Excap – Fahrgestelle für Expeditionsmobile
Unsere Pistenkuh soll etwas mehr Leistung bekommen. Am einfachsten lässt sich die Leistung mit einem Ladeluftkühler steigern. Bevor wir unseren Pistenkuh-Steyr der Spezialfirma anvertrauen, lassen wir uns von Stefan Pfeifer dem Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens Excap den Betrieb zeigen.
Stefan empfängt uns in seinem großen, hellen Büro. Laserschneidteile liegen auf seinem Schreibtisch, dazu CAD-Zeichnungen und technische Datenblätter.
Excap Unternehmensphilosophie
Bei einer Tasse Kaffee erklärt der Unternehmer die Philosophie seines Unternehmens.
„Wer heute ein neues Expeditionsfahrzeug bei einem Ausbauer fertigen lässt, muss ein Fahrzeug mit Euro 6 wählen. Vielleicht bekommt er mit Glück noch ein Euro 5 Fahrgestell, aber um Elektronik und computergesteuertes Motormanagement kommt er nicht herum.
Aber niemand wird ernsthaft mit einem Euro 6 Fahrzeug auf große Reise in abgelegene Gebiete aufbrechen wollen. Ein gut erhaltenes Militär- oder Behördenfahrzeug kann eine Lösung sein, doch die erforderliche Überholung und Restaurierung erfordert Zeit, Raum, Geld und vor allem Know-How.
Und genau hier setzen wir an. Wir bieten auf der Basis eines der besten Militärfahrzeuge, dem Steyr 12m18 ein komplett zerlegtes, überholtes und neu aufgebautes Fahrgestell zum Festpreis an. Der Kunde bekommt ein mit einem Neufahrzeug vergleichbares Fahrzeug aber ohne Black-Box, die die Leistung herunterregelt weil irgendein Sensor falsche Werte liefert oder weil die Kraftstoffqualität nicht der für Euro 6 Norm entspricht.
Wir sind zwar eine Werkstattfertigung, aber durch die Zerlegung der Produktion in viele Einzelschritte können wir genau kalkulieren und so Festpreise anbieten.“
Die Produktion bei Excap
Zerlegen der Fahrzeuge
„Aber lass uns mal durch die Produktion gehen.“
Wir trinken den Kaffee aus und gehen zum Abstellplatz der „Roh-Steyr“.
In langen Reihen stehen 14 Steyr 12m18 im original Heereszustand der österreichischen Landesverteidigung.
„Im Moment stockt der Nachschub etwas, wir hatten hier auch schon über 40 Fahrzeuge stehen.“
Die grobe Zerlegung, wie z.B. das Abnehmen der Pritsche etc. findet im Außenbereich statt. In der ersten Halle wird dann weiter zerlegt. Das Führerhaus abgenommen, alle Scheiben und Verkleidungen raus, Räder und Bremsen runter.
Sandstrahlen der Achsen und Rahmen
Stefan führt uns zur zweiten Station, sein ganzer Stolz: „Hier haben wir richtig Geld investiert. Die Sandstrahlanlage ist auf dem neuesten Stand der Technik. Das Strahlgut wird zurückgewonnen, gereinigt und wieder verwendet. Neuste Filteranlagen lassen keine Staubpartikel nach draußen.
Hier werden Rahmen und Achsen sandgestrahlt. Früher haben wir die Arbeiten extern vergeben, aber so fallen die Transportwege weg. Zudem können wir so unsere Qualität zum Beispiel durch die Wahl des Strahlgutes genau bestimmen.
Dadurch, dass wir nur eine Baureihe, zur Zeit den 12m18, aufbereiten, weiß unser Mitarbeiter ganz genau, welche Stellen vor dem Strahlen geschützt werden müssen. Beschädigungen irgendwelcher Teile sind völlig ausgeschlossen. Dafür garantiere ich.“
Neben der Strahlkabine steht die ebenso neue Lackierkabine, natürlich ebenso im Lkw-Format.
