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Modellautos aus Holz, gefertigt in Zagora
Marokko

Modellautos aus Holz, geschnitzt in Zagora

Land Rover, Unimog, Toyota, Steyr kennt jeder, Bremach und Bucher Duro vielleicht, aber die Fahrzeuge von Omar Laouan Hamza
Die Modellautos aus Holz kennt jeder Marokkofahrer, nur der Name des Erbauers ist völlig unbekannt.
Omar Laouan trifft man in Zagora. Du musst ihn nicht suchen, er findet dich. Dann zaubert er aus einer Plastiktüte ein paar geschnitzte Modellautos aus Holz in der Größe eines kleinen Damen-Schuhkartons hervor und du wirst sagen: „So etwas will ich auch.“ Der Künstler nimmt sein Handy, fotografiert dein Auto von allen Seiten und am nächsten Tag wird er dir exakt den Nachbau dein Fahrzeug, mit allen Anbauteilen und Beschriftungen übergeben.
Omar ist nicht aufdringlich, ist kein Teppichhändler, wirkt ruhig und bescheiden.

Omar Laouan und sein Mitarbeiter vor der "Werkstatt" in Zagora

Omar Laouan und sein Mitarbeiter vor der „Werkstatt“ in Zagora

„Darf ich mal zugucken?“ „Komm mit, mein Haus ist am Straßenende.“ Mit einer Handbewegung deutet er an, ich solle mich mit aufs Moped setzen, doch ich bevorzuge, ihm hinterher zu fahren.

Eine enge Treppe mit steilen Stufen führt ins Obergeschoß des aus Stampflehm gebauten Hauses. Durch ein kleines vergittertes Fenster dringt Licht in den düsteren Raum. Dieses bricht sich an den Fensterstäben und in mehreren Strahlenbündeln wird der Staub in der Luft sichtbar.

Geländewagen-Schnitzer Omar in seiner Werkstatt

Geländewagen-Schnitzer Omar in seiner Werkstatt

Es riecht nach Lösungsmittel, den Duft verbreiten die offenen Klebstoff- und Farbdosen. Gedämpft höre ich das Wiehern eines Esels, welches vom Fauchen des Kartuschenbrenners übertönt wird.
„Tee?“, die Frage von Laouan reißt mich aus meinen Gedanken. Ich zeige den gehobenen Daumen und Laouan wischt mit einem alten Lappen zwei Teegläser sauber.

Hier, in den mit Graffiti dekorierten Wänden, an denen die Ölfarbe an vielen Stellen abplatzt, entstehen die bekannten Automodelle aller Fabrikate. Laouan reicht mir das Glas mit gesüßtem Minztee und setzt sich in den Sonnenspot am Fenster. Mit einem Messer schnitzt und schabt er aus einem Palmenholz den Grundkörper des späteren Modells. „Defender und HZJ kann ich im Schlaf schnitzen. Für einen T-Rex oder Autos die nicht so oft hier vorbei kommen, brauche ich etwas länger.“

Mit einem Lappen nimmt er die heiße Teekanne vom Feuer und schenkt mir nach.

Auf die Flamme legt er jetzt ein Messer und ein gebogenes Eisen, dass wie ein kleines Montiereisen aussieht.

„Wenn das Eisen fast glüht, senke ich damit die Fasern des Holzes an. Dadurch wird die Oberfläche des Modells ziemlich glatt.“

Modellauto aus Holz, gefertigt in Marokko

Modellautos aus Holz, gefertigt in Marokko

Qualm zieht durch den Raum

Qualm zieht durch den Raum, Laouan hat aus einer alten Olivenölflasche Streifen geschnitten, die jetzt auf der Flamme weich werden und anschließend neu zu Trittbrettern, Sandblechen, Luftfiltern oder anderen Anbauteilen, die der Zubehörkatalog her gibt, geformt werden.

