Dein Reisefahrzeug noch besser fotografieren
Bist du mit dem Wohnmobil, Offroadcamper, Expeditions-Truck oder deinem Auto unterwegs, so möchtest du bestimmt deinen „mobilen Untersatz“ auf deiner Reise in Szene setzen. Ob nun das morgendliche Briefing mit Karte auf der Motorhaube, die Mittagsrast mit dem Hintergrund einer Bergformation oder die Piste in der unendlichen Weite der Wüste, es gibt eine Vielzahl von Motiven, die sich lohnen, gut fotografiert zu werden. Mit deinem Fahrzeug auf dem Bild ergibt das zusätzlich den Beweis, dass du am Fotoshooting-Punkt warst und es sind gleichzeitig sehr schöne Erinnerungsfotos. Berichtest du auf einem der Social Media Kanäle wie Instagram, Facebook usw. von deiner Reise, werden sich deine Follower um so mehr über deine Fotos freuen.
Wie sieht die Praxis aus? Du bist unterwegs, es ergibt sich eine fotografisch interessante Situation oder die Landschaft fesselt dich bei ihrem Anblick. Also schnell anhalten, Handy/Kamera raus, „Knips“, das Bild ist „im Kasten“ und weiter geht’s. Prima, zunächst stellt sich ein gutes Wohlbefinden in deinem Inneren ein. Und später? Ich durfte im letzten Jahr das Buch „Die Welt der Pickup-Camper“ von Roger Nies, erschienen im Pistenkuh-Verlag, als Lektor und Fotograf begleiten. Hierfür wurden dem Autor/Verlag sehr viele Bilder eingesendet. Wir mussten eine Auswahl treffen. Leider sind einige Fotos herausgefallen, die vom grundsätzlichen Motiv oder der Situation klasse in das Buch gepasst hätten. Es waren einige Basics, die letztendlich zum Ausschluss geführt haben. Ist es also dein Wunsch, deine Fotos nicht nur auf dem Speichermedium zu haben, sondern noch während oder nach der Reise in einem Printmedium wie Kalender, Buch, Fotobuch, einem Reisevortrag o.ä. umzusetzen, sollten wir uns ein paar Punkte anschauen, damit dein Foto deines Fahrzeuges noch besser wird und auch die Wirkung erzielt, die du dir bei der Erstellung gewünscht bzw. die du gefühlt hast.
Bei der Fahrzeugfotografie müssen wir zwei Situationen voneinander trennen. Die erste Situation ist das Fahrzeug im Stand, die zweite Situation ist das Fahrzeug in Bewegung, also eher ein Action-Foto. Hier starte ich mit der ersten Situation. In einem zweiten Blog erscheint später das Thema „Fahrzeug in Bewegung“.
Legen wir los? Leider geht es doch nicht so schnell. Wir müssen uns einige Grundlagen anschauen. Der Vollständigkeit halber gehe ich kurz darauf ein.
Die unterschiedliche Wirkung der Brennweite
Die Brennweite in Verbindung mit deiner Kamera hat Auswirkungen auf die dargestellten Dimensionen. Insbesondere bei sehr weitwinkeligen Aufnahmen kann das u.U. störend wirken. Hierfür solltest du dir vorher Gedanken über deine Normalbrennweite machen. Es ist die Brennweite, bei der das abgebildete Motiv deinem Blickwinkel/Auge entspricht. Bei einer Vollformatkamera sind das z.B. 50 mm (passt nicht 100 %, ist aber ein guter Wert zum Merken). Bei einer Kamera mit APS-C oder MFT Sensor sind die Werte geringer. Unterhalb dieses Wertes sprechen wir von einer Weitwinkel-Aufnahme, über dem Wert von einer Tele-Aufnahme. Fotografierst du z.B. mit einer Brennweite von 15 mm auf einer Vollformatkamera, so werden die Motive, die näher an deiner Kamera sind, größer abgebildet, als sie in Wirklichkeit sind.
Bei längerer Brennweite als die Normalbrennweite kommt es zu einer Komprimierung im Bild. Elemente, die in der Landschaft weit voneinander entfernt sind, erscheinen im Foto näher beieinander. Dies ist nützlich, wenn du z.B. mehrere Hügelketten als eine einzige, zusammenhängende Fläche darstellen möchtest.
