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Kardanwelle des Steyr 12m18
Mauretanien

Lagerschaden an der Kardanwelle

Hitze, Staub und endlose Weite liegt hinter uns. Wir sitzen mit eisgekühltem Bier am Lagerfeuer und der Tag gleitet in die Nacht. Der Feuerschein spiegelt sich im Fahrzeugblech und die Silhouette des Unimogs und des Steyrs heben sich vom nachtblauen Himmel ab.

Lagerfeuer in Mauretanien

Lagerfeuer in Mauretanien

„Was ist das?“, an meiner hinteren Kardanwelle, genauer am Kreuzgelenk, glänzt es metallisch blank.
Ein kurzer Blick schafft Klarheit. Das Lager ist hin, die Laufschale gebrochen, einige Tonnen aus dem Lager verloren und das Spiel über deutlich.
Etwas mehr als 200.000 Kilometer hat die Pistenkuh nun auf dem Tacho. Davon einige unter schwierigen Offroad-Bedingungen. Hitze, Staub und ordentlich Drehmoment im weichen Sand fordern ihren Tribut.
Wir stehen in der Nähe von Ayoun el Atrous, eine kleine Ortschaft in Mauretanien, der ich nicht viel zutraue. Kiffa, die Provinzhauptstadt, ist nur rund 200 Kilometer entfernt, dort könnte man evtl. Glück haben und ein Lager auftreiben.
Noch sieht es so aus, als wäre nur das Lager beschädigt und die Kardanwelle an sich noch nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Wir beschließen, am nächsten Tag nach Kiffa zu fahren und bis dahin die Welle eingebaut zu lassen. Notfalls könnte ich die hintere Antriebswelle ausbauen, das Mittendifferential sperren (die Pistenkuh hat permanenten Allradantrieb) und nur mit Vorderradantrieb weiter fahren. Natürlich mit sehr vorsichtigem Gasfuß, denn das komplette Drehmoment ginge dann über die Vorderachse.

Die Strecke von Ayoun nach Kiffa weist keine Steigungen auf, die Fahrt ist problemlos.
Aber auch in Kiffa ist kein Lager zu bekommen. Ein „Mechaniker“ meint, er könne es „irgendwie“ reparieren, was er da genau machen will, sagt er jedoch nicht. Mir fehlt das Vertrauen.

Unsere Reiseplanung sieht vor, von Kiffa nach Kankossa zu fahren, dort endet die Asphaltstraße,  über eine sandige Piste nach Kayes in Mali und weiter nach Bamako. Spätestens dort sollte es Möglichkeiten zur Reparatur geben, doch das sind nochmals 900 Kilometer.
Wir probieren es, notfalls muss der Unimog von Tine und Michael unseren Steyr in schwierigen Situationen (Sandfelder) ziehen, sollten wir die Welle ausbauen müssen. Gleichzeitig starte ich via Facebook einen Aufruf, mir mit Kontakten zu Werkstätten etc. in Bamako  zu helfen.
Die neue Asphaltstraße bis Kankossa ist problemlos, danach beginnt unwegsames Gelände. Sandfelder, Steigungen und tiefe Gräben geben der Welle den Rest. Während der Mittagsrast beschließen wir, die Kardanwelle auszubauen, bevor auch die Gabeln beschädigt werden. (Vielleicht sind sie es auch schon, so genau kann man es nicht beurteilen, ohne das Lager auszubauen.)
Zu unserem Glück wird das Gelände leichter zu befahren, eine staubige Piste zieht an den wenigen kleinen, ursprünglichen Dörfern vorbei, die sich wie eine Perlenkette in der weiten Ebene aneinander reihen. Ein einziges Mal hängt der Steyr am Bergegurt hinter dem Unimog, um aus einem sandigen Bachlauf gezogen zu werden.

Dorf in Mali

Typisches Dorf in Mali

Großes Glück in Kayes

„Hier könnte was sein“, tönt Michaels Stimme aus der Funke. In Schleichfahrt sind wir die großen Straßen der Stadt abgefahren, um einen LKW-Schrauber zu finden.

Jetzt steht Michaels Unimog vor einem  verschlossenen Werkstor. Dank unserer erhöhten Sitzposition im Lkw können wir über den Zaun gucken. Auf einem großen Platz stehen Baufahrzeuge, Radlader, schwere Caterpiller-Bulldozer, Autokräne und sonstiges technisches Gerät.
Der Wachmann telefoniert und bekommt die Anweisung das Tor für uns zu öffnen. Wir sind in der (zentralen) Reparaturwerkstatt einer großen Goldmine.
Kurzes Telefonat, schnelle Entscheidung, man darf uns helfen.
Eine Arbeitskarte, in der Material und Stunden erfasst werden, wird angelegt und schon geht es los. Michael, der selbst Expeditionsmobile umbaut (Atlas4x4) ist von den Maschinen und der Sauberkeit in der mechanischen Werkstatt überrascht. „Wie bei uns“, lautet sein Kommentar.
Hier werden Getriebe zerlegt und Motoren Instand gesetzt. Die Mechaniker sind von Australiern und  Südafrikanern ausgebildet. Jeder Handgriff sitzt.
Das Ersatzteil liegt im Regal griffbereit.

Kardankreuz

Beschädigtes Kardankreuz

„Lass das vordere Gelenk doch gleich mit ersetzen, das hat ja auch 200.000 Kilometer runter“, lautet Michaels Rat. „Okay, auch das vordere Gelenk ersetzen“, entscheide ich schnell. zum Glück, denn auch das vordere Kardangelenk ist bereits geschädigt.

Zwei Stunden später ist die Instand gesetzte Kardanwelle eingebaut, die Pistenkuh wieder voll offroad tauglich.
Die Rechnung ist mehr als fair. Für die beiden Kreuzgelenke bekomme ich wohl den Einkaufspreis der Mine berechnet und die Arbeitskosten sind mit rund 10,- Euro je Stunde und Mann für die gebotene Fachkompetenz eigentlich zu billig.

 

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

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