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Über die Berge des Balkan – von Laura & Flo

Laura & Flo sind mit ihrem Land Rover Defender und dem Pistenkuh-Tourenbuch auf dem Balkan unterwegs. Sie berichten hier regelmäßig von ihren Erlebnissen.

12.05., Tag 1,
146020 km auf dem Tacho

Nachdem wir uns lange auf diesen Moment vorbereitet haben, machen wir uns mit unserem off-road Camper „Sir Landylot“ auf den Weg, um die Schönheit des Balkans zu entdecken.

Das bestellte Dachzelt befindet sich leider noch auf dem Seeweg von China. Wenige Tage vor der Reise haben wir eine Alternative besorgt. Denn wir wissen: Ab einer gewissen Temperatur haben wir es in den vorhergehenden Urlauben nicht auf unserer Matratze im Auto ausgehalten.

Am Vorabend feiern wir noch Flos Geburtstag und verabschieden uns von der Familie. Eine gewisse Sorge schwingt in den Verabschiedungen mit, denn „ist es im Balkan wirklich sicher“?

Wir starten am frühen Nachmittag Richtung München mit dem Ziel Udine.
Der Himmel öffnet seine Schleusen und wir fahren bei starkem Regen los, ohne zu ahnen, wie viel davon wir noch sehen würden.
In Österreich angekommen, finden wir einen abgelegenen Schlafplatz am Fluss, mitten im Nirgendwo. Nur ein einsames Auto passiert uns in der Nacht.

13.05., Tag 2,
146684 km auf dem Tacho, 655 km gefahren

Wir starten früh um 6:30 Uhr gen Süden. Unser erstes Ziel ist eine Off-Road-Tour in Slowenien. Auf dem Weg dorthin werden wir von schneebedeckten Gipfeln begrüßt.

Durch das malerische Eisental fahren wir zwischen den Bergen entlang des Flusses Fella nach Norditalien. Nach einer Reisezeit von 22 Stunden erreichen wir endlich die erste Off-Road-Strecke in Slowenien („Berge des Balkans“ SL1).

Dort erwarten uns der Triglav Nationalpark und die Legende vom Goldhorn, einem Steinbock mit goldenen Hörnern, der einst in dieser Region der Julischen Alpen geherrscht haben soll.

Der Tag ist von regnerischem Wetter geprägt, was den Wald mystisch und herrlich grün erscheinen lässt.
Am Gipfel des Stol-Passes haben wir jedoch nur eine Sichtweite von 20 Metern.
Wir treffen nur zwei einsame Wanderer, bevor wir unseren Campingplatz erreichen, der am Fluss Soca liegt. Dort werden wir mehr oder minder herzlich mit den Worten „Hey, rich guys, today is barbecue party!“ durch den Besitzer begrüßt.
Der Campingplatz bietet uns Zugang zu einem kleinen Bachlauf und dem Fluss Soca. Nebenan findet eine Dorfparty statt, die bis halb 4 Uhr morgens dauern sollte. Noch sind wir aber in frischer Urlaubslaune und wenig davon beeindruckt.

14.05., Tag 3,
147053 km auf dem Tacho, 1024 km gefahren

Wir bekommen einen angeblichen Sonderpreis von 20€ für die Nacht im Camp, da es ja nun mal laut gewesen sei.
Der Eigentümer Vili erzählt uns noch einige Anekdoten, sodass wir trotz der kurzen Nacht gut gelaunt aufbrechen.
Wir starten eine off-road Tour („Berge des Balkans“ HR1) im strömenden Regen. Wir sehen viel grünen Mischwald, haben aufgrund des Wetters aber keine Fernsicht.
Anschließend an die Strecke treffen wir  auf eine große Weidefläche mit Wildpferden und können es kaum glauben: kurzzeitig kein Regen!

Die gute Wetterlage ist leider nur von kurzer Dauer. Da die weiteren ausgewählten off-road Strecken in Slowenien aufgrund der Wetterbedingungen nicht befahrbar sind, entscheiden wir uns, weiter nach Kroatien zu fahren.
Auf einem Campingplatz direkt am Meer gegenüber der Insel Krk genießen wir endlich den weiten Blick auf die Felsen und gönnen uns einen Sundowner.