Diese optischen Effekte können wir gut in die Bildgestaltung einbauen (z. B. Reifen oder Kühlergrill wirken größer), sie müssen aber eben auch beachtet werden und gewollt sein.

Einstellungen an der Kamera
Da das Foto in dieser Situation (Standbild) kein hochdynamischer Vorgang ist, wie ein Vogelflug oder ähnliches, ist die Belichtungszeit nicht ganz so entscheidend für das Foto. Bei schlechten Lichtverhältnissen und großen Brennweiten solltest du natürlich auch auf die Zeit achten. Moderne Kameras und Objektive sind häufig mit Bildstabilisatoren ausgestattet. Eine einfache Faustformel ist:
Max. Belichtungszeit aus der Hand = 1/Brennweite.
Bei 50 mm wären das 1/50 s. Der Aufbau eines Stativs bei Dämmerung oder im Wald kann hierbei sehr gut helfen, wenn die Zeit länger sein muss.
Wir können für die Bildgestaltung gut mit der Blende arbeiten. Ich wähle bei meiner Canon-Kamera meistens den AV-Modus. Es ist die Zeitautomatik. Bei anderen Kameraherstellern wird der Modus anders benannt. Der Effekt ist der gleiche. Die Blende wird frei gewählt, die Belichtungszeit ermittelt die Kamera in Abhängigkeit des ISO-Wertes. Es geht auch der vollmanuelle Modus „M“, aber warum sich den Stress machen? Die meisten Fotos werden wahrscheinlich Fahrzeug in der Umgebung/Landschaft oder im Camp sein, d.h. auch der Rest wie Strand, Berge, Wiese, Wald sind entscheidend und sollten scharf abgebildet werden. Je nach Fokuspunkt bieten sich Blendenzahlen von 7,1 bis 13 an. Möchtest du nur Details deines Offroadcampers scharf abbilden oder ein Bokeh (unscharfer Hintergrund) erzeugen, dann bieten sich Blendenzahlen in Richtung 5,6 und kleiner an.
So, jetzt aber „START“!
Foto oder „Story Telling“?
Die Erfassung der Situation mit deinem Bildaufnahmegerät kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Das Erinnerungsfoto deiner Reise, ein Nachweis des erreichten Zieles oder ein cooles Bild für deinen Reisevortrag bzw. Eintrag in deinem Social Media Kanal. Es gibt sehr viele Motivationen, auf den Auslöser zu drücken. Daraus ergeben sich die verschiedensten Anforderungen an Bildformat, Bildgestaltung usw. Reicht dir das einfache Foto, kein Problem, dann brauchst du nur ein paar der folgenden Punkte zu beachten.
In der Reisefotografie sprechen wir gerne von einem Story Telling. Es ist also nicht nur das Foto, sondern das Bild liefert auch ohne Text und Beschreibung eine Geschichte. Das ist deutlich aufwändiger, wirkt aber auch viel besser. Hier musst du viele Register ziehen, damit das auch rüber kommt. Story Telling geht sehr gut in Verbindung mit Menschen auf dem Bild. Wenn du dein Foto dann noch um weitere Aufnahmen in der gleichen Situation erweitern kannst (siehe Situation Tankstelle bei „Die Umgebung“), bist du schon fast bei der Fotoreportage. In den einzelnen Punkten gehe ich auf ein paar Beispiele dieser Art der Darstellung ein. Und manchmal kann es passieren, das wir eben genau den Basic-Tipp „über den Haufen werfen“ müssen, um aus dem normalen Foto eine Story zu machen.
Das Motiv
Dein und nur dein Fahrzeug ist das Hauptmotiv. Dessen musst du dir die ganze Zeit bei der Fotoerstellung bewusst sein. Suche also eine Location (dazu kommen wir noch später) aus, bei der keine weiteren Fahrzeuge mit auf das Bild kommen, es sei denn, es ist bewusst so gewollt (Reisepartner, Reisegruppe, abendliche Wagenburg im Camp). Andere Fahrzeuge lenken auf jeden Fall von deinem Fahrzeug ab. Sind es andere Reisefahrzeuge, kann das eventuell noch gehen, bei einem Parkplatz mit ordentlich eingeparkten Autos im Hintergrund wirkt das nicht gut. Hast du eine Location, bei der sich andere Fahrzeuge überhaupt nicht vermeiden lassen (z.B. Fahrzeuge stehen auf der Fähre eng zusammen), dann achte darauf, das dein Fahrzeug das markanteste und auffälligste Fahrzeug auf dem Foto ist. Nochmal: Dein Fahrzeug ist das Hauptmotiv !!!