Kunststoffschlosserei
Gegenüber befindet sich die Kunststoffschlosserei.
Eine computergesteuerte Fräsmaschine fertigt alle benötigten Kunststoffplattenteile auf exaktes Maß und teils mit der erforderlichen Schweißnahtvorbereitung.
Mit einer der neusten Extruderschweißmaschinen entstehen hier Kraftstofftanks, Air-Boxen, Staukisten, Dachkonsolen etc. auf den Millimeter genau.
Ich bin skeptisch: „Kraftstofftanks aus Kunststoff? Und wenn man damit am Felsen aufsetzt?“
„Ja, das sind Vorurteile. Kunststofftank ist nicht gleich Kunststofftank. Durch unsere Konstruktion der Bauform mit Schwallwänden, einzigartiger innenliegender Befestigung, etc. sind die Tanks extrem robust. Wir können so auch einen Tank im Tank konstruieren und so z.B. euren Rücklauftank integrieren.
Aber vielleicht muss ich die Leute mal erschrecken. Ich könnte auf der nächsten Messe mal ein Excap-Expeditionsmobil hochgebockt ausstellen und dazu den Wagenheber einfach am Tank ansetzen.“
Endmontage
Im letzten Hallenabschnitt folgt die Endmontage. Hier wird aus allen Einzelteilen wieder ein kompletter Steyr.
Es ist nicht der Steyr, der er vorher war, sondern ein Neuer. Stefan erklärt die Produktion: „Die Steyr werden zerlegt, alles was 100% in Ordnung ist, wird gesäubert, teilweise verzinkt wie die Bremsenteile, lackiert und ins riesige Regalsystem über der Montagehalle geräumt.
Im Regal liegen auch alle Neuteile wie Beleuchtung, Sitze, Schläuche, LLK, Stoßdämpfer, Felgen, Reifen, Scheibenwischer usw. In der Montage wird dann auf einem Rahmen ein neuer Steyr aus dem Regal zusammengebaut.“
Excap – Made in Germany
Was sind das für Markierungen an den Schrauben?“, will ich wissen.
„Ach das ist bloß für unsere Qualitätssicherung. Jeder Monteur hat seine eigene Farbe. So kann man auf einen Blick erkennen:
a. ist die Schraube angezogen oder nicht und
b. wer hat sie angezogen.“
Stefan möchte mir noch etwas zeigen, wir gehen hoch ins Lager. „Hier guck dir mal die Wasserpumpe an. Das ist eine originale neue MAN Pumpe wie wir sie einbauen. Es gibt im Handel auch billige Nachbauten aus China.
Das Gleiche beim Ladeluftkühler, es gibt billige Dinger aus China, die kommen in meine Fahrzeuge nicht rein.“
Wir gehen durch die Regale und auf den Originalverpackungen steht: Sachs, Bosch, MAN, Mann&Hummel, Hella, Separ, Continental etc.
Und tatsächlich, die Fahrzeuge, die hier aus der Halle fahren sehen nicht nur von außen und innen neu aus, sie riechen nicht nur neu wenn man in ihnen sitzt, sie sind auch technisch neuwertig.
Zurück im Büro traue ich mich die Frage zu stellen, die mich schon die ganze Zeit über interessiert: „Was kostet ein Excap-Fahrzeug?“
„Das kommt darauf an, was man auf der Zubehörliste alles ankreuzt. Den Basic-Excap bekommt man für 54.510,-€ und die Vollaustattung endet bei 88.500,-€.“
Ersatzteile für den Steyr sind nicht einfach zu bekommen, einer der großen Nachteile des Steyr 12m18. Die Firma Indutec in Österreich hat sich auf Ersatzteile zum 12m18 spezialisiert und lässt viele Teile in Kleinserien nachbauen. https://www.indutec-trucks.at/
Zur Optimierung von Expeditionsmobilen findest du Ideen auf unserer DVD Expeditionsfahrzeug im Shop.