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His Royal Highness Prince Leonard I. of Hutt
Australien

Hutt River Province – Grüße vom Fürsten

Vorwort

Kritische Anmerkungen zur Hutt River Province führten wiederholt zu Verunglimpfung von Journalisten auf der offiziellen Webseite der ständigen Vertretung der Hutt River Province in Berlin.
Zitat zu einem Artikel der BamS: „Trotzdem ist dieser Artikel von einer Geringschätzung, wie sie sich in einem zivilisiertem Land keinem Staatsoberhaupt gegenüber gehört. Trotz der zum größten Teil korrekten Angaben bleiben es doch Halbwahrheiten, die von großer Inkompetenz und Unprofessionalität des Reporters zeugen.“
Fast jeder Journalist kriegt hier eins verbraten, wenn er nicht schreibt was gefällt oder dem Geschäft dient.
Noch ein diplomatischer Text zu einem Artikel in der Rundschau am Sonntag: „Dieser Beitrag ist so dümmlich wie selten in den Printmedien veröffentlichte Artikel. Und die Desinformation tritt hier so offensichtlich zu Tage, wie sonst kaum. Wir können uns das nur so erklären, dass diesen Artikel eine Touristin geschrieben hat, die vielleicht zwar die HRP besucht hat, aber deren Englisch- wie auch sonstigen Kenntnisse von Staatsrecht sich auf minimalstem Niveau bewegen. Nicht einmal logischer Menschenverstand wurde hier zur Anwendung gebracht.“

Ich habe mich nun nicht mehr getraut, die minimalsten Rechtschreibkenntnisse des Botschafters zu verbessern und den Text so übernommen.

Wir können diese Reaktionen nicht nachvollziehen, denn bei unserer Recherche und dem Interview mit Prinz Leonard stellten wir fest, dass die Reporter der Bild-Zeitung als auch der anderen deutschsprachigen Zeitungen sehr gut informiert waren und objektiv berichteten.
Falls uns das gleiche Schicksal ereilt: Wir drehten gleichzeitig für unseren neuen Film „Australien Diagonal“, die weiter unten folgende Story ist größtenteils mitgeschnitten worden.

Auf der offiziellen Webseite der ständigen Vertretung der Hutt River Province in Berlin heißt es ferner: „Bitte stören Sie sich nicht daran, falls diese Seite etwas komisch aussieht. Wir werden zur Zeit permanent angegriffen. Hacker versuchen, unsere Seiten zu stören oder zu manipulieren. Darum werden nicht immer alle Anzeigen geladen oder es werden wegen der viele Anfragen die Bilder vorübergehend geblockt. Auch kann es sein, dass Sie nach einer Authentifizierung gefragt werden. In diesen Fällen klicken Sie einfach auf den 2. Server.“

Die Seite ist lesenswert. Die offiziellen Vertreter, die vor kurzem noch kritische Journalisten als inkompetent und unprofessionell abkanzelten, schreiben jetzt selbst: „Ganz offensichtlich ist Prince Leonard alt geworden und kann oder will aber das Ruder nicht aus der Hand geben. … Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir allein schon aus diesen Gründen unsere Zusammenarbeit mit Hutt River eingestellt haben und jetzt davor warnen müssen. Es tut uns leid, dass wir das Lebenswerk von Prince Leonard nicht mehr unterstützend mittragen können. Aber wir wollen uns nicht selber strafbar machen und wir wollen auch unsere ‚Kunden’ nicht betrügen.“

Pistenkuh.de freut sich inzwischen über eine große Leserschaft. Ich befürchte, dass der von Hackern heimgesuchte Server der offiziellen Vertretung den Zugriffszahlen nicht standhält. Ich habe daher den Text der Startseite ans Ende meiner Story kopiert. Der Reiz liegt jedoch in den Unterseiten und Presseberichten, die es natürlich nur auf der von Hackern heimgesuchten Seite gibt. Dies soll keine Copyrightverletzung sein, sondern als Großzitat der Information unserer Leser dienen. Wer Schlammschlacht auf diplomatischer Ebene erleben will, muss auf die offizielle Seite der ständigen Vertretung der Hutt River Province in Berlin. Den Link gibt’s am Ende.