Die passende Location, Standort des Fahrzeuges
Wähle einen Platz aus, bei der dein Fahrzeug zur Geltung kommt. Hierbei achte zunächst auf den Untergrund. Ein voll aufgerüsteter Offroadcamper auf dem geteerten Parkplatz oder der Straße wirkt uncool. Sollte sich das nicht vermeiden lassen, so musst du bei der Perspektive (folgt später nochmal) darauf achten, die Standfläche auszublenden.

Die Umgebung
Schaue dir gut die Umgebung an, die mit auf das Foto kommt. Bunte Mülltonnen, Personen, die nicht dazugehören oder andere unschöne Motive im Vorder-/Hintergrund stören in deinem Bild. Es sind häufig nur Kleinigkeiten, die das Bild unglaubwürdig rüber kommen lassen. Ist es deine Idee, deinen Offroader in der Wildnis zu zeigen, können Schornsteine in der Ferne, Oberlandleitungen, Zäune usw. davon ablenken.
Für ein Foto mit Story kann das anders aussehen. Ein gutes Beispiel ist hierfür die Betankung deines Fahrzeuges an einer Tankstelle. Eigentlich eine Alltagssituation, es kommt aber insbesondere auf den Social Media Kanälen gut an. Hier gehört natürlich ein Teil der Tankstelle wie Tanksäule usw. mit auf das Foto. Der moderne rote Feuerlöscher passt nicht so gut, alte Serviceeinrichtungen wie ein Behälter zum Scheiben waschen o.ä. sind kein Problem. Bist du außerhalb Europas unterwegs, wird häufig ein Betankungsservice angeboten. Sprich den Tankwart an, ob du ihn mit fotografieren darfst. Er wird es sicherlich nicht ablehnen und du hast eine tolle Story. Wenn du jetzt noch die Möglichkeit und Zeit hast, weitere Fotos wie Details der nostalgischen Tanksäule, ein Blick auf den Dieselpreis oder das Kassenhäuschen zu machen, dann bist du bei der Fotoreportage ganz ohne Text.
Positionierung des Fahrzeuges
Dein Motiv sollte nicht wie auf dem Parkplatz an einer Behörde geparkt sein, es sei denn, genau das möchtest du im Foto rüber bringen. In diesem Zusammenhang: Achtung bei Fotos vor behördlichen und militärischen Einrichtungen, das kann zu Ärger führen.
Dein Offroader sollte auch nicht mit der Wasserwaage ausgerichtet sein. Wenn dein Camper schräg steht, um so besser, das wirkt deutlich spannender. Noch mehr Dynamik bringst du in das Bild, wenn die Vorderräder eingedreht sind. Hierbei bitte auf die Fahrtrichtung achten (Räder in Richtung Abgrund wirken unglaubwürdig). Am besten und wenn möglich, die Räder so einschlagen, das dein Offroadcamper virtuell auf dich zufährt.

Licht an
Mein alter HZJ78 hatte Scheinwerfer, die „einen Schein werfen“. Die Kerzenlichter waren am Tag kaum zu erkennen, erst in der Nacht konnte man einen Lichtschein vermuten. Bei modernen Fahrzeugen sieht das schon ganz anders aus. Ob nun Xenon oder LEDs, das Licht nutzen wir und bauen es in die Bildgestaltung mit ein. Standlicht wird wahrscheinlich gar nicht auffallen, das Abblendlicht eignet sich deutlich besser. Viele Offroader sind mit Zusatzscheinwerfer ausgerüstet. Bei dunklen Szenen kann es zu Blendungen/Überbelichtungen führen, bei Sonnenlicht sind erst dadurch die Scheinwerfer zu erkennen. Die Ausleuchtung durch Fernscheinwerfer oder der LED-Bar auf dem Dach kannst du vor der Reise gut testen und musst dann nicht aufgrund des Lichtes erst den richtigen Fotografen-Standpunkt auf der Reise suchen. Also, auch wenn das Fahrzeug steht, Licht an!

