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Matratze für ein Expeditionsmobil
Die Pistenkuh 3.0 - Mercedes 1124 A

Matratze für ein Expeditionsmobil

Eine Matratze für ein Expeditionsmobil zu finden, kann doch nicht so schwer sein. Kauf einfach bei Otto eine Emma. Genau so haben wir es vor einigen Jahren auch gemacht und sind mit der relativ preiswerten Matratze auch zufrieden.
Doch jetzt, bei der Planung und dem Neubau unseres Reisemobils, stellt sich wieder die Frage, ist die Standartmatratze aus dem Baumarkt wirklich optimal für uns?

Ihr kennt inzwischen unseren Grundsatz: Leicht, leicht, leicht, große Räder und ordentlich PS.

Also war mein erster Blick auf’s Gewicht. Die Standartmatratze „Emma“ wiegt in der Größe 140 x 200 cm 18,9 kg bei der üblichen Dicke von 18 cm. Kann man das Gewicht reduzieren, indem man die Matratze dünner schneidet? Theoretisch schon, 16 cm Dicke reichten uns auch, aber das gibt es nicht im Versandhandel oder im Baumarkt.

Auf der Adventure Southside, der Offroad-Messe in Friedrichshafen, lernte ich Felix kennen, den Chef von Optima Schlafsysteme, der mit einem eigenen Stand vertreten war.

„Natürlich können wir eine „Emma“ dünner schneiden, macht aber keinen Sinn, denn den Schaumstoff haben wir im Lager, da können wir direkt eine passende Matratze mit den gleichen Eigenschaften fertigen. Die „Emma“ wird aus einem Visco-Memory-Schaum gefertigt, für eure Anwendung halte ich den EvoPore HRC Schaum für besser geeignet. Dieser bietet etwa 30% Gewichtsersparnis und hat auch sonst noch ein paar Vorteile. Am besten kommt ihr mal bei uns im Werk vorbei, da haben wir viele Matratzen zum Probeliegen.“
„Wir haben derzeit eine Matratze mit Härtegrad 2, die passt für uns und das wäre wieder unsere Wahl.“
„Ihr müsst die Matratze probeliegen. Der Härtegrad ist nicht genormt und ein Härtegrad von 2 ist bei einem PUR-Schaumstoff anders als bei einem Visco-Memory-Schaum und wieder anders bei einem Kaltschaum.
Auch wenn ihr nicht zu uns kommt, sucht euch einen Betrieb, der EvoPore HRC Schaum im Angebot hat.“
Felix nennt mir ein paar Händler, was ihn mir sympathisch macht. Keine Angst vor den Mitbewerbern.

Zu Hause muss ich erst mal googeln, was EvoPore HRC bedeutet.

EvoPore steht für die neueste Generation hochwertiger Premium Matratzenwerkstoffe. HRC steht dabei für High Resilience und Climate – ein hochelastischer Matratzenwerkstoff mit revolutionärer Klimabeständigkeit.
Neben der Gewichtsersparnis erleidet der Schaum keinen Festigkeitsverlust durch Feuchtigkeitseinwirkung und ist absolut schadstofffrei. Gefertigt wird der Schaum in der Schweiz.

Unser Besuch bei Optima Schlafsysteme

Auf dem Rückweg einer Fete eines Freundes liegt der kleine Ort Quentel fast direkt auf dem Weg.
Felix empfängt uns mit einem Kaffee und führt uns in den Showroom. Betten stehen in Reih und Glied, alle mit unterschiedlichen Matratzen-Schäumen und Härtegraden belegt.
Ich bin zu unsensibel, merke kaum einen Unterschied und könnte überall schlafen. Hauptsache kein Hundegebell und kein Hahn in der Früh. Also zählt das Gewicht und es bleibt bei einem EvoPore-Schaum.
„Wenn ihr wollt, zeige ich euch mal die Produktion.“
„Kann ich ein paar Bilder machen und die auf unserer Webseite zeigen?“
„Ja, kein Problem.“

Ich hole den Fotoapparat aus dem Auto und dann geht es los, zunächst durch die Lagerhalle. Ich bin überwältigt, wie viele Schaumblöcke hier lagern, aber das ist nicht alles, später laufen wir durch eine weitere Halle, in der jede Menge Schäume lagern. Felix ist schon um die Ecke verschwunden, ihn interessiert das Lager nicht, ist für ihn wohl normal.

Felix wartet an der Horizontal-Schneidemaschine.
Hier werden die angelieferten Schaumstoff-Blöcke, die bis zu 2 Meter breit und 1 Meter hoch sind, CNC-gesteuert zugeschnitten. Der Plattenzuschnitt erfolgt nicht mit einem klassischen Messer, sondern mittels einem oszillierenden, sehr feinem Sägeblatt. Damit können komplexere Konturen für z.B. 7-Zonen-Schnitte gefertigt werden. Mit dem bloßen Auge sehen kann man davon wenig.

