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Adventure-Scout

Marokko 2022 Adventure Scouts Aline, Thomas und Luca

1. Woche
Der Norden

Nach langem Überlegen und Abwägen, was nun besser mit Kind und Hund geht, was kürzer, schneller, komfortabler usw. ist, haben wir die Fähre ab Genua nach Tanger Med gebucht. Dies stellte für uns den besten Kompromiss dar. Die Fähre dauert zwar etwas, dafür ist aber die Anfahrt mit dem Reisemobil nach Genua für uns relativ kurz.

Der größte Nachteil, durch die Verspätung der Fähre von über 6 Stunden verursacht, war, dass wir erst Nachts um 2 Uhr aus der Fähre gefahren sind. Die ganzen Einreiseformalitäten haben wir bereits auf der Fähre gemacht, so war die Zollkontrolle nur von kurzer Dauer. Unser Plan war, von Tanger Med nach Martil zu fahren und dort die erste Nacht auf einem Campingplatz zu verbringen. So der Plan. Als wir aber in Martil vor dem geplanten Campingplatz standen, war dieser geschlossen. Müde kämpften wir uns weiter durch die Nacht, vorbei an diversen Polizeikontrollen. Noch unerfahren in einem fremden Land, wollten wir die erste Nacht ungern irgendwo am Straßenrand stehen. Doch auch der zweite und dritte angefahrene Campingplatz führte nicht zur gewünschten Nachtruhe. Beide geschlossen, Bauruine und große Baustelle für ein neues Hotel. Was machen wir nun? Das Abenteuer beginnt schon früher als gedacht… Es war bereits halb 4 Uhr. Also ab zur nächsten Polizeikontrollstelle. Dort wurde uns erklärt, das wegen Corona sehr viele Campingplätze schließen mussten, in Martil und Umgebung gebe es derzeit keinen einzigen offenen Campingplatz mehr. Sie boten uns an, gleich hinter ihnen bei einer Tankstelle unser Auto abzustellen für die Nacht, sie würden ein Auge auf uns werfen. Gesagt getan, wir hatten nicht mehr wirklich Lust, ein besseres Plätzchen zu suchen. Dass die Patrouille nach ungefähr 5 Minuten bereits weiterzog, war uns dann auch egal.

Das lange Warten auf die verspätete Fähre

Einigermassen ausgeschlafen ging es für die nächsten Tage mit dem Abspulen des Touristenprogramms weiter. Chefchaouen, Volubilis und Fes standen auf der Liste.

Chefchaouen, die blaue Stadt

Die ehemalige Römerstadt Volubilis

In der Koranschule in Fes

Ein Foto, das wohl jeder Fes-Tourist nach Hause bringt: Die Gerbereien von Fes

Was kann man nach einer Woche über Marokko sagen? Wir hatten sehr eindrucksvolle Begegnungen mit den Menschen hier. Eine bleibt uns besonders in Erinnerung: Wir waren in Fes in der Medina. In einem Lederwarengeschäft erhielt Luca vom Verkäufer eine kleine Babuschka als Schlüsselanhänger geschenkt. Stolz hielt er diese im Tragerucksack in den Händen. Als wir weiter gingen, gab es plötzlich Geschrei aus dem Rucksack. Die Babuschka fiel irgendwo herunter und war verloren. Wir kehrten um, um sie zu suchen. Leider ohne Erfolg. Die Marokkaner um uns herum bekamen dies mit und halfen ebenfalls, den Boden abzusuchen. Als wir schon ohne Hoffnung weiter gingen, zupfte plötzlich ein kleines Mädchen an meiner Hose. Sie schaute mich strahlend an und überreichte mir eine kleine Babuschka. Es war nicht jene, die verloren ging. Ich wollte ihr aus Dank etwas geben. Sie strahlte aber nur und gab mir zu verstehen, dass dies ein Geschenk sei, kehrte um und verschwand in der nächsten Gasse.

Gerade mit einem Kleinkind in Marokko unterwegs zu sein, war anfangs sehr gewöhnungsbedürftig. Marokkaner lieben Kinder! Luca wird von überall her zugewunken, angestupst, geküsst und unterhalten. Er musste sich anfangs sehr daran gewöhnen. Aber es macht mittlerweile auch ihm Spaß, er hat nun eine Riesen Freude, allen zuzuwinken und zurück zu lachen.

Die Menschen sind wirklich sehr herzlich hier, aber auch geschäftstüchtig. Einmal in einem Geschäft zahlen, ohne den Preis zu verhandeln, und man bezahlt viel zu viel. Also zu viel im Verhältnis zu dem, was ein Marokkaner hier zahlen würde. Für uns sind die Preise im Vergleich zur Heimat immer noch günstig. So ist es sehr schwer einzuschätzen, auf welchem Preis man verharren soll, ohne das Gefühl zu haben, den teuren Touristenpreis zu bezahlen, aber auch nicht das Gegenüber zu beleidigen.

