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Sinai Sonnenuntergang
Ägypten

Alles echt, alles original

Nach vier Tagen erreichen wir den Rand der Wüste. An einem Bergfuß sehen wir einen Geländewagen stehen und freuen uns, andere Reisende zu treffen. Als wir näher kommen sehen wir nicht einen, sondern 15 Geländewagen. In jedem werden fünf halbnackte Touristen durch die Wüste gefahren, die gerade einen kleinen Berg besteigen, fürs Fotoalbum. Die 80 Touristen sind auf dem Weg zu den letzten originalen Beduinen in der Wüste, wie eine Frau mir erzählt. Sie möchte die Ruhe und Einsamkeit der Wüste genießen und hat daher den Geländewagenausflug gebucht. Aber jetzt muss sie sich beeilen, die Toyotas hupen zum Aufbruch und schon werden wir in Staub gehüllt. Die Ruhe, die von allen gesucht wird, kehrt zurück.
Ein paar Kilometer später, wir fahren durch ein sandiges Wadi, stehen wir unmittelbar nach einer Biegung vor drei großen Beduinenzelten. Die Beduinen erwarten eine größere Touristengruppe, die noch mit den Geländewagen draußen in der Wüste unterwegs sind. Die Autos fahren einen Bogen um die Tafelberge, um den Touristen Entfernung vorzutäuschen.
In den original Zelten, die keinen einzigen Flicken aufweisen, ist der Boden gefegt. Hühner und Ziegen waren noch nie in den Zelten. Tee wird aus original Mineralwasserflaschen gekocht und in echten Einweg-Plastikbechern angeboten, wie seit alters her. Original Coca-Cola steht auch in ausreichender Menge zu original europäischen Preisen bereit. Ziegenmilch oder geronnene Kamelsmilch als Beduinengetränk, das sind Geschichten der Märchenerzähler. In einem Nebenzelt kann man echten, original Beduinenschmuck kaufen. Die Beduinen sprechen Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch perfekt. Sind halt Original. Wir verabschieden uns bevor der Geländewagenkonvoi eintrifft.

Befehl ist Befehl

Wir sind einige Kilometer am Strand des Roten Meeres entlang gefahren. Ein Abwasserkanal und die angrenzende Feriensiedlung stoppt unseren Weg. Die Teerstraße verläuft ca. 3 Kilometer in westlicher Richtung.
Wir fahren über eine Schotterfläche und stoßen auf einen Feldweg, dem wir zur Hauptstraße folgen. 50 Meter vor dem Asphalt ist der Feldweg durch fünf leere Ölfässer versperrt. Aus einem kleinen Betonhäuschen stürmen drei uniformierte Soldaten auf den Weg. „Hey, die sind ja gut drauf, so schnell waren noch nie irgendwelche Fässer weggeräumt“, denke ich.
Aber weit gefehlt, die Fässer bleiben stehen. Es folgen die üblichen Fragen: Name, Nationalität, Woher, Wohin, Warum. Die beiden ersten Fragen beantworte ich wahrheitsgemäß, die Anderen so, dass es für einen Afrikaner einen Sinn ergibt.
„Bitte öffnen Sie die Barriere und lassen uns auf die Hauptstraße.“
„Nein, es ist verboten, die Barriere darf niemand passieren, drehen sie um und fahren sie zurück wie sie gekommen sind.“
„Warum, ich will doch nur auf die Hauptstraße“.
„Das ist Militärgebiet hier darf niemand rein.“
„Aber ich bin doch schon drin, ich will hier raus.“
„Wir haben den Befehl, dass jeder an der Barriere umdrehen muss, fahren sie zurück.“
„Es macht doch jetzt keinen Sinn.“
„Befehl ist Befehl.“
Wir umfahren die Fässer mit ein paar Meter Abstand durch weichen Sand. Wenn der Kommandant die Spuren sieht, gibt es bestimmt eine Belobigung für die erfolgreiche Verteidigung der Barriere.

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

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