Fahrbericht Steyr 12M18 Offroad
Schon lange angekündigt, gibt es jetzt endlich die Fortsetzung des Fahrberichts zum Steyr 12M18.
20.000 Kilometer haben wir unseren Steyr, hauptsächlich in Marokko und Island, in den letzten Monaten bewegt.
Für jene, die nicht bis zum Schluss lesen möchten: Der Steyr 12M18 hat im Gelände überzeugt.
Vorab: Unser Steyr ist mit 14.00R20 Bereifung ausgerüstet, also eine größere Bereifung gegenüber dem Original. Motor, Federung und Dämpfung sind original.
Zu Beginn habe ich den Steyr nicht wirklich sicher fahren können, weil einfach die Übung mit dem Gerät fehlt. Es hat bei mir etwa 10.000 (Gelände-)Kilometer gebraucht, bis ich mich mit dem Steyr sicher im Gelände gefühlt habe und das Fahrzeug auch in blöden Situationen einschätzen konnte. (Zum Beispiel: Abschätzen der Breite und Fahren mit dem rechten Rad auf zwei Finger genau.)
Ein Freund sagte mal: „Mit einem neuen Fahrzeug ist es wie mit einer frisch gewaschenen Unterhose, das kratzt die ersten drei Tage und dann geht`s.“
Aber jetzt zum Geländefahren
Es geht auf marokkanischen Pisten kilometerlang dahin. Der erste Eindruck war zweigeteilt. Der Steyr ist leise, aber bei weitem nicht so schön gefedert wie der Deutz. Wellblech steckt er noch gut weg (bei reduziertem Reifen-Luftdruck), aber Rinnen und besonders leicht diagonal verlaufende Rinnen führen zu einem deutlichen Nicken und Schaukeln. Sicher wird der Eindruck verstärkt durch die ungewohnte Sitzposition. (Beim Haubenfahrzeug Deutz saßen wir hinter der Vorderachse, beim Steyr 12M18 dagegen auf der VA.) Hinzu kommt der kürzere Radstand von 3,50 Metern gegenüber 4,0 Metern, der zu einem stärkeren Nicken führt.
Extrem wird es bei dicht aufeinander folgenden Bodenwellen, die eventuell etwas zu schnell gefahren werden. Hier scheint das Fahrzeug vorne zu springen.
Vielleicht kann dieses Verhalten durch geänderte Dämpfer verbessert werden. Ich würde mal Dämpfer, mit einer höheren Zugstufe ausprobieren. Aber wahrscheinlich sind dafür die oberen Dämpferaufnahmen nicht ausgelegt. Diese sind so schon zu schwach und wir haben zwei Steyr 12M18 gesehen und von einem dritten gehört, dass diese Aufnahmen Risse bekommen haben, bzw. durch eine verstärkte Ausführung (selbst gebaut) ersetzt wurden. Die Aufnahmen scheinen wohl ein Schwachpunkt am 12M18 zu sein.
Steyr 12m18 auf Bergpisten
Aufgrund der relativ hohen Sitzposition wirken relativ harmlose Schrägfahrten auf den Fahrer schon beängstigend.
Kurzer Radstand, die Vorteile
Der große Vorteil des kurzen Radstandes zeigt sich in engen Kehren auf Bergpisten. Bedingt durch die schmale Federspur (bei Allradfahrzeugen wurde der Federbock so konstruiert, dass die Feder sich unter dem Rahmen befindet) ist der Wendekreis extrem klein und ein Reversieren nur selten nötig. Die Kehren, die der Land Rover in einem Zug nimmt, nimmt auch der 12M18 in einem Zug.
Dass die Spur vorne geringfügig breiter ist als hinten, hat ebenso Vorteile auf Bergpisten.
In der Praxis scheint mir dies aber eher theoretischer Natur zu sein. Ebenso die Nachteile dessen auf Sandstrecken.
Steyr12m18 auf Gebirgspisten in Marokko
Der kurze Radstand und ein enger Wendekreis machen den Steyr im Gebirge wendig.
Das Getriebe
Das Getriebe (8+1 Gänge + Reduktion) lässt sich schnell genug schalten, lässt problemlos auch Gänge überspringen und bietet in jeder Situation genügend Drehmoment auf den Antriebsrädern. Im Crawler und untersetzt kann man den Steyr wohl kaum abwürgen.
Allerdings ist der Übergang zwischen kleiner Gruppe und großer Gruppe für mich nicht optimal, der Sprung könnte kleiner sein.
Um eine gute Performance im Gelände zu erreichen, ist es notwendig, fast im Schlaf zu wissen, welcher Gang, mit welcher Drehzahl bei welcher Geschwindigkeit. Oder praxisnäher: Welchen Gang wähle ich, um mit maximalem Motor-Drehmoment meine Wunschgeschwindigkeit zu fahren.
Das zu beherrschen hat bei mir einige 1000 Kilometer im Gelände gedauert. Ging bei einem 5-Gang Getriebe schneller, aber vielleicht ist dies auch dem Alter (des Fahrers) zuzuschreiben.
Fahren mit Turbo
Bei Fahrten die Kraft brauchen, zum Beispiel im weichen Sand oder steil bergauf, fehlt dem Motor im unteren Drehzahlbereich schnell die Kraft. Optimal fährt man hier mit einer Drehzahl bei der der Turbo hohen Ladedruck liefert. Dies ist beim 12m18 so um die 2100 U/min. Bis der Druck aufgebaut ist, dauert es gefühlte 1-2 Sekunden. Das heißt man muss eine Sekunde vorher wissen, wann Kraft benötigt wird und entsprechend runter schalten, Motor auf Drehzahl bringen und das Gas bis zum Bodenblech durchtreten. Der Motor produziert richtig schwarzen Qualm, die Drehzahl geht runter auf ca. 1500-1600 Touren und der Steyr beißt sich durch. Beeindruckend.
Dank der 100% Sperre in der Vorderachse war 2014 unsere erste Marokkoreise, bei der wir die Sandbleche nicht benötigten. In Marokko wird es schwer, ein Gelände zu finden, das den Steyr 12M18 an seine Grenzen bringt.
Nach sechs Monaten auf marokkanischen Pisten war ich überzeugt: „Der fährt sogar über Wasser.“
Wir haben dann trotzdem die Fähre zurück genommen.
Ein paar Offroad-Fahrszenen von unserem Steyr findest du in dem kurzen Messefilm für Promesstec. Guck mal hier: (die Fahrszenen beginnen ab 0:25)
Messefilm Promesstec
Mit der DVD Offroad Fahrtraining haben wir einen Film zusammengestellt, der die wesentlichen Elemente des Offroadfahrens anschaulich erklärt.
Und auf unserer DVD Expeditionsfahrzeug findest du alle Einzelheiten unseres Expeditionsmobils