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Die Pistenkuh 3.0 - Mercedes 1124 A

Planung eines Expeditionsmobils – Verkauf des Expeditionsmobils

Die Planung eines Expeditionsmobils besteht aus einer Aneinanderreihung von Kompromissen.
Dies wird schön am Begriff „Wohnmobil“ deutlich:
Das Wort Wohnmobil beinhaltet „Wohnen“ und „Mobilität“, unterschiedlicher kann es kaum sein.

Maximalen Wohnkomfort bietet ein umgebauter doppelstöckiger Reisebus, maximale Mobilität ein Minicamper, ein PKW-Kombi zum „Wohnen“ umbaut.
Nur eine Minderheit wird eines dieser Extreme als für sich optimal empfinden, der Großteil der Reisenden wird einen Kompromiss eingehen wollen (nicht müssen) und ein Reisefahrzeug irgendwo innerhalb dieser Bandbreite suchen.
Das finanzielle Budget wird weitere Kompromisse erfordern.
Die Fülle von Kompromissen, die Fülle von unterschiedlichen Lebens- und Reiseentwürfen, das Fahrzeug eines 30jährigen wird andere Ansprüche erfüllen müssen, als das Fahrzeug eines 75jährigen, führt zu einer Vielzahl an unterschiedlichen Fahrzeugkonzepten und Ausbauten.

So wird auch unsere Pistenkuh 3.0 ein Kompromiss, der für unsere Bedürfnisse und Reisevorhaben optimiert ist und dazu in unser Budget passt. Die Pistenkuh 3.0 kann zur Orientierung dienen, eignet sich aber nicht zum Nachbau, dazu wird sie zu individuell. Es ist wie ein Maßanzug, er passt dem Auftraggeber perfekt, aber auch nur dem. Dennoch kann bei einem Anzug Stoff, Schnitt, Taschenform etc. als Vorbild geeignet sein oder auf unser Bauprojekt übertragen, Grundriss, Material und Form eignen sich durchaus als Grundlage für eigene Konzepte.

Und da sind wir endlich bei dem Punkt, den ich mit diesem Artikel einmal in den Vordergrund stellen möchte und den ich in der Vergangenheit nicht in meinem Fokus hatte:

Extrem individuell oder an später denken?

Im zweiten oder dritten Gespräch zur Planung eines Expeditionsmobils bei BoXmanufaktur, dem Kabinenbauer unserer Wahl, ging es um die technischen Details. Welche Fenster, welche Klappen, welche Eckprofile etc. Hajo, der Chef wundert sich über unsere Kabinenmaße: „Ihr wollt nur 1,90 m Innenhöhe?“ „Ja, ich bin ja nur 1,84 m groß und mit 59 Jahren bin ich leider aus der Wachstumsphase raus.“ „Ich würde die Box mit einer Innenhöhe von 2 Meter bauen, damit wäre das Fahrzeug später leichter zu verkaufen“, ist das Argument von Hajo.

„Mir sind 10 cm geringere Gesamtfahrzeughöhe jetzt und bei der Nutzung in den nächsten 20 Jahren wichtiger als ein höherer Ertrag bei einem Notverkauf.“

Einige Wochen später beim Perfektionisten des Möbelbaus waren die Bedenken von Volker ähnlich: „Wollt ihr wirklich so individuell bauen? Damit wird es schwer werden, Käufer zu finden.“
„Ist uns klar. Wir schneidern das Fahrzeug genau auf uns zu. Robust, leicht und violett. Wenn ich jetzt schon die Bedürfnisse zukünftiger Käufer einfließen lasse, dann wird es ein Mobil mit einem klassischen Grundriss, weißen oder holzfurnierten Möbelfronten, App-gesteuerter Technik, Hängeschränken und Trennwänden und wir lassen das Fahrzeug weiß oder beige statt violett lackieren.“

Natürlich denkt man im Anschluss der Gespräche bei Boxmanufaktur oder Schreinerei Reuter über deren Argumente nach.

Auch wenn man jetzt nicht an den Verkauf denkt, können immer Situationen eintreten, die einen Verkauf erforderlich machen. Krankheit, Tod des Partners, veränderte wirtschaftliche Situation oder einfach eine Verschiebung der Interessen.

Solche Fälle in der Planung zu berücksichtigen, ist sicher clever und kein Fehler, aber nicht unser Weg.

Wenn man Risiko minimieren will, sollte man die Empfehlung von Hajo oder Volker nicht vorschnell beiseite wischen. Viele „Aussteiger“ merken in den ersten drei Reisejahren, dass das freie Leben, das Overlanding, kein Urlaub ist, sondern einige Schattenseiten mit sich bringt, die auf den schönen Bildern bei Instagram und diversen Reiseblogs nicht thematisiert werden. Bei uns auch nicht, weil sie zu persönlich oder familiär für die Öffentlichkeit wären.
Der Traum platzt fast immer in den ersten Jahren, ein Fahrzeugverkauf ist oft die Folge. Dass ein Traum platzt, kommt in der Realität öfter vor als eine schwere Krankheit oder eine private Insolvenz.

Wie sieht eure Planung eines Expeditionsmobils aus?
Sehr individuell, genau auf eure Bedürfnisse und nach euren Vorstellungen gebaut und angepasst.
Oder berücksichtigt ihr bei der Planung schon einen evtl. Verkauf des Expeditionsmobils und macht diesbezüglich Kompromisse?

Schreib mal deine Meinung im Kommentar.

This article has 7 comments

  1. Frank Krüger

    Hallo Ihr Zwei,
    wir haben unser Fahrzeug individuell für ungeplant und bauen lassen.
    Ohne auf spätere Verkaufsmöglichkeiten zu berücksichtigen.
    Z.B. die Innenhöhe ist nur 195 cm.
    Aber bei einer Körpergröße von 180 cm wie bei mir optimal…
    Grüße aus den Abruzzen…
    Heike & Frank

  2. Janina & Uli

    Hallo Ihr Beiden.

