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IFA in Asuan
Ägypten

Organisierte Kriminelle (Die Fähre über den Nasser Stausee)

Zurück in Assuan sehen wir in der Stadt einen IFA mit niederländischem Kennzeichen. Kurz angehalten und schnell ist vereinbart, dass wir uns am Abend auf dem neu eröffneten Campingplatz „Adams Home“, 9 km außerhalb der Stadt treffen.
Sie sind ebenfalls seit zwei Jahren mit ihrem Lastwagen unterwegs und kommen aus Indien über Oman und Saudi-Arabien. Jetzt geht es weiter nach Sudan. Die Grenze zwischen Ägypten und Sudan ist jedoch auf dem Landweg geschlossen. Einzige Möglichkeit ist die Fähre über den Nasser-Stausee.
Die Fähre befördert jedoch keine Lkw, dazu muss eine Plattform komplett angemietet werden, die dann unabhängig von der Personenfähre befördert wird. Für die Strecke ist mit drei Tagen zu rechnen. In der Stadt steht ein Reise-Lkw eines britischen Reiseveranstalter, der die nächste Plattform gemietet hat. Diese kommt Montag und bietet Platz für weitere Fahrzeuge, so können die Kosten aufgeteilt werden und es wird für alle billiger. Treffpunkt für Preisverhandlungen ist das Restaurant Assuan-Moon in der Stadt.
Am nächsten Tag treffen weitere Fahrzeuge ein. Ein Landrover aus London, ein Motorradfahrer aus Kanada, ein Toyota aus der Schweiz, ein Toyota und ein Landrover aus Belgien, die unabhängig reisen und sich zufällig in Luxor getroffen haben.
Der Campingplatz, der in Wirklichkeit nur ein Parkplatz vor einem Haus ist, ist der Treffpunkt. Wir genießen die Atmosphäre und werden die nächsten Tage bis zur Abreise der Anderen ebenfalls hier verbringen. Mit 15 E-Pound (2,50 Euro) komplett für alles, nicht billig, aber bezahlbar.

Jetzt beginnt das üble Spiel eines gewissen Herrn Salah und Herrn Idris.
Herr Idris führt die Verhandlungen. Jeden Abend wird eine Stunde im Assuan Moon diskutiert. Neues ergibt sich nicht. Selbst der Preis des Ponton wird nicht genannt. Drei Tage vergehen, ohne das Fakten genannt werden. Sonntag wird erstmals der Preis von 4.000 Euro genannt. Normalerweise wäre der Preis noch höher, aber Herr Idris und auch Herr Salah haben die letzten Tage jede freie Minute für diesen guten Preis gekämpft – aus Freundschaft. In der Gruppe entstehen Streitigkeiten, wie die Kosten aufzuteilen sind. Bisher war der Engländer Sprecher der Gruppe. Den Holländern ist der Komplettpreis zu hoch (1000,- Euro je Lkw und 500,- Euro je Geländewagen) und sie wollen ihren Preis mit Herrn Idris selbst verhandeln. Dieser will aber nur mit der Gruppe verhandeln und nicht mit jedem Einzelnen. Streit entsteht – innerhalb der Gruppe und mit Herrn Idris.

Es ist Montag, das Schiff mit dem Ponton ist nicht da. Der Engländer wird nervös, seine Aufenthaltsgenehmigung in Ägypten endet morgen und hohe Strafen werden für jeden Tag der Überschreitung fällig. Er spricht mit Herrn Idris. Herr Idris sichert Hilfe zu, er kennt einflussreiche Leute und gegen Schmiergeld kann er das Problem lösen, aber keine Sorge, das Schiff kommt morgen.
Zwei Stunden später ein Anruf der Fährgesellschaft. Herr Salah teilt mit, dass das Schiff einen Motorschaden erlitten hat und frühestens Mittwoch kommt. Dann aber auch nur, wenn die Gruppe den guten Mechanikern an Bord etwas Trinkgeld verspricht, dass diese Nachts durcharbeiten. Großzügiges Trinkgeld wird versprochen.
Montag geht dann alles ganz schnell. Ein Anruf von Herrn Salah beim Frühstück, in einer Stunde geht die Personenfähre. Auf dem Ponton darf je Fahrzeug nur eine Person mitfahren. Die zweite Person muss mit der Personenfähre voraus fahren und in Wadi Halfa ein paar Tage im Hotel warten. Wer mit zwei Personen auf das Ponton fahren will bleibt hier. Zuvor hatte Herr Idris mehrmals zugesichert das alle mit dem Ponton fahren können. Jetzt kann er sich nicht erinnern.
Ebensolche Gedächtnislücken hat Herr Salah, die Kosten des Personentransports sind in den 4000,- Euro jetzt doch nicht enthalten. Die Entscheidung muss jetzt sofort getroffen werden. Zeit zur Beratung bleibt nicht. In einer Stunde legt die Fähre ab, für den Weg braucht man 30 Minuten. Für die Engländer und die Schweizer ist die Entscheidung klar, die Frauen packen ihre Sachen. Die belgische Toyota-Besatzung schließt sich an. Nur die Holländer und die belgischen Landroverbesatzung bleiben zusammen. Mein Frühstückskaffee ist noch lauwarm und schon sind die Frauen weg. Die Preisverhandlungen sind noch nicht abgeschlossen, aber die Position derjenigen, die ihre Frauen weggeschickt haben ist nun deutlich schlechter.
Die Holländer haben noch drei Wochen Zeit bis ihre Aufenthalts-genehmigung ausläuft und denken über Alternativen nach, sofern Herr Salah nicht auf ihr maximales Angebot von 550,- Euro eingeht. Zudem haben sie ein Motorrad an Bord, so können sie beide mit dem Ponton fahren. Herr Salah explodiert, als er von dem Motorrad erfährt. Die Belgier denken an einen Abbruch ihrer Reise und an die Rückkehr nach Belgien.
Als der Ponton am nächsten Tag – dank geglückter Reparatur – anlegt, ist es Herrn Salah in letzter Sekunde in schwierigen Verhandlungen gelungen, dass die Holländer mit an Bord können und nur ihre 550,- Euro zahlen. Die Belgier dürfen ausnahmsweise zu Zweit an Bord. Sollte es in Wadi Halfa Probleme geben, kann man sich vertrauensvoll an den Cousin von Herrn Idris wenden, der auf der anderen Seite für die Fährgesellschaft arbeitet und sich aus Freundschaft für jeden einsetzt und kämpft.

Abzocke auch auf dem Camp

Zum Schluss gab es nur noch ein kleines Missverständnis auszuräumen. Der Campingplatzbetreiber sprach immer von 15 Pound komplett für alles, jetzt will er pro Person 15 Pound und so war die Rechnung doppelt so teuer als von uns allen gedacht. „Oh, wir dachten die 15 Pound sei komplett für alle Tage, für die gesamte Gruppe“. Wir einigen uns in der Mitte.
Wir fanden die Tage (obwohl nur als Berater tätig) irrsinnig spannend und haben beschlossen, nächstes Jahr nach Südafrika zu fahren, dann gibt es eine neue Geschichte von Herrn Salah.

Assuan lebt vom Tourismus.

Assuan lebt vom Tourismus.

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

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