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Ich mag die Guardia Civil und den Oberförster

Seit knapp drei Monaten sind wir in Spanien unterwegs. Aufgrund der Pandemie ist das Reisen nicht so ganz einfach. Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen und je nach autonomer Provinz unterschiedliche Regelungen schränken die Bewegungsfreiheit ein.
Wir verstehen die Regelungen und sind froh, überhaupt in der warmen Sonne Spaniens sein zu dürfen. Als Reisende haben wir meiner Meinung nach zudem eine besondere Verantwortung, denn wir wollen im Extremfall auf keinen Fall einem Spanier ein Intensivbett weg nehmen, bedeutet, wir müssen uns so schützen, dass wir keine Gefahr darstellen, also jedem Erkrankungsrisiko aus dem Weg gehen, jeden Kontakt vermeiden und nicht im Land umher reisen. Daher stehen wir wochenlang in einsamen Gegenden, ohne jemanden zu sehen oder gar zu begegnen und fahren nur alle 12-16 Tage in den nächsten Ort (derzeit 32 Kilometer entfernt), um einzukaufen und Wasser zu bunkern.

Seit 25 Tagen stehen wir auf der Südseite eines Hügels, knapp unterhalb des Gipfels, mit toller Aussicht ins Tal, in dem nur eine Autobahn und eine Bahnlinie verläuft, und genießen die Sonne. 
Bisher sind wir nur von einer Gruppe Cross-Mopedfahrer entdeckt worden. Heute dann hoher Besuch des Jägers:
Es näherte sich Motorengeräusch und dann stand auch schon der olivfarbene Patrol neben uns. Maske auf und raus. Die beiden Herrn im Jagdanzug grüßen freundlich und entschuldigen sich für die Störung. Kenne ich auch anders. Das wir hier seit Wochen stehen, weiß man wohl. Ihr Anliegen: Samstag findet eine große Jagd statt und da wäre es gut, wenn wir ab Freitag Nachmittag nicht mehr im Wald wären. 
Okay, verstehe ich. Ab Sonntag Mittag ist die Jagd beendet und wir könnten ab dann wieder hier stehen solange wir wollen.
Für die zwei Tage und Nächte zeigt er uns auf der Karte in einem anderen Waldgebiet (8 km entfernt) einen Platz, auf dem wir bleiben können. Ich zeige den gehobenen Daumen, bedanke mich für die Möglichkeit und er entschuldigt sich nochmals für den Umstand und die Störung. Und schon reisen sie ab.
Bis auf ein paar Ausnahmen kommen wir weltweit mit den Förstern und Jägern klar, doch an einen von Beginn an so unkomplizierten Kontakt kann ich mich nicht erinnern. Es wird ihn hier nicht erreichen, aber dennoch an dieser Stelle nochmals einen großen Dank.

Und weil ich mich jetzt schon mal warm geschrieben habe, gleich noch ein Dank an die Guardia Civil im Gebiet Kastilien-Leon.
Wir standen 12Tage am Waldrand, bis ein weiß-grünes Fahrzeug mit Blaulicht den Weg zu uns suchte. Die Beamten der Guardia Civil erklärten, sie seien angerufen worden. Einer der Beamten verschwindet mit unseren Pässen im Fahrzeug, während der andere auf Englisch einen Small-Talk beginnt. Mir war schon klar, dass das nicht unbedingt persönliches Interesse an uns ist, sondern wohl dem Abchecken der Gefahrenlage galt. Ich erkläre die Situation, dass wir nicht reisen und jegliche Kontakte meiden wollen.
„Wie lange steht ihr schon hier?“
„12 Tage.“
„Eine Nacht ist okay oder auch zwei, aber 12 ist schon lange.“
„Ja, wollen wir auch nicht, aber die Situation erfordert es.“
„Wie lange wollt ihr denn noch hier stehen?“
„2-4 Tage, dann brauchen wir Wasser.“
Inzwischen kommt der zweite Beamte mit unseren Papieren zurück.
„Ihr müsst den Platz hier verlassen, wir kontrollieren das in fünf Tagen.“
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe und er 5 Stunden meint, also frage ich nach und bin über die Antwort erstaunt:
„Wenn ihr noch vier Tage hier steht, macht es ja keinen Sinn, wenn wir in 5 Stunden wieder kommen.“
An dieser Stelle einen großen Dank an die Guardia Civil für ihr Handeln in dieser besonderen Situation.

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

This article has 2 comments

  1. Hauke

    Hallo Ihr lieben Abenteurer,
    vielen Dank für den aktuellen Bericht. Es ist immer wieder schön von Euch zu hören. Letzt habe ich ein Video über die aktuelle Situation mit Zahlen in Spanien gesehen. Da habe ich natürlich direkt an Euch gedacht. Ich wünsche Euch weiterhin eine gute Zeit in der Pampa.
    https://youtu.be/P0N4KgmJd1o
    Viele Grüße, Hauke

  2. Bernd Tesch

    Danke Burkhard (Koch) on route, > von Bernd (Tesch) in Hammer 27.01.2021

    – für Deinen neuen Bericht. Schöne Apfelsinen. Nette Leute dort.
    – Leider sind für http://www.teschipedia.de nicht mehr Kommentare bei Dir eingegangen. Das ist auch nicht so verwunderlich, denn die meisten Menschen heutzutage sind ja „Nehmer = Verbraucher“ und wollen entertaint sein.
    – Unbeirrt geht es aber weiter. Wir haben dort jetzt schon auch über 2.000 Buchtitel von Auto-REISE-Büchern. Da war auch ein komischer nicht mehr lieferbar Buch-Titel von Burghard Koch dabei, der selbst im Internet keine genauen bibliographischen Angaben hinterlassen hatte.. SOHHH mühsam ist das manchmal.
    Eine schöne kommende Zeit wünscht Euch Bernd Tesch

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