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Nicole
Über uns

Aus der Sicht unserer Tochter

Hallo ihr Lieben,

nun sitze ich hier (draußen regnet es, wie immer im Siegerland), und versuche die Lebensgeschichte der letzten zwanzig Jahre meiner Eltern auf Papier zu bringen, damit ihr wisst, wie ihr es machen müsst!

Nicole Cornelia Koch

Denn meine Eltern haben es geschafft, ein Ziel , welches unendlich hochgesteckt schien, mit Müh, Fleiß und Konsequenz aber auch Spaß und Freude zu erreichen. Schon in eineinhalb Jahren (Sommer 2004) geht ihr Traum in Erfüllung.
Nie mehr Siegerländer Dauerregen, denn ihr Weg führt in südliche, warme Gefilde. (Wobei ich sicher bin, das es Tage geben wird, an dem sie sich einen kalten Regenschauer herbeisehnen werden…
Wer wäre also besser geeignet, die Entstehungsgeschichte und die Verwirklichung solch wirrer Ideen objektiv und kritisch zusammen zu fassen als die eigene Tochter der beiden, wo ich doch alle Hochs und Tiefs hautnah habe mit erleiden müssen….

Kurz nachdem meine Eltern im zarten Alter von 17 zueinander gefunden hatten, habe ich mich ganz heimlich und unbemerkt in Mamas Bauch geschlichen, da ich der Meinung war, dass es nur von Vorteil sein kann, junge Eltern zu haben, mit denen man auch später noch was Verrücktes anfangen kann. Wie sich herausstellte, hat sich meine Vorahnung bestätigt, denn jetzt sind sie immerhin noch jung genug, so verrückt zu sein um auf Weltreise zu gehen.

Da können sie noch dankbar sein, das ich mein „zur Welt kommen“ so früh geplant habe. Ich stelle meine Füße zwar immer noch unter Papas Tisch, doch werde ich mit Jahr zu Jahr stabiler darauf und mit Erreichen des Abiturs  2004 steht sowohl meinem eigenen Tisch als auch dem Traum meiner Eltern nichts mehr im Wege. Ich verspreche auch, mein Bestes zu geben diesen (beiderseits) herbeigesehnten Zeitpunkt nicht um ein Jahr nach hinten zu verschieben.

Oft werde ich mitleidvoll gefragt, ob ich denn keine Angst hätte, wenn meine Eltern auf einmal nicht mehr da sind. Dazu bleibt mir nur Folgendes zu sagen:

1. Meine Eltern sind nicht „auf einmal nicht mehr da“, sie wollen sich ja schließlich nicht umbringen, sondern nur „für immer in den Urlaub fahren“

2. Ist die Welt kleiner als man denkt und Dank der neuesten Entwicklungen im Bereich der Kommunikation wird sie noch kleiner

3. Bin ich mit dem Gedanken und dem Wissen über diese Pläne groß geworden, habe diese wachsen sehen und kann mir daher keine anderes Ende meiner Kindheit vorstellen, als wie meinen Eltern beim Aufbruch hinterher zu winken.

Beim Lesen der vorangegangenen Zeilen in meiner kreativen Denkpause ist mir aufgefallen, das ich mich eigentlich nicht wirklich auf das Reiseleben meiner Eltern konzentriert habe. Ich werde mich diesem nun auf der nächsten Seite widmen.

