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Durchstieg ins Fahrerhaus
Die Pistenkuh

Expeditionsmobil – Durchstieg ins Fahrerhaus, braucht man das?

Braucht man einen Durchstieg ins Fahrerhaus? Dies ist eine Frage, die wir sehr häufig gestellt bekommen. Vielleicht auch deswegen, weil wir in unserem Magirus Deutz einen Durchstieg ins Fahrerhaus hatten und beim Wechsel auf den Steyr 12M18 darauf verzichteten. So sind wir etwa 10 Jahre mit Durchstieg und nun etwa 12 Jahre ohne Durchstieg gereist.

Ich beginne mal mit dem Hauptargument der Sicherheit. Viele Fragen an uns klingen etwas so:
Wie oft musstet ihr schon nachts fliehen, wenn ihr immer frei steht? Wie oft habt ihr den Durchstieg zum Fahrerhaus in brenzligen Situationen schon genutzt?
Wir haben den Durchgang kein einziges Mal zur Flucht nutzen müssen. Es gab bisher keine Situation, die wir als brenzlig eingestuft haben.
Liegt aber sicher auch an der persönlichen Wahrnehmung. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Iveco 90/16 Fahrer, der folgende Situation beschrieb: „Wir standen in Frankreich auf einem Parkplatz an einem Kanal und waren gerade zu Bett gegangen, als mehrere Autos kamen und junge Männer ausstiegen. Die machten laute Musik mit Boxen in den Kofferräumen, gingen zum Ufer und tranken Bier und sicher auch härteres. Es kamen immer mehr und bei Besoffenen weiß man ja nie. Ich habe mich da nicht mehr raus getraut, schnell hat man ein Messer in der Milz. Wenn wir da den Durchgang nicht gehabt hätten, hätten wir nicht fliehen können. So haben wir uns davon geschlichen ohne das die etwas bemerkt haben.“

Schnell fliehen wird in der Praxis nicht gehen, da hilft der Durchstieg ins Fahrerhaus wenig. Genau in einem solchen Moment wird wahrscheinlich der Druck auf den Bremskessel zu gering sein, als dass die Feststellbremse sofort öffnet. Man wird dann dem vermeintlichen Bedroher erklären müssen, dass man noch 34 Sekunden braucht, bevor man sich aus dem Staub macht. Selbst wenn das Fahrzeug über eine (illegale) Schnelllöseeinrichtung verfügt, werden Verbrecher einen nicht einfach ziehen lassen, sofern sie einen gewissen Professionalisierungsgrad ihrer Tätigkeit erreicht haben. 
Einfach abhauen können auch die Motorradfahrer nicht, die im Schlafsack neben ihren Maschinen schlafen oder jene, die mit Dachzelt unterwegs sind. 
Objektiv braucht man einen Durchgang zum Fahrerhaus bei einem Expeditionsmobil der Sicherheit wegen nicht.

Wer sich jedoch in einem Wohnaufbau ohne Durchgang „gefangen“ vorkommt und besser schläft, wenn er die Fluchtmöglichkeit hätte, der wird die Reise besser genießen können, wenn er einen Durchgang hat. In dem Fall würde ich auch empfehlen, einen Durchgang zu bauen.

Der große Vorteil eines Durchgangs ist die gewonnene Bequemlichkeit.
Draußen regnet es wolkenbruchartig, der Brummer steht auf einem matschigen Platz eines ehemaligen Waldarbeitercamps auf einer Waldlichtung. Schön, jetzt einfach nach hinten kriechen zu können, ohne nass und dreckig zu werden.

Auf der Anreise macht man eine kurze Kaffeepause auf dem Autobahnrastplatz und setzt sich im Aufbau an den Tisch. Blöd, die Karte, auf die man mal einen kurzen Blick werfen will, liegt vorne. Schön, einfach mal nach vorne greifen zu können, ohne außen rum zu klettern.
Auf der Autobahn merkt man nach fünf Minuten, Shit, die Karte liegt noch hinten. Der Beifahrer kriecht mal kurz nach hinten und holt die Karte und bringt dabei auch noch die Gummibärchen oder die kalte Cola aus dem Kühlschrank mit. Anderenfalls müsste man wieder anhalten und das Zeug von hinten holen.

