
Warmwasserboiler im Expeditionsmobil
Vorwort zum Warmwasserboiler im Expeditionsmobil
Wir leben seit mehr als 20 Jahren permanent im Fahrzeug, Abläufe und Routinen sind eingespielt und funktionieren für uns. Das heißt nicht, dass die hier beschriebene Lösung die optimale aller Lösungen ist, sondern nur für uns optimal passt.
Es gilt wie immer: Dein Leben, deine Reise, deine Lösung.
Die Situation:
Wir benötigen warmes Wasser in unserem Wohnaufbau für drei Anwendungsfälle:
– täglicher Abwasch von Geschirr (geringe Menge)
– Duschen
– Wäsche waschen
Zur Warmwassererzeugung haben wir zwei Möglichkeiten:
– Gasbetriebener Kocher
– Warmwasserboiler betrieben mit Strom (24 V, 400 Watt) und/oder mit der Dieselstandheizung.
Unsere persönliche Situation bzw. Arrangement:
Egal wie groß der Wassertank im Fahrzeug ist, die Wasserbeschaffung ist immer aufwändig und so stellt sich automatisch ein sparsamer und achtungsvoller Umgang mit dem Wasser an Bord ein.
Wir verzichten meistens auf „Spaßduschen“, wo man einfach unter dem warmen Wasserstrahl steht und die Wärme genießt. Für uns sieht duschen so aus: Wasser aufdrehen bis der Körper nass ist, Wasser abdrehen und einseifen und zum Schluss das Shampoo abduschen. Der gemessene Wasserverbrauch liegt bei etwa 6-8 Liter pro Person. Dabei hat das Duschwasser eine Temperatur von 35–36°C.
Mit dem Großfahrzeug (Steyr 12M18 bzw. Benz 1124) stehen wir oft mehrere Tage (manchmal bis zu zwei Wochen) an einem Ort.
Die bisherige Lösung:
Unsere Lösung zur Warmwasserbereitung war (und wird auch zukünftig so bleiben) wetterabhängig.
Im Winter ist es einfach. Die Diesel-Warmwasser-Heizung läuft und erwärmt gleichzeitig das Wasser im Boiler. Somit steht im Winter immer warmes Wasser zur Verfügung, für Aufwasch, Duschen und sogar für längeres „Spaßduschen“.
Im Sommer ist es ebenso einfach. Manchmal ist es sogar schöner, nur mit 30° C warmem Wasser zu duschen. Die langen Tage und der höhere Sonnenstand lassen die Solarmodule soviel Strom erzeugen, dass wir mit der Elektroheizspirale im Boiler eigentlich immer ausreichend warmes Wasser zur Verfügung haben.
Problematisch ist die Frühjahrs- und Herbstzeit. Insbesondere Regenphasen über mehrere Tage oder gar Wochen, in denen wir zwei Laptops fast den ganzen Tag bis in die Nacht hinein nutzen. Der Strom wird dann knapp. Es ist aber nicht so kalt, dass wir die Heizung einschalten müssten. Die Bude wird schon warm vom Kaffeekochen und Brötchen aufbacken am Morgen (Kochen und backen mit Gas).
Und jetzt kommt es auf den Warmwasserboiler an.
Unser erster Boiler (Im Jahr 2001) war ein 15 Ltr. Boiler von Elgena mit Wasserheizspirale und 660 Watt Elektropatrone.
Mit diesem Boiler war ich sehr zufrieden. Alles funktionierte perfekt. Wenn ich in der Übergangszeit die Diesel-Warmwasserheizung (5 KW) einschaltete und den kurzen Kreislauf wählte, der das erwärmte Wasser nur durch den Boiler leitete und nicht durch die Fußbodenheizung oder die Radiatoren, wurde die gesamte Wärme vom Boiler abgenommen. Heißt, die Heizung lief auf maximaler Stufe und regelte nach etwa 15 Minuten auf die nächst kleinere Stufe herunter. Das war der Zeitpunkt, bei dem das Brauchwasser im Boiler etwa 45° C erreichte. Bei 15 Liter Inhalt also etwas mehr Warmwasser als wir zum Duschen brauchten. Perfekt.
Doch nach 7 Jahren zeigten sich poröse Stellen an der Schweißnaht, der Boiler war undicht. Schade.
Wir kauften einen neuen Elgena-Boiler und dieser hatte nach 7 oder 8 Jahren exakt das gleiche Problem: Undichtigkeiten an den Schweißnähten.
Wir ersetzten diesen durch den Nautic Boiler Quick B3 ebenfalls mit 15 Liter Inhalt.
Doch die Wärmeübertragung war sehr enttäuschend. Die Dieselheizung schaltete nach wenigen Minuten in die reduzierte Leistungsstufe und kurz später wegen Überhitzung komplett aus. Ein Erzeugen von Warmwasser war nur bei gleichzeitigem Betrieb der Fußbodenheizung möglich. Zudem dauerte es etwa 45 Minuten , also mehr als dreimal so lange, bis das Boilerwasser eine Temperatur von etwa 40–45° C erreichte.