Türen schließen
Eine offene Fahrertür erweckt den Eindruck eines schnellen Schnappschusses. Du bist nur eben ausgestiegen, hattest keine Zeit, die Tür zu schließen, es soll zackig weitergehen. Mal unabhängig davon, das die Fotoerstellung unter Zeitdruck eh keinen Spaß macht, die Wirkung deines Bildes ist dahin. Der Basic Tipp wäre also: Türen schließen!
Für eine Story kann sich eine andere Aufgabe ergeben. Es ist früh morgens, das Fahrzeug ist gepackt, das Lagerfeuer gelöscht. Du stehst an der offenen Fahrertür, blickst mit einem Lächeln in die Kamera, hebst die Hand: „We are ready to rock…“ Der Betrachter des Fotos wird erkennen, gleich geht’s los. Und so wird aus dem eigentlichen Basic-Fehler mit der richtigen Einbindung doch ein cooles Foto.
Personen im Fahrzeug
Personen im Fahrzeug wirken auf jeden Fall interessant. Bist du Alleinreisender, kannst du dir mit Stativ und Fernauslöser helfen. Die Person am Steuer schaut freundlich in die Kamera, die Hand am Lenkrad oder den Blick einfach aus dem Fenster gerichtet. Hast du eine weitere Person im Fahrzeug, du bist aber Fahrer und Fotograf, wird es schwieriger. Hierbei entstehen leider häufig Fehler. Eine gelangweilte Person mit dem Handy in der Hand oder gesenktem Kopf auf dem Beifahrersitz passt nicht. Bitte daher deine Beifahrerin, kurz den Platz des Fahrers einzunehmen. Ist das nicht gewollt oder lässt es der Verkehr nicht zu, müssen wir der Person auf dem Beifahrersitz eine Aufgabe zukommen lassen. Ideal ist z.B. der Blick auf eine große aufgefaltete Karte. Du hast dann schon fast die Story, denn es wird im Stehen die weitere Route recherchiert.
Perspektive für das Foto
Ein schöneres Bild ergibt sich, wenn du dein Fahrzeug etwas seitlich fotografierst. 1/3 von vorne und 2/3 von der Seite sind ein guter Blickwinkel. Dadurch erhält dein Fahrzeug und dein Foto eine Dreidimensionalität. Es wirkt nicht flach.
Die meisten Fotos werden in stehender Position erstellt. Da wir Menschen diesen Blickwinkel aus den eigenen Erfahrungen im Alltag sehr gut kennen, kann das Foto langweilig wirken. Aus einer Position wie der Hocke sieht das schon ganz anders aus. Eventuell verwendest du hierbei auch einen unscharfen Vordergrund wie Schotter, Sand oder Steine. Noch besser geht das in einer noch tieferen, liegenden Position. Kameras mit Klappdisplay bieten hier entscheidende Vorteile und du musst für die Position gar nicht komplett auf den Boden. Hierfür kannst du übrigens gut dein Teleobjektiv mit einer Brennweite bis 200 mm einsetzen und den Abstand zum Fahrzeug erhöhen, wenn das Gelände bzw. die Piste es zulassen. Sind Gebäude im Hintergrund, lassen sich diese prima freistellen (unscharf).
Eine sehr schöne Bildgestaltung bietet sich mit einem natürlichen Rahmen sprich Framing an. Gibt es Sträucher, Büsche oder kleine Bäume am Pistenrand, so baue diese mit in dein Bild ein. Hierzu musst du die Piste verlassen, geh in die Hocke und nutze das hohe Gras oder andere, wie oben genannte „Störer“ im Bild als Rahmengestaltung.

Wenn du nur ein Foto von deinem Fahrzeug machen möchtest, kann es formatfüllend das Foto einnehmen. Viel besser wirkt es, wenn du die Landschaft bzw. Umgebung mit einbeziehst. Wende hierfür die Drittelregel an und setze dein Fahrzeug nicht in die Bildmitte. Die Fahrtrichtung deines Fahrzeuges sollte in das Foto gehen, es sollte nicht aus dem Foto herausfahren. Lasse also mehr Platz vor dem Fahrzeug als hinter dem Fahrzeug. Hierbei solltest du im Hinterkopf haben, ob du das Foto für z.B. Instagram im Format 1:1 noch schneiden musst.