Fahrzeuglackiererei in der Modellwerkstatt von Omar

Fahrzeuglackiererei in der Modellwerkstatt von Omar

Aus unzähligen Lackdosen wird Farbe gemischt, bis sie fast exakt der Lackierung des Vorbildes entspricht. Mit einem alten Schwamm wird die Farbe gleichmäßig auf das Holzmodell aufgetragen. Während der Anstrich trocknet, fertigt der Künstler aus einem alten Draht mit Hilfe einer Spitzzange weitere Anbauteile; Dachgepäckträger, Türgriffe, Außenspiegel. Für Bullbar und hochgezogenes Luftansaugrohr verwendet er einen dickeren Schweißdraht. Hutzen, Abdeckungen und andere Sonderausstattungen werden aus dem Blech alter Konservendosen geschnitten und geformt.
Die Bruchstücke eines alten Spiegels werden zu Scheinwerfern und Außenspiegeln recycelt. Ersatzkanister und Transportkisten in unterschiedlichen Größen liegen schon vorgefertigt in einer Schatulle und werden später auf dem Dachgepäckträger Platz finden.

Omar Laouan in Zagora schnitzt jedes Auto ganz individuell

Omar Laouan in Zagora schnitzt jedes Auto ganz individuell

Ist alles montiert, geht es ans Endfinish, hier werden Blinker nachgezeichnet, bei Reisefahrzeugen Weltkarten aufgemalt, bei Rallyefahrzeugen die Sponsorenwerbung angebracht.
Je nach Ausstattung und Lackierung des Originals rollt nach einigen Stunden oder am nächsten Tag das fertige Modell aus der Produktion. Omar setzt sich dann auf sein Moped und bringt es zu seinem Auftraggeber, der auf einem Campingplatz in Zagora mit viel Vorfreude wartet.

Holzauto von Terracab.

Atego-Holzauto von Terracab.

Die Preise variieren, je nach Aufwand und was auf der Zubehörliste angekreuzt wird.
Der Listenpreis startet bei 35 Euro.
Eine Auswahl seiner Arbeit findest du hier: https://web.facebook.com/copinrallyeraid.maquettes

Und hier ein paar Bilder seiner Arbeit:

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

This article has 1 comment

  1. Edwin Schafer

    Hallo ihr zwei; liebes Pistenkuh Team in Marokko
    ihr zwei seid dort, wo wir erneut diesen Winter hinwollten und nun eben aus bekannten Gründen verhindert sind. Ab Anfang März 2020 waren auch wir (für 4 Monate) „Corona-Gefangene“ in Marokko’s Süden. Wir mit einem sandfarbenen Exploryx-Sprinter und Freunde aus Gstaad, mit einem silbergrauen Exploryx Iveco.

    Komme heute kurz auf euren Bericht „Modellautos aus Zagora“ zurück. Auch wir waren fasziniert von dieser Palmholz-Feinarbeit und haben am 27.2.2020 je ein Fahrzeug (1 sandfarbener MB Sprinter „Milou“ + 1 silbergrauer Iveco „Grizzlyigloo“) geordert. Da Abdel nicht „fristgerecht“ liefern konnte, hat er versprochen diese beiden Holzmodell-Autos in die Schweiz zu schicken. Hierfür bezahlten wir ihm 2 x 800DH. Seit Ende Februar 2020 aber totale Funkstille.
    Wir haben auch versucht Laouan oder Abdel telefonisch zu erreichen (+212 6 56 32 53 06) … funktionierte nicht.
    PS: wir beide waren für mehrere Wochen Anfang 2020 mit eurem Marokko-Pistenbuch unterwegs (wie zB durch den Erg Chegagga usw); war ein fantastischen + sicheres, ausssergewöhnliches Abenteuer dank Pistenkuh!!

    Frage: sollte euer Weg (vor eurer Rückreise/offene Grenzen vorausgesetzt) bei Zagora vorbeiführen und ihr auf Laouan oder Abdel stossen, könntet ihr da mal einfach kurz nachfragen wie der Stand der Dinge ist?
    Wir werden sicher erst Anfang 2023 nach Marokko/Mauretanien zurückkehren. Reisepläne für 2022 sind (vorerst provisorisch) mal festgelegt.

    Euch wünschen wir eine problemlose Rückkehr nach Europa und sind gespannt auf eure Offroad-Erlebnisse im Kaukasusgebirge!

    Grobstollige Grüsse: Edwin J. Schafer

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