2. Woche
Der Hohe Atlas

Weiter ging es in der zweiten Woche über Azrou in die Zedernwälder. Dort kann man in Touristenmanier die dort lebenden Berberaffen bestaunen. Kaum hält man irgendwo in der Nähe der Straße, kommt gleich ein geschäftstüchtiger Marokkaner und bietet Futter für die Affen an.

Ziemlich frecher Berberaffe, sie klauen gerne das Futter aus den Händen!

Als wir an einem See bei einem stillen Vulkan (Lac Sidi Ali) Mittagsrast gemacht haben, kam vom nahestehenden Haus ein Marokkaner daher. Der überaus freundliche Mann erklärte uns, dass das Haus dem Staat gehöre und er die dortige Wetterstation betreut. Es entwickelte sich ein sehr interessantes Gespräch über die Probleme der Klimaveränderung, die Marokko ebenfalls stark betreffen. Der Wasserstand des Sees sei überwacht und sinke immer tiefer. Die Niederschläge in den letzten Jahren seien stark zurückgegangen, was hier ein großes Problem sei. Nach dem Gespräch ging er wieder zu dem Haus hoch, kam aber prompt zurück. Er wollte uns einen Reiseführer in deutscher Sprache schenken, den er einmal bekommen hatte. Erstaunt ab dem herzlichen Angebot lehnten wir ab und erklärten, dass wir bestens ausgerüstet sind. Darauf zeigte er uns auf der Karte diverse interessante Orte, welche wir besucht haben müssten. Diese Herzlichkeit hat uns sehr überrascht. Anfangs vermutet man in solchen Situationen, dass man irgendwie übers Ohr gehauen werden will. Aber dieser Mann meinte es einfach nur freundlich und wollte helfen.

In der Nähe von Zaida auf einem Campingplatz trafen wir durch Zufall wieder auf Karin und Stefan, ein sehr nettes deutsches Paar mit einem Defender, welches wir bereits auf der Fähre, wie auch auf dem Camping in Chefchaouen getroffen haben. Wir verbrachten einen gemütlichen Abend zusammen und beschlossen, einige Zeit zusammen weiterzufahren. Das gibt gerade in den später anstehenden Sandpassagen etwas Sicherheit. So ging es dann gemeinsam weiter über den Cirque du Jaffar (aufgrund der Hinweise der Pistenkuh wählten wir die Ausweichroute, auch wahnsinnig schön). Die Landschaften hier sind einfach grandios!

Schöne Aussicht auf die Pisten beim Cirque de Jaffar.

Eine leider etwas unschöne Erfahrung machten wir an einem hier nicht näher bezeichneten Ort. In kleinen Bergdörfern wurden wir mehrmals von Kindern sehr aufdringlich angegangen. Es flogen mehrere Steine und unsere Fahrzeuge wurden bespuckt. Außer einer kleinen Delle am Defender passierte weiter zum Glück nichts. Wir wollen nicht, dass man sich von einem solchen, bisher einmaligem und nur lokal begrenztem Ereignis von einer Reise nach Marokko abschrecken lässt. Die dabei in der Nähe stehenden Erwachsenen haben die Kinder sofort zurecht gewiesen. Es kam mehrmals vor, dass ein Stein aus der Hand eines Kindes zu Boden gefallen ist, da ein Erwachsener dem Kind zugerufen hat. Wir denken, dass die Einwohnenden das Problem kennen und selber auch nicht wollen, dass es zu solch unschönen Szenen kommt.

Das Phänomen der nach „Cadeaux“ rufenden, aufdringlichen Kindern ist demnach leider immer noch nicht ganz aus der Welt geschafft. Wir haben uns dazu entschlossen, weder Geschenke noch Bonbons zu verteilen. Wir haben andere Reisende gesehen, die Säcke weise Kleider, Kugelschreiber und Bonbons abgeben. Unserer Meinung nach ist genau dies kontraproduktiv. Wer nichts gibt, bekommt einen Stein… Aber wie bereits gesagt, ist dieses Problem nur in einer kleinen Region vorgefallen. Überall sonst wurde uns immer freundlich und unaufdringlich zugewunken. Dieser Vorfall soll einem keinesfalls die Neugierde und Reiselust vermiesen!

Durch wunderschöne Gebirgslandschaften, auch mal mit Regen (war aber fast der einzige Regentag bisher in Marokko)

Wunderschöner, einsamer Nachtplatz an einem See in der Nähe von Imilchil.

Durch die (sehr touristische) Dadesschlucht.