Dein Fahrzeug braucht nicht immer komplett auf dem Bild zu sein. Hast du eine wunderschöne Bergformation im Hintergrund und möchtest nur zeigen, das du das Ziel erreicht hast, reichen auch Details von deinem Fahrzeug mit dem Fokus auf die Landschaft. Ein Blick über die Motorhaube oder andere markante Teile wie dein Schnorchel (erhöhte Luftansaugung), dein Logo bzw. Schriftzug am 4×4 Camper usw. lassen sich sehr gut in ein solches Motiv einbauen.

Der richtige Fokuspunkt
Nun ist alles optimal aufgebaut, die Szene steht, wir sind kurz vor der Auslösung der Kamera. Einen letzten Aspekt gibt es noch zu betrachten, nämlich den Fokuspunkt. Dieser ist das Feld, auf der deine Kamera das Bild scharf stellt. Ganz kurz ein paar Worte zur Technik. Weitwinkelige Objektive, also unterhalb deiner Normalbrennweite, haben einen größeren Schärfentiefebereich bzw. Tiefenschärfebereich als Teleobjektive. Je nach verwendeter Brennweite des Objektives und eingestellter Blendenzahl müssen wir beachten, in welcher Tiefe des Bildes die Abbildung scharf erfolgt. Wichtig ist auch, das der Schärfebereich vor deinem Fokuspunkt kleiner ist, als dahinter.
Unsere Kameras haben verschiedenste Möglichkeiten der Einstellungen für den Fokusbereich. Deine Bedienungsanleitung gibt darüber Auskunft. Es gibt große und kleine Fokusfelder, in denen die Kamera einen Mix aus mehreren Fokuspunkten erstellt. Mehr Sicherheit bietet für mich ein einzelner definierter Punkt, den ich im Bild verschieben kann. So kannst ich meine Bildgestaltung selbst beeinflussen und bei Bedarf optimieren.
Dein Pickup-Camper soll möglichst komplett scharf auf das Foto. Mit ausreichend geschlossener Blende setze den Fokuspunkt in das vordere Drittel des Fahrzeuges. Du kannst jetzt das Foto auf der Kamera anschauen und mit der Lupenfunktion die Konturen deines Motivs abgehen. Ist dafür keine Zeit, verwende verschiedene Blendeneinstellungen und ändere die Position des Fokuspunktes. Mit einiger Zeit und Übung wirst du ausreichend Erfahrung gesammelt haben, sodass fast jedes Foto sitzt. Mit dem definierten Fokuspunkt lassen sich die Ergebnisse sehr gut nachvollziehen und zukünftig reproduzieren.

Jetzt kommen noch zwei Tipps, die etwas anspruchsvoller sind und schon ein bisschen fotografische Kenntnisse bzw. Equipment voraussetzen.
Einsatz von Fremdlicht
Die meisten Fotos wirst du sicherlich mit Availabel Light (das natürliche Sonnenlicht) über Tag machen. Dann ist der Einsatz einer zusätzlichen Beleuchtung (ich meine hierbei nicht das Fahrlicht, sondern zusätzliche Lichtquellen) nicht notwendig. Kommen wir aber in Richtung blaue Stunde, in die Abendstunden oder haben wir dunklere Situationen über Tag wie eine Tunneldurchfahrt, eine Strecke im dichten Wald oder das starke Gewitter im Anmarsch, kann der Einsatz von Fremdlicht interessant werden.
Schauen wir uns verschiedene Arten dieser Beleuchtung an. Als Fotograf ist es dir vielleicht gar nicht bewusst, aber du hast in deinem Fahrzeug schon Lichtquellen verbaut. Das kann die Beleuchtung in deiner Wohnkabine, ein Außenlicht oder ein Arbeitsscheinwerfer am Heck deines Fahrzeuges sein. Super, damit können wir arbeiten.

