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Ägypten

Bakschisch

Wir wollen 250 Liter Diesel tanken. Der Tankwart versteht mich nicht und ich gebe ihm das Geld passend für den Sprit. Bei 245 Liter stoppt die Uhr und er hängt den Rüssel in die Zapfsäule. „Hey, was ist los, kein Sprit mehr?“ er beugt sich zu mir und flüstert mir ins Ohr: „It´s Bakschisch.“
Vom dreijährigen bis 80jährigen halten alle die Hand auf und flüstern einem das Wort Bakschisch ins Ohr. Damit meinen sie nicht ein kleines Trinkgeld für eine Gefälligkeit, sondern einen größeren Betrag für Nichts.
Klar, wenn man sieht wie die Touristen mit Geld um sich werfen, kann man die kleinen und großen Bakschisch-Jäger verstehen. Euro Stücke werden verschenkt und 5 Pfund Noten (80 Cent) als Almosen gegeben. Dabei verdient ein Lehrer ca. 2 Euro am Tag und ein Professor an der Uni in Kairo nach 20 Jahren ca. 150,- Euro im Monat.
(Die Kaufkraft ist höher, der Liter Diesel kostet 9 Cent, eine Coca Cola im Restaurant 20 Cent und Obst und Gemüse zwischen 15 und 25 Cent je Kilo.) Wir geben grundsätzlich nur kleine Geldbeträge gegen entsprechende Gegenleistung. (Unsere Tochter kann ein Lied davon singen.)
Im Tal der Könige drehen wir den Spieß um. Ein junger Mann nimmt Kurs auf mich, ich gehe ihm entgegen, schüttele seine Hand, frage nach seinem Namen, stelle mich vor und erzähle eines der vielen Märchen: „Ich bin ein armer Tourist, ich habe mein ganzes Geld für Souvenirs ausgegeben und nach Hause geschickt, jetzt kann ich mir nichts zu essen kaufen und trinke seit Tagen nur Wasser.“ Und dann flüstere ich ihm ins Ohr: „Bitte gib mir etwas Bakschisch.“ Er krümmt sich vor Lachen und gibt mir 25 Piaster (6 Cent). Beim Nächsten sind es 75 Piaster. Ein Souvenirhändler ruft seine Freunde zusammen und alle müssen Geld geben, nachdem ich ihnen das Wort „Bakschisch“ ins Ohr geflüstert habe.
Der Vormittag vergeht, wir alle haben viel Spaß. Die Ausbeute waren 6 Pfund und zwei Einladungen zum Tee.
Am Hatschepsut-Tempel kommen nochmals 2 Pfund dazu und die Pyramiden haben wir noch gar nicht besucht. Am Ende der Reise werden wir den Betrag in einer Moschee abgeben.
Will man den Ägyptern wirklich einen Gefallen tun, dann sollte man ihnen statt Kugelschreiber und Geld, Kondome als Bakschisch geben, damit sie ihr irrsinnigen Bevölkerungswachstum in den Griff kriegen. (Späßle gemacht)

Das Reisen in Ägypten ist nicht immer so lustig wie oben beschrieben.
Fast jeder im Niltal versucht Touristen maßlos auszunehmen. Bei Souvenirs ist das normal und das Handeln macht Spaß.
Tassen mit ägyptischen Motiven, die ich auf dem Markt für 6 Pfund gesehen habe, werden in Abu Simbel zu 120 Pfund angeboten. Touristen, die als ersten Preis 10 Pfund nennen, haben schon verloren.
Internet kostet die Stunde 3 Pfund. Touristen zahlen 20.
Tomaten, Kartoffeln, Coke etc. werden auf dem Markt zu dem dreifachen des lokalen Preises dem Touri angeboten.
Im Supermarkt sind Preise mit arabischen Preisen korrekt ausgezeichnet und der Kassierer tippt einfach den doppelten Preis in die Kasse, im Glauben der Fremde kann keine arabischen Zahlen lesen. (Kann er in der Regel auch nicht.)
Wir füllen 300 Liter Wasser auf. Zuvor vereinbaren wir ein kleines Bakschisch. Okay. Anschließend wird der Monatslohn eines Beamten als Bakschisch gefordert.
Im Cafe und Restaurant zahlen Touris den vierfachen Preis gegenüber dem ägyptischen Tischnachbarn.
Neben diesem täglichen Kampf kommt der tägliche Kampf mit der Polizei, um nicht in den Konvoi zu müssen. Die Terroristen kann man nicht einsperren, also sperrt man die Touristen ein. Und keiner rebelliert, außer Zwei.

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

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