BAM Road – Offroad in Sibirien
Die BAM ist unter 4×4 Abenteuerreisenden in Russland ein Begriff und das Fahren der BAM ist eine Herausforderung. BAM ist die Abkürzung für Baikal-Amur-Magistrale und bezeichnet die Eisenbahnlinie, die durch die sibirischen Sümpfe parallel zur Transsibirischen Eisenbahnlinie gebaut wurde. Die Strecke ist rund 4.000 Kilometer lang, ein Großteil führt durch Birken- und Nadelwälder der Taiga. Rund 600 Kilometer musste die Bahnstrecke durch Sumpflandschaften gebaut werden, mehr als 3.000 Brücken waren dafür nötig.
Nun fährt der Offroad-Reisende natürlich nicht auf den Gleisen, sondern auf dem neben dem Gleis verlaufenden Versorgungstrack der Bahn. Dennoch spricht der Reisende davon, dass er die BAM fährt.
Wer nach „BAM+Offroad“ googelt findet viele Berichte und spannende Youtube-Videos. Eine schöne Seite ist diese hier: https://www.roadtosomewhere.de/russland/bam-road-ein-sehr-langer-4×4-track/
Wie ist der Zustand der Strecke, wie ist der Schwierigkeitsgrad?
Diese oft gestellte Frage lässt sich nicht beantworten und gerade das macht das Abenteuer aus.
Teilweise verläuft eine neu asphaltierte Verbindungsstraße neben dem Gleis, teilweise ist diese Straße grob geschottert oder eine nervenaufreibende Schlaglochpiste. An diesen Abschnitten existiert kein Versorgungstrack für Bautrupps, denn wozu auch, sie nutzen die öffentlichen Wege.
Spannender sind die Abschnitte, an denen ein eigens angelegter Versorgungspfad dem Gleisbett folgt. Dieser „Weg“ verläuft fast immer in Sichtweite zum Gleis wird aber unterschiedlich Instand gehalten. Wird der Versorgungtrack auch zum Holzabtransport genutzt, dann ist der Weg mit einer Planierraupe geschoben, aber auch nur bis zum Holzeinschlagzentrum, ab dann ist er zugewachsen und nur fahrzeugbreit.
In den Sumpfgebieten verläuft der Track oft auf einem Damm, die ehemaligen Holzbrücken sind verfallen, aber an den Stellen haben sich Furten ausgebildet, die mit Allrad-LKW leicht genommen werden können. Geländewagen in Größe von Land Rover Defender tun sich bei hohem Wasserstand schwerer. Die Tragfähigkeit der vorhandenen Brücken ist oft fragwürdig, im Zweifel nimmt man lieber die Furt.
Der Damm ist nicht leicht zu befahren, an vielen Stellen ist er weggebrochen und von den Bahnarbeitern nur notdürftig soeben auf Fahrzeugbreite repariert. Jedoch sind die russischen Fahrer angstfrei, dem Mittel-Europäer werden die Hände feucht.
In den Sumpfgebieten und nach Regenfällen bilden sich kilometerlange Schlammpassagen, oft knietief. Teils wurde mit alten Bahnschwellen oder Baumstämmen der Morast notdürftig befahrbar gemacht, was allerdings zur Folge hat, dass nach dem Befahren mit schweren Fahrzeugen (die Bahnverwaltung nutzt auf den Strecken 6×6 Kamaz-LKW), die Baumstämme nicht unbedingt geordnet in der Schlammgrube liegen. Für Land Rover etc. sind diese nicht sichtbaren Hindernisse oft nur mit Seilwinde zu überwinden.
Für Allrad-LKW ist der Damm gefährlicher. Oft hat dieser Engstellen die nur 2,70 – 3 Meter breit sind. Und diese Engstellen liegen fast immer in den feuchten Senken, in denen sich Schlammfelder bilden. Das heißt, man muss mit zugekleisterten Reifen auf lehmig-schmierigem Untergrund auf eine handbreit genau fahren. Etwas unbedacht zu viel Gas und der Pistentruck rutscht vom Damm. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird er dabei kippen. Also nichts für schwache Nerven, aber gut für spannende Fotomotive.
Der Knackpunkt an der Befahrung der BAM sind jedoch die breiten Flüsse. Hier endet der Versorgungtrack, denn für die Bauarbeiter ist ein Übersetzen auf die andere Seite nicht erforderlich. Sie wissen ja, an welcher Stelle der Strecke Wartungsarbeiten anliegen und fahren die Stelle von der entsprechenden Seite an.
Offroad an der BAM: Vitim-River
Scheitern wird man zu 95% am Vitim-River. Früher konnte man mit Geländewagen die alte Eisenbahnbrücke befahren. Jedoch ist inzwischen ein Segment der alten Brücke eingestürzt. Sie war 500 Meter lang, 12 Meter hoch und drei Meter breit, jedoch ohne jegliche Randsicherung und einige Stellen wurden mit Sandblechen überbrückt. Mit LKWs war die Brücke nicht zu befahren. Ich kenne zumindest niemanden, der sich das trauen würde. Gib einfach mal bei Youtube „vitim river bridge“ ein. Das Zugucken allein ist nur was für Nervenstarke. Aber Geschichte. Heute müsste man klären, ob man irgendwo ein Ponton mit Motorboot organisiert bekommt, was einen über den Fluss bringt. Das unten gezeigte Bild ist aus meinem Archiv und nicht an der Stelle aufgenommen.
Die nächste Schwierigkeit ist der Olyokma-River. Hier soll jedoch die Möglichkeit bestehen, dass man dem Brückenwärter der Bahn einen Obolus zahlt, so dass er die Befahrung der Bahnbrücke toleriert. Die Bahnstrecke ist hier eingleisig, der Wärter nennt einem den Zeitpunkt, zu der man ein großes Zeitfenster für die Überquerung hat, bevor der nächste Zug heranrollt. Ebenso Nervensache.
Ob dieser „Brückenzoll“ offiziell ist, oder die Möglichkeit eine „Privatinitiative“ ist, konnte ich nicht klären. Der Brückenzoll soll 200,- Euro betragen (Verhandlungssache?).
Das Abenteuer der Bam besteht im
Einschätzen der Traglast von Brücken.
Den Weg durch zugewachsenes Unterholz suchen.
Schlammpassagen zu durchfahren (kleine Fahrzeuge mit Winch).
Lösungen für die Überquerung breiter Flüsse zu finden.
Kampf mit Moskitos.
Und das alles über eine extrem lange Distanz.
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