Abenteuer Alpen 2022 Adventure Scout Blog Nina, Florian & Lea
Am 07.08. ging es endlich los in die Westalpen. Die erste Nacht verbringen wir auf dem Col de Colombardo. Der Weg dort hoch war sehr schön.
Durch Waldgebiet hindurch vorbei an vielen Kuhweiden, deren Glocken man in der Ferne schon hörte. Oben angekommen wurden wir von einer kleinen Wolke umhüllt und man konnte zuerst nur die kühle feuchte Luft spüren. Die Hirtenhunde haben uns begrüßt und neugierig alles beschnuppert. Keine 10 Minuten später öffnete sich die Wolkendecke und wir hatten einen wunderschönen Ausblick. Sehr leichter Nieselregen brachte uns einen kleinen Regenbogen. In Kombination mit dem Sonnenuntergang war es einfach traumhaft schön.
12.08
Nachdem die Wassertanks wieder aufgefüllt, die Campingtoilette geleert und wir frisch geduscht sind, gehts wieder ab auf die Piste. Auf dem Weg zum Col du Parpaillon kaufen wir uns noch einige leckere Sachen ein. Es soll leckere Knoblauchpasta mit Parmesan, Fleischspieße und leckeren Rotwein geben. Die Fahrt auf den Col du Parpaillon ist wunderschön: malerisch und sehr beruhigend. Saftig grüne Wiesen, eine leichte Brise, Sonnenschein, Kühe, Weiden und ein kleiner Bach plätschert vor sich hin. Oben auf 2673 Metern, vor dem Tunnel, angekommen halten wir und genießen die tolle Aussicht. Es ist hier oben deutlich windiger und wir verwerfen die Idee, hier oben zu übernachten dann doch wieder 🙂
Der Tunnel ist 520 Meter lang und man kann das andere Ende gut erkennen, was einem die Durchfahrt erleichtert, falls auf der anderen Seite jemand in den Tunnel fährt. Es gab sogar Fußgänger die durch den Tunnel gewandert sind. Es ist ziemlich kühl, eher schon sehr kalt in dem Tunnel und es ist stock finster.
Auf der anderen Seite werden wir mit einer, wie nicht anders zu erwarten, bombastischen Aussicht belohnt. Der Wind pustet uns entgegen und wir genießen diese frische Brise mit dem Blick auf die Berge. Auch auf dieser Seite ist das Übernachten wegen dem starken Wind nicht möglich. Von einer kleinen Offroad Reisegruppe erhalten wir den Tipp, dass es unten im Tal eine große Fläche gibt, auf der wir stehen können. Also gehts hinab in Tal. Der Platz ist toll, umgeben von den Bergen und im absoluten Murmeltier Paradies. Überall pfeift es und es huscht etwas durch die Steppe. Leider ist auch hier im Tal der Wind zu heftig. Wir finden einen Stellplatz an einem Skilift. Keine Menschenseele, nur das allzeit vertraute Geräusch der Kuhglocken ist zu hören. Nun gönnen wir uns die leckere Pasta und den guten Rotwein – in dieser Nacht haben wir einen atemberaubenden Vollmond.
13.08.
Die Sonne scheint aufs Zelt und es ist morgens schon gleich gemütlich warm. Wir stärken uns mit leckerem Frühstück und ganz wichtig – Kaffee. Heute gehts zum Forte Centrale das auf 1908 Metern liegt. Wir kommen von der Seite. Heute ist Samstag und es ist hier deutlich mehr los also auf den anderen Pässen. Bis zum Forte Centrale kommt man mit einem normalen PkW gut hier hoch. Oben teilen sich dann die Wege und es geht über den Tenda-Pass (Limone – Tende und andersrum) oder unsere Vorliebe – die Offroadwege.