15.05., Tag 4,
147331 km auf dem Tacho, 1302 km gefahren

Wir werden von strahlendem Sonnenschein geweckt, der uns einen perfekten Start in den Tag beschert. Wir packen unser Auto mit Blick auf den blauen Himmel und machen uns auf den Weg. Bevor wir den Motor starten, bietet uns ein kroatischer Bauer hausgemachten Käse, Schnaps, Honig und Olivenöl an. Wir können nicht widerstehen und nehmen eine Flasche seines kalt gepressten Olivenöls mit auf die Reise. Eine alte 1 Liter Weinflasche hat er für die Abfüllung genutzt. Das sollte vorerst reichen.
Unser Scheibenwischer kann es kaum fassen. Er wird nicht gebraucht.
Am Mala Kapela Gebirge entlang führt uns der Weg zur Flugzeugkaverne Zeljava, ein beeindruckendes Relikt aus dem Jugoslawienkrieg.
Bei der Hälfte der Häuser am Straßenrand fragen wir uns ob sie unbewohnt oder einfach nur ewig nicht mehr in Stand gehalten sind. Vereinzelt sehen wir noch Einschusslöcher an den Hauswänden. Vor zahlreichen Häusern stehen Kühltheken, in denen selbstgemachte Speisen angeboten werden.

An der Flugzeugkaverne angekommen, fahren wir ein Stück weit in das Tunnel Labyrinth hinein. Wir lassen es uns nicht nehmen einen Start auf der Landebahn hinzulegen. Die Polizei ist hier allgegenwärtig, wahrscheinlich aufgrund einer möglichen Flüchtlingsroute.

 

Wir setzen unsere Reise fort und fahren nach Bosnien. Leider müssen wir feststellen, dass der Una Nationalpark aufgrund von Überflutungen geschlossen ist. Kurzerhand passen wir unsere Routenplanung an, steuern für die Nacht ein kleines Restaurant an, das die Möglichkeit bietet auf dem Grundstück zu übernachten.
Der Besitzer spricht gutes Deutsch und wir kommen mit ihm und zwei weiteren österreichischen Gästen mit Wein und Bier ins Gespräch, die mit ihrem Iveco Daily schon längere Zeit im Balkan unterwegs sind. Das Frühstück am nächsten Morgen lässt die Kopfschmerzen dann auch schnell vergessen.

16.05., Tag 5,
147683 km auf dem Tacho, 1654 km gefahren

Wir besichtigen die alten Wassemühlen „Mlincici“ am Plivsko See und den Pliva Wasserfall.

Anschließend wagen wir uns auf eine abenteuerliche Off-Road-Strecke, die uns am höchsten Berg Bosniens, Plocno, vorbei führen soll.
Nach einer Stunde Fahrt über Serpentinen und an kleinen Holzhäusern vorbei, treffen wir auf die ersten Schneefelder. Bis zum dritten Schneefeld können wir den Berg bezwingen, unter anderem durch den Einsatz unserer Schaufel.

Danach ist der komplette Hang schneebedeckt. Wir haben nur eine halbe Fahrspur und ein paar Zentimeter zum Abhang. Der Rand ist durchweicht von den Regenfällen der letzten Wochen. Ein Abrutschen den Hang hinunter ist nicht auszuschließen. Wir beschließen umzukehren. Dazu geht es eine Weile rückwärts bis wir eine Stelle zum Wenden finden. Diese Strecke sollte man erst fahren wenn Einheimische bestätigt haben dass sie frei ist.

Wir beschließen aus dem Regengebiet in Bosnien zu verschwinden und uns in hoffentlich wärmere Gefilde aufzumachen.

17.05., Tag 6,
147931 km auf dem Tacho, 1902 km gefahren

Während der Fahrt in Richtung Süden genießen wir die grüne Weite Bosniens. Wir umfahren die Bucht von Kotor und besuchen ein traditionelles Restaurant direkt am Wasser. Das Restaurant wird von einem Wasserlauf aus den Bergen durchströmt, und wir entdecken sogar eine Schildkröte.


Anschließend erkunden wir einen U-Boot-Bunker auf der anderen Seite der Bucht.

