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Flugzeugkaverne Zeljava
Lost Places

Lost Place – Flugzeugkaverne Zeljava (Kroatien)

Von der Flugzeugkaverne Zeljava erzählte mir vor Jahren ein Freund, der ebenso immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Fotomotiven ist. Seitdem sind die Koordinaten auf unserer Karte vermerkt, in die ich alle interessanten Orte eintrage, die wir bei passender Gelegenheit mal besuchen möchten. 
Diese Jahr war es endlich so weit. Auf der Rückreise aus Griechenland war der dafür nötige Umweg kaum der Rede wert und so fuhren wir am Morgen des 2. Oktobers auf das ehemalige Militärgelände der jugoslawischen Armee.

Als wir die Hauptstraße verlassen und uns über schmale asphaltierte Wege der ehemaligen militärischen Anlage nähern, wundere ich mich, dass kein Zaun, keine Schranke und noch nicht mal ein Schild, welches auf das Betreten auf eigene Gefahr hinweist, uns von der Erkundung des Geländes abhalten will. 

Hintergrund zur Flugzeugkaverne Zeljava

Im Jahr 1957 wurde mit dem Bau der Flugzeugkaverne Zeljava begonnen. In den folgenden Jahren entstand Europas größte Flugzeugkaverne. In einem Berg wurden Stollen und künstliche Hohlräume angelegt, in denen 80 MiG-21 Kampfflugzeuge abgestellt und gewartet werden konnten. 110 Piloten und 1200 Luftwaffensoldaten waren dort stationiert. Rund 5000 weitere Soldaten dienten der Bewachung. Direkt vor dem Bergmassiv wurden insgesamt fünf Startbahnen angelegt, auf denen voll betankte und munitionierte MiG-21 Flieger starten konnten. Kurz nach Ausbruch der Jugoslawienkriege 1991 und dem Rückzug der Jugoslawischen Armee aus Bosnien wurde die Anlage durch Sprengungen unbrauchbar gemacht.

 

Fahrt auf das Gelände

Motorradfahrer aus den Niederlanden kommen uns entgegen und grüßen. Unser Defender holpert im gleichmäßigen Takt über Betonplatten, die die Fahrbahn bilden. Eine 90° Kurve und wir stehen auf einem Parkplatz neben einer abgestellten Douglas C-47.

Statt militärisch getarnt ist das Wrack heute bunt.

Wir sind nicht die einzigen „Touristen“, zwei Mädchen klettern auf dem Flugzeugwrack herum und posieren für Fotos. Wir kochen erstmal einen Kaffee, wollen das Flugzeugwrack ohne andere Touristen fotografieren. Doch das wird nicht leicht, das Gelände ist zwar keine touristische Attraktion und wird auch nicht vermarktet, doch es wird stärker besucht als ich es mir vorgestellt hatte. Eisbude oder Würstchenstand könnten sich fast lohnen.
Ich bin kein Flugzeugkenner, dass es sich bei dem von Souvenirjägern ausgeschlachteten und von Sprayern mit Graffiti versehenem Wrack um eine Douglas C-47 handelt, habe ich irgendwo gelesen.

douglas-C47

Die Douglas C-47  ist ein militärisches Transportflugzeug, das aus dem zivilen Verkehrsflugzeug Douglas DC-3 entwickelt wurde. Es wurde von den Alliierten während des Zweiten Weltkriegs ausgiebig genutzt und blieb viele Jahre bei verschiedenen Militärbetreibern an vorderster Front.

Irgendwann haben wir das Wrack dann auch mal für uns und ich nutze meine zivile Foto-Drohne für ein paar Aufnahmen.

Weiter zur Kaverne

Skizze-Lageplan-Kaverne

Skizze-Lageplan-Kaverne

Über Betonplatten fahren wir weiter und stehen recht unvermittelt am Beginn der Startbahn. Beim Blick in die entgegen gesetzte Richtung erkennen wir sofort unser nächstes Ziel: Das gespenstige Innere der Anlage.
Mit dem Defender fahren wir auf eine umgekehrte T-förmige Öffnung zu, durch die so eben die MiG-21 Kampfflugzeuge aus der Kaverne auf die Startbahn befördert werden konnten. Mit gigantischen Panzertoren ließen sich diese Öffnungen verschließen. Unser Defender passt trotz Dachlast durch die Öffnung und dann wird es dunkel um uns.