Im Forte Centrale haben sich schon einige einen Platz für die Nacht gesucht. Wir stellen uns erstmal provisorisch hin und und wollen erkunden und entdecken. Das Forte Centrale ist sehr spannend durch die alte Ruine, die überall bewachsen ist – die Natur bahnt sich ihren Weg. Begleitet von dem Krächzen der Raben, bekommt das ganze eine sehr mystische und leicht unheimliche Atmosphäre. Wir erkunden die nächste Festung, die etwas weiter oben liegt. Wir wagen uns ins Innere.
Durch ein Fenster der Festung steigen wir ins Herzstück der Festung. Es ist sehr ruhig, dicke Ketten hängen von den Decken, die Wände bröckeln vor sich hin und auch hier wuchert die Natur. Wolken ziehen auf und plötzlich wird man vom Nebel umhüllt, Sekunden später steht man wieder im Sonnenschein. Wir geniessen durch eines der alten Ruinenfenster einen beeindruckenden Ausblick auf das Dörfchen Tende.
Für die Nacht entscheiden wir uns außerhalb des Forte Centrale zu schlafen und stehen direkt hinter der Ruine. Es wird zum Abend hin immer feuchter und klammer, da immer mehr Wolken aufziehen.
14.08.
Der Morgen beginnt wie der Abend davor – mit sehr feuchter Luft. Es ist ein tolles Schauspiel wie die Wolken über die Bergkämme ziehen und alles im Nebel verschwindet. Ein kurzer Plausch mit zwei Motorradfahrern, die wir noch mit frischem Wasser versorgen. Und plötzlich stehen wir im Regen. Alles wir schnell eingepackt, denn es wird mit dem Regen auch richtig kalt. Das Dachzelt ist leider sehr nass und uns bleibt keine andere Möglichkeit, als es so nass einzupacken. In der Hoffnung, dass sich die Sonne später wieder blicken lässt, machen wir uns auf den Weg zu ligurischen Grenzkammstraße – Nord. Die Salzstraße. Am Eingang zum Pass zeigen wir unser Ticket (welches wir online vorbestellt hatten) bekommen den Aufkleber und los geht das Abenteuer. Die Piste ist sehr eng an manchen Stellen und richtig ruckelig. Sehr felsig und der Weg wird von vielen Schiefer Felsen begleitet.
Nach 6h Fahrt sind wir alle etwas KO. Wir haben weiter unten im Tal mitten im Wald einen super Stellplatz gefunden. Da sich die Sonne wieder blicken lässt, wird erstmal das Dachzelt aufgeklappt und getrocknet. Die Sonne hat eine unglaubliche Kraft hier oben. Wir genießen diesen Moment.
Umgeben von dem süßlich holzigen Geruch der Tannen, dem leichten Rauschen des Windes und dem Duft nach warmen Essen. Eine Dusche muss unbedingt sein, denn die weckt die Lebensgeister und man fühlt sich einfach wieder richtig gut 🙂 Die Sonne geht unter und taucht den Wald in ein warmes, oranges Licht. Eine tolle gemütliche Atmosphäre. Die Grillen zirpen, Fliegen surren und wir schlummern friedlich mit den Geräuschen des Waldes ein.
15.08.
Heute steht der Tenda-Pass auf dem Plan. Der ist seit einiger Zeit wieder geöffnet. Da wir gestern quasi wieder ins Tal gefahren sind, gehts heute wieder rauf. Der Tunnel ist nach wie vor gesperrt. Für den Pass muss man etwas Wartezeit einplanen. Die Auf-Abfahrt wird mit einem Ampelsystem reguliert. Im 2h Takt kann man den Pass rauf oder eben runter fahren. Da der Pass wirklich sehr eng ist, sollte man sich an die Fahrzeiten halten, was hier nicht jeder tut. Es wird sonst echt knifflig mit dem Rangieren, vor allem, wenn mehrere über die rote Ampel fahren.