Das Camp ist eingerichtet, das Dachzelt aufgebaut, die Wohnkabine besetzt. Lasse die Verdunklungen noch eben offen und schalte das Innenlicht ein. Der warme Schein bringt gleich Gemütlichkeit ins Bild. Eine Reparatur wirkt im Schein des Arbeitsscheinwerfers am Heck in den Abendstunden deutlich spektakulärer: „Wir haben die ganze Nacht geschraubt…“.
Um entfesselt zu beleuchten, also mit fremden Lichtquellen außerhalb des Fahrzeuges Akzente zu setzen, braucht es nicht die hochwertige fotografische Ausrüstung. Schon mit guten Taschenlampen lassen sich Motive hervorheben. Gerade bei Dunkelheit können das Details am Fahrzeug sein, mit einer starken Taschenlampe der Baum, der neben dem Fahrzeug steht oder angedeutet die steinige Piste, über die du deinen Nachtplatz erreicht hast.
Fremdlicht muss nicht zwingend künstliches Licht sein. Schönes Fremdlicht ergibt sich insbesondere in Wüstengebieten durch den Mond und die Sterne. Die Milchstraße über deinen Pickup-Camper, der Vollmond bei Nacht, der dein Camp erleuchtet, klasse Motive aus tiefer Position fotografiert sind bleibende Erinnerungen.
Die Frontscheibe entspiegeln, den Polfilter einsetzen
Gelegentlich treffe ich Fotografen, die der Meinung sind, Filtersysteme wären „oldschool“. „Ich brauche keine Filter mehr, das mache ich alles in der Fotonachbearbeitung“, kommt dann als Aussage. Ja, mit Software geht schon unglaublich viel, der Polfilter allerdings ist eine Komponente, die sich nur sehr schwierig bis gar nicht nachbilden lässt. Was können wir damit machen?
Der Polfilter, auch CPL-Filter genannt (Circular Polarizing Lens) ist eine drehbare Scheibe, die vorne vor das Objektiv gesetzt wird. Einfache Polfilter werden in das Innengewinde des Objektives geschraubt. Ich setze mittlerweile ein Magnetfiltersystem von Nissi ein. Hierbei wird ein Adapterring vor das Objektiv geschraubt. Die verschiedensten Filter können einfach magnetisch auf diesen Adapter geschnappt werden. Eine hochflexible und praktische Lösung, da so schnelle Filterwechsel möglich sind.
Durch die Drehung des Filters lässt sich der Einfluss selbst einstellen. Nach ein bisschen Übung ist das kein Problem mehr und man spart sich viel Arbeit in der Fotonachbearbeitung. Grundsätzlich verhindert der Polfilter Reflexionen und Spiegelungen auf Oberflächen wie Glas oder Wasser. Dadurch könnte es zu einer Verfälschung der Farben kommen, sie wirken fahler als in Wirklichkeit. Der Polfilter verstärkt also erst einmal die Farben. Insbesondere am Himmel bekommen wir bei Sonnenschein und geringer Wolkenbildung eine deutlich bessere Struktur. Für uns Fahrzeugfotografen können wir den Polfilter noch für einen weiteren Effekt einsetzen. Wie oben schon beschrieben, ist es spannender, wenn Personen im Fahrzeug sitzen. Nun bekommen wir aber Spiegelungen auf der Frontscheibe und die neue Frisur der Fahrerin ist überhaupt nicht mehr zu erkennen. Mit der richtigen Einstellung kann der Polfilter dies verhindern, wir blicken durch die Scheibe hindurch. Frontscheiben an modernen Fahrzeugen sind eventuell beschichtet und meistens auch gewölbt. Hier stößt der Filter dann leider an seine Grenzen. Mit der richtigen Einstellung und etwas Übung lassen sich die Ergebnisse trotzdem deutlich verbessern.
Beim Einsatz von Polfiltern kann das Foto etwas dunkel erscheinen. Wenn du im Dateiformat RAW fotografierst, kannst du die Parameter in der Nachbearbeitung schnell einstellen. Du brauchst nicht die ISO-Zahl an deiner Kamera zu erhöhen.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Fotografieren, klasse Bilder deines Reisefahrzeuges und eine coole Story deiner Tour.
Autor: Holger Beernink, Wildniscamper Reisefotografie
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