Rezension „Die Welt der Pickup-Camper“, Autor Roger Nies

Diese Rezension möchte ich in eigener Sache mit einem kurzen Vorwort beginnen. Ich sitze in der Küche meiner Mutter mit Blick auf den Backofen. Ein leckerer Kuchen ist kurz vor dem Ende der Verweilzeit. Die Zutaten wie Mehl, Eier, Sahne und Früchte kenne ich gut, das Ergebnis, den Kuchen gibt’s in Vollendung aber erst nach der Backzeit. So verhält es sich auch mit diesem Buch. Ich war intensiv an der Erstellung beteiligt, kenne bereits die Texte und habe einige Fotos erstellt. Das fertige Ergebnis, wie auch beim Kuchen, sehe ich erst jetzt und kann Optik und „Geschmack“ neutral beurteilen.

Während der Kuchen noch abkühlt und herrlich dampft, mischt sich ein neuer Duft hinein. Es ist der Duft des Reisens. Vor mir liegt das Buch „Die Welt der Pickup-Camper“ von Roger Nies, erschienen im Pistenkuh Verlag. Auf 9 Fotos sind auf dem Cover die verschiedensten Fahrzeuge mit ihren Kabinen in unterschiedlichen Situationen abgebildet. Man erkennt sofort, hier geht es um Reisen mit Pickup-Campern. Der Autor Roger Nies ist ein „alter Hase“ in der Szene. Seit über 30 Jahren ist er vom Offroad- und Reisevirus befallen und sowohl privat als auch längere Zeit beruflich damit beschäftigt. Bereits 2022 fiel die Entscheidung, sein fachliches Wissen schriftlich und bildlich in Form eines Buches festzuhalten. Wir sind sehr gespannt.

Werfen wir einen Blick in das Inhaltsverzeichnis. Es startet nach Vorwort und Vorstellung des Autors Roger Nies mit den Begrifflichkeiten. Es folgen alle wichtige Themen, die für eine Entscheidung in der Findungsphase gebraucht werden. Ob nun die Bauarten, die Evolutionsstufen der Kabinen oder der Gebrauchtkabinenkauf, nichts fehlt in den ersten Kapiteln. Danach geht der Autor intensiv auf das Basisfahrzeug ein. Umfangreiche Informationen gibt es zu den Fahrwerken, Reifen und zum Zubehör. Anschließend erfolgt ein durchaus tiefer Einstieg in die Technik. Die Heizung, Wasserversorgung, die gesamte Elektrik bis hin zum Thema „Kühlen“ geben eine fundierte Grundlage für den Kabinenkauf oder die eigene Erstellung/Optimierung. Der letzte große Blog ist ein echtes Highlight im Buch. Roger Nies nimmt all sein Wissen zusammen, baut sich seine eigene Kabine und wir dürfen ihn dabei begleiten. Das Hersteller- und Händlerverzeichnis sowie die Liste über Messen, Blogs und Magazine runden das Buch zum Schluss ab.

Schauen wir uns das Buch genauer an. Begeistert bin ich gleich vom ersten Kapitel. Es startet nicht mit den Pickup-Camper Kabinen, sondern Roger Nies beleuchtet „Begrifflichkeiten“. Die bunten Prospekte der Hersteller versprechen Autarkie und Abenteuer. Aber was heißt das eigentlich? Die Antworten finden wir im Buch. Der Blog „Vorteile des Pickup-Campers“ bestätigt uns, das wir auf dem richtigen Weg sind. Und schon befinden wir uns in der Findungsphase. Die Bandbreite an Kabinen ist groß und der Autor geht auf die verschiedensten Möglichkeiten ein, ohne eine Entscheidung für den Leser zu treffen. In der umfangreichen Aufstellung aller Hersteller und Händler werden die Kabinen vorgestellt und abschließend noch einmal die Vor- und Nachteile der Konzepte beleuchtet. Spätestens ab hier kann man für sich eine Entscheidung für das passende Konzept/Kabine treffen. Weiter geht es mit dem Basisfahrzeug. Häufig wird der Pickup nach dem Kauf für die Einsatzzwecke angepasst. Mit fundiertem Wissen geht Roger Nies auf Themen wie Fahrwerk und Reifen ein. Dieser wichtige Aspekt macht die Kombination später auch fahrbar.

Nun ist die Entscheidung getroffen, Fahrzeug und Kabine sind gekauft. Im Laufe des „unterwegs sein“ ändern sich die Anforderungen, man möchte verändern, erweitern, für sich optimieren. Hierfür geht der Autor in den nächsten Blogs intensiv auf die Technik ein. Bestimmt hat der Leser in dieses Kapitel schon einen Blick geworfen, um sich mit der Solaranlage, dem Kühlschrank oder der Heizung auseinanderzusetzen. Wird später umgebaut, helfen diese Informationen sehr gut, um für sich das optimierte Konzept zu entwickeln.

Trotz des großen Marktes oder eventuell auch aus Kostengründen wird die passende Kabine nicht gefunden. Handwerkliches Geschick ist vorhanden und die große Entscheidung ist getroffen: „Ich baue mir meine Kabine selbst“. So ist es Roger Nies auch ergangen und er nimmt uns, fast wie in einem Tagebuch, mit bei seinem Projekt. Vom Brainstorming mit den ersten Skizzen, der Engineering-Phase mit Lastenheft bis hin zur praktischen Umsetzung und den Erfahrungen auf der ersten Tour, wir sind live dabei, wie das Projekt geplant, umgesetzt und erlebt wird.

Das Buch schließt ab mit der Liste der Hersteller und Händler sowie einer Aufstellung der Messen, Blogs und Magazinen. Mehr geht nicht.

Das Werk ist mit Sicherheit ein Fachbuch mit vielen technischen und sachlichen Informationen. Dem Leser wird es trotzdem nicht zäh oder langweilig rüber kommen. Aufgrund des lockeren Schreibstils und der persönlichen Note durch die eigenen Erfahrungen und Anekdoten, die der Autor immer wieder einspielt, bleibt es für den Leser spannend.

Ein ganz wichtiger Part des Buches sind die Fotos. Auf über 1000 Bildern werden die fachlichen Texte bildlich unterstützt und laden zum Träumen ein. Die Bandbreite ist groß, denn die Fotos kommen sowohl von den Kabinenherstellen als auch von Reisefotografen oder einfach von Reisenden. Die Qualität ist natürlich unterschiedlich, aber insbesondere dem Verlag Pistenkuh ist es gelungen, einen klasse Mix aus informativen Bildern und „Reiseduftfotos“ zu erstellen.

Resümee: Dies ist die Referenz für das Thema Pickup-Camper. Es gibt sehr viel Fachwissen für den Einsteiger, der sich das erste Mal mit dem Thema beschäftigt und sich in der Findungsphase befindet. „Und nach der Entscheidung kommt das Buch in die Papiertonne?“ Auf keinen Fall… Sowohl für den Umsteiger, Optimierer seiner Kabine und Reisenden sind mehr als ausreichend Themen vorhanden, sodass das Buch ihn über sein ganzes Reiseleben begleiten kann. Es passt also ganz lange in den Bücherschrank.

Uenze/Brandenburg, 20.04.2025

Autor Rezension: Holger Beernink, Wildniscamper Reisefotografie
Instagram: Wildniscamper