18.05., Tag 7,
148230 km auf dem Tacho, 2201 km gefahren

Wir übernachten wir auf einem kleinen Campingplatz am Skadar See. Der Besitzer hat seine Wiese in einen Stellplatz umgewandelt. Er bewundert unser Auto und erzählt von seiner Zeit an der albanischen Grenze, in der er mit einem Defender Patrouille gefahren ist.
Unser nächstes Ziel ist Theth. Früher war die nördliche Strecke dorthin eine reine off-road Herausforderung für die Einheimischen. Inzwischen ist sie geteert und sogar Wohnmobile fahren auf der engen Straße zum Pass hinauf und zum Dorf hinunter. Dennoch erkennen wir, wie abenteuerlich die Strecke einst gewesen sein muss. Selbst gut befestigte Hänge rutschen hier ab und versperren den Weg. Wir müssen auf Bauarbeiter warten, die den Weg für uns freimachen. Theth selbst wirkt schon eher touristisch, mit Coca-Cola-Schirmen auf den Terrassen der Gasthäuser. Wir verweilen nur kurz am Fluss und suchen dann ruhigere Orte. Die Südroute ab Theth ist noch relativ ursprünglich und bietet mehr Fahrspaß.
Ein Schotterweg mit einigen Auswaschungen führt uns zum Blue Eye Theth. Dieses ist ein Kalksteinbecken, das von einem Wasserfall gespeist wird.
Anstatt unser Auto abzustellen und zu wandern, können wir noch etwa 2 km näher heranfahren. Dann endet die Straße und wir wandern 30 Minuten zu der idyllisch gelegenen Wasserstelle. Selbst Mitte Mai ist es hier schon recht belebt, und in der Hochsaison wird es sicherlich noch mehr Trubel geben.

Wir fahren die Südroute weiter und finden in einem kleinen, verlassenen Ort, inmitten von Ruinen, einen Übernachtungsplatz am Fluss. Es duftet intensiv nach Thymian.

19.05., Tag 8,
148357 km auf dem Tacho, 2328 km gefahren

Das Wetter meint es gut mit uns. Wir können unser Dachzelt durch trocknen lassen und uns nach einer ruhigen Nacht entspannt auf die Reise machen.

Die Route überrascht uns mit massiven Felsformationen entlang des Flusses Lumi i Shales.

Furten waschen unsere Reifen und fragwürdige Brücken helfen uns über den Fluss.
An einer Hängebrücke wäre ein perfekter Platz zum schlafen, direkt am Wasser. Wir wollen aber die off-road Session beenden und machen uns nach einer kurzen Pause weiter.

In den heutigen 6 Stunden auf dieser anspruchsvollen Piste sind uns lediglich zwei Motorradgruppen und ein weiterer einsamer Off-Roader entgegengekommen. Wir freuen uns im Ort Prekal wieder Asphalt unter den Rädern zu haben und freundlich winkenden Menschen zu begegnen.

Unser nächstes Ziel ist ein Sandstrand in Nordalbanien bei Shengjin, in der Hoffnung dort unser Nachtlager aufschlagen zu können. Am Ort angekommen schreckt uns aber leider der allgegenwärtige Müll ab. Außerdem begegnet uns hier reges Gewusel, da die Einheimischen sich auf die bald startende Hochsaison vorbereiten. Hier wollen wir nicht bleiben. Wir lassen es uns aber nicht nehmen noch ein paar Runden auf dem weichen Sand an der Wasserkante entlang zu drehen.
Wir entschließen eine weitere Stunde Fahrt auf uns zu nehmen. Denn zumindest online gibt es nur eine Handvoll an Plätzen, bei denen wir auch sicher sein können, dass sie geöffnet haben. Viele Plätze existieren zwar bereits online, befinden sich aber noch im Aufbau. Albanien bereitet sich auf mehr Tourismus vor.
Also steuern wir ein Restaurant am Meer an, dessen Besitzer Christian auch die Möglichkeit des Campens anbietet.
Während wir auf unsere Calamari, Salat und selbstgemachte Pommes warten, kommen wir mit Einheimischen ins Gespräch. Wir klettern mit neuen Reisetipps und vollem Magen in unser Dachzelt.
Die Nacht ist extrem windig und bringt unser Dachzelt stark zum Wackeln. Ein Hoch auf Flos Improvisationstalent, der spät in der Nacht noch einige Spanngurte um das Zelt wirft, sodass sich die Geräusche auf ein erträgliches Maß verringern.