Wir nutzen die Wartezeit und stärken uns mit einem kleinen Snack. Lea beobachtet Eidechsen, die fleißig in den kleinen Felsen herumklettern, ich lese und Florian widmet sich dem Instagram Account. Die Ampel wird grün und auf geht die Tour mit 46 Kurven auf den Berg hinauf. Oben angekommen herrscht reger Betrieb. Es ist Mariä Himmelfahrt und da findet hier oben wohl etwas statt. Die Polizei regelt hier den Verkehr und nach kurzer Verwirrung und leichtem Schock, denn wir waren für einen Moment nicht sicher ob wir den geplanten Pass fahren können, gehts dann doch los. „Erleichtertes Aufatmen.ä“ Die Landschaft hier oben ist traumhaft schön. Eine Mischung aus Jurassic Park, Herr der Ringe und Braveheart. Saftige grüne Wiesen mit kleinen grauen Felsen, als ob ein Riese eine Hand voll Kieselsteine hat fallen lassen.
Da wir sehr gut voran kommen und schneller durch sind als gedacht, machen wir uns auf den Weg Richtung Monaco. Wir haben einen super urigen, kleinen Campingplatz in den Bergen von Gorbio gefunden – absoluter Geheimtipp. Man darf keine zu hohen Ansprüche haben. Es gibt heiße Duschen, Toiletten, Waschraum und einen Bereich zum Abwaschen. Der Platz ist nicht für Wohnwagen oder Wohnmobile erreichbar. Man steht auf seinem Platz und hat einen wunderschöne Sicht ins Tal, bis aufs Meer hinaus. Wir genießen den Moment der Glückseligkeit und es wird uns ein bisschen schwer ums Herz, denn wir sind fast am Ende unserer tollen Reise.
Auf dem Dorfplatz findet ein Flamencofest statt, das wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Vorher erkunden wir das wunderschöne, französische Dörfchen Gorbio. Durch kleine gepflasterte Gassen mit vielen kleinen Balkonen, tollen Pflanzen und vielen Gemälden eines Künstlers. Es dämmert langsam und das Dorf erstrahlt in einem schönen Licht, das durch die vielen kleinen Lampen kommt. Hier und da huschen Katzen durch die Gassen und die einen oder anderen scheinen sich nicht besonders zu mögen. Vom Gesang und dem Klang der Gitarren, der vom Dorfplatz her durch die Gassen hallt, schlendern wir aus den kleinen malerischen Gassen und schauen uns den bunten Flamencotanz an. An diesem Abend gehen wir spät zu Bett.
16.08
Es ist heiß. Wir werden von der ungewohnten Hitze geweckt und sind auf den heutigen Tag gespannt. Es geht nach Monaco. Einen Parkplatz mit dem Dachzelt zu finden, ist nicht so leicht. Wir fahren zum Hafen und haben Glück. Einen kostenlosen Parkplatz – und das in Monaco. Ein bisschen Planlos zuerst, laufen wir los. Es ist unerträglich heiß, 36° im Schatten. Da Florian einen Sonnenschutz für seinen Kopf braucht, machen wir uns auf den Weg zu einem bekannten Sportgeschäft. Vorher landen wir in einen riesengroßen Einkaufsgeschäft. So viele Lebensmittel auf einmal haben wir noch nie gesehen. Es ist sehr voll und laut. Wir sind das nach der Stille in den Bergen einfach nicht mehr gewohnt. Etwas kaltes zu trinken und weiter gehts. Mit dem Auto wollen wir Richtung Casino fahren. Der Weg zurück zum Auto wird etwas ungemütlich. Lea ist launisch, da es einfach viel zu heiß ist, ich werde ebenfalls mit schlechter Laune begrüßt, da maulendes Kind, zu heißes Wetter und zweimal verlaufen, da es einfach zu viel wird. Monaco ist toll – auf jeden Fall, aber nicht bei 36° „stöhn“
Am Auto angekommen kühlt uns die Klimaanlage erstmal auf Wohlfühltemperatur runter. Auf dem Weg zum Casino fahren wir auf der berühmten Formel 1 Strecke die Haarnadelkurve. Eigentlich wollten wir am Casino parken und hier den oberen Bereich von Monaco erkunden. Der Verkehr ist unglaublich. Es besteht keine Chance zu parken. Wir erhaschen für 3 Sekunden einen Blick auf das Casino. Vorbei an Autos, die so teuer wie ein Haus sind. Es wird geprotzt, gezeigt und gefahren was das Zeug hält.