König der Schafe

Australien, eine Kolonie der Briten, ein Kontinent, ein Land. Falsch, zwei Länder. In Westaustralien gibt es ein kleines Königreich, das sich stolz das zweitgrößte Land Australiens nennt. Das gucken wir uns doch mal an. Eine staubige Erdstraße führt uns durch endlose Weizenfelder und dann 75 km nordwestlich von Northampton erreichen wir die Landesgrenze zur Hutt River Province, wie sich das kleine Königreich nennt.

An der Staatsgrenze

An der Staatsgrenze

Einen Schlagbaum und Grenzbeamte gibt es nicht. Ein Schild ist der einzige Hinweis, dass wir die Grenze übertreten. Der kleine Zeiger der Uhr steht auf der Acht. Ein kühler Morgenwind weht vom Meer her, ein paar Minuten später erreichen wir die Farm, sorry Hauptstadt. Das Wohnhaus, Scheune und Nebengebäude bilden die Hauptstadt „Nain“. Die Stadt schläft, oder es ist keiner da. Traktoren stehen rum, eine Planierraupe und anderes landwirtschaftliches Gerät. Der Regierungssitz verlassen. Das Postgebäude verschlossen. Wir sehen uns um. Alles sieht aus wie auf einer Getreidefarm, doch dann entdecken wir in einer Wagenhalle den weißen Rolls Royce mit der Staatsbeflaggung, gleich dahinter die schwarze Mercedes-Limousine, der man mal die halbplatten Reifen aufpumpen müsste.

Schon lange nicht mehr bewegt worden

Schon lange nicht mehr bewegt worden

Der König kommt

Staatsmann in Stein

Staatsmann in Stein

Kurz vor neun. Ein älterer Herr schlürft in dunkelblauen Cord-Pantoffeln aus dem Haus über den Platz auf uns zu. „Sabine, der König kommt.“ Ich habe ihn sofort erkannt, er gleicht exakt der überlebensgroßen, aus Stein gemeißelten Büste am Platz der Unabhängigkeit. Wir hatten mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass uns der 87jährige Monarch persönlich begrüßt. Tut er auch nicht. Er läuft an uns vorbei. „Warten Sie.“ Knappe acht Meter weiter hält er inne, steht stramm, legt die Arme für einen kurzen Moment an die nicht vorhandene Hosennaht seiner schlapprigen Stoffhose und dann hisst er die Flagge am großen Fahnenmast. Seine Flagge! „Das mache ich seit 1970 jeden Morgen.“

1970, jenem Jahr, indem der Farmer Leonard George Casley seine Farm für unabhängig erklärte und sich zum Prinzen ernannte. Vorausgegangen war ein Streit mit der Regierung Westaustraliens. Seine Weizen- und Schaffarm bestellte 18.500 Hektar Ackerland. Die Saat war ausgebracht, da verkündete die Regierung eine Quote auf Weizen, die so gering war, dass mit dem zu erwartenden Ertrag nicht mal das Saatgut und die laufenden Kosten erwirtschaftet werden konnten. Von Abschreibungen und Rückstellungen ganz abzusehen. Der Rechtsweg war ausgeschlossen, es war verboten, dagegen zu klagen oder zu demonstrieren. Ferner wurde jede Form der Entschädigung abgelehnt. Der von ihm kalkulierte wirtschaftliche Schaden belief sich auf 52 Millionen Dollar. Die Rechnung schickte er frech an die Regierung. Als Reaktion auf seine Entschädigungsansprüche drohte man mit der Enteignung seines Landes.

Die Flagge weht am Mast. Mit einem zufriedenen Grinsen kehrt er zurück. Sabine streckt ihm zur Begrüßung die Hand entgegen. „Nein so geht das nicht. Sie können His Royal Highness Prince Leonard I. of Hutt nicht einfach so die Hand geben. Nach Protokoll haben Sie sich zu verbeugen, aber lassen wir das. War nur Spaß. Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen mein Königreich.“

Mir ist er sympathisch, genau die Art von Ironie und Humor, mit der ich gut klar komme.
„Was muss das für ein geiles Gefühl sein, mit dem Rolls Roys nach Berlin zu fahren und am Empfang des Parlaments die Unabhängigkeitserklärung abzugeben. Und später noch mal mit dem Roys nach Berlin, diesmal die Kriegserklärung in der Tasche“, geht es mir durch den Kopf. Keine Angst, ich mach’s nicht.