Die Vorteile eines Durchstieg ins Fahrerhaus liegen einzig in der Bequemlichkeit und dem Verkaufsargument bei einer evtl. Fahrzeugveräußerung, weil gerade Reiseneulinge leicht mit Angst zu ködern sind und aus „Sicherheitsaspekten“ einen Durchstieg ins Fahrerhaus haben möchten.
Die Nachteile sind vor allem die Kosten. Sowohl der Umbau der Fahrerhausrückwand als auch die Front der Kabine verursacht Kosten, die sicher mit 5-10.000 € zu veranschlagen sind.
Bei der Innenraumaufteilung schränkt der Durchstieg die Planung ein und kostet letztendlich Platz.

Würdet ihr in eurem nächsten Fahrzeug einen Durchstieg ins Fahrerhaus einplanen?
Die Antwort ist schnell gegeben: Nein, die gewonnene Bequemlichkeit ist uns den Preis nicht wert.

This article has 9 comments

  1. Knut Kahrau

    hossa Gemeine Gemeinde

    Der einzig wahre Grund für einen Durchschlupf, mehr ist es meist eh nicht:

    Eine hungrige Löwenmeute ums Auto, wir stehen weit in der Serengeti und das kalte Bier im Fahrerhaus ist alle 😉

    Grüße
    Knut

  2. Peter

    Hallo Ihr 2, auch wenn ich sonst fast immer Eurer Meinung bin, muss ich beim Durchgang zum Fahrerhaus widersprechen. Gut, als wir den Kurzhauber mit Funkkoffer-Aufbau kauften, war der Durchgang schon drin. Ob ich einen nachträglich eingebaut hätte, weiß ich nicht. Aber schon nach ein paar Jahren, gab es eine sehr, sehr unangenehme und offen-aggressive Situation (ca. 50 km vor Istanbul), der wir – ziemlich sicher – ohne Durchgang nicht hätten entfliehen können. Es war zwar noch Druckluft vorhanden, aber ich wäre auch ohne losgefahren (unser Kurzhauber kann das). Aber auch unabhängig von „Fluchten“ möchte ich unseren sehr großen Durchgang, der mit einem stabilen Alu-Rolladen zu verschließen ist, absolut nicht missen! Die Bequemlichkeit zum Kaffee etc. nach hinten zu kommen ist das Eine. Aber wir können das Fahrerhaus so auch noch anders nutzen, wenn wir irgendwo stehen. Z.B. wenn wir irgendwelches Zeug aus dem Aufbau einfach irgendwo schnell lagern wollen…oder wenn wir hinten am Tisch sitzen, und nach vorne – durch die Windschutzscheibe „Kino gucken“… Aber bewährt hat sich der Durchgang besonders, als die Enkelin vorne, mit einem Bett auf den Sitzen, ihr „eigenes Schlafzimmer“ hatte und trotzdem uns in der direkten Nähe wusste. Also, wenn ich wählen müsste: Immer mit Durchgang.
    Ansonsten, vielen herzlichen Dank für Eure Berichte und das Mitnehmen. Es ist gut zu wissen, dass es noch Reisende wie Euch gibt, die sich wirklich für Land und Leute und Umstände interessieren.
    Die besten Wünsche für das neue Jahr und allzeit gute Fahrt
    Peter

  3. Christian Hennek

    Ich sehe es ähnlich. Entschlossene Angreifer stellen irgend einen Schrott in den Weg oder machen mit einem Kuhfuss einen Reifen kaputt. In dem Fall nützt einem der Durchstieg gar nichts. Zum Glück sind solche Situationen sehr selten.