Welcher Warmwasserboiler in der Pistenkuh 3.0?
Der Nautic Boiler wird es nicht werden, das stand von Beginn an fest.
Der Elgena-Boiler war schon fast bestellt und ich war bereit, diesen alle 7–8 Jahre zu ersetzen.
Doch warum keinen eigenen Boiler bauen lassen?
Die guten Wärmeübertragungseigenschaften des Elgena-Boiler gepaart mit der (vielleicht) besseren Qualität des Nautic Quick B3. Und als Verbesserung noch eine 6 mm Standardhülse, um einen Temperaturfühler einstecken zu können. Derzeit verwenden wir dazu einen Anlegefühler am Ausgangsrohr, was mir aber eigentlich zu ungenau ist.
Zudem könnte man das Volumen etwas verkleinern, 12 Liter Inhalt reichen uns völlig und wir sparen 3 kg am Fahrzeuggesamtgewicht.
Da ich einen guten Draht zu Tigerexped habe, fragte ich dort nach einer Sonderanfertigung für Pistenkuh an oder eventuell eine Pistenkuh-Edition in Kleinserie.
Das Gespräch war konstruktiv, einen Pistenkuh-Boiler zu bauen nicht völlig abwegig, doch der Techniker meinte, der duoBoil könnte meine Vorstellungen schon erfüllen. Lediglich das Volumen liegt bei 9 Liter statt bei meinen geplanten 12 Liter.
Okay, wenn das klappt, wären sogar 6 kg Gewicht gespart. Meine Vorgabe, die der Boiler erfüllen soll, lautet:
20° C warmes Wasser im Boiler sollen mit einer Autoterm 5 KW Dieselheizung so erhitzt werden, dass in dem Moment, wo die Heizung automatisch herunter regelt, die Temperatur im Boiler so hoch ist, dass unter Zumischen von 20° C warmem Wasser insgesamt 15 Liter Warmwasser mit einer Temperatur von 35° C zur Verfügung stehen.
Theoretisch sollte der Boiler die Vorgabe erfüllen.
Aber wie das so ist mit Theorie und Praxis. In der Theorie müssen Werte angenommen werden, die in der Praxis individuell verschieden sind. Rohrführung und Rohrdurchmesser der Dieselwarmwasserheizung haben einen erheblichen Einfluss auf die Durchflussgeschwindigkeit und damit auf die Durchflussmenge und diese ist maßgeblich für den übertragbaren Energiegehalt.
Aus diesem Grund gibt es natürlich keine Garantie, dass das in der Praxis in jedem Fall bei jedem Ausbau unter allen Umständen so funktioniert wie beschrieben, auch wenn man sich ziemlich sicher ist, dass es klappt.
Was ist, wenn es nicht funktioniert, bzw. meine Vorstellungen zu ambitioniert sind?
Dann bleiben drei Optionen:
– Eine längere Aufheizung in der kleineren Heizstufe der Dieselheizung.
– Die elektrische Heizfunktion des DuoBoil zusätzlich nutzen, um so den Energieeintrag pro Zeiteinheit zu steigern.
– Mit dem Duschen schon beginnen, wenn die Boilertemperatur bei 40° C liegt und somit der Temperaturunterschied im Boiler länger gegeben bleibt und die Heizung länger auf Höchstlast läuft.
Fazit Warmwasserboiler im Expeditionsmobil:

Zukünftiger Warmwasserboiler in unserem Expeditionsmobil
Auch wenn Tigerexped keine Garantie geben kann, dass der DuoBoil meine grotesken Vorstellungen vollumfänglich erfüllen wird, bin ich mir sicher, dass ich mich in der Praxis mit dem Boiler gut arrangieren kann.
Also: Der Boiler in der Pistenkuh 3.0 wird der duoBoil mit 9 Liter Inhalt und zusätzlicher elektrischer Heizpatrone (24 Volt, 300 Watt).
Alle technischen Daten und genaue Produktbeschreibung findest du hier: Duoboil
Nachtrag zum Tigerexped Duoboil
Bei Facebook entstand zu diesem Artikel „Warmwasserboiler im Expeditionsmobil“ eine interessante Diskussion, aus der ich hier mal die Antwort von Tigerexped kopiere:
Frage von Soko: Ich hab den Artikel gelesen. Mir ist dabei nur nicht klar, was dich daran glauben lässt, dass der Boiler von TigerExped länger als der Elgena halten wird. Den gibt’s doch noch nicht so lange.
Pistenkuh: Wie lange er halten wird weiß ich natürlich nicht. Es kann sein (reine Spekulation von mir) dass beim Schweißen des Edelstahls, der Boiler bei Elgena nicht mit Formiergas oder Argongas gefüllt wird und dadurch im Bereich der Schweißnahtwurzel eine Oxidation entsteht, die langfristig die porösen Bereiche entstehen lässt. Ich vermute (auch reine Spekulation) das Tigerexped die Mängel am Elgena-Boiler bekannt sind und sie bei ihrem Boiler sich intensiv mit der Vermeidung der Probleme beschäftigt haben.