Wir beschließen für den Rest des Tages Richtung Nizza ans Meer zu fahren. Bei diesen Temperaturen genau das Richtige. Monaco wollen wir uns Morgen Abend noch einmal ansehen. Zwischen Monaco und Nizza finden wir einen kleinen Strandabschnitt und einen Parkplatz. Der einzige weit und breit, was ein Glück. Wir genießen das kühle Nass und die salzige Luft. Lea ist happy und schwimmt ausgiebig im Meer. Dann und wann fliegen die Helikopter der Schönen und Reichen über unsere Köpfe und die Jachten schippern von Bucht zu Bucht. Wir sind mittendrin im Leben der High Society.
Zurück in Gorbio gehen wir im Dörfchen essen. Es gibt zwei Restaurants. Ein etwas rustikales und ein sehr edles. Wir entscheiden uns für die rustikale Variante. Auf der Karte stehen typische französische Gerichte – Escargots – (Schnecken). Für Florian gibts aber Pasta mit Muscheln und Lea nimmt eine Portion Pommes 🙂 Ich genieße den leckeren Rotwein und stibitze mit einige Pommes von Lea.
17.08.
Heute stand noch einmal Monaco auf dem Plan. Leider zieht mächtiges Gewitter auf und es soll den Rest der Woche so bleiben. Somit fahren wir schweren Herzens einen Tag früher nach Hause. Ein Gewitter mit Dachzelt macht nicht all zu viel Spass. Viele auf dem Campingplatz sind in Aufbruchsstimmung. Er herrscht reges Treiben. Jeder packt eifrig sein Hab und Gut ein, bevor der Regen einsetzt. Wir haben das Dachzelt sicherheitshalber als erstes eingepackt und genießen das letze Frühstück in dieser sonderbaren Atmosphäre. Hinter uns wir der Himmel dunkler, die Wolken immer grösser. Unten im Tal scheinen die letzen Sonnenstrahlen ins Meer und tauchen den Morgen in ein wunderbares Zwielicht. Wir verabschieden uns von unserem urigen und einmaligen Gastgeber und machen uns auf den Weg nach Hause. Pünktlich fallen die ersten Regentropfen vom Himmel gefolgt von Donnergrollen.
Wir genießen die letzten Blicke aufs Meer und die schöne malerische Küste begleitet vom aufkommenden Gewitter. Die Straßen sind frei und wir kommen super voran. In der Schweiz, kurz vor dem Gotthardtunnel fängt der erste Stau an und wir schleichen im Stopp an Go Verfahren mühsam vorwärts. Das ganze Schauspiel zieht sich leider immer mal wieder durch die komplette Schweiz und wir haben gut 2,5h mehr auf dem Zeitkonto. Unser stetiger Begleiter, das Gewitter, folgt uns bis vor die Haustüre. Hier werden wir mit ordentlichen Blitzen begrüßt. Wir sind angekommen. Am Ende unserer Reise und am Anfang unseren Alltags.
Die Westalpen werden wir auf jeden Fall noch einige Male besuchen. Es hat uns gepackt, das unbeschreibliche Gefühl in den Bergen. Es macht süchtig nach mehr.
Wer Lust hat, kann Nina, Florian & Lea auf Instagram folgen: https://www.instagram.com/l200nomaden/
Unterwegs sind die drei Abenteurer mit unserem 4×4-Offroad-Tourenbuch Westalpen