„Ich würde nie provozieren“

Wir gehen langsam ins Backsteinhaus mit der Innschrift „Government“.
„Wie war das mit der Unabhängigkeit? Sie haben einfach ein Königreich ausgerufen und Australien den Krieg erklärt?“
„Mal langsam, der Reihe nach. Es ging ja erstmal nur darum, unsere Farm zu schützen und zu erhalten. Wir hatten die Weizenquote, die unsere Verkaufsmenge auf weniger als 1% der Erntemenge festlegte, und alle Klagen dagegen verloren. Als man mir dann noch mit Enteignung drohte, haben wir uns von Australien separiert. Ich fand dazu ein mittelalterliches britisches Gesetz, das von der Queen nie aufgelöst wurde und somit immer noch galt.“
„Sie haben sich am 21. April 1970 für unabhängig erklärt, zufällig der Geburtstag der Queen, da haben Sie die Party aber ganz schön gestört. Bauer bietet dem König Schach, Sie haben mit ihrem Geburtstagsgeschenk ordentlich provoziert, Absicht?“ „Ich würde doch nie das englische Königshaus provozieren, reiner Zufall“, und da ist wieder das verschmitzte Grinsen. Alter Schwede, Respekt.

„Sie haben ja auch mal, rein zufällig, Australien den Krieg erklärt, warum?“ Frech grinsen kann ich auch. „Wir wurden nicht anerkannt, wir seien nicht souverän, da habe ich Australien mal ganz souverän den Krieg erklärt.“ „Wie macht man so was? Per Einschreiben mit Rückschein?“ „Ich bin nach Canberra gefahren mit der schriftlichen Erklärung in der Tasche.“ „Und?“ „Die wussten nicht, was sie damit machen sollten. Ich war der einzige Soldat in meiner zuvor gegründeten Armee, aber meine Armee war und ist unbewaffnet.“ „Die australische Armee hat nicht reagiert und dann?“ „Also habe ich den Krieg nach ein paar Tagen für beendet erklärt und nach den Genfer Konventionen bin ich damit Gewinner des Krieges gegen Australien.“ „Und souverän?“ „Ja natürlich.“

His Royal Highness Prince Leonard I. of Hutt

His Royal Highness Prince Leonard I. of Hutt

Wir werden unterbrochen, der Außenminister und  Ordensträger der Kreuzritter von Jerusalem, Prinz Ian George, steht in Gummistiefeln in der Tür, er sucht die Autoschlüssel um den weißen Ford Falcon weg zufahren, der vor dem Ölfass des leckenden Dieselgenerators steht, sorry, der vor der staatlichen Ölreserve des ebenso staatlichen Kraftwerks parkt. His Royal Highness Prince Leonard I. of Hutt hat ihn nicht, vielleicht der Postminister?

Die Passkontrolle

An der Wand des Government Hauses hängen DIN A 3 Gemälde von Vögeln und Schmetterlingen. „Die hat meine Tochter gemalt, das waren die ersten Vorlagen für unsere Briefmarken. Nach der Unabhängigkeit mussten wir ja alles aufbauen, die Fahne entwerfen, uns eine Verfassung geben, Geld prägen,..“  „Sie prägen eigenes Geld?“, unterbreche ich ihn. „Ja, natürlich, wir sind souverän. Eigenes Geld, eigene Briefmarken, eigene Pässe. Und nebenbei mussten wir natürlich auch noch unsere Station (die Farm) betreiben. Geben Sie mir ihre Pässe, ich gebe ihnen jetzt das Einreisevisum.“