Flugzeugkaverne Zeljava

Flugzeugkaverne Zeljava

Die Stollen, insgesamt 3,5 Kilometer lang, sind um die acht Meter hoch und so breit, dass zwei Flugzeuge nebeneinander stehen konnten. Das normale Fahrlicht wird in den riesigen, kathedralartigen Gewölben verschluckt. Von der Decke tropft Wasser, Nebel bildet sich in den weit verzweigten Gängen. Eine unheimliche Atmosphäre umgibt uns. Auch im Inneren hat es Sprengungen gegeben, um die Anlage unbrauchbar zu machen. Moniereisen ragen aus den Wänden und Decken und sind im Scheinwerferlicht kaum zu erkennen. Auf dem Boden fehlen teilweise Abdeckungen zu tief darunter liegenden Kabelkanälen oder den Rohren die zur Betankung der Flugzeuge dienten. Wir brechen die Erkundung ab. Haben aber den festen Willen, mit deutlich mehr Licht wieder zu kommen, um tiefer in die Stollen vordringen zu können. 

Flugzeugkaverne Zeljava, die Einfahrt in die Unterwelt

Wahrheiten, Halbwahrheiten und Gerüchte 

Wenn man Wahrheiten, Halbwahrheiten und Gerüchte in der Realität so einfach unterscheiden könnte, wäre es leicht.
Es gehört zu solchen unheimlichen Lost Places dazu, dass sich Geschichten bilden, die Angst machen, die einen schaudern lassen. Zum einen um „Angsthasen“ fern zu halten, zum anderen um selbst als Held etwas mehr zu glänzen.
Im Netz liest man davon, dass sich wegen der Grenznähe in den Stollen illegale Migranten Unterkünfte geschaffen haben und Touristen ausrauben. Mag sein, dass die Kavernen als Versteck für Flüchtende dienen, mir ist aber kein einziger Fall bekannt, in dem Besucher dort ausgeraubt wurden.
Angeblich sind Teile der Anlage, der Startbahnen und der Außenflächen vermint. Ich konnte nicht eruieren, von wann die Information stammt. Das mag nach Kriegsende sicher der Fall gewesen sein. Heute steht ein Schild auf dem Gelände, dass u.a. mit EU Geld eine Minenräumung stattgefunden hat. Natürlich bleibt ein Restrisiko. Aber wenn man die doch relativ große Menge an Besuchern sieht, die alles erkunden, was sich erreichen lässt, muss man die Info der Minengefahr wohl anders einordnen. Mir ist kein einziger Unfall von Besuchern mit Minen bekannt.
In den Stollen sollen Bären leben, Info von 2019. Mmh, keine weiteren Infos gefunden. Keine Unfälle.

Wirkliche Gefahren der Flugzeugkaverne Zeljava

Die Anlage wurde mit 56 Tonnen Sprengstoff bei geschlossenen Panzertüren gesprengt bzw. unbrauchbar gemacht. Daraus ergibt sich die reale Gefahr, dass Teile der Gewölbe einstürzen können. Hinzu kommt, dass der Kaverne seit nunmehr 30 Jahren keinerlei Instandhaltung zugekommen ist. Regenwasser und Frost können Betonstücke abspalten, die dann aus 8 Meter Höhe zu Boden fallen. Wird man davon getroffen, wars das. Elektrokabel, Rohrleitungen, Lüftungskanäle etc. wurden von Metallverwertern geplündert. Auch dadurch besteht die Gefahr, dass wichtige statische Träger einfach rausgetrennt wurden und die Gefahr des Einsturzes deutlich erhöht ist.

Einige Bereiche im Inneren sind mit PCB kontaminiert. 
PCB wurde wohl bei der Sprengung 1991 freigesetzt. Insbesondere in den Räumen, in denen Transformatoren und elektronische Apparate standen. Die Halbwertzeit von PCB beträgt je nach Art einige Stunden bis zu einigen Jahrzehnten.
Der Mensch nimmt PCB in der Regel zu 90 % über die Nahrung auf. Die Aufnahme über Atemwege und Haut ist insgesamt als gering einzuschätzen. Eine der vielen Quellen z.B. https://www.nuernberg.de/internet/gesundheitsamt/pcb_belastung.html
Als Vorsichtsmaßnahme haben wir bei der Erkundung von Lost Places grundsätzlich lange Hosen, langärmlige Pullover und feste Schuhe an, so dass beim Gehen aufgewirbelter Staub nicht direkt mit der Haut in Berührung kommt. Nach jeder Erkundung gehört das Hände und Gesicht waschen zur Routine.

Interessante und recht umfassende Infos zur Flugzeugkaverne Zeljava bietet Wikipedia. Lesenswert!!!

https://de.wikipedia.org/wiki/Flugzeugkaverne_%C5%BDeljava

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

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