20.05., Tag 9,
148573 km auf dem Tacho, 2544 km gefahren

Das erhoffte Frühstück im Restaurant fällt aus, denn der Koch schläft noch.
Also trinken wir nur einen liebevoll aus Pulver angerührten Cappuccino und fahren an einen hoffentlich schönen Stellplatz weiter im Süden direkt am Meer.
Während der Fahrt durch das Land des Doppeladlers auf rotem Grund, beobachten wir viele Bauern dabei wie sie Heu verbrennen und damit die Täler in versmogte Kessel verwandeln. Unsere Autofenster bleiben trotz 30 Grad verschlossen.
Zeit für eine entspannte Auszeit.
Zufrieden stellen wir fest, dass wir den wohl schönsten Camper Hotspot Albanies (Camping Pa Emer) angesteuert haben. Wir bekommen einen Platz direkt am sauberen Strand. Eine alte Dame an der Rezeption vermischt sämtliche Sprachen des Balkanraums, und darüber hinaus, um uns einzuweisen. Der Betreiber hat auch ein Restaurant geschaffen, das sich zu Fuß über eine lange Holzbrücke erreichen lässt. Hier zahlt man auch das Ambiente und deswegen deutsch anmutende Preise.

21.05., Tag 10,
148698 km auf dem Tacho, heute bleibt Landy kalt.
Der Platz gefällt uns. Wir bleiben wo wir sind, schlendern am Strand entlang und tauschen uns gelegentlich mit unseren meist deutschen Nachbarn aus.

22.05., Tag 11,
148698 km auf dem Tacho, 2706 km gefahren

Die nächste off-road Tour startet am Rand von Tirana (N11 aus Pistenkuh Buch „Albanien“).
In der Hauptstadt Albaniens zeigt sich in den Cafés und den kleinen bunten Markständen wiedermals die Geselligkeit der Albaner.
Wir schlängeln uns durch den dichten Verkehr der Stadt, der deutlich stärker ist als in allen bisher von uns durchfahrenen Gebieten.
Menschen an den roten Ampeln wollen für ein paar Münzen unsere Scheiben reinigen.
Entgegen unserer Erwartungen, ist die ehemalige Piste bis Zall-Bastar geteert, denn in den letzten Jahren hat ein Streckenausbau stattgefunden. Auch abgelegenere Dörfchen werden zur Freude der Stoßdämpfer der einheimischen Mercedes Fahrer offensichtlich erschlossen – Pech für uns.

Es geht am nahezu trockenen Flussbett entlang.
Neben frei stehenden einzelnen Hütten, wenden die fleißigen Bauern ihr Heu. Selbst die kleinsten Dörfer besitzen hier auch ein Café, vor dem sich stets einige Männer versammeln.

Wir fahren den Startpunkt der nächsten Tour in Peshkopia an, die wie wir am folgenden Tag befahren wollen.
Die Nacht verbringen wir im Garten einer albanischen Familie. Begrüßt werden wir überaus herzlich vom zehnjährigen Christian, dem Enkel und „Camp Manager“ des Hauses. Sofort werden uns Raki und Kaffee auf einem Tablett serviert.

Wir unterhalten uns mit der Besitzerin des Camps mittels Händen und Füßen darüber, dass die Tochter in Frankreich arbeitet. Und darüber, dass die Landflucht die Alten im Dorf alleine zurück lässt. Währenddessen knallt im Ortskern ein Feuerwerk. Denn es haben Kommunalwahlen stattgefunden und offensichtlich hat der örtliche Sympathieträger gewonnen. Für unsere Gastgeberin egal, denn „die da oben sind ja sowieso alle korrupt“.

23.05., Tag 12,
148860 km auf dem Tacho, 2868 km gefahren

Wir bedanken uns für den angenehmen Aufenthalt und bekommen eine Flasche Raki aus den Weintrauben des Hauses als Verabschiedungsgeschenk mit auf die Reise.