Er blättert die zahlreichen Visa unserer Afrikareise durch, bis er eine leere Seite findet, auf die er den Stempel mit dem Einreisevisum drückt. „Im Moment haben wir keinen Strom, daher kann ich Ihre Pässe nicht auf Echtheit prüfen. Ich gehe mal davon aus, dass Ihre Pässe so echt sind wie die von meinem Königreich.“ Ich kann mir das Schmunzeln nicht verkneifen, der König, der die Welt mit Phantasiepässen versorgt und gegen Cash Möchtegerns zum Doktor macht, zweifelt – zugegebenermaßen spaßig – am Pass der Bundesrepublik. Der Spaß gefällt mir. „Das macht zwei Dollar für das Visum.“ Sabine sucht vier Dollar in Münzen. „Ach lassen sie das.“ „Nein, das ist das preiswerteste Visum, das wir je hatten, das zahlen wir gerne.“ Er wirft die vier Dollar in die Spendenbox fürs Rote Kreuz. „Wie lange dürfen wir bleiben“, will ich wissen. „30 Tage oder drei Monate?“ „Sie dürfen so lange bleiben, wie es mir gefällt“, antwortet er mit einem spaßigen Lachen. „Kommen Sie, wir gehen in mein Büro.“

Cleverness, Humor und Ironie

Er ist 87 Jahre, seine Augen etwas trüb, sein Gang leicht gebückt, aber sein Verstand ist noch ganz schön helle. Ständig macht er kleine Witze. Humor und Ironie scheint er mit der Muttermilch aufgesogen zu haben. Okay, wenn ich der Kanzlerin zum Geburtstag meine Unabhänigkeit erkläre, einen Krieg gegen Deutschland gewonnen hätte, offiziell nur mit rotem Gewand und Zepter durch die Gegen renne und jeder mich mit His Royal Highness Prince Burkhard I. of Wilgersdorf anspricht, dann könnte ich mir auch das Grinsen nicht verkneifen. Und erst recht nicht, wenn Busladungen mit Touristen angekarrt werden, die sich übers Jahr auf 25.000 summieren und die ganz wild sind auf meinen teuren Ramsch wie Fähnchen, T-Shirts, Münzen, Briefmarken, Diplomatenpässe und Doktortitel…
Aber er grinst nicht nur, er ist auch clever. Clever in Hinsicht auf Wissen und clever im Kombinieren und sein Wissen anzuwenden. Bevor er die Farm kaufte, arbeitete er bei der NASA. Als Mathematiker, Astronom und Physiker berechnete er Flugbahnen.

Mich wundert es nicht mehr, dass er vor rund 40 Jahren mit seiner Cleverness mal so eben die australische Regierung und die Queen austrickste und ein paar Schachzüge später die Gegenseite nur verdutzt das „Matt“ zur Kenntnis nehmen konnte.
„Wie finanziert man das? Oder darf man das nicht fragen? Ich meine, dass kostet doch richtig Geld, wenn Regierungschefs zum Staatsbesuch kommen oder andere Könige mit ihrem Gefolge anreisen, die wollen doch was ordentliches auf die Gabel?“ „Wir sind einer der wenigen Staaten, die nicht verschuldet sind.“ Er zieht eine Mappe mit Presseartikeln aus der Schublade, darunter viele Karikaturen. „Wenn ich Geld brauche, mache ich es wie andere Staatschefs auch, ich schere meinen Bürgern das Fell.“ Dabei dreht er lächelnd eine Karikatur zu mir rüber, die ihn als Oberhammel einer Hammelherde zeigt. Eine andere Schlagzeile titelt: „Schafsfarmer erklärt sich zum König der Schafe“. „Keine freundliche Berichterstattung. Sie haben nicht nur Bewunderer?“  „Nein, ganz gewiss nicht. Die Meinungen gehen weit auseinander, vom Verrat an Australien bis zur größten Anerkennung.“

Rolls Royce geschenkt

„Aber wie finanziert man das, Rolls Royce, Staatsempfang, etc.?“ „Der Rolls Royce war ein Geschenk von einem Geschäftsmann aus Perth zur Unabhängigkeit. Für uns gelten keine Quoten, wir zahlen keine Steuern. Die Farm ist profitabel und wir haben einige Büros und andere Immobilien in Perth vermietet. Ich kann mir den Staat, den ich betreibe, auch leisten.“ Und da ist wieder sein sympathisches Lächeln. „Vom Bauern zum König, wo lernt man die Etikette?“ „Wir hatten Freunde in der Hauptstadt, Diplomaten, Botschafter, Regierungsmitarbeiter, Sekretäre und so. Die haben meiner Frau und mir alles beigebracht, damit wir uns nicht blamieren.“

