkassenhandel Kurz, in 73240-Wendlingen bei Stuttgart.

Expeditionsfahrzeug Magirus Deutz im Schlamm

Militärprofil bewährt sich auf Expeditionsfahrzeug Magirus Deutz im Schlamm

Das Militärprofil ist ideal im Schlamm und auf feuchten Wiesen. Im Sand kommen wir damit gut zurecht. Lediglich auf nassem Teer sollte man die Kurven nicht zu schnell angehen um nicht ungewollt einen Ausritt ins Gelände zu machen.
Das Gewicht unserer Pistenkuh schwankt zwischen 8,1 Tonnen leer und 9,8 Tonnen komplett betankt und reisefertig ausgerüstet.
Der Gewichtsunterschied ist bei Weichsandfahrten und besonders in Dünengebieten deutlich spürbar. Man meint, voll getankt (ca. 1 Tonne) schaufelt man doppelt so oft.
In Ägypten trafen wir Franzosen mit einem neuen MAN Allrad, auch mit 14.00 Bereifung jedoch 13 Tonnen Gewicht und 280 PS. Der Fahrer verfügte über wenig Sanderfahrung, senkte den Luftdruck auf 3,0 bar ab (wir auf 2,0 bar) und kam im weichen Sand besser zurecht als wir. Fazit: Unserem Deutz fehlen mindestens 100 PS.

Tankanlage

Unsere Tankanlage bewährte sich zufriedenstellend. Auf jeden Fall würden wir wieder große Tanks wählen, die hohen Anschaffungskosten relativieren sich, da wir in Billig-Sprit-Ländern mehr als 900 Liter bunkern und dann teure Länder ohne Tankstopp durchfahren können.
Auf jeden Fall würden wir wieder einen kleinen Zusatztank einbauen. Dieser gibt die Sicherheit, die großen Tanks auch restlos leer fahren zu können und notfalls auch mal einen 20 Liter Kanister nachschütten zu können, die sonst in den großen Tanks einfach verschwinden würden.

Separfilter

Der Separfilter tut gute Dienste, ist jedoch bei Frost der Schwachpunkt. Das Filterelement setzt sich bei Temperaturen um Null Grad sehr schnell zu. Den Filter gibt es auch mit einer Heizfunktion, wir hätten diese wählen sollen. Ich denke über eine Selbstbaunachrüstung nach. Die Tankanlage wird mittels Kugelhähne gesteuert. Diese bewähren sich gut. Lediglich die Anordnung würde ich ändern. Man sollte einen Platz wählen, der während der Fahrt vom Fahrer zugänglich ist. Z.B. an der vorderen Spritzwand mit dem Fuß, oder neben dem Fahrersitz.

Kofferlagerung

Nicht bewährt hat sich unsere Kofferaufnahme mit Silentgummis. Der Aufbau ist nicht genug entkoppelt von den Verwindungen des Fahrgestells, zudem oder folglich reißen die Gummis ein und müssen ersetzt werden. Zudem werden Torsionskräfte in den Koffer geleitet. Hier denke ich über eine völlig neue Konstruktion nach. Eine Rautenlagrung wäre wohl die bessere Wahl gewesen.

 

Außenkochstelle bewährt sich auf Fernreisen

Außenkochstelle bewährt sich auf Fernreisen

Außenkochstelle

Zwei Dinge fehlten in unserer Ausrüstung. Zum einen braucht man eine Außenkochstelle für alles stinkende, fettspritzende (z.B. Pommes Frites, Kartoffelpuffer, Fisch) und eine Außensoundbox für die Party am Strandfeuer.
Beides ist inzwischen ergänzt, ausgiebig erprobt und hat sich bewährt. Wir befestigten Lautsprecher unter unserem Campingtisch und befestigten am Autoradio und an den Lautsprechern normale 220 Volt Kupplungen. So kann die Kabeltrommel auch als Verlängerung der Lautsprecherkabel universell genutzt werden. Der Sound ist da, wo mein Tisch steht.

Pommes selbst gemacht

Auf leckere Pommes muss man auf Fernreisen in keinem Land verzichten.

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

This article has 1 comment

  1. Jörg

    Hallo Burkard,
    vielen Dank für’s teilen eurer Erfahrung en! Du schreibst, dass du einen
    14.00 R 20 Reifen in 1,5 Stunden flickst. So ein Reifen ist doch bestimmt an die 100 kg schwer, oder nicht. Und dann das Abdichten gegen die Felge… Wie und wo hast du das gelernt? Kennst du eine Beschreibung zu so ein Reifenwechsel „in the road“? Wie oft hast du das, in etwa, auf den 100.000 km schon gemacht?
    Gruß Jörg

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