Auf dem Weg nach Swakopmund
Wir meinen, wir brauchen ein paar neue Reifen und die gibt es bestimmt in Swakopmund oder Walvis Bay. Also unterbrechen wir die Suche nach den Wüstenelefanten und machen uns auf den Weg.
Überraschung 1
Morgens früh 10.00 Uhr. Wir sind etwa 15 Kilometer vor Swakopmund, fahren die schmale Teerstraße fast direkt am Strand entlang. Vielleicht 200 Meter von der Wasserlinie entfernt, auf halbem Weg zwischen Teerstraße und Meer, steht ein Pkw und schaukelt.
„Was für ein Idiot“, denke ich mir. „Der fährt den Karren am Strand fest und glaubt, ihn mit hin und her schaukeln wieder flott zu bekommen.“
Kurzes Kommando zu Sabine: „Festhalten!“
„Was hast du vor?“, will die Beste aller Ehefrauen wissen.
„Ich verdiene uns jetzt die Flasche Wein fürs Abendessen. Der steckt fest und den ziehe ich jetzt raus.“
Kurz abbremsen, runterschalten, Lenker nach rechts und Gas. Unser Deutz fliegt über den Strand, macht richtig Spaß und zack schon stehe ich neben dem BMW.
„Probleme? Kann ich helfen? Soll ich dich raus ziehen?“
Jetzt erst bemerke ich, dass er sichtlich bemüht ist, seine Hose zu verschließen und auch seine Begleiterin auf der Rücksitzbank, die gerade noch ihre Kleidung halbwegs zurecht rückt, ist von so spontan angebotener Hilfe überrascht.
„Nein, nein, alles okay, ich stecke nicht fest. Danke für die angebotene Hilfe, aber wir kommen alleine klar.“
Erster Gang rein, Gas und weg.
Merke: Nicht jedes Auto, das am Strand schaukelt, sitzt fest!
Überraschung 2
In Swakop fahren wir zum erst besten Reifenhändler. Ein großes Schild von „Continental“ hängt über der neuen Halle.
„14.00er Gebrauchtreifen? Keine Chance.“
„Und neue?“
„Könnten morgen hier sein.“
„Kosten?“
„Je nach Profil, die billigsten (umgerechnet) 630,- Euro.“
630 Euro ist mir auf jeden Fall zuviel, irgendwie muss ich die alten Dinger noch weiter auslutschen. Da fülle ich die alten Karkassen mit Reis und binde alte Lappen drum, irgendeine afrikanische Lösung wird mir zu dem Preis schon einfallen.
„Kann man die Reifen noch flicken?“
„Klar.“
„Kostet?“
„10 Euro pro Rad.“
Ich gucke mir die Flicken an, es sind Originalflicken von Stahlgruber (TIP-TOP), genau die gleichen Flicken, die ich, etwas teurer, vor ein paar Wochen aus Deutschland mitgebracht habe, nur dass hier zu dem günstigeren Preis auch noch die Radmontage, das Flicken, die Wagenwäsche und der Kaffee während der Wartezeit mit drin ist. Ich bin überrascht.
Merke: Nicht jeder Freundschaftspreis in Deutschland ist günstig.
Überraschung 3
Wir suchen uns einen Platz außerhalb von Swakop am Strand der schaukelnden Autos.
Am nächsten Morgen geht’s wieder in die Stadt. Internet, Supermarkt, Waschsalon und Tankstelle steht auf dem Programm.
Plötzlich kommt uns ein roter VW-Golf entgegen, blinkt mit der Lichthupe und die Insassen winken wie verrückt.
Ich fahr rechts an, der VW wendet und parkt hinter uns.
„Mensch, das sind Vital und Marianne“, schreit Sabine.
Die Beiden kennen unsere Homepage, wir haben uns dann vor ein paar Jahren auf dem Globetrotter-Treffen in Wetzlar (Willys-Treffen) persönlich kennen gelernt und uns zufällig vor neun Monaten in Dakar im Internetcafe getroffen. Sie hatten damals unsere Pistenkuh vor der Türe stehen sehen. Tja, und heute treffen wir sie genauso zufällig in Namibia.
Wenn das keine Überraschung ist, was dann?
Jetzt machen wir uns auf die Suche nach den ganz seltenen Wüsten-Elefanten und werden die nächsten Wochen im Land der Himba-Nomaden unterwegs sein. Wir haben alles gebunkert und sind für vier Wochen autark. Außer ein paar Alkoholläden (richtig gelesen!) gibt es dort nicht viel und Internetzugang natürlich auch nicht.