Wir sind fasziniert von den Oasenstädten mit ihren Bewässerungskanälen, hier Tinghir

Sehr spannend wurde es auch nach der Route SEGC, nach den Kunstobjekten in der Wüste, dem Haus Orion, Spirale und der Himmelsleiter. Als wir durch die Dünen auf eine kleine aber steile Abfahrt ins Oued trafen, kamen etwa acht Kinder und Jugendliche auf uns zu und riefen, das der Sand im Bachbett viel zu weich und die Durchfahrt durch die Oase danach nicht mehr möglich sei. Die Straße zur Oase hoch wurde mit mehreren Stämmen abgesperrt. Anfangs waren wir etwas stutzig, ist es tatsächlich so? Dank der Pistenkuh wussten wir bereits, dass es diese fiese Masche gibt. Genau diese ist, zwar an einem anderen Ort, so beschrieben. Die Kinder und Jugendlichen wollten uns auf eine mehrere Kilometer lange Umfahrung führen. In diesem Moment waren wir froh, nicht alleine unterwegs zu sein. Wir konnten uns in Ruhe absprechen und entscheiden. So versuchten Karin und Stefan im Defender eine kleine Umfahrung zur Oase hoch. Und siehe da, kein Problem. Auch in der Oase waren keine Bauarbeiten oder Ähnliches im Gang, wie von den Kindern beschrieben. Also bat ich die Kinder und Jugendlichen höflich, doch die Stämme für uns wegzuräumen und Platz zu machen. Sie waren ertappt worden, was sie uns mit einem beschämten Lächeln zu zeigen gaben. Sie räumten die Spur prompt und wir konnten unsere Fahrt fortsetzen.

Es war faszinierend, wie überzeugend die Kinder und Jugendlichen sein konnten. Sie zeigten uns Bilder von einem Bagger in einer Oase, der die Straße aufgerissen hat. Ebenfalls waren sie sehr aufgebraust und schrien wie wild auf einen ein. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der eine oder andere Reisende, welcher nicht vorgewarnt ist, auf so etwas reinfällt ohne skeptisch zu werden. Wir waren jedenfalls froh, vorgewarnt gewesen zu sein.

Die „Himmelsleiter“. Faszinierend steht sie inmitten der Wüstenlandschaft.

3. Woche
Der Süden

In Merzouga ging es dann endlich richtig in die Dünen. Langsam herantasten, Luftdruck in den Reifen herunterlassen und losfahren! Anfangs noch etwas vorsichtig (und mit viel zu hohem Luftdruck) und später dann doch mutig auch in etwas höheren Dünen und weichem Sand. Stecken geblieben sind wir natürlich auch, aber wir konnten uns bisher immer im Rückwärtsgang selber befreien, ohne zu schaufeln.

Endlich im großen Sandkasten von Luca angekommen.

Perfektes Übungsgelände zum Herantasten. Was geht, wo liegt die Grenze?

Auf der Route SMR wurden wir noch von dem marokkanischen Militär aufgehalten. Etwa bei Wegpunkt SMRW16 sahen wir eine alte, verrostete und von Hand geschriebene Tafel. Auf dieser Stand „interdit, zone militaire“. Aufgrund des Hinweises der Pistenkuh, dass es möglich ist vom Militär zurückgeschickt zu werden, ignorierten wir diese und fuhren weiter. Als wir beim Wegpunkt SMRP18, beim dortigen Militärposten ankamen, wurde uns erklärt, dass wir ins militärische Sperrgebiet gefahren seien. Nach Abgabe eines Fiches verschwand der Soldat (in Trainerhosen und T-Shirt) kurz. Wir befürchteten erst Schlimmes. Der freundliche Soldat kam aber lächelnd zurück und schilderte, dass wir deswegen nichts zu befürchten hätten. Danach wurden wir noch zu einem leckeren Tee eingeladen. Die Soldaten waren alle sehr freundlich und interessiert. Eine echt schöne Erfahrung!

Weiter ging es durch herrlichste Landschaften mit einigen Abstechern bis nach Foum Zguid. Die Routen hier sind wirklich traumhaft. Was gibt es schöneres, als mitten im Nirgendwo zu fahren, wo kaum noch Spuren vorhanden sind, sich selber eine Route durch die Dünen suchen und an den schönsten Plätzen ungestört zu übernachten? Wir genießen es sehr, ach Marokko ist einfach ein wirklich wunderschönes Land!

Durch wunderschöne, abgelegene Landschaften

Perfekter Nachtplatz in den Dünen

Spurensuchen, fahren wie und wo man will.


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This article has 1 comment

  1. Heinz

    Schöne Tour und nette Beschreibung, die mich an die Rundreise mit meinem Sohn in 2016 erinnert. Nach der Passage Algeciras – Tanger Med war unsere erste Station der damals noch geöffnet Campingplatz in Martil. Wir hatten unseren 109er für Kurzausflüge nach M’Diq und Tetchuan auf dem Platz gelassen und den „öffentlichen Nahverkehr“ erprobt: taxi inviduelle bzw. taxi collective (4 Personen auf der Rückbank, 2 auf dem Beifahrersitz neben fem Fahrer, nicht im Sprinter/ Kleinbus, sondern Mercedes Pkw (240er, W123). Die Fahrpreise habe ich als im Prinzip „geschenkt“ in Erinnerung: 5 Dirham pro Person im Sammeltaxi für immerhin rd. 15km Fahrt. Wenn Du das komplette Taxi „privat“ mietest, dann kostet die Fahrt nicht 6*5 Dirham, sondern 50. Ich nenne das Soziallogik. Eure Begeisterung für Marokko kann ich voll und ganz nachvollziehen. Wie Ihr schon beschrieben habt, geht die Spanne der menschlichen Begegnung weit auseinander . Weiterhin gute Reisezeit.

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