Tigerexped: Wir haben ja lange Elgena verkauft, also Schrott sind sie nicht. Wenn ein Elgena bei dir zufällig genau den Zweck erfüllt, ist doch alles gut. Aus unserer Sicht gab es jedoch schon immer einige Dinge, die man hätte besser machen können, die es aber (jenseits der Lieferbarkeit) trotz persönlicher Kommunikation in München nie in die Realität geschafft haben. Wir kommen urprünglich vom Wamrduscherkit, daher waren hier auch die größten Bauchschmerzen: Nur in 230V erhältlich, Querschnitt des Wärmetauscher so eng, dass man diverse Restriktionen beim Einbau vorgeben musste, Schlauchanschlüsse sehr oft nicht dicht zu kriegen, Einbaulage fest. Alles Dinge, die man auch anders machen kann. Letztendlich haben wir all das und noch viel mehr direkt in unserer eigenen Serie untergebracht. Kurz in Stichpunkten:
1) Luftwärmetauscher hat 90mm Querschnitt, damit KEINERlei Restriktionen beim Einbau, nicht mal mit 4kW.
2) Alle Spannungen Heizstab in allen Boilern.
3) Temperaturmessung im Boiler, bei Luftboilern inkl. Autoterm-Integration (auch das kommt von/durch uns), für alle anderen bietet das überhaupt erst die Möglichkeit zusammen mit unserem Thermostatmodul eine Beheizung sicher und rechtzeitig abzuschalten (woher weißt du das bei Elgena im Kühlwasserkreis… nie!).
4) Alle Anschlüsse in 1/2″ Standardgewinde, sodass hier jeder in SEINEM System weiterbauen kann.
5) Überdruck und Ablass in einem, sodass kein Y mehr verbaut werden muss.
6) Einbaulage „beliebig“, weil Befestigung drehbar (es soll Leute geben, die runde Boiler in eckigen Gehäusen verkaufen und damit bessere Platzausnutzung suggerieren).
7) Alle Boiler sind komplett mit Roboter geschweißt UND komplett innen wie außen gebeizt (Den sichtbaren Unterschied an der Stelle zwischen Elgena und tigerexped kann ich gerne mal hier als Bild anhängen). Es gibt sicher noch ein paar andere Details, die aber vielleicht wirklich zu speziell sind für hier Aber genau wie Elgena legen wir an der Stelle wert auf Produktion in Westeuropa und haben entsprechend kurze Feedback-Schleifen bei Problemen. Trotzdem noch einmal: Wenn dein Elgena an der Stelle funktioniert, ist doch alles gut.
Hier sieht man mal einen grundsätzlich anderen Ansatz beim Schweißen als bei uns: Das ist Elgena, Deckel tiefgezogen sodass die Löcher einen „Rand“ kriegen, Rohr rein und dann von außen geschweißt. In der Theorie ist der Grad der Oxidation auf der Innenseite dann sehr klein, gebeizt wird dann einfach gar nicht mehr und man kann außen ohne Materialzugabe schweißen.
Und das ist der Rohling von Tigerexped.
Alle technischen Daten und genaue Produktbeschreibung findest du hier: Duoboil
Liebe Sabine, lieber Burkhard
Wir haben in unserem Steyr eine Webasto Standheizung mit Flüssigkeitskreislauf. Ursprünglich war ein Vetus-Boiler verbaut. Der Wärmetauscher war nach 7 Jahren undicht, d.h. das Ausgleichsgefäß ist übergelaufen, da der Wasserdruck höher ist als im Heizkreislauf. Also neuen Vetus verbaut – nach 1,5 das gleiche Problem wieder. Das Wellblech in Namibia war doch zu viel. Deshalb haben wir uns dort jetzt einen 12 Liter Elektroboiler einbauen lassen und die Webasto ist nur mehr für‘s heizen zuständig. Mal sehen, ob das jetzt funktioniert.
Liebe Grüße Claudius
PS: Viel Spaß noch mit eurer Pistenkuh 3.0
Moin Burckhard
Mit viel Interesse lese ich aktuell eure Homepage Stück für Stück in Vorbereitung unseres geplanten Woelcke…
Zum Thema Warmwasser eine Frage: du schreibst von warmen Duschwasser bis 40 -45 Grad. Um Gesundheitsschäden durch Legionellen zu vermeiden, sollte das Duschwasser, besser gesagt das Wasser im Boiler doch mindestens 60 Grad haben. Durch mischen wird es dann auf die persönliche Temperatur runtergekühlt. Verzichtet ihr auf die hohe Temperatur?
Beste Grüsse und vielen Dank für euren vielen interessanten Informationen
Jörg