100 Tage als Nomaden unterwegs
Vieles ist inzwischen zur Gewohnheit geworden und anfängliche Probleme sind gelöst.
Die von Freunden angebotenen Gästezimmer und Duschen reizten uns nicht und wir schlafen immer im Deutz. Umso neidischere blickten wir auf ihre Waschmaschinen.
Inzwischen haben wir entdeckt, dass auf fast jedem Autohof Waschmaschinen und Trockner für ein paar Euro bereit stehen
Übernachtet haben wir fast immer auf kostenlosen Wohnmobil-Stellplätzen oder auf Wanderparkplätzen, teilweise mit Feuerstelle. So haben wir in den 100 Tagen öfter am Lagerfeuer gesessen und gegrillt als sonst im ganzen Jahr, haben 100 Sonnenuntergänge erlebt, teils verschwand die Sonne einfach im Dunst, teils gab es auch ein atemberaubendes Schauspiel, wie wir es im Kaiserstuhl erleben konnten. Wir standen in Gipfelnähe auf der „Mondhalte“ und blickten in Richtung Westen nach Frankreich über die Rheinebene hinweg. Wolken zogen auf und es regnete. Doch immer wieder rissen die dunklen Wolken auf und die Sonnenstrahlen trafen wie Finger aus Licht auf die Erde.
Die Farbe änderte sich von hellgelb über orange zu rot und die Lichtkegel wanderten wie Spots über die Erdoberfläche. Die instrumentalen Klänge von Terra X aus dem Laptop begleiteten das Spektakel und wir fühlten uns wie im Breitbandkino.
Zu unseren Ritualen gehört inzwischen der morgendliche Genuss eines frisch aufgebrühten Kaffees mit geschäumter Milch, welche zur Krönung mit Kakao gepudert wird. Bei schönem Wetter frühstücken wir auf unserer Dachterrasse, bei schlechtem Wetter im Bett.
Das Herum-Zigeunern gefällt uns von Tag zu Tag mehr. Grund ist vor allem, dass wir mit jedem weiteren Tag spüren, dass es die richtige Entscheidung war, Wohnung, Job und das gewohnte Leben aufzugeben. Die anfänglichen Zweifel und Überlegungen verschwinden mehr und mehr und der neue Lebensabschnitt wird immer vertrauter.
Durch viele Gespräche mit anderen Langzeit-Reisenden wird uns erst jetzt bewusst, in welcher glücklichen Situation wir sind: Die Kinder bzw. Kind aus dem Haus, das kleine Schäfchen im Trockenen, noch nicht zu alt und keine Angst vor Fremden und Neuem.