Im Ortskern Peshkopias füllen wir die Gemüse- und Obstvorräte auf.
Beim Einkauf von Motoröl für Sir Landylot, entdecken wir einen Feuerwehr Defender und tauschen uns mit einem Feuerwehrmann über die heftigen Einsätze während der Sommerzeit aus.

An Mohnfeldern vorbei fahren wir zum Start der Strecke (AL3 aus dem Pistenkuh Buch „Berge des Balkans“).
Zum Start der Piste passen wir unseren Reifendruck an und plötzlich reagiert der Anlasser von Sir Landylot nicht mehr. Die Zentralverriegelung reagiert nicht und die Wegfahrsperre bleibt aktiv. Nachdem wir alle Sicherungen auf Funktion gecheckt haben, klemmen wir die Batterie für 5 Minuten ab. Et voilà, es funktioniert wieder. Die Ursache müssen wir nach der Reise genauer analysieren.
Fahrtechnisch fordert die Strecke nicht besonders. Mit dem richtigen Reifendruck lässt sie sich besser fahren als so manche von Schlaglöchern geplagte Straße in der Umgebung.
Die Route führt uns kilometerweit am schwarzen Drin entlang, der sich aber als wunderschöner türkis blauer Fluss enttarnt. Einige Kiesbänke sind mit dem Auto zu erreichen und machen sich großartig als Picknickplatz. An einer großen Stahlbrücke über den Fluss, lassen wir es uns nicht entgehen ein paar Drohnen Shots zu machen.

Dort treffen wir auch zwei andere deutsche Overlander mit ihrem Ford Ranger, Aufsetzkabine Marke Eigenbau, die wir bereits am Vorabend kennengelernt haben.
Zum Ende der Strecke hin wollen wir eine einsame Hütte passieren, werden aber mit lauten Rufen und 10 winkenden Armen aufgehalten, von denen kurz vorher auch die beiden anderen Overlander abgefangen wurden. Hier gehts nicht weiter ohne mindestens ein randvolles Rakiglas auf der spärlich ausgestatteten Veranda der Familie getrunken zu haben. Man unterhält sich mit dem Mann des Hauses eine Weile über die Übersetzungsfunktion des Smartphones. Unter anderem darüber, dass ein Nein zu seinem Raki nicht akzeptiert wird, denn „er selbst läuft ja auch viel besser mit Raki als im nüchternen Zustand“ und „um die Polizei hier müssen wir uns keine Sorgen machen“.
Sein Angebot über einen Liter seines selbst destillierten Feuerwassers für starke 30.000 Lek nehmen wir an. Denn eine weitere Einnahmequelle als die durch Raki- und Honig-Verkäufe, scheint er nicht zu haben.
Wir suchen uns ein Nachtlager auf dem Berg Dobrej. Ein steiler und steiniger Weg führt uns auf ein kleines Plateau. Der Ausblick auf die albanischen Berge ist in alle Richtungen atemberaubend.

24.05., Tag 13,
149010 km auf dem Tacho, 3018 km gefahren
Nur 20 Minuten Anreise haben wir bis zur Auto- und Personenfähre, die uns von Fierze nach Koman bringt. Die Buchung des Tickets erfolgt online über die Grundfläche des Autos. Die Einweiser müssen Weltmeister im Tetris spielen sein.
2,5 Stunden tuckern wir über den aufgestauten Drin, also den Koman See, und werden hinter jeder Biegung des Flusses von neuen, in die Felsen gemalten Formationen überrascht. Wir sind erstaunt was Mutter Natur hier erschaffen hat.

Leider ist unsere Zeit in Albanien nun vorbei und wir bewegen uns wieder Richtung Norden nach Montenegro. Wir wollen einige Dinge nachholen, die wir auf dem Hinweg aufgrund der Regenfälle übersprungen haben.