    Wir haben unser Möggchen genau nach unseren Vorstellungen bauen lassen. Natürlich sind viele Faktoren eingeflossen: die Erfahrungen mit der alten Box, die tolle Beratung von Schreiberei Reuter und BoXmanufaktur und das, was man bei anderen gesehen hat usw. Wiederverkauf hatten wir gar nicht im Blick, eher der Kompromiss aus Gewicht, Komfort und Geländetauglichkeit. Und diesen Kompromiss muss jeder selbst finden – es gibt kein richtig oder falsch. Und was sollen wir nach dem ersten Einsatz in Marokko sagen? Für uns haben wir alles richtig gemacht ☺️

  3. Christian Hennek

    Bei meiner Kiste war alles vorgegeben: DAF T244 plus ex-Militär Shelter, zwei Türen. Ich wollte schöne, grosse Fenster haben , die hab ich mir auch eingebaut – ansonsten ist der Ausbau abgesehen von der Elektrik und Solar Anlage eher rudimentär. Campingmöbel + Müll Kanister vom Strand für Abwasser + Waschbecken aus Plastik aus dem Baumarkt + Spanngurte die alles festhalten. Und ne China Diesel Heizung. Mir (Dauerreisender) gefällt es und ich fühl mich über Monate hinweg super wohl in meiner Kiste und erleb jeden Tag irgendwas.

    Ich wollt schnell unterwegs sein und nicht jahrelang an etwas herum doktorn oder irre viel Geld ausgeben. Die einfache wiederverkaufbarkeit ist bei mir gegeben, da ich die Kabine in 2 Stunden komplett nackt / leer machen kann. Glückwunsch.

    Du hast in dem Artikel einen wunden Punkt angeschnitten. Viele LKW werden rasch wieder verkauft, weil die Leute es erst mal cool finden, aber dann fehlt die Zeit oder der LKW ist einfach zu unhandlich und im Betrieb zu teuer. Viele verkaufen rasch wieder oder steigen dann auf einen Kastenwagen um, der 50% schneller ans Reiseziel rollt und dabei 50% weniger Sprit verbraucht. Bei gleichem Komfort. Falls Fahrzeuge sogar noch in einen Container passen ist das ebenfalls ein riesen Vorteil.

    Im Grunde erstaunlich umsichtig von den Ausbauern, das heikle Thema gleich am Anfang anzuschneiden.

  4. Detlev Gronau

    Hallo,
    natürlich haben wir unseren Ausbau komplett nach unseren Bedürfnissen, Erfahrungen und Wünschen gestaltet. Wir sind dann aber auch davon ausgegangen, dass das Kriterium Erfahrung für den Wiederverkauf eine Rolle spielen wird, da Wohlfühlfaktor und Nutzbarkeit im Vordergrund standen.
    Wir haben mittlerweile auch viele Fahrzeuge gesehen, die aufgrund ihrer Planung es mal ganz schwer haben werden einen neuen Besitzer zu finden.
    Wegen der Höhe haben wir aber schon ordentlich leiden müssen auf euren Tracks! 😉

    Gruß
    Det und Petra
    Auf dem Weg nach Georgien

  5. Anne

    Meine Pläne zu Zielen und Art des Reisens musste ich komplett verwerfen, nachdem mir ein unverschuldet erlittener Verkehrsunfall eine Halbseitenlähmung bescherte, von der ich mich nicht gänzlich erholen konnte. Im letzten Jahr fand ich nach langer Suche einen Ausbauer, der bereit war mein Handicap beim Ausbau zu berücksichtigen, statt mir von Reisen als Frau ohne Begleitung, von Reisen in meinem Alter (Jahrgang 1966) und mit Hinweis auf meine Erkrankung wohlwollend abzuraten. Ich bin glücklich mit meiner Entscheidung. Der Ausbau trägt die Handschrift des Ausbauers, da ich mich gerne auf seine Erfahrung verlasse. Gleichzeitig sind meine Wünsche und Bedürfnisse berücksichtigt und soweit es verkehrsicher umsetzbar war, auch erfüllt. Der Wiederverkaufswert spielte keine Rolle. Ich möchte auf meine Art unterwegs sein. In meinen Farben und mit meinen Ausbaulösungen. Ich habe erlebt, wie sich das eigene Leben innerhalb eines Augenblicks drastisch ändert. Sollte ich bei der Farbwahl deshalb „neutral und zeitlos“ wählen? Den Hund beim Ausbau weniger Bedeutung zukommen lassen? Nein. Viel zu wunderbar, sich an dem ganz indivduellen Dingen zu freuen, für die sich mein Herz entschieden hat. Sie dürfen – wie ich selbst – auch besonders sein. Der Verstand hatte an anderer Stelle genügend Mitspracherecht, etwa beim Preis oder der Fahrzeugwahl.

    • Pia

      das machst du so genau richtig.
      Lebe für dich und nach deinen Werten 🙏🫂

  6. Manfred Hauer

    Wir haben unseren steyr 12M18 nach unseren Vorstellungen gebaut. Kein Luxus, möglichst robust und geländegängig für Langzeitreisen. Keine Luxuskarre die keinen Kratzer abbekommen darf. Vielleicht hätten wir etwas leichter bauen können dafür ist es robust. Innenhöhe 2m und sehr oft wären mir 10cm weniger in der Gesamthöhe sehr willkommen.
    Der 12M18 hat mit 14“ Räder eine Höhe von 3,70m und da ist jeder cm weniger Wertvoll.

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