    Aber in wie fern sind Schnelllöseeinrichtung illegal ? Hat meiner (DAF T244) ab Werk drin. Ganz praktisch beim Umparken, wenn die Drucklufttanks leer sind.

  4. Martin Heitbrink

    Moin,
    Danke für die Erfahrung. Wir bauen im Moment aus, ein Durchgang ist vorgeplant, aber nicht fester Bestandteil unseres Ausbaus. Das werden wir uns erstmal entspannt anschauen, im Zweifel den Durchgang nachrüsten. Alles Gute, Martin

  5. Bernhard

    Hallo Burkhard,
    jein … 😉
    zum ersten Teil soweit meine Zustimmung – „abhauen“, ja, bin auch schon verschwunden, aber nicht weil *akute* Gefahr bestand, sondern entweder weil mir die Situation „nicht geheuer“ war (also im Vorfeld) oder weil mir die Situation einfach auf die Nerven ging (Randale oder sowas). Und da ist der Durchgang eher bequem als lebensrettend.
    Zum zweiten Teil – der Bequemlichkeit: volle Zustimmung zur inhaltlichen Darstellung, aber komplett gegensätzliche Schlußfolgerung meinerseits: ist notwendig.
    Und das liegt daran, daß ich 21 Jahre mit meinen Hunden gereist bin, und deren Lieblingsaufenthaltsort nachts (außer bei starken Minusgraden) war eben das Fahrerhaus, da konnten sie aufpassen, also rausgucken (und hinten waren sie „aus dem Weg“ 😉 ).
    Oder: meine Aicha hat Ampelstopps in heißen Ländern damals gerne genutzt, um mal kurz nach hinten zu verschwinden und zu trinken – bei gelb kurz Gas antippen und sie war wieder auf ihrem Platz :).
    Und weil so eine Zeit hoffentlich irgendwann wieder kommen wird – nächste Kiste wird wieder einen Durchgang haben …
    Grüße, Bernhard

  6. berthold märkle

    Bei den wenigen Kubikmetern eines Vehicel ist das Fahrerhaus die beste, kostengünstige Nebenraum-Ergänzung.

  7. Jan

    Der kürzeste Weg vom Koffer ins Führerhaus ist noch immer der Durchstieg. Wie fahren einen Arocs mit dem Fußboden in 1,8m Höhe über der Fahrbahn. Mein 60kg-Hund geht immer vom Koffer ins Führerhaus, denn den kann niemand da hochwuchten. Weiter bleiben die Füße der Reisenden trocken und warm – egal wie das Wetter draußen ist. Eine Notlöseeinrichtung brauche ich nicht, denn die Anlage ist dicht und hält 13 bar Druck über Wochen – Flucht somit jederzeit möglich. Bei einem Gesamtpreis unseres Fahrzeugs im höheren 6stelligen Bereich machen die „paar“ Euros für den Durchstieg den Kohl auch nicht mehr fett….
    Sicherheit und Bequemlichkeit sind die schlagenden Argumente…..

    • Peterec

      Hallo Jan, ein Durchgang in die Fahrerkabine hilf nur der Psyche und dient nicht der realen Sicherheit vor Raub und Überfall, das sehe ich wie Burkhard.
      – zerstochene Reifen als Fluchtverhinderung kennt jede Räuberbande
      – was bei dir zu holen ist, wird häufig schon von bestochenen Zöllnern/Polizisten per Funk oder Telefon an die Bande weitergegeben.
      – du wirst ziemlich sicher schon einige Zeit verfolgt und beobachtet bevor du überfallen wirst.
      – eine Windschutzscheibe/ Seitenscheibe ist zumeist nicht Kugelsicher

      Um nur ein paar Gründe zu nennen, warum ein Durchgang zum Führerhaus kein mehr an Sicherheit bietet. Allerdings passieren solche Überfälle äußerst selten!

      4×4 Grüße
      Petrec

  8. Claudia

    Hallo zusammen

    Wir haben ein grosser Durchstieg und benutzen in sehr häufig. Wir sind froh in zu haben.

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