Interessanter ist der nächste Schritt, die Klebestraße.
Hier wird mit einer 2 m breiten Edelstahlwalze vollautomatisch Klebstoff auf die Schaumstoffplatten aufgetragen, die anschließend automatisch weitertransportiert und in einer Pneumatikpresse zu einem Verbund verpresst werden.
Durch das Verkleben von Platten unterschiedlicher Materialien oder verschiedener Härten entstehen neue Materialkombinationen oder progressive Festigkeiten. So sind für spezielle Anwendungen, wie z.B. Dachzelte oder Klappdächer, dünne, leichte Matratzen möglich, die dennoch einen sehr guten Liegekomfort bieten.

Weiter zur Wasserstrahl-Schneidemaschine.
Mit reinem Wasser wird mit einem Druck von ca. 4000 bar jede gewünschte Kontur oder Form aus der Matratze geschnitten. Damit sind Rundungen oder auch Konturen innerhalb der Matratze möglich, denn der Wasserstrahl muss nicht wie ein Messer eingeführt werden, sondern er „sticht“ einfach durch. Schrägen für Sitzpolster sind auch möglich.
„Ach, Sitzpolster könnt ihr auch“, wundere ich mich.
Felix guckt mich fragend an, als ob ich einen Witz gemacht hätte, den er nicht verstanden hat.
„Wir machen nicht nur Bettmatratzen, natürlich auch Sitzpolster. Wir können dir auch ein Sitzpolster in Kuh-Form fertigen, in Lebensgröße einer Kuh.“ Jetzt zweifele ich, ob er das ernst meint.

Im nächsten Schritt wird an der Trikotiermaschine ein sehr dünnes Polyesternetz geschnitten und dann mit Hitze auf der Matratze verschweißt. Das Trikot dient zur Entkopplung zwischen Matratzenkern und Matratzenbezug. Das ist wichtig um den Schaumstoff vor Zugkräften zu schützen (er könnte mit der Zeit einreißen) außerdem ist ein späteres Abziehen des Matratzenbezuges zum Waschen oder Reinigen leichter möglich.

Vor der Trikotiermaschine sitzt der Stoff-Cutter. Hier wird auf einem etwa 3 x 3 m großen Tisch CNC-gesteuert Stoff geschnitten. Der Stoff wird automatisch von der Rolle abgewickelt und mittels Vakuum auf dem Tisch fixiert. Extrem schnell rotierende Rundmesser schneiden dann Stoff oder Polyestermaterial exakt auf das gewünschte Maß und die gewünschte Kontur zu.

Und ganz zum Schluss lässt es sich der Chef nicht nehmen, uns die Rollpackmaschine vorzuführen.
Zum kompakten Versand der Produkte wird die Matratze in eine spezielle Trichter/Rollenkonstruktion gezogen, die die Matratze mechanisch auf einen Durchmesser von ca. 35 cm rollt. Diese Rolle wird dann mittels Stempelpresse in die Schlauchfolie geschoben, die dann den gerollten Kern in dieser komprimierten Form hält.

 

Durch die dicke Stahltüre gelangen wir zurück in den Büro- und Besucherbereich.

Bei einem weiteren Kaffee besprechen wir „unsere“ Matratze UND die Sitzpolster.
„Wie lange hält denn so eine Matratze?“ will ich zum Schluss noch wissen, und nicht ganz unwichtig, wie lange muss ich dafür sparen?
„Bei täglicher Nutzung liegt die erfahrungsgemäße Lebensdauer bei um die 15 Jahre. Der Preis beginnt für eine Standartmatratze in den Maßen 1,4 m x 2,0 m bei etwa 600,- €.“

Beim Verabschieden zeigt uns Felix noch sein eigenes Projekt: Er baut gerade einen Shelter auf einem ehemaligen Feuerwehrfahrzeug als Reisemobil aus. Er kennt daher die speziellen Anforderungen an Matratzen in Reisefahrzeugen aus eigener Erfahrung.

Damit ist die Entscheidung für uns getroffen. Wir werden unsere Matratze und die Polster bei Felix kaufen. Als Schaum nehmen wir den EvoPore HRC und eine Matratzenstärke von 16 statt 18 cm. Damit wird die neue Matratze etwa 5 kg leichter als die bisherige „Emma“.

Auf der Seite von Optima Schlafsysteme gibt es eine Vielzahl von vorgefertigten und an die Konturen von Campern wie dem „California“ angepasste Matratzen, Unterfederungen wie spezielle Tellerfedern, die im Camper gut einzubauen sind oder auch andere Werkstoffe wie z.B. Naturlatex.

Individuelle Projekte sollten am besten mit einer groben Skizze per Mail angefragt werden, Optima ist auf kundenindividuelle Anfertigung spezialisiert!

Burkhard Koch reiste im Alter von 15 Jahren mit dem Fahrrad und Schlafsack frei durch Deutschland. Die Reiseleidenschaft wurde perfektioniert. Heute reist er ständig mit seiner Frau Sabine und einem Allrad-Lkw. Burkhard Koch schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

This article has 1 comment

  1. Max

    Sehr interessant, vielen Dank für die Infos und Bilder!
    Werde mich für unser neues Fahrzeug auch dort umsehen.

    Bin ich sehr pingelig, wenn mir das Wort „Standard“ als „Standart“ falsch geschrieben weh tut? Auf eurer Seite ist das schon fast Standard 😉 Nix für ungut.

    Liebe Grüße,
    Max

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