„Hatten Sie damals juristische Berater, mit denen Sie im Vorfeld die Unabhängigkeitserklärung besprochen haben?“ „Nein. Ich habe als 14- oder 15jähriger begonnen, mich für Recht und Gesetze zu interessieren. Ich habe Gesetzesbücher gelesen und Auslegungen dazu. Englische Gesetze aus dem Mittelalter. Seefahrer Recht, Handelsrecht, einfach alles. Es war mein Hobby. Mit Anfang Zwanzig arbeitete ich in einem Hafenbüro in Perth. Der Justiziar der Schifffahrtsgesellschaft kam immer zu mir, wenn er nicht weiter wusste. Es ist wie immer im Leben, wenn einem etwas richtig Spaß macht, will man dazu alles wissen und ist nachher besser als jemand, der es ‚nur’ studiert hat. In der Nacht vor der Unabhängigkeitserklärung habe ich mich nur mit meiner Frau beraten. Aber außer der Unabhängigkeit hatten wir keine andere Wahl.“

„Kommen Sie, ich zeige ihnen die Kirche.“ Auf dem Weg über den staubigen Platz frage ich noch einmal nach. „Wie viele Bürger haben Sie?“ „Hier auf der Farm leben nur 24, aber wir haben etwa 14.000 Pässe ausgegeben. Unsere Bürger zahlen  alle 5 Jahre 500 Dollar für den Pass.“
Ich steige auf das Thema „Pässe“ nicht weiter ein. Prinz Leonard ist uns sympathisch, er ist freundlich, nimmt sich Zeit, ich will ihm keine kritischen Fragen stellen. Eine Karikatur zeigte ihn, wie er mit einem Bauchladen Reise- und Diplomatenpässe an Touristen verkauft sowie Andere Erdnüsse und Popcorn. Er kann so viele Pässe ausgeben wie er will, egal ob Personal-, Reise-, oder Diplomatenpässe, aber sein Land ist von keinem anderen Land anerkannt und somit auch nicht seine Pässe. Sie sind nicht mehr als Souvenirs, auch wenn sie so echt aussehen, wie seine Münzen und Briefmarken. Sie gelten nur in seinem Königreich.
Und dass das Diplomatenspielen außerhalb seines Königreiches schnell im Knast enden kann, musste ein Stuttgarter Fensterputzer schnell feststellen, wobei man sich fragt, wie blöd kann man eigentlich sein. Der Inhaber einer Fenster- und Gebäudereinigungsfirma reist nach Australien, auch in die Hutt River Province. Mit einem Diplomatenpass im Gepäck geht es zurück in die Bundesrepublik. Ab jetzt nennt er sich Konsul, eröffnet eine diplomatische Vertretung der HRP in seinem Haus und damit alles gut klingt, trägt der Fensterputzer jetzt den Namenszusatz Dr. h.c. Die Ehrendoktorwürde wurde ihm angeblich an der Universität im Königreich verliehen. Ein Anruf bei einem Erstsemestler der Rechtsfakultät hätte ihn wahrscheinlich aufgeklärt, dass es mehr als ein paar Urlaubstage braucht, um sich Konsul oder Doktor nennen zu dürfen.

Gott schickte mir einen guten Arzt

Die Kirche ist unverschlossen. Zwei Orgeln stehen rechts neben dem Eingang, voraus der Altar. Auf der rechten Seite des Altars der große Holzstuhl des Königs, auf der anderen Seite für die Prinzessin. Auf den typischen Kirchenholzbänken haben schätzungsweise 70-80 Untertanen platz. An den Wänden hängen große Gemälde, die einige der angeblichen Taten Jesus zeigen. „Sie sind 87 Jahre, geistig so fit, dass sie noch eine Revolution führen könnten. Dank Gottes Hilfe?“ „Gott ist mir gnädig, er hat mir einen guten Arzt geschickt. Es ist ein bekannter, hoch angesehener Arzt aus der Schweiz. Seit vielen Jahren kommt er nach Australien und besucht uns oft mehrmals im Jahr. Er guckt meine Medikamente durch und sucht die Spezialisten raus, die ich konsultiere. Und er sagt, ich soll abends immer meine zwei Glas Rotwein trinken, aber ich glaube, wir müssen die Dosis langsam mal erhöhen.
Entschuldigen Sie, aber ich bin müde und es ist Zeit für eine zweite Teerunde. Ich möchte mich gerne verabschieden. Sie können bleiben und alles fotografieren, solange Sie wollen.“
„Eine kleine Frage zum Schluss. Die Führung dauerte etwa eine Stunde, Sie haben sich bei den Filmaufnahmen nicht einmal versprochen. Die ganzen Patzer waren von mir verursacht, wie machen Sie das?“ „Fast zwei Millionen Touristen haben uns in den letzten 40 Jahren besucht, irgendwann hat man seinen Text drauf“, antwortet er mit einem Grinsen.
„Vielen Dank, wir haben alles gesehen. Und besonderen Dank für das schöne Gespräch und Ihre Zeit. Ach, ich kenne ein paar Touristen, die Sie auch kennen, soll ich Grüße bestellen?“ „Ja, machen Sie das mal.“
Mein Respekt vor Leonard George Casley, der inzwischen gebückt geht, aber sich nicht beugen lässt. Vielleicht fahr ich doch noch mit dem violetten Royce nach Berlin, oder lande als His Royal Highness Prince Burkhard I. of Wilgersdorf in der Klappse.

