Offroad in Polen
Mit „Offroad in Polen“ meine ich Waldwege und nicht das Fahren über Stock und Stamm im Wald.
In Polen gibt es große zusammenhängende Nutzwälder, die Ausdehnungen von bis zu 100 Kilometer haben. Viele der Waldwege sind mit Verbotstafeln oder Schranken mit einem Fahrverbot belegt.
Es gibt aber auch Gebiete oder Gemeinden, die das Befahren der Waldwege scheinbar dulden.
Übrigens: Das Beitragsbild oben ist eine offizielle Verbindungsstraße zwischen zwei Siedlungen und völlig legal zu befahren.
Nach fünf Tagen und knapp 200 Kilometern im Wald und ein paar kritischen Stimmen bei Facebook wollen wir Klarheit haben und besuchen die Gemeindeverwaltung, die Polizei und die Forstverwaltung. Den Ort lasse ich mal weg, weil keiner ein offizielles Statement abgeben wollte.
Bei der Gemeindeverwaltung konnte man sich nicht vorstellen, dass das Befahren verboten sein könne, denn jeder fahre in den Wald zum Angeln, Pilze pflücken etc. Die Gegenfrage war dann schon lustig, wo wir denn her kommen, dass wir uns um so etwas Gedanken machen.
Bei der Polizei sagte man uns, natürlich ohne offiziell etwas zu sagen, dass man mit der Forstbehörde bzw. den Forstrangern zusammenarbeite und Fahrverbote bzw. Platzverweise flexibel handhabe. Eine Dame der Gemeindeverwaltung übersetzte den Polizisten ins Englische.
Es sei nicht ausdrücklich erlaubt, aber auch nicht ausdrücklich verboten. Wir werden darauf hingewiesen, auch im Wald angeschnallt zu fahren und die Promillegrenze einzuhalten.
Auf Nachbohren unsererseits, was Flexibilität bedeuten könne, ob man nicht ein Beispiel dafür habe, wird man etwas konkreter:
„Grundsätzlich gilt es, die Natur zu schonen und den volkswirtschaftlichen Wert des Waldes zu erhalten. Das heißt, wer auf den Hauptwegen bleibt und mit angemessener Geschwindigkeit fährt, ist okay. Wer nach langen Regenperioden z.B. im Herbst oder Frühjahr die aufgeweichten Hauptwege durch Befahren beschädigt, ist nicht okay.
Wer in den Wald fährt, um die Ruhe und Natur zu genießen, ist okay. Wer nur in den Wald fährt, um seinen Geländewagen zu testen und die Seilwinde auszuprobieren, ist nicht okay.
Wer zur Schonzeit des Rehwildes die schmalsten Wege durchs Dickicht nimmt, ist nicht okay.
Wer Müll ablädt oder an den Seen sein Auto wäscht, ist nicht okay.
Wer seinen Hund nicht anleint, ist nicht okay.
Null Toleranz und keine Diskussion gibt es bei Lagerfeuer oder Grillen im Wald. Das gibt zu 100 % eine Anzeige.
Grundsätzlich kann man sagen, je sensibler und rücksichtsvoller man sich im Wald verhält, umso rücksichtsvoller und flexibler reagiert die Polizei. Oder wie uns später ein Ranger in gebrochenem Deutsch im Wald erklärte. Je mehr Verständnis man für die Natur zeigt, um so mehr Verständnis hat der Ranger mit dem Naturfreund.
Den Track, auf dem nahezu alle unsere Waldaufnahmen entstanden sind, habe ich der Polizei gezeigt und sie hatte daran nichts auszusetzen.
Offroad in Polen – Erfahrungen
In den fünf Tagen begegneten wir zwei Angler, drei Holzfäller-Trupps und zwei Forstaufseher.
Die Angler und Holzfäller grüßten freundlich, waren sonst aber nicht an uns interessieret.
Die Forstaufseher fragten beide nach dem Grund, warum wir im Wald seien. Der Ruhe wegen und um zu fotografieren, war als Antwort ausreichend.
Einer ermahnte uns, kein Feuer zu machen.
Auf unsere Frage, ob es ein Problem sei, dass wir in den Wald gefahren seien und hier auch übernachten, war die Antwort gleichlautend: „Kein Problem.“
Wobei wir aufgeklärt wurden, dass „übernachten“ im Wald nicht erlaubt sei, wir aber jederzeit eine Pause einlegen könnten und diese kann jederzeit stattfinden und beliebig lange dauern.
Der kleine Unterschied macht es, ob man vom Ranger im Wald geduldet oder verwiesen wird.
Trifft es ziemlich gut
Bei Facebook gab es einen Kommentar, der es ziemlich treffend formulierte:
Ich sag es mal so: In Polen herrscht grundsätzliches Fahrverbot für Kraftfahrzeuge im Waldgebiet (Verbotsschilder dienen als „Erinnerung“), nur ein Bruchteil der Waldwege in Polen ist 100% legal (meist nur von Ortschaft A nach B wenn es bewohnte (zivile) Siedlungen mitten im Wald gibt was sehr selten ist), Polizei ist nur für Asphalt zuständig, Ärger kann es nur von der Straż Leśna geben und ob ein Weg legal ist oder nicht ist mit bloßem Auge nicht erkennbar – sandige Strecken wo ein PKW kaum durchkommt können legal sein, eine neugebaute breite „Forstautobahn“ auf ebenen Schotter nicht (wird sogar stärker frequentiert/kontrolliert). Es wird vieles geduldet (kommt auf die Person des Beamten an) solange man sich anständig benimmt. Auf keinen Fall darf man sich aber auf die Angaben des Navis verlassen – der Rang des Weges ist meist totaler Quatsch! Meine Empfehlung: Verhaltet euch stets korrekt und höflich, nicht zu tief in den „dunklen“ Wald hinein, bleibt nahe an „Transit-Strecken“, im schlimmsten Fall „den Dummen spielen“ dass man vom legalen Weg abgekommen ist – Alibi muss aber vorbereitet sein.
Eins habe ich noch vergessen – Stichwort „Trockenperiode“, hier hört der Spaß auf, dann darf man den Wald sogar zu Fuß nicht betreten! Wer trotzdem mit dem Auto macht, muss schon eine kriminelle Persönlichkeit haben.
Hallo Burkhard,
interessant, die beiden Artikel zu Waldwegen direkt hinter der Grenze zu Polen und deren Legalität.
Könntet Ihr dazu einen Track bereitstellen bzw. Routenangaben / Orte?
Oder ist ein Reiseführer geplant?
P.S.: Wann ist denn die ‚Trockenperiode‘?
Vielen Dank!
So halte ich das auch schon seit Jahren und hatte noch nie Probleme.
Aber aus den verschiedenen Schildern in rot, braun oder grün, welche wohl Naturparks kennzeichnen sollen, bin ich noch nie schlau geworden.
Sonst ist Polen ein herzliches Reiseland das mich mindestens 2x im Jahr erfolgreich anzieht ✌????
Hallo,
ich bin dieses Jahr das erste mal mit NAVI off-road mit dem Motorrad unterwegs gewesen. Ich habe eure GPS Tracks in Albanien abgefahren und war begeistert!
Nächstes Jahr würde ich gerne mit dem Mopped durchs Baltikum über Polen, Littauen, Lettland und Estland Richtung Norden fahren. Habt ihr für diese Regionen auch GPS Daten mit off-road Tracks, die ich nutzen könnte? Wäre toll, wenn die schon in Meck-Pomm beginnen würden.
Schöne Grüße
Markus