Als Kind hat man das glück- oder leidvolle Privileg, überall hin mitgenommen zu werden. Dies hatte zu Folge, das ich bis ins hohe Alter von 16 Jahren, meine Eltern auf Reisen begleiten musste /durfte. Dies hatte zum Nachteil, das alle Reisen sowohl in Zeitpunkt als auch in Dauer von den Schulferien abhängig war.
Die Reiselust war in meinen Eltern ausnahmsweise mal ohne mein Dazutun aufgekommen, denn wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir weniger Land & Kultur dafür mehr Strand & Meer Urlaub gemacht. Dies war den beiden, wie ich inzwischen auch einsehe, zu öde, so dass ich jetzt stolz und rückblickend sagen darf:“ Hey, ich war schon mal in der Sahara, habe auf der höchsten Düne des Erg Chebbi gestanden, wurde in Tamanrasset von Rebellen bedroht, kenne alle Fords in den Pyrenäen und bin alle Pässe und Sträßchen in den Alpen gefahren, habe Erfahrungen in den Begegnungen mit Land und Leuten gesammelt, die mich viele Dinge anders sehen lassen, als es anderenfalls vielleicht gewesen wäre.“

Wie immer im Leben mussten auch in Punkto Fortbewegungsmittel zu Anfang kleine Brötchen gebacken werden. Angefangen mit Fahrrad und Schlafsack ( schaut euch nur mal an, wie die beiden da aussahen, da hatte ich nun wirklich keinerlei Einfluss drauf !!!) zu Zelt und altem Kadett hinweg über Isuzu und Ford Transit (hier immerhin schon mit Dusche aus Kanistern, Gasherd und Bett im Auto!) bis hin zu der heutigen „Lila Kuh“, dem Magirus Deutz mit warmer Dusche und Bettluke im Koffer. (Ja, ja, ist ja immer so, kaum fahre ich nicht mehr mit, wird’s luxuriös….)

In mühevoller Handarbeit, mit Hilfe und Unterstützung von Freunden und Verwandten (hier sind diejenigen gemeint, die noch nie am Erreichen des Ziels gezweifelt haben, z.B.: ICH !!! ) ist es nur noch ein kleiner Sprung, bis ein großes Lebensziel erlangt ist. Ich wünsche mir an dieser Stelle für meine Eltern, dass es nicht ihr letztes Ziel war, denn der Mensch lebt, um für seine Ziele zu kämpfen, so wie sie es ihr Leben gemeinsam und hart getan haben. Auch wenn die Ziele kleiner werden und lediglich darin bestehen nach 3000 km Wüste oder Dschungel die nächste Tankstelle zu erreichen.

Ein letzter Abschnitt soll denjenigen gewidmet sein, die diesen Traum bis heute nur schwer nachvollziehen können, oder nicht wahrhaben wollen. Dies ist nicht zu verübeln, es ist sicher nicht alltäglich und für nahe stehende Menschen (Eltern) nur schwer zu überwinden, den eigenen Sohn bzw. die eigene Tochter in einen Bereich ihres Lebens einziehen zu lassen, der so fremd und weit weg erscheint.

Ein großer Dank geht hier meinerseits an Mama und Papa, dass sie mir die Zeit und die Möglichkeit gegeben haben, all dies Besondere zu erleben und dadurch ihren Wunsch zu verstehen.

Nicole Cornelia

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

This article has 2 comments

  1. Lisa

    Wow, ein toller Artikel.
    Besonders hängen geblieben sind mir folgende Zeilen:
    „3. Bin ich mit dem Gedanken und dem Wissen über diese Pläne groß geworden, habe diese wachsen sehen und kann mir daher keine anderes Ende meiner Kindheit vorstellen, als wie meinen Eltern beim Aufbruch hinterher zu winken.“
    Das zeigt mal wieder, wie sehr wir geprägt werden von unserer unmittelbaren Umwelt. Für eure Tochter war das ganz normal, was viele andere wohl eher unverständlich finden.

    Echt schön, dass das so gut geklappt hat und alle zufrieden sind mit dem Lebensentwurf! 🙂

  2. Matthias

    Wow,

    toll geschrieben und eine echt schöne Geschichte. Vor allem, wenn man seinen Traum leben kann ohne ein Leben in Scherben zurücklassen muß…

    Beneidenswert und Ansporn!

    Alles Gute für Ech alle weiterhin.

    Viele Grüße!

    Matthias

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