Also: Grüße vom Fürsten.

His Royal Highness Prince Leonard I. of Hutt

His Royal Highness Prince Leonard I. of Hutt

 

Link

Die Seite der ständigen Vertretung in Berlin:
www.hrpp.gmxhome.de/

Und um deren Server nicht zu überlasten, hier der kopierte Text:

Ständige Vertretung der
(Permanent Representative of the)
Hutt River Province Principality

Sehr geehrter Interessent,
(Wichtige Hinweise am Ende!)

Vielen Dank für Ihr Interesse an dem Fürstentum Hutt River, das wir lange Zeit würdig vertreten haben. Wir sahen uns jedoch leider gezwungen, diese Tätigkeit einzustellen. Wir bedauern das sehr, denn Prince Leonard und sein Lebenswerk verdienen eigentlich Loyalität. Bitte lesen Sie hier die Gründe:

Die Einbürgerung ist leider über uns jetzt nicht mehr möglich. Mit dem heutigen Kenntnisstand würden wir uns strafbar machen.

Die Politik von Hutt River in den letzten Jahren hat dazu geführt, dass nicht nur australische Behörden vor den Kontakten warnen, sondern auch die Europäische Union die Pässe unter Fantasiepässe eingestuft hat ( Bitte klicken Sie auf den folgenden Link (die Flagge) und suchen auf Seite 3 nach Fantasiepassports und dann finden Sie in der Liste der Länder auf Seite 6 auch Hutt River:

Prince Leonard hat sich immer auf seine Rechte berufen und die Hutt River Province als Rechtsstaat dargestellt. Jetzt aber wird dort das Recht ganz massiv gebrochen und das Recht anderer Staaten ganz offensichtlich grob missachtet. Was ist passsiert?

Wir haben mehrfach Prince Leonard telefonisch vor den Konsequenzen gewarnt und Vertreter-Kollegen gefragt, was in der HRPP los ist. Plötzlich wird Zensur ausgeübt und der Informationsminister schreibt sich seine Vertrauensbekundungen von Prince Leonard selber und versendet sie an die Anfrager.

Ganz offensichtlich ist Prince Leonard alt geworden und kann oder will aber das Ruder nicht aus der Hand geben. Sein Sohn und Nachfolger Ian ist ganz und gar Landwirt und hat offensichtlich wenig Interesse, die Regierungsgeschäfte zu übernehmen.

Der Touristenstrom in die HRP hat nicht zuletzt auch durch unsere Aktivitäten stark zugenommen. Prince Leonard konnte das wohl nun nicht mehr allein bewältigen. Darum hat Prince Leonard ganz offensichtlich Leute aus seiner Umgebung mit wichtigen Aufgaben betraut und für deren Erledigung eingesetzt, die offensichtlich nie aus ihrem Dorf heraus gekommen sind, die nicht wissen, wie man mit anderen Menschen umgehen muss und die sich schon gar nicht auf diplomatischem Parkett bewegen können. Bewerber gibt es genug. Es ist ja auch schön, wenn man plötzlich ein „Sir“ und „Minister für XY“ oder zum Ritter geschlagen wird.