25.05., Tag 14,
149137 km auf dem Tacho, 3145 km gefahren

Die Anfahrt zur nächsten off-road tour erfolgt über eine der atemberaubenden Panorama Straßen Montenegros. Die Strecken bieten dem Auge auch mit üblichen Fortbewegungsmitteln wunderschöne Aussichten.
Wir wollen zum eisblauen Kapitän See, der auf einer Höhe von 1678 m liegt.
Zur Sicherheit fragen wir bezüglich der Passierbarkeit des Weges bei einem Jungen aus einem der Dörfer nach, der sich mit seinen Gummistiefeln vor uns her bewegt. Ein Daumen hoch reicht uns, andere Hinweise von ihm können wir sowieso nicht verstehen.
Wir folgen eine Weile einer asphaltierten Strecke, die an einem Wohl zufällig gewählten Ort in einen Schotterweg übergeht. Eine Stunde lang folgen wir tapfer der anspruchsvollen Schotterpiste. An einer Furt machen wir Halt, um die Beschaffenheit der Strecke genauer unter die Lupe zu nehmen. Auf einem Teilstück mit massiver Steigung auf losem Geröll mit tiefen Auswaschungen stoßen wir an unsere Grenzen. Es gibt keine geeigneten Anschlagpunkte, um uns mit der Winde abzusichern.
Unser Reisemobil hier hochzuzwingen wäre nicht mutig, sondern schlichtweg fahrlässig. Schweren Herzens entscheiden wir uns zur Umkehr.

Wenige Minuten später treffen wir auf hochrote und verschwitzte Motorradfahrer, die ihre Maschinen soeben am Seitenrand abgestellt haben. Auch sie haben entschieden, ihre Nerven und ihr Material zu schonen und den Rückweg anzutreten. Wir packen kurzum einen Teil ihrer schweren Koffer in unser Auto, um ihnen den Weg nach unten zu erleichtern.
Nachdem wir ihnen ihr Gepäck übergeben haben, atmen sie erleichtert auf, und wir machen uns auf den Rückweg ins Tal, aus dem wir gekommen sind. Auch die eigenen Grenzen zu erkennen und zu respektieren, erfordert Mut.
Auf der Talfahrt entlang der asphaltierten Straße bemerken wir, dass die Bremsleistung nachlässt. Wir machen eine Pause, um festzustellen, dass unsere Bremsen massiv überhitzt sind und qualmen. Zwangspause.
Wir erkunden daraufhin einen Teil des Durmitor-Nationalparks und entdecken einen traumhaften Schlafplatz. In der Dämmerung hören wir einen Schuss und schließen daraus, dass ein Jäger in der Nähe unterwegs ist.

26.05., Tag 16,
149363 km auf dem Tacho, 3371 km gefahren

Während wir unser Frühstück inmitten der grünen Natur genießen, können wir einem  Maulwurf dabei zuschauen, wie er fleißig seine Hügel gräbt. Wir geben der Natur ihre wohlverdiente Ruhe zurück und brechen schließlich von unserem Platz auf.
Entlang des Piva-Stausees bewegen wir uns vorwärts und biegen dann auf einen Abzweig hinauf in die majestätischen Berge.

Dabei durchqueren wir mehrere in den Fels gehauene Tunnel, die uns plötzlich in völlige Dunkelheit hüllen, als würden sie uns in eine andere Welt führen.

Unsere heutige Tour ist eine faszinierende Strecke, die uns über weite Grasflächen und durch schlammige Wälder führt (ME1 aus „Berge des Balkans“).

Nach dieser aufregenden Etappe sehnen wir uns nach der Küste, denn dunkle Regenwolken, die in den Bergen hängen, scheinen uns zu verfolgen. Wir machen uns auf den Weg zum südlichen Küstenzipfel Kroatiens.

Allerdings landen wir unfreiwillig auf einer maroden und einspurigen Straße, die uns angeblich zur Grenzstation führen soll.  Unsere Skepsis wächst, und kurz bevor wir unser Ziel erreichen, erscheint auf dem Navigationsgerät der Hinweis „only for local passports“. Also den ganzen langen Weg wieder zurück und eine andere Station weit entfernt aufsuchen? Nein, wir dürfen passieren, nachdem der Scanner im Grenzhäuschen verdächtig viele Anläufe braucht, um unsere Papiere zu registrieren. Ab 22 Uhr wäre hier allerdings kein Durchkommen mehr möglich und die Station wäre erst wieder ab den frühen Morgenstunden besetzt.

27.05., Tag 17,
149669 km auf dem Tacho, 3677 km gefahren

Der am Vortag noch hastig gewählte Campingplatz war nötig, um diesmal den Staub von uns abzuwaschen. Sir Landylot bleibt von der matschigen Strecke gezeichnet. An der eindrucksvollen Stol Mauer vorbei, bewegen wir uns nach Zuljana, um für zwei Tage die Wärme am Meer zu genießen.

28.05., Tag 18,
149669 km auf dem Tacho, Landy bleibt heute stehen

Endlich können wir unsere Seele bei blauem, wolkenlosem Himmel baumeln lassen. Wir entdecken eine circa 1 km entfernte Bucht auf Google, die als Secret Beach gekennzeichnet ist und nur vom Wasser aus zu erreichen ist. Wie geheim kann dieser Platz schon sein? Wir wollen es herausfinden und mieten uns dazu ein quietschgelbes Boot.

Wir können kaum glauben, dass wir die einzigen in dieser Bucht sind. Ein ganzer Strand für uns.

29.05., Tag 19,
149719 km auf dem Tacho, 3727 km gefahren

Nachdem wir zwei Nächte an derselben Stelle verbracht haben, müssen wir feststellen, dass Ameisen bereits eine regelrechte Autobahn quer über unser Fahrzeug gebaut haben. Es ist an der Zeit, diese blinden Passagiere loszuwerden und uns auf das nächste Abenteuer einzulassen.

Während wir entlang des Neretva-Deltas fahren, begegnen uns alle 100 Meter Stände entlang der Straße, die mit Obst und Gemüse aus der Region gefüllt sind. Dieses Gebiet wird auch als das „kroatische Kalifornien“ bezeichnet, aufgrund seines fruchtbaren Bodens und des reichen Ernteertrags.

Wir passieren den Peruca-See und fahren hinein ins Dinarische Gebirge, wo Teile der berühmten Winnetou-Filme gedreht wurden. Unsere Route führt uns nun zum Fuße des Dinaras, dem höchsten Berg Kroatiens.
Während wir dem Fluss Krka folgen, der mit verfallenen Wassermühlen gespickt ist, bedauern wir, dass es für eine Abkühlung in den kühlen Badegumpen noch zu früh im Jahr ist. Der Fluss trägt noch sehr viel Wasser. Dafür gibt es viele Wasserfälle zu bewundern.
Unser eigentliches Ziel des Tages ist ein wohl noch genutzter militärischer Übungsplatz, auf dem alte Panzer zu finden sind.
Einschusslöcher in den Panzern und frische Einschlaglöcher im Boden bestätigen, dass hier noch Übungen stattfinden.

Die Wolken verdichten sich wieder. Das Wetter Radar sagt uns, dass wir an keiner Stelle im Landesinneren trockenen Fußes durch die nächsten Tage kommen.
Zuhause allerdings wird strahlender Sonnenschein angekündigt. Wir einigen uns also darauf eine letzte Nacht am Strand zu verbringen und dann die Heimreise anzutreten.

30.05., Tag 20,
150205 km auf dem Tacho, 4213 km gefahren und noch 1000 km bis nach Hause

20 Tage im Balkan haben wir hinter uns, sind um die 5000 km gefahren. Dabei viele Umwege um den starken Regen herum. Die Sicherheitsbedenken der Familie im Gepäck.
Nicht einmal haben wir uns unwohl gefühlt. Schon lange sind wir nicht mehr so aufgeschlossenen und gastfreundlichen Menschen begegnet.

Danke Balkan, wir kommen wieder!!

 

 

 

 

 


Wenn ihr mehr von Laura & Flo erfahren und weitere Defenderbilder sehen wollt, schaut mal auf deren Instagram-Kanal:
https://www.instagram.com/sir_landylot/


Die abenteuerlichen Offroadstrecken findet ihr im 4×4-Offroad Tourenbuch „Balkan“.

This article has 2 comments

  1. Jochen

    Hallo
    toller Bericht und eine wahnsinnige Tour.
    Danke!!

    • Laura

      Danke Jochen. Es war wirklich großartig. Und sicherlich noch mehr Trips wert!

      Viele Grüße
      Laura&Flo

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