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Land Cruiser hzj78
Australien

Fraser Island

An einem perfekten Sommermorgen starten wir von unserem kleinen Camp im Staatsforst nach Rainbowbeach. Die letzte Möglichkeit, Diesel zu normalen Preisen zu kriegen, nutzen wir natürlich und füllen Haupt- und Zusatztank bis zum Stehkragen. Auf der Insel gibt es zwar eine Tankstelle, aber Treibstoff ist dort 30 % teurer, genau wie Lebensmittel und alles andere.
Wir haben unsere Vorräte im Aldi in Gympie ergänzt und sind mindestens 18-20 Tage autark, sieht man mal vom Trinkwasser ab. Aber Wasser wird es im Regenwald wohl genug geben.
Im kleinen Fährticketbüro können wir auch gleich das Permit erwerben, das uns berechtigt, 30 Tage mit dem Allradler die Offroadpisten zu befahren, dazu kommen noch 4 Euro pro Person und Nacht für das Nutzen der zahlreichen Campspots.

Nur für Allradler

Eigentlich schon irre: Ein Nationalpark mit der weltweiten Einzigartigkeit, dass sich tropischer Regenwald auf einer reinen Sandinsel gebildet hat und genau diese einzigartige Natur ist das Reiseziel vieler offroad begeisterter Australier. Nationalpark, Naturschutz und Offroad Fahren ist kein Widerspruch, im Gegenteil, für den Besuch der Insel ist Allradantrieb vorgeschrieben.

125 km Sandstrand

Land Cruiser HZJ 78 am Strand

Land Cruiser HZJ 78 am Strand

Und noch etwas einzigartiges gibt es auf Fraser Island: Einen 125 km langen, bei Ebbe zu befahrenden Sandstrand. Wir sind gespannt, aber jetzt weht uns der Wind ins Gesicht, wir stehen auf der Fähre, die uns in ein paar Minuten am Strand von Fraser absetzen wird.

Zunächst fahren wir auf dem überraschend festen Sandstrand 40 km nach Nord und schlagen uns dann in die Büsche für die erste Nacht. Schilder regeln, an welchen Strandabschnitten man campen darf und wo nicht. Die ausgewiesenen, insgesamt 16 Stellen, sind etwa zwei Kilometer lang und bieten traumhafte Plätze im Schatten kleiner Pinien mit Blick auf den Pazifik.
Das Ende des ersten Tages ist perfekt. Vom Meer her weht ein warmer Wind und vertreibt die Moskitos. Wir sitzen auf der Düne, bewundern den Sternenhimmel mit einem Glas Rotwein in der Hand und lauschen dem gleichmäßigen Rauschen der Wellen.

Der nächste Morgen, einfach nur herrlich. Blaues Firmament, die warme Sonne, der salzige Luft des Pazifiks lassen den Kaffee richtig gut schmecken. Am Strand entlang geht’s weiter. Kleine Wasserrinnsale, die ins Meer münden, sind zu durchqueren, alle nur wenige Zentimeter tief.

Offroad Australien - Fraser Island

Offroad Australien – Fraser Island

Eli Creek und Maheno

Lediglich der Eli Creek ist etwas tiefer und das klare, warme Wasser eignet sich hervorragend für ein Bad. Nur ein paar km nördlich des Eli Creek liegt das rostige Schiffswrack der Maheno am Strand. Es wurde 1905 in Schottland als Luxuspassagierdampfer für die Verbindung zwischen Australien und Neuseeland gebaut. Während des ersten Weltkrieges diente es als Lazarettschiff im Mittelmeer und kehrte danach als Luxusliner nach Australien zurück.

Schiffswrack der Maheno

Schiffswrack der Maheno

1935 wurde es zum Abwracken an Japan verkauft. Auf dem Weg dorthin geriet es am 25. Juni 1935 in einen Sturm und kenterte. Einige Tage später fand man das Schiffswrack an der Küste von Fraser, wo es jetzt seit fast 80 Jahren liegt und langsam vom Rost und Umwelteinflüssen aufgelöst wird. Dennoch ist es immer noch ein spektakulärer Anblick. In Sichtweite zum Wrack finden wir wieder einen tollen Platz für die Nacht.

Lake Mc Kenzie

Lake Mc Kenzie

Lake Mc Kenzie

Gleiches Bild am nächsten Morgen. Über dem Pazifik geht orangerot die Sonne auf und wenig später hat sich das Schwarz der Nacht zu einem dunklen Blau gewandelt. Wir sind früh unterwegs. Sandige Urwaldpisten, auf die nur selten Sonnenlicht fällt, das Blätterdach der immergrünen Urwaldriesen ist einfach zu dicht, führen uns zum Lake Mc Kenzie, einem der zahlreichen Süßwasserseen der Insel. Außer Dingos und ein paar Schlangen, die Besucher nur selten eschrecken, gibt es keine gefährlichen Tiere auf der Insel. Das Wasser ist glasklar und tropisch warm und da wir mit der Sonne aufgestanden sind, haben wir den See in den ersten Morgenstunden für uns allein.

Für 10 Tage haben wir ein Camp-Permit und schlafen mal am Strand und mal im Central Station Camp mitten im Dschungel. Am Central Station Camp gibt auch die Möglichkeit zu duschen und wenn man einen Dollar in das Kästchen wirft, ist das Wasser sogar warm.

Die gute Tat

Die ganze Nacht über hat es geregnet, besser gesagt, geschüttet. Zahlreiche Pfützen haben sich auf dem Central Station Camp gebildet, einige, wie die vor unserem Auto, richtig tief.
Der Urwald erwacht. Ich sitze auf der Motorhaube des Land Cruisers, in der Hand meine alte Blechtasse mit heißem Kaffee. Der frische Kaffeeduft mischt sich mit dem modrig feuchten Duft des Regenwaldes. Die Baumwipfel werden von den ersten Sonnenstrahlen in hell leuchtendes Grün getaucht, leichte Nebelschwaden ziehen über die vermoosten, am Boden liegenden Baumstämme. Vögel schreien laut, irgendwo höre ich einen Gecko. Stundenlang könnte ich hier sitzen und vor mich hinträumen. Eine weiche junge Frauenstimme ruft mir ein freundliches „Guten Morgen“ zu. Die Campnachbarin ist auf dem Weg zur Dusche, zumindest lässt Shampoo und Badetuch in ihrer Hand dies vermuten und die Richtung zum Sanitärblock stimmt auch. Ihr kleiner Spross, vielleicht 2 ½  oder 3 Jahre alt, folgt mit etwas Abstand. Ihm macht es großen Spaß, seinen blauen Plastik-Kipplaster durch die Pfützen zu schieben. Seine Mami hat ihn mit Gummistiefel und Regenjacke wetterfest gemacht. Ihr liebevolles „Nun komm endlich“ beantwortet der Kleine mit einem frechen und lachendem „Nein, nein, nein.“ Er hat es offensichtlich nicht ganz so eilig, zum Klo zu kommen. „Gehen Sie ruhig schon vor, ich passe auf den Kleinen auf. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.“ „Danke.“

Die Mutter ist gerade außer Sichtweite, da gibt der Kleine mit dem Kipplaster richtig Gas und steuert ihn zielstrebig in die große Pfütze vor unserer Campsite. Gebremst wird er erst, als er merkt, dass Wasser oben in seine Gummistiefel läuft. Aber für einen Allradkipper gibt es kein zurück. Es geht nur vorwärts. Langsam verschwindet der Plastiklaster vollständig und das braunschwarze Schlammwasser steigt genauso langsam in den Ärmeln des Blondschopfs nach oben. Zwei Kinderschritte weiter rinnt die Brühe in seinen Kragen.

Es geht weiter vorwärts. Respekt.
Erst als das Pfützenwasser ihm bis zum Kinn steht, verzieht er das Gesicht, als wolle er losheulen. „Wenn er jetzt den Mund aufmacht, säuft er ab“, denke ich mir und springe von der Haube.
Aber das ist ihm wohl auch in dem Moment klar geworden und so presst er die Lippen fest zusammen und schiebt weiter. Der Pfützentiefpunkt ist durchschritten. Das Kind und auch der Laster tauchen wieder auf. Beide sind total mit Schlamm und Modder behangen, weder von den Klamotten des Fahrers noch vom Kipplaster lässt sich irgendeine Farbe erkennen. Wasser läuft aus den Ärmeln und bei jedem Tritt spritzt eine kleine Fontäne aus den Stiefeln.
Es sind vielleicht gerade mal 40 Sekunden vergangen und die Mutter kommt zurück: „Ich nehme ihn doch mit“, wollte sie wohl sagen, aber ihr Satz endet, als sie an den Umrissen erkennt, dass der Schlammhaufen ihr Sohn sein muss. Mit weiten Schritten stürmt sie auf ihn zu und zieht den kleinen Rabauken hinter sich her. Ich werde keines Blickes mehr gewürdigt. „Er hat überhaupt nicht geweint, sein Papi kann stolz auf ihn sein“, rufe ich noch hinterher, setzte mich wieder auf die Motorhaube und denke: „Der Tag fängt gut an, den Morgenkaffee noch nicht leer getrunken und schon eine gute Tat vollbracht.“

Weihnachten auf Fraser Island

Dschungelpisten auf Fraser Island

Dschungelpisten auf Fraser Island

Die angelegten Urwaldwege werden von Rangern instand gehalten und fordern unseren Land Cruiser nicht wirklich, aber öfters sieht man am Pistenrand abgerissene Plastikteile vom Motorschutz oder Schmutzfänger liegen, so ganz ohne sind die Wege wohl doch nicht.
Über dunkle Dschungelpisten zurück zum Strand. Heute ist Weihnachten und wir müssen noch den Baum schmücken. Nur welchen Baum, die Auswahl ist groß. Letztendlich entscheiden wir uns für einen abgefallenen Pinienast, den wir vor unseren Tisch in den Sand stecken und mit Kugeln behängen – violette natürlich.

Weihnachten mit violetten Kugeln am Baum

Weihnachten mit violetten Kugeln am Baum

Auch im Paradies steht die Zeit nicht still. Wir satteln nach 10 Tagen unsere kleine Kuh und reiten zurück zum Hook Point, die Fähre wartet bereits.

Tipps und Infos zu Fraser Island findest du hier: Offroad Fraser Island

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

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