Prince Leonard liest seine Post nicht mehr selber (das hat der Redakteur eines Fernsehteams berichtet, das wir dahin gesandt hatten), sondern lässt sich alles vorlesen und diktiert die Antworten. Das erklärt auch, warum Prince Leonard oft falsch oder lückenhaft informiert war, wenn wir auf anfragen eine „komische“ Mail-Antwort erhalten und telefonisch nachgefragt hatten. Er hat dann seine „komischen“ Anweisungen immer am Telefon persönlich rückgängig gemacht und Herrn Flatow aufgefordert, wie früher besprochen weiter zu arbeiten.

Diese Vertreter, denen Prince Leonard leider blind vertraut, haben es geschafft, die Reputation der HRPP in wenigen Jahren sehr zu schädigen. Deutsche Politiker, die Prince Leonard wegen seiner Leistungen immer Hochachtung entgegen gebracht haben, äußerten nun Herrn Flatow gegenüber, dass Prince Leonard „von einem ernst zu nehmenden Landesvater zu einem Zirkusdirektor und Touristenführer mutiert ist. Man könne ihn beim besten Willen nicht mehr ernst nehmen“.

Die Veränderungen der Politik der HRPP, die Aktivitäten und die permanenten Brüche des Rechtes auch anderer Staaten können uns nicht unberührt lassen.

Sie können sich zum Beispiel jetzt ohne jede Prüfung ihrer persönlichen Eignung in Hutt River einbürgern lassen, Führerscheine ohne jede Prüfung erhalten oder jeden möglichen akademischen Titel oder andere Titel erwerben etc. Und das auch noch zu Ramschpreisen.

Wir haben immer wenigstens minimale Prüfungen der Antragsteller vorgenommen (Führungszeugnis/Schufaauskunft) um die schwarzen Schafe und Wirtschaftsbetrüger im Vorfeld auszusortieren. Erst dann haben wir die Anträge zusammen mit einer Empfehlung an die Regierung der HRPP weiter geleitet. Das erfolgt jetzt nicht mehr. Heute ist eine Einbürgerung billiger als das Visum mancher anderer Länder. Außerdem brauchen Sie nur noch ein Formular ausfüllen und erhalten ohne jede weiteren Nachweis die Papiere. Damit ist die HRPP ein El-Dorado für Betrüger geworden. Sie können sich vorstellen, dass ein solches Verhalten in keinem Staat dieser Welt toleriert werden kann.

Allerdings gelten diese Hutt River Papiere nur in Hutt River…. und aus australische Sicht nicht einmal da. Nutzen Sie eines dieser Dokumente, werden Sie jetzt sich überall auf der Welt strafbar machen.

Besitzt nunmehr ein Deutscher einen solchen Pass, verstößt er bereits gegen das Pass Gesetz. Der Paß als solcher ist eine Fälschung im Sinne des PassG, StGB. Nutzt der Inhaber eines solchen Passes denselben beispielsweise zur Eröffnung eines Kontos, so kann eine Urkundenfälschung vorliegen, da der Pass zur Täuschung im Rechtsverkehr genutzt wird. Ferner kann der Straftatbestand des Verschaffens falscher amtlicher Ausweise erfüllt sein.
In Anbetracht der vielen Fälschungen osteuropäischer Pässe reagieren deutsche Stellen in derartigen Fällen mit drakonischen Strafen.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir allein schon aus diesen Gründen unsere Zusammenarbeit mit Hutt River eingestellt haben und jetzt davor warnen müssen. Es tut uns leid, dass wir das Lebenswerk von Prince Leonard nicht mehr unterstützend mittragen können. Aber wir wollen uns nicht selber strafbar machen und wir wollen auch unsere „Kunden“ nicht betrügen.

Akademische Titel kann man aber nirgendwo auf der Welt kaufen, sondern man muss sie an einer Universität durch ablegen einer Prüfung erwerben. Oder der HC-Titel wird einem wegen besonderer Verdienste verliehen. Die Hutt River Province hat aber gar keine Universität. Trotzdem werden akademische Titel gegen Entgelt verkauft. Das ist nicht nur höchst unseriös, es schadet auch der Reputation des Landes. Nutzt der Erwerber den Titel außerhalb der HRPP macht er sich des Titelmissbrauches strafbar und riskiert Strafen von über 5.000 €, wie uns von Leuten berichtet wurden, die das versucht hatten. Solch ein Zertifikat kann sich der Erwerber zwar übers Bett hängen, aber wozu? Die Nutzung als Türschild oder als Bild im Büro mit Publikumsverkehr ist bereits strafbewährt.

Weiterhin sollen (aber das haben wir nur aus zweiter Hand gehört) Lizenzen für Medikamente erteilt worden sein, die damit von Pharmafirmen ungeprüft in der Elfenbeiküste hergestellt und in den USA in den Verkehr gebracht werden können. Allein die Zahlungen sollen die Unbedenklichkeitsprüfungen ersetzt haben. Nach der Contergan-Katastophe in Westdeutschland können wir es nicht mehr verantworten, in die Aktivitäten eines solchen Landes involviert zu sein.

Es tut uns selber für Prince Leonard und seiner Familie sehr leid, dass sich die Dinge in Hutt River so entwickelt haben, dass jetzt das Lebenswerk von Prince Leonard so schnell wie sicher zerstört wird. Aber wir haben leider keinerlei Einfluss auf die Entwicklungen. Was wir zun könnnen, ihn zu warnen, das haben wir getan. Mehr geht leider nicht. Wir alle bedauern die Entwicklungen sehr.

Mit freundlichen Grüßen

Angelika Butterbrodt
PR Officer
PS. Hinweis:
Mit einem HR-Pass können sie in Australien nicht einreisen!
Alle in Hutt River ausgestellten Papiere und Titel werden nur von Prince Leonard anerkannt und gelten damit nur in Hutt River, wenn überhaupt, denn Australien erkennt diese nicht mal in Hutt River an…. kontrolliert das aber auch nicht.

§132a StGB Mißbrauch von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen

(1) Wer unbefugt
1. inländische oder ausländische Amts- oder Dienstbezeichnungen, akademische Grade, Titel oder öffentliche Würden führt,
2. die Berufsbezeichnung Arzt, Zahnarzt, Psychologischer Psychotherapeut, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Psychotherapeut, Tierarzt, Apotheker, Rechtsanwalt, Patentanwalt, Wirtschaftsprüfer, vereidigter Buchprüfer, Steuerberater oder Steuerbevollmächtigter führt,
3. die Bezeichnung öffentlich bestellter Sachverständiger führt oder
4. inländische oder ausländische Uniformen, Amtskleidungen oder Amtsabzeichen trägt,
wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Den in Absatz 1 genannten Bezeichnungen, akademischen Graden, Titeln, Würden, Uniformen, Amtskleidungen oder Amtsabzeichen stehen solche gleich, die ihnen zum Verwechseln ähnlich sind.
(3) Die Absätze 1 und 2 gelten auch für Amtsbezeichnungen, Titel, Würden, Amtskleidungen und Amtsabzeichen der Kirchen und anderen Religionsgesellschaften des öffentlichen Rechts.
(4) Gegenstände, auf die sich eine Straftat nach Absatz 1 Nr. 4, allein oder in Verbindung mit Absatz 2 oder 3, bezieht, können eingezogen werden.
Quelle: Bundesministerium der Justiz

Wir lassen die Seite zu Ihrer Information trotzdem erst mal im Netz stehen und verabschieden uns von allen, die uns in unserem Engagement in den vielen Jahren immer unterstützt haben. Bitte bleiben Sie uns gewogen und schauen in ein paar Monaten wieder mal rein.
Wir sind umgezogen!
Sie werden nicht mehr automatisch weiter geleitet.
Falls Sie unsere Homepage besuchen möchten klicken Sie bitte auf eines der HRP-Logos unten.
Wenn Sie nicht automatisch weiterleitet werden, dann versuchen Sie es bitte indem Sie auf einem anderen der unten angezeigten Servern klicken.
Bitte stören Sie sich nicht daran, falls diese Seite etwas komisch aussieht. Wir werden zur Zeit permanent angegriffen. Hacker versuchen, unsere Seiten zu stören oder zu manipulieren.
Darum werden nicht immer alle Anzeigen geladen oder es werden wegen der viele Anfragen die Bilder vorübergehend geblockt. Auch kann es sein, dass Sie nach einer Authentifizierung gefragt werden. in diesen Fällen klicken Sie einfach